Samstag, 11. März 2017

Neuruppin - Eine Stadt in Preußen

Lebendig gebliebene Goethe-Zeit

Neuruppin wird nicht selten "die preußischste aller preußischen Städte" (Wiki) genannt.*) Gemäß Umfragen gilt Neuruppin sogar als eine der beliebtesten Städte Deutschlands, insbesondere unter den Thüringern (s. Yt). Menschen kommen gerne nach Neuruppin, um hier Urlaub zu machen. Und das in allen Jahreszeiten - warum?

Hier kann man Ruhe finden. Vor den Toren der Stadt ein 15 Kilometer langer See. In der Stadt selten ein Haus, der mehr als ein Obergeschoß aufweist. 

Ende November 2016 ist der Bloginhaber nach Neuruppin gezogen. Durch Zufall fand sich eine Wohnung sogar ziemlich im Zentrum der Stadt, und zwar in einem der alten Bürgerhäuser. Und zwar sogar an der zentralste Straße der Stadt. In dieser Straße steht auch das Fontane-Geburtshaus. Bis 1788 hieß sie schlicht "Bauernstrasse", von 1790 bis 1945 hieß sie Friedrich-Wilhelm-Straße. Seit 1945 und bis heute immer noch ist sie - - - Karl-Marx-Straße benannt.**) Aber das ist ein nebensächlicher Umstand.

Abb. 1: Neuruppin - Platz vor der Klosterkirche
(eigene Aufnahme)

Der Blick aus Wohnzimmer und Arbeitszimmer im ersten Stock dieses Bürgerhauses geht hinaus auf einen großen, wohl proportionierten, quadratischen Platz. In nur fünf Gehminuten Entfernung liegt das Ufer des 15 Kilometer langen Ruppiner Sees. - Romantik, wohin man schaut.

Gleich beim ersten Betreten dieser Wohnung fühlt man sich an die Goethe-Zeit erinnert. Beim ersten Betreten der Altstadt fühlt man sich mitten in die Goethe-Zeit zurück versetzt. Und das ist doch ein sehr eigenes und sehr seltenes Lebensgefühl. Alle Raum-Proportionen, alle architektonischen Proportionen "stimmen", sind menschlich. Das empfindet man um so stärker, um so länger man zuvor viele Jahre in einer Großstadt gelebt hat. Kaum ein Haus, das mehr als ein Obergeschoß hat. In welcher Stadt gibt es denn so etwas noch?

Und dies dürfte schon der wesentlichste Umstand sein, der an Neuruppin besonders ist. Solche Häuser allein, so wird einem hier klar, sind, wenn sie in großer Ansammlung auftreten, allein "menschenwürdig".

"Städtebauliche Reformprinzipien"

Aber wie kam dieses einheitliche Stadtbild zustande? Das ist gar zu leicht erklärt: 1787 hat es einen großen Stadtbrand gegeben, bei dem mehr als die Hälfte der Kernbebauung der Stadt ein Opfer der Flammen wurde. Neuruppin wurde danach sehr einheitlich im Geist der damaligen Zeit wieder aufgebaut. Man nennt diese Zeit heute die "frühklassizistische". Während sich also in den Köpfen der Einwohner von Paris und Frankreich die Französische Revolution vorbereitete und während sie dann ihre erste Phase durchlief, plante man in Neuruppin eine neue Stadt und erbaute sie (Wiki):

Es entstand ein rechtwinkliges Netz von Straßen mit durchgängig zweigeschossigen Traufenhäusern. Lange breite Straßen, unterbrochen durch stattliche Plätze, und Häuser im frühklassizistischen Stil prägen seit jener Zeit das Stadtbild. Diese städtebaulichen Reformprinzipien sind gut erkennbar. So entstand mit dem Wiederaufbau eine in dieser Originalität einzigartige klassizistische Stadtanlage. Sie gilt auch als Musterbeispiel frühklassizistischer Städtebaukunst.

Und in diesem Falle ist das sicher ein gut gewählter Begriff: "Städtebaukunst". Wo sonst in der Welt kann man sich - rein städtebaulich - so unmittelbar in die "gute, alte" bürgerliche Goethe-Zeit zurück versetzen wie hier? Eine Zeit, die damals eben nicht "alt" war, sondern hoch modern, sich im gesellschaftlichen Aufbruch stehend empfand, die "Für die Bürger des künftigen Zeitalters" baute - so die Inschrift über dem Portal des Städtischen Gymnasiums, des zentralen Gebäudes der neuen Stadt. Und die in manchen Aspekten noch deutlich moderner war als jede heutige, angeblich so "moderne" Stadt. Was für ein kulturvolles Stadtensemble.

Als durchaus interessanter Umstand ist allerdings auch zu benennen, daß der berühmteste Neuruppiner, Theodor Fontane, die heute als so "bieder" zu empfindende Bauweise seiner Heimatstadt gar als etwas gar zu großzügig empfand (zit. n. 2, S. 26) (s.a. Gutenberg):

... Nach dem großen Feuer (...) wurde die Stadt in einer Art Residenzstil wieder aufgebaut. Lange, breite Straßen durchschneiden sie, nur unterbrochen durch stattliche Plätze, auf deren Areal unsere Vorvordern selbst wieder kleine Städte gebaut haben würden. Für eine reiche Residenz voll hoher Häuser und Paläste, voll Leben und Verkehr mag solche raumverschwendende Anlage die empfehlenswerteste sein, für eine kleine Provinzialstadt aber ist sie bedenklich. Sie gleicht einem auf Auswuchs gemachten großen Staatsrock, in den sich der Betreffende, weil er von Natur klein ist, nie hineinwachsen kann. Dadurch entsteht eine Öde und Leere, die zuletzt den Eindruck der Langenweile macht.

Kein Mensch empfindet das heute mehr, wenn er durch Neuruppin geht. Vielmehr ist es genau diese Großzügigkeit im Baustil, die man genießt. Daß das Stadtbild übrigens so geschlossen erhalten geblieben ist, liegt auch daran, daß Neuruppin am 1. Mai 1945 kampflos übergeben wurde, also militärisch nicht so verteidigt worden ist wie das - beispielsweise - das Schicksal der Stadt Rathenow war und das Schicksal so vieler ostpreußischer, westpreußischer, pommerscher und schlesischer Städte, Dörfer und Gutshöfe.

 
Abb. 2: Eine Büste des preußischen Reitergenerals von Zieten im Museum Neuruppin
(eigene Aufnahme)

Es gibt einen Verein "Stadtbild Deutschland e.V.". Dieser betreibt auch eine Facebook-Seite (Fb). Diesem Verein ist zu sagen: Wer in einer Großstadt wie Köln oder Berlin in Häusern mit drei oder mehr Stockwerken gewohnt hat oder wohnt - und hätten sie eine noch so schöne "alte" Fassade: Das waren zumeist jene Häuser, die in ihrer Entstehungszeit "Mietskasernen" genannt wurden. Und die Menschen hatten sich bei dieser Benennung auch etwas dabei gedacht. Die meisten Menschen, die heute so "glücklich" sind, in einer dieser alten "Mietskasernen" wohnen zu "dürfen", machen sich gar keinen Begriff mehr davon, was für eine Kulturlosigkeit mit einer solchen Bauart verbunden ist, und daß auch sozusagen hinter einer "Vor-Bauhaus"-Fassade sich eben eine "Mietskaserne" verbergen kann. Der Mensch in Kasernen-Haltung. Das macht sich offenbar auch nicht der genannte Verein klar. Auch die von ihm favorisierten alten städtebaulichen Aufnahmen zeigen den Menschen in Kasernen-Haltung.

Abb. 3: Robert Werner Wagner, "Feldweg im Luch", Radierung, 1997
(eigene Aufnahme)

Echt humane Stadtbilder gab es bis 1860, bis zu jener Zeit, in der die Häuser in der Regel nur Erdgeschoß und ein Obergeschoß aufwiesen, also etwa so wie heute noch in Rothenburg ob der Tauber (Mittelalter) oder eben Neuruppin (Goethezeit). Nicht zuletzt ein solcher Umstand wird dazu beigetragen haben, daß sich in Neuruppin so mancher Künstler angesiedelt hat. So zum Beispiel Robert Werner Wagner (geb. 1936 in Leipzig). Seine Grafiken (Radierungen) werden derzeit im Museum ausgestellt (ein Beispiel in Abb. 3). Hier trifft Städtebaukunst nun also auch auf Kunst.


Abb. 4: Adolf von Menzel - General von Zieten, 1850
Ausgestellt auch im Preußen-Museum in Wustrau

 

Ein Reitergeneral unter König Friedrich II. von Preußen

Es gibt natürlich auch noch andere Themen, mit denen man sich konfrontiert sieht, wenn man nach den geschichtlichen Traditionen der Stadt Neuruppin fragt. Der General von Zieten (1699-1786) (Wiki) war eine legendäre, volkstümliche Figur der preußischen Geschichte. Auf ihn trifft man sowohl im Museum Neuruppin (Abb. 2) wie in seinem Heimatdorf Wustrau, zehn Kilometer südlich der Stadt (Abb. 4). Zusammen mit seinem König Friedrich II. von Preußen hat dieser berühmte Husarengeneral viele Schlachten geschlagen, hat den aufgeklärten und freigeistigen Staat Preußen groß gemacht und ist auch mit seinem König zusammen alt geworden. In so manchem Gedicht ist er besungen worden, nicht zuletzt in Gedichten von Theodor Fontanes. Der General von Zieten hat viele Gunstbezeugungen durch seinen König erfahren und die ihm erwiderte Liebe war echt.

Sein Schloß steht noch heute in Wustrau. Dieses ist nicht zu besichtigen, denn darin befindet sich heute die "Deutsche Richter-Akademie". Ebenfalls in Wustrau befindet sich ein - sogenanntes - "Preußen-Museum" (Wiki). Dessen Gründer Erhard Bödecker (1925-2016) (Wiki) - er ist Ende letzten Jahres verstorben - wollte mit dem von ihm geschaffenen Museum sichtlich ein wenig wider den Zeitgeist löcken. Wer durch das von ihm geschaffene Museum streift und die Veröffentlichungen des Gründers liest, mag aber den Eindruck gewinnen: Für und Wider Preußen mag vieles gesagt werden können, viel "Schöngeistiges". Und es ist viel darüber gesagt worden, insbesondere auch von Seiten der geschichtlich Interessierten jener Generation, der Erhard Bödecker angehörte.

Und die Reste von deutschem "Bildungsbürgertum" mögen deshalb natürlich noch heute auch eifrig nach Wustrau pilgern. Aber wer sich Preußen mit allen Fasern seines Wesens verbunden fühlt, kann mit den heute verbreiteten Allgemeinplätzen des "Für und Wider Preußen" wenig anfangen. Er kann auch heute nur von allertiefster Betroffenheit und Trauer erfüllt sein, wenn er sich an das über Jahrhunderte gewachsene große geschichtliche Erbe Preußens erinnert, also sowohl das materielle wie das immaterielle Erbe, und an beider Schicksal im Jahr 1945 - mit den Vorspielen in den Jahren 1917, 1918 und 1933. Tritt er aus dem Museum in Wustrau hinaus und sieht auf eine der starken, lebendigen Eichen, die der General von Zieten, einer seiner Nachfahren oder die dort auf dem schönen Dorf ansässigen Bauern gepflanzt haben mögen, dann sieht er in jeder einzelnen von ihnen Preußen angemessener verkörpert als durch eine solche "museale", am ehesten "Schöngeister" ansprechende Ausstellung.

Und dabei wird einem wieder bewußt: Ohne Poesie besteht nichts auf der Welt, zumindest nichts Großes. So hat Theodor Fontane mit seinem Gedicht auf den General von Zieten, das bezeichnenderweise auch auf dem Wikipedia-Artikel zu ihm angeführt ist, mehr für die Erinnerung an den alten Zieten getan, als das jeder trockene historische Bericht könnte. Und so hat auch ein Maler wie Adolf von Menzel viel für die Erinnerung an ihn getan (Abb. 4). Auch das Phänomen "Preußen" ist - so wird schnell deutlich - durch kalte Ratio am wenigsten zu fassen und zu begreifen.

Und sollte deshalb nicht, wenn an Preußen erinnert wird - etwa - an die durch Preußen repräsentierten "thymotischen Energien" erinnert werden, die einmal der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk als vom modernen Zeitgeist unterbelichtet in den Vordergrund der Betrachtung gestellt hat? Schon indem man nur diese Frage stellt, wird sofort deutlich, wie so groß und ungeschlossen diese Wunde ist, die da - Preußen heißt. ....

Stadt- und Regionalgeschichte im Museum Neuruppin

Wer das Museum Neuruppin besucht, kann aber auch viel über die Vorgeschichte der Region erfahren. So wird ein kleiner bronzezeitlicher Kultwagen ausgestellt, der in der Region gefunden wurde. Solche Kultwagen hatten unter anderem als Grabbeigaben in der Bronzezeit zwischen Dänemark und Österreich eine weite Verbreitung (1) (s.a. Wiki, sowie Natur des Glaubens 2012).


Abb. 5: Bronzezeitlicher Kultwagen, Museum Neuruppin

Die wissenschaftliche Deutung dieser Wagen hat schon zu Lebzeiten von Theodor Fontane begonnen und währt bis heute. Welche Vögel sitzen auf dem Wagen (Schwäne?, Raben?)? Auf vergleichbaren Wagen sind auch Stierhörner angebracht. Vögeln wurde vermutlich eine besondere Nähe zum Göttlichen zugesprochen (Schwänen, auch Raben). Drachentöter Siegfried hört, während er im Drachenblut badet, die Vögel mit menschlichen Stimmen sprechen. Der erste deutsche König Heinrich der Vogler verbrachte viel Zeit - wie sein Name schon sagt - am "Vogelherd". Aber welcher Zweck sich nun genau mit diesen bronzezeitlichen Geräten verband, das ist bis heute nicht klar. Banal möchte man sagen, es handele sich um ein - ein wenig religiös ausgeschmücktes - Gartengerät, mit dem man Furchen ziehen konnte, also so etwas wie ein "Drei-Zink-Grubber" (Wiki) (?). Deutet darauf nicht auch der Schaft, in den offensichtlich ein Holzstiel gesteckt wurde? Oder vielleicht handelte es sich auch um Kinderspielzeug?

Auch Status-Insignien wie bronzezeitliche Beile finden sich. Wir wissen heute, dass die Region bis Mecklenburg und bis hinauf zur Ostsee nicht außerhalb der kulturellen Einflüsse der bronzezeitlichen Mittelmeerkulturen stand, schon gar nicht außerhalb der bronzezeitlichen Stadtkultur Mitteleuropas, die - etwa - die Himmelsscheibe von Nebra hervorgebracht hat und all die vielen "Volkssternwarten", auf die die Archäologen landesweit als "Kreisgrabenanlagen" stoßen.

Auf der Insel Poggenwerder bei Altruppin ebenso wie südlich des Dorfes Altfriesack und östlich des Dorfes Tresckow - alle drei um den Ruppiner See gruppiert - fanden sich slawische Burgwälle des Stammes der "Zamzizi" (Wiki). In der Nähe dieser slawischen Fürstensitze wurden dann deutsche Herrschaftszentren errichtet: in Altruppin und in Altfriesack bei Wustrau. Sie leiteten die Besiedlung des Landes durch deutsche Bauern ein. An diesen Herrschaftszentren konnten dann im Mittelalter prächtige Ritterspiele stattfinden. Im Boden hat sich so mancher Rest einer Ritterrüstung erhalten und ist im Museum ausgestellt.


Abb. 6: Theateraufführung in Gildenhall, 1927, vermutlich ein Stück von August Strindberg
(Museum Neuruppin)

Im Museum Neuruppin findet sich auch manche schöne Erinnerung an die 1921 gegründete Lebensreform-Siedlung Gildenhall (Wiki) auf der anderen Seite des Ruppiner Sees. Diese war anfangs nur über eine Fähre zu erreichen. Dort wurde Theater gespielt, wurden zum Teil Stücke von August Strindberg aufgeführt. Lichtbilder davon haben einen eigenartigen Reiz (Abb. 6). Man hat das Gefühl: Hier wurde wirklich und echt, tief empfundenes Theater gespielt. Es wurde damals dort auch ein fröhliches "futuristisches", "kubistisches" Ballett aufgeführt. Und es wurden ansprechende kunsthandwerkliche Produktionen erstellt. Was für ein ganz anderer Geist als er heute weithin vorherrscht, spricht aus diesen Erinnerungen.


Abb. 7: Garnisonsstadt Neuruppin - Militärparade vor 1914 auf dem Paradeplatz an der Friedrich-Wilhelm-Straße
(heute Bernhard-Brasch-Platz) (Museum Neuruppin)

Garnisonsstadt Neuruppin

Auch zahlreiche Erinnerungen an die Garnisonsstadt Neuruppin finden sich im Museum. Auf dem gleich neben der Stadt gelegenen Flugplatz starteten und landeten bis 1989 fast täglich sowjetische Düsenflugzeuge vom Typ Mig 21 (Wiki). Wenn nur allein schon ihr Motor - und sei es bloß zur Wartung - gestartet wurde, konnte man in der Stadt kaum noch sein eigenes Wort verstehen. Es besteht die Vermutung, dass in den Bunkern dieses Flugplatzes auch Atomwaffen gelagert worden sind. Es bedurfte auch noch nach 1989 riesiger Demonstrationen der anwohnenden Bürger, bis die Herrschenden die Pläne aufgaben, diesen Militärflugplatz weiter zu betreiben. Die drei Kilometer lange Betonpiste - sonderbares Geschehen - wurde noch nach 1990 nach Russland transportiert, dorthin, wohin auch die Neuruppiner sowjetische Düsenjäger-Abteilung hin verlegt worden war. Dort war scheinbar der Beton knapp.

Heute befindet sich zwischen den unheimlichen sowjetischen Militärbunkern, die wie "Dinosaurier" in der Landschaft stehen, und die jeder besichtigen kann, ein friedlicher Segelflugplatz. Mehrere Bunker werden als Schafställe genutzt.

Aber es gab im Vergleich dazu auch eine sozusagen harmlosere Vorgeschichte. Hier in Neuruppin befehligte König Friedrich II. von Preußen als Kronprinz 1832 bis 1840 ein Regiment. Er hatte zuvor in Küstrin in Festungshaft gesessen und hatte zusehen müssen, wie sein Freund von Katte wegen jener Fahnenflucht, die sie gemeinsam begangen hatten, geköpft wurde. Der Kronprinz wohnte auch in den ersten Jahren in einem heute in der Stadt nicht mehr vorhandenen, weil 1787 mit verbrannten Kronprinzlichen Palais, das aber eigentlich auch nur ein Bürgerhaus war. Erhalten blieben aber die schönen, baumbestandenen Wallanlagen rund um die Altstadt. Ihre Bäume wurden - auf Wunsch des Kronprinzen - nicht gefällt und blieben deshalb bis heute erhalten. In ihrem Schatten ging er am Feierabend entlang der ebenfalls erhaltenen Stadtmauer zu seinem von ihm geliebten "Tempelgarten" vor den Mauern der Stadt. Auch dieser ist zum Teil erhalten. Und all das geschah, bevor sein berühmtes Schloss in Rheinsberg fertig gestellt worden war, und bevor er dann nach dort übersiedeln konnte. Dieser am meisten von Schönheitswillen erfüllte aller preußischen und deutschen Könige.

Eine reiche preußische Geschichte und Gegenwart hat die Stadt Neuruppin.***)

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*) Ein entzückendes Städteportrait ist übrigens 1960 in (West-)Berlin über Neuruppin ausgestrahlt worden (6).
**) Da die von Karl Marx so wertvoll analysierte Mehrwertabschöpfung und Ausbeutung durch krasse elitäre landesweite und "globalisierende" Umverteilung heute mehr Aktualität als jemals hat, könnte man sich sogar mit einem solchen Straßennahmen anfreunden - wenn sich denn die heutige Politik die Analyse von Karl Marx wirklich konsequent zu eigen machen würde und daraus die klar zu ziehenden Schlussfolgerungen ziehen würde.
***) Neuruppin bildet sich auch etwas ein auf die hier schon sehr früh produzierten "Neuruppiner Bilderbögen". Es sind das "Bilderbögen" im Stil der "Struwelpeter"-Geschichten. Man muss nicht zu der Meinung gelangen, dass man sie als ein Ausdruck von echter Kultur erachten möchte. So wie aus den Struwelpeter-Geschichten spricht auch aus dem größten Teil dieser "Bilderbögen" ein - sozusagen - "harter" Geist. Durch diese "Bilderbögen" wird eher der Beginn moderner, kulturloser "Massenmedien" charakterisiert, denn die Weiterentwicklung wertvoller Kulturvermittlung für das breite Volk. Ein Thema also eher für Medien-, weniger für Kulturwissenschaftler.
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  1. Blume, Michael: Die Bronzezeit und die Weltreligionen - Perspektiven der interdisziplinären Evolutionsforschung. In: Faszinosum Lausitzer Kultur. Religion, Musik, Medizin. Band 3 der Schriftenreihe Spreewälder Kulturstiftung 2012, S. 29ff (pdf)
  2. Requard, Karl-Heinz: Märkische Heide, märkischer Sand. Wandern mit Theodor Fontane durch die Mark Brandenburg. In: Die Deutsche Volkshochschule (Ratekau), Folge 154, September 2016, S. 24-40
  3. Stadtbrand Neuruppin 1787. Spreevideo, 25.1.2016, https://www.youtube.com/watch?v=OSh6ZeCvAoQ
  4. Stadtbrand Neuruppin und Aufbauplan Neuruppin 1787. Spreevideo, 31.1.2016, https://www.youtube.com/watch?v=55kfscxtX-4
  5. Neuruppin 1960. Spreevideo, 25.03.2017, https://www.youtube.com/watch?time_continue=152&v=w_V0t_UVq3Q
  6. Nur eine Stunde von Berlin - Neuruppin. Berliner Abendschau, 03.02.1960, rbb Retro, https://www.ardmediathek.de/video/rbb-retro-berliner-abendschau/nur-eine-stunde-von-berlin-neuruppin/rbb-fernsehen/

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