Donnerstag, 29. Dezember 2022

Söldnerführer, Diplomat, Scheusal - Ein "Heldenleben" im Dienste der Jesuiten (Teil 4)

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) 
- Vorarbeiten zu seiner Biographie - Teil 4: 1630 bis 1633
Zugleich ein Beitrag zur Geheimgeschichte des Dreißigjährigen Krieges

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) (Wiki) stammte aus einem angesehenen deutschen, protestantischen Adelsgeschlecht in Livland. Sein Leben war ein beständiges Wechseln der Chamäleonsfarbe:

  • 1602 bis 1616 - Auf Seiten Polens - Wüten gegen das protestantische Riga und Kurland
  • 1617 - Vorgetäuschter kurzzeitiger Landesverrat zugunsten von Gustav Adolf
  • 1617 bis 1620 - Auf Seiten Polens - Krieg gegen die mit Protestanten verbündeten Osmanen
  • 1620 bis 1622 - In türkischer Gefangenschaft (in Konstantinopel)
  • 1621 bis 1623 - Freilassung aufgrund protestantischer Fürsprache: Elisabeth Stuart, König Jakob von England, Thomas Roe, Graf Thurn, Bethlen Gabor, Venedig ...
  • 1623 - Als Anwalt Bethlen Gabor's in Konstantinopel, steht in Verbindung mit dessen Agenten Henrik Matthias von Thurn
  • 1623 - In Mähren Söldnerführer auf Seiten der Kaiserlichen - Kampf gegen Bethlen Gabor (bei Tyrnau) - Gefangennahme - Kampf für Bethlen Gabor (bei Preßburg) - In Siebenbürgen bei Bethlen Gabor
  • 1624 - Heiratsvermittlung für Bethlen Gabor über seine Schwester in Berlin und Den Haag - Abreise von Siebenbürgen nach Venedig
  • 1625 - Protestantische Heirat seiner Schwester nach Pommern - Kriegszug gegen die Walachei
  • 1626 - Als Oberst unter Wallenstein beim Kurfürsten in Berlin - nach Abreise gefangen genommen durch Mansfeld, in dänischer Gefangenschaft, weiter gegeben in schwedische Gefangenschaft, auf Schloß Gripsholm - Oktober 1626 Rückkehr in kaiserliche Dienste
  • 1627 - Auf Seiten Wallensteins - Wüten in Schlesien und der Kurmark Brandenburg - Versuch, Schweden mit Drohen und Lockungen zum Bündnis mit Wallenstein zu bewegen
  • 1628 - Wüten in der Prignitz, gegen Stralsund - Flucht nach Hamburg - Wird als Kronzeuge aufgeführt in einer einflußreichen protestantischen Propagandaschrift, schwört "Rache" gegen Wallenstein
  • 1629 bis 1630 - Auf Seiten der Protestanten - Gesandter Gustav Adolfs in Den Haag, Paris, Mantua, Veltlin, Venedig und Siebenbürgen - Wüten gegen Paul Strassburg, den schwedischen Vertrauensmann Bethlen Gabors in Siebenbürgen
  • 1630 bis 1631 - Auf Seiten der Kaiserlichen - Verräter/Lockvogel in Frankfurt/Oder - Wüten gegen Magdeburg - Drohungen gegen Götheburg in Dünkirchen 
  • 1632 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt / In kaiserlicher Gefangenschaft in Ingolstadt 
  • 1633 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt aus der Gefangenschaft heraus - Hinrichtung in Regensburg

1631 wechselte Fahrensbach einmal erneut ins kaiserliche Lager. Dazu haben wir zunächst nur den folgenden Google-Bücher-Ausschnitt (Haas 1951, S. 91) (GB, GB):

... vor. So ging er denn hin zum schwedischen Residenten im Haag und plauderte alles aus. Ludvig Camerarius meldete den Verrat nach Stockholm und riet, Farensbach in eine Falle zu locken. Allein besseres geschah: Einige Tage darauf klopfte der Livländer selbst beim Residenten an und eröffnete ihm, er wolle zu Gustaf Adolf reisen und wäre bereit, die Kurierpost nach Schweden mitzunehmen! Natürlich fiel es Camerarius nicht ein, (mit?) Farensbach selbst in die Fallstricke zu geraten, und Lars Grubbe wie Gustav Adolf rieten zur Vorsicht. Schließlich bewarb sich der Abenteurer im März 1631 um Verwendung in der Armee Tillys, was weder dem hohen Feldherrn noch dem Kaiser recht gefiel. Nach Adlzeiters Bayrischer Chronik soll Farensbach doch schon im April 1631 an der Verteidigung von Frankfurt a. O. teilgenommen haben. Sicher ist, daß er im Januar 1632 mit 6 Kp. in der schwäbischen Armee diente, was so viel bedeutet, daß ihm Wallenstein verziehen hatte. Doch hinderte das den Helden gar nicht, bei Aldringen munter alte Forderungen zu erheben und daneben Soldgelder für 9 Kp. einzukassieren. Immerhin entschied sich nun sein Schicksal sehr bald. Farensbach stund im Feuer bei Nördlingen, und nach seiner Verteidigungsschrift will er hier mit 400 Musketieren lange gegen 2000 Schweden standgehalten haben. ...

Dazu weiter unten noch Ausführungen. Dieser Seitenwechsel auf die katholische Seite hinüber mutet nach dieser Darstellung mehr als "spontan" an. Camerarius, Lars Grubbe und Gustav Adolf raten zur "Vorsicht" gegenüber Fahrensbach. Und schon wechselt er ins andere Lager. Ob er nicht zuvor doch noch Versprechungen und Hoffnungen gemacht, daß er auf der katholischen Seite als Regimentsführer den Schweden viel mehr nützen könnte als wenn er offen auf schwedischer Seite mitarbeiten oder kämpfen würde? Dies erscheint uns angesichts der weiteren Ereignisse mehr als naheliegend.

März 1631 - Zurück ins katholische Lager

Als Vorwand für den Übertritt von Fahrensbach zurück ins kaiserliche Lager wird genannt (Serpahim, S. 148):

Die Veranlassung zum Übertritt soll die gewesen sein, daß er eine große Geldsumme, die der König ihm anvertraut, im Spiel verlor.

Nun gut, Vorwände lassen sich schaffen und können "vorgegeben" werden. Sie sind sogar notwendig. Wahr muß nichts an ihnen sein. Oder ihnen braucht nicht von allen Beteiligten der volle Ernst zugemessen werden. Fahrensbach bewarb sich jedenfalls bei Tilly (Klopp 1861, S. 165):

... In Folge dessen entlief Fahrensbach wieder zu dem Schweden, und diente als Gesandter desselben bei Bethlen Gabor. Im März 1631 wollte man in Wien wissen, daß Fahrensbach 15000 Mann für den Schweden werbe. Allein Fahrensbach hatte andere Dinge vor. Er meldete sich bei dem Kriegsrate Questenberg zum Eintritt in den kaiserlichen Dienst. Er behauptete, daß er von Wallenstein unschuldig verfolgt, nur darum zu dem Schweden gegangen sei, daß er dessen Correspondenz und gefährliche Anschläge genau kenne. Er bat um Wiederaussöhnung. Mit solchen Reden erschien er auch vor Tilly, dem der Kaiser die Entscheidung überließ. Fahrensbach erzählte dem General, daß er bei den Schweden der katholischen Religion wegen verfolgt worden sei. Tilly nahm ihn an.

Um irgendeinen Vorwand für seine viele Übertritte von einer Seite zur anderen scheint Fahrensbach nie verlegen gewesen zu sein.

3. April 1631 - Frankfurt an der Oder

Der Krieg ging weiter. Gustav Adolf II. von Schweden trat seinen großen Siegeszug nach Deutschland an. Er kannte Fahrensbach. Er wußte, daß Fahrensbach ein Regiment auf der Gegenseite führte. Und wir sehen, daß Fahrensbach in Frankfurt an der Oder, das ab 3. April 1631 von den Schweden belagert wurde, den Befehl führte an jenem Gubener Tor, über das die Schweden in die Stadt eingedrungen sind (Klopp 1861, S. 164f):

Die Besatzung (...) hatte guten Mut, den auch das nachdrückliche Feuer der Schweden noch nicht schwächte. Am Nachmittge rüstete sie sich zu einem starken Ausfalle, nicht ahnend, wie nahe das Verderben. Denn zur selben Zeit erstieg eine kleine Schar schwedischer Musketiere unter Rauch und Dampf an einer Sturmleiter den Wall. Es geschah, wie es nachher bei den Schweden hieß, ohne Befehl; denn der König habe den Sturm noch nicht wagen wollen. Auf kaiserlicher Seite dagegen war der Verdacht des Verrates gegen den Obersten Fahrensbach, den wir bereits in so mancher chamäleonsartigen Wandlung kennen. (...) Fahrensbach wurde nach dem Falle von Frankfurt im Heere mit Mißtrauen betrachtet. Aber es fehlte an jeglichem Beweise und Fahrensbach diente fort.
Ebenso an anderer Stelle (1860, S. 919) (GB):

Frankfurt fiel rasch und unerwartete am 3/13. April nicht ohne Verdacht des Verrates durch den Obersten Fahrensbach, der vielfach im bunten Wechsel der Farben schillernd früher unter dem Schweden gedient.

Fahrensbach mußte "Beweise" liefern, daß er weiter für Gustav Adolf arbeitete. Sein Verhalten in Frankfurt an der Oder war ein solcher "Beweis". 

Abb.1 : Frankfurt an der Oder im Jahr 1636 - 1: Lebuser Tor, 2: Gubener Tor

Aber es könnte auch darum gehen, folgende Frage zu stellen: War Gustav Adolf II. mit der Erwartung nach Frankfurt/Oder gelockt worden, daß diese Stadt - unter Mitwirkung seines vormaligen Diplomaten Fahrensbach, der ihm schon 1617 bei der Einnahme Dünamündes geholfen hatte und ihm dann so manchen wertvollen Dienst als Diplomat geleistet hatte,  - leicht einzunehmen sei -  -  - damit er das gleichzeitige, viel bedeutendere durch die Kaiserlichen belagerte Magdeburgs nicht entsetzen könnte? Genau dies war ja das so auffällige Geschehen dieser Monate.

20. Mai 1631 - Magdeburg

In Frankfurt an der Oder, wo sehr viele kaiserliche Soldaten unter den Augen des Schwedenkönigs gemordet worden sind, wo andere noch hatten fliehen können, scheint Fahrensbach nicht in Gefangenschaft geraten zu sein. Aber später. Denn ausgerechnet der Administrator von Magdeburg, Christian Wilhelm von Brandenburg (1587-1665) (Wiki) nahm ihn gefangen, lesen wir doch von ... (1912, S. 76)(GB):

... Tillys Generaladjutant Fahrensbach, der von Christian Wilhelm am 29. April 1631 gefangen genommen, dann aber vermutlich wieder ausgewechselt worden war.

Dieser Administrator von Magdeburg Christian Wilhelm ist nach der Einnahme von Magdeburg katholisch geworden. Deshalb wollte keiner seiner Verwandten mehr etwas von ihm wissen. Fahrensbach und dieser Administrator sollten sich ausgerechnet während der Einnahme der Stadt Magdeburg wieder begegnen. Ein auffälliger "Zufall". Denn dieser Administrator ging, nachdem er Fahrensbach gefangen hatte - als Abgesandter des Schwedenkönigs - in das belagerte Magdeburg. Sein Gefangener wurde ausgelöst und kam unter die Belagerungstruppen von Magdeburg. Im Ringen um Magdeburg trafen die beiden sich also schon nach ein bis drei Wochen auf unterschiedlichen Seiten wieder. Dort kamen diese beiden rechtzeitig an, der Schwedenkönig jedoch zu spät, um den Massenmord an der Einwohnerschaft Magdeburgs am 20. Mai 1631 durch die katholischen Truppen unter den Jubelrufen des Papstes noch verhindern zu können. 

Fahrensbach darf jedenfalls vor Magdeburg nicht fehlen. Er wird benannt als (1894, S. 106) (GB) ...

... ein Ingenieur-Offizier, der bei der Belagerung Magdeburgs mehrfach erwähnt wird.

Und nach einem anderen Bericht, verfaßt 70 Jahre nach der Belagerung, also im Jahr 1702 heißt es (Johann Vulpius, 1702, S. 246f) (GB):

Mit miniren kunten die Kayserlichen wegen Felsens und Wassers nicht zu rechte kommen / indem zu dieser Zeit eine Mine zu rücke schlug / welche viel gekostet / und nur ihrer eigenen Leute viel geschädiget hat. Zu Anfange des Mayens aber kam der Obriste Farensbach im Lager an / durch dessen Anordnung etliche Minen besser geriethen / damit er grosse Gnade verdienet / also / daß ihm auch zwey Regiment Volck zu werben Patenta ertheilet worden sind.

Wunder über Wunder. Der Zeitgenosse Zacharia Bandhauer erwähnt ihn in seinem "Diarium" ebenfalls (S. 268) (GB):

Auff der ander Seitten über die Elbe hatt Herr Graff Wolff von Mansfeld auch angefangen, den Magdeburgern das Auslauffen zu verbietten und ihnen auch drey Shantzen hinweg genommen, worbey sich fornemlich auch wolgebrauchen lassen der Farensbach ...

Der eben genannte Administrator von Magdeburg (Wiki), der während der Einnahme der Stadt in Gefangenschaft geriet und sich in derselben zur katholischen Religion bekehrte, gibt zwei Jahre später in einem Gespräch vor, er habe Magdeburg den Kaiserlichen friedlich und ohne Sturm übergeben wollen (!!!), hätte deshalb mit einem Tilly'schen Trompeter gerade zur Übergabe kommen wollen, sei aber dann von den kaiserlichen Truppen übel zugerichtet worden. Und  in diesem Zusammenhang fällt erneut der Name Fahrensbach. Der katholisch gewordene Administrator hebt aber 1634 (als Fahrensbach längst hingerichtet war) hervor, daß Fahrensbach selbst ihn nicht angeriffen habe (Dittmar 1894, S. 106) (GB):

Er, der Adininistrator, wäre nicht vom Farensbach, sondern von gemeinen Soldaten übern Kopf mit einer Partisane gehauen, hätte zween Stich in die Brust bekommen, einen Schuß durchn Schenkel (welcher ihn sehr incommodiret) und einen starken Streich übern Arm, das wäre sein Profit davon, daß er dazumal vor die vermeinte rechte Religion sein Gut und Blut aufgesetzt und nunmehr von allen seinen Freunden und nächsten Anverwandten verlassen wäre.

Der Administrator hat also unter dem Deckmantel evangelisch zu sein, innerhalb der Stadt Magdeburg für katholische Interessen gearbeitet wie er ja klar sagt, wobei viel Reue und Enttäuschung und Zynismus mitzuspielen scheinen:

"... daß er dazumal vor die vermeinte rechte Religion sein Gut und Blut aufgesetzt".

Damit ist die katholische Religion gemeint, nicht die evangelische, denn um dieser ist er ja, wie er weiter sagt,

"von allen seinen Freunden und nächsten Anverwandten verlassen"

worden. Und die Formulierung "nicht vom Farensbach" kann an dieser Stelle nur heißen: Es hätte aber Fahrensbach sein könnten. Er scheint also doch dabei oder in der Nähe gewesen zu sein. Er hätte sich auch sehr über das Verhalten des Fahrensbach gewundert, so der Tenor, wenn auch dieser sich an der üblen Zurichtung beteiligt hätte, nachdem sie doch - womöglich - in so herzlichem Einvernehmen geschieden waren, kurz zuvor, bei dem Gefangenenaustausch.

Fahrensbach jedenfalls ist - einmal erneut und auffallenderweise - an einer zentralen Stelle im Geschehen dabei. Hatte er den Auftrag gehabt, eine friedliche Einnahme der Stadt zu verhindern? Genau das nämlich wird hier von dem katholisch gewordenen Administrator unterstellt, der doch - dem Tenor nach - schon zuvor in geheimem Einvernehmen mit den Belagerungstruppen gestanden hatte, und der die Stadt tatsächlich friedlich übergeben wollte und auch hätte, was aber doch offenbar nicht im Sinne der Belagerer gewesen ist, da man später nie ein Bedauern von ihrer Seite darüber gehört hat, daß ein solches friedliche Einnahme zustande gekommen ist, ganz im Gegenteil. Der Administrator Christian Friedrich also drei Jahre später (Dittmar 1894, S. 106) (GB) ...

... klaget, daß ihm in Magdeburg Gewalt und Unrecht geschehen sei, denn als er wollen eben an dem Tage den Kaiserlichen die Stadt aufgeben und einen Trompeter deswegen vom Tilly bei sich gehabt, wäre der Sturm angegangen und die ganze Stadt gewonnen worden, da es doch Ihrer Kaiserlichen Majestät nicht zu Nutzen gereicht, denn man Geld und Proviant genugsam, auf eine lange Zeit vor die kaiserliche Armee würde gehabt haben, wenn man es nicht also verderben und durchs Feuer vernichten lassen. (Der Stadtkommandant) Falkenberg hätte zwar keine Lust zu accodiren gehabt, aber ihm, dem Markgrafen, wäre es übergeben gewesen, der hätte eben auf dem Rathause den Schluß genommen.

Der genannte Dietrich von Falkenberg (Wiki) war der im Feuereifer in schwedischen Diensten stehende Militärkommandant Magdeburgs, der im Kampf während der Einnahme der Stadt dann auch tödlich von einer Kugel getroffen worden ist. Den hier vorgeschlagenen Hinweisen und Interpretationen zu den Vorgängen bei der Eroberung von Magdeburg müßte man natürlich noch umfangreicher nachgehen, um sie abzusichern.

September 1631 - Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld

Am 7. September 1631 findet dann die Schlacht bei Breitenfeld (Wiki) statt. Mit ihr sind die Pläne der Jesuiten vollständig über den Haufen geworfen. Dieser Sieg bringt sie dazu, sich völlig neu "aufstellen" zu müssen. Es folgen sechs Monate Siegeszug von König Gustaf Adolf II. von Schweden durch Deutschland. 

Hinweise darauf, wo sich Fahrensbach zwischen Mai und November 1631 aufgehalten hat, ob er an dem Vernichtungszug von Johann Altringer nach Mantua teilgenommen hat oder unter Tilly in der Schlacht von Breitenfeld kämpfte, finden wir zunächst nicht.

November 1631 - Rothenburg ob der Tauber

Mitte Oktober 1631 besetzte Gustav Adolf Würzburg, während sich Tilly bemühte, bei Rothenburg ob der Tauber (Wiki) eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Am 8. Oktober ergab sich die Besatzung der Stadt Rothenburg aber kampflos den Schweden. Am 29. Oktober belagerte das kaiserliche Hauptheer unter Tilly das nun von den Schweden verteidigte Rothenburg. Am 30. Oktober durften die Schweden abziehen. In den Folgemonaten ist die Stadt bis zum 13. Januar 1632 von mehreren kaiserlichen Regimentern besetzt, die bemüht sind, die Befestigungen der Stadt zu verbessern, befehligt vom Stadtkommandanten, dem Obersten Fahrensbach. Der Bericht darüber enthält nichts weiter wesentliches, außer daß er ein wenig illustriert, womit die Menschen damals so beschäftigt waren.*)

Dezember 1631 - Fahrensbach droht von Dünkirchen aus

Das "dütsch"-sprachige Dünkirchen (Wiki) ist heute eine französische Hafenstadt. Im 17. Jahrhundert gehörte Dünkirchen bis 1646 - zusammen mit  Flandern, Burgund und den Spanischen Niederlanden - zum Haus Habsburg. Dann wurde die Stadt von den Niederlanden erobert, kam 1658 an England und ist seit 1662 bei Frankreich verblieben. 

Gustav Adolf von Schweden stand im Dezember 1631 bei Mainz und spürte den Widerwillen Frankreichs, seine Truppen so nah an seinen Grenzen zu wissen. Der König schrieb bezüglich seiner dahingehenden Erfahrungen an den Reichsrat und knüpfte daran Überlegungen, ob man sich nicht gegen Frankreich mit den Spaniern verbünden solle. Diese verwirft er aber gleich wieder, da die Spanier auch dann die Länder des Pfalzgrafen nicht zurück geben würden und deshalb kein sicherer Friede mit ihnen abgeschlossen werden könnte. Er schließt seine Überlegungen ab mit dem Satz (zit. n. Carl Du Jarrys von la Roche: Der Dreißigjährige Krieg. Vom militärischen Standpunkte aus ..., Band 1, S. 131) (GB):

"In allen Fällen muß durch Gothenburgs Befestigung unsere westliche Seite gesichert werden." Der König fügte bei, daß der König von Dänemark öffentlich von den spanischen Anschlägen gesprochen, und daß Fahrensbach nach Dünkirchen gekommen und sich erboten, wenn er Schiffe bekäme, Gothenburg zu nehmen. Der Rat schickte eine Kriegsschar dahin.

Gothenburg liegt auf der kürzesten Strecke von der Nordspitze Dänemarks über den Kattegat hinüber nach Schweden.  

An anderer Stelle hören wir darüber (Erik Gustaf Geijer, ‎Fredrik Ferdinand Carlson: Geschichte Schwedens, Band 3, 1836, S. 204) (GB):

Der König fügt bei, daß der König von Dänemark öffentlich von den spanischen Anschlägen gesprochen, und daß Farensbach nach Dünkirchen gekommen und sich erboten, wenn er Schiffe bekäme, Gothenburg zu nehmen.

Der schwedische Resident in Dänemark, Fegraei schrieb am 5. Januar 1632 an den Rat (enthalten in einer Besprechung von Seraphims/Fahrensbach-Aufsatz von 1893. In: Historisk Tidskrift, 1894) (GB):

"Indem ich Göteborg erwähne, Euer Exzellenz ....Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß mir Herr Arnisæo mit eigenen Worten des Königs, der gute Zeitungen darüber hat, erzählt hat, wie Farensbach nun ...
»Medan jag mentionerar om Göteborg, vill Edra Excellenser .... jag tjänsteligen icke oförmält låta, att mig är af d : r Arnisæo efter konungens egne ord berättadt, som hafver gode aviser därom, huruledes Farensbach nu ...

Henning Arnisaeus (1575-1636) (Wiki) war Leibarzt des Königs von Dänemark. Erwähnt ist offenbar außerdem der niederländische Diplomat Baron François van Aerssen (1572-1641 in Den Haag) (Wiki). Andernorts lesen wir (Historisk bibliografi för Sverige, Bd 14, 1894, S. 6):

Gabriel Gustafsson bemerkt in einem Brief an den Bruder über seinen Bericht: [Farensbach] "bringt ... nun eine Gruppe mit ... Mir wurde von d : r Arnisæo nach eigenen Worten des Königs gesagt, die gute Zeitungen darüber haben, wie geht es Farensbach jetzt ... 
Gabriel Gustafsson anmärker i bref till brodern om hans redogörelse : [ Farensbach ] "bringar ... väl en hop med ... mig är af d : r Arnisæo efter konungens egne ord berättadt, som hafver gode aviser därom , huruledes Farensbach nu ...

Besonders geheimgehalten hat Fahrensbach seine Pläne offenbar nicht. Insofern wäre die Frage zu stellen, welcher Zweck mit ihnen verbunden war.

Februar 1632 - Nördlingen - Verratsvorbereitungen?

Wir finden auf Wikipedia die Angaben (Wiki):

Nördlingen, etwa 30 Kilometer nördlich der Donau an der Grenze zu Württemberg gelegen, war als Reichsstadt trotz des evangelischen Bekenntnisses immer bestrebt, dem katholischen Kaiser (Ferdinand II.) treu zu bleiben. Als sich dann aber Ende März 1632 das so erfolgreiche protestantische Heer des schwedischen Königs Gustav Adolf näherte, stellte sich die Stadt unter den Schutz des schwedischen Königs. Der Seitenwechsel war angesichts der protestantischen Übermacht nicht nur die einzig vernünftige Alternative, sondern wurde auch von großen Teilen der Bürgerschaft und des Magistrats der Stadt begrüßt. Davon zeugte der Aufwand und die freudige Stimmung, die beim Einzug des Schwedenkönigs in Nördlingen im Herbst 1632 an den Tag gelegt wurden.

Zunächst war Nördlingen um die Jahreswende 1631/32 im Auftrag von Tilly durch Fahrensbach besetzt worden. Fahrensbach beschuldigte die Nördlinger gegenüber Tilly einer schlechten Gesinnung gegen den Kaiser. Das war sicherlich auch ein Weg, um das ins Wanken geratene Vertrauen seiner katholischen Kameraden in seine kaiserlich-katholische Gesinnung weiter zu festigen.

Tilly befragte zwei Mitglieder des Deutsch-Ordens in Nördlingen, die etwas völlig Gegenteiliges aussagten. Der Historiker Onno Klopp stellte sich die Frage, warum Fahrensbach diese Anschuldigung erhoben hatte. Er vermutet, um abermalig einen Verrat vorzubereiten und die Schuld dazu dann auf andere schieben zu können (Klopp, Onno: Tilly, Bd. 2, 1861, S. 407f) (GB). Am 5., bzw. 15. Februar 1632 schrieb Fahrensbach von Nördlingen aus an Wallenstein (1912, S. 182) (GB). Wie die oben schon zitierte Aussage:

... Farensbach stund im Feuer bei Nördlingen, und nach seiner Verteidigungsschrift will er hier mit 400 Musketieren lange gegen 2000 Schweden standgehalten haben. ...

noch weiter einzuordnen wäre, wäre an dieser Stelle künftig noch weiter zu prüfen.

April 1632 - Ingolstadt

Wir lesen (Wiki):

Ingolstadt wurde so zur ersten deutschen Stadt, die einen Einfall dieses Heeres verhindern konnte.

Unsere Fragestellung lautete im folgenden: Warum mußten die Schweden mit der Verlockung auf Fahrenbachs Verrat aus Ingolstadt heraus zwei mal, 1632 und 1633 mit stärkeren Kräften nach Ingolstadt gelockt werden? Mußten sie dabei von wichtigeren militärischen Zielen abgelenkt werden? Und war es dies wert, daß Fahrensbach dafür zwei mal so sehr sein Leben in Gefahr brachte?

Die damalige militärische Bedeutung der Stadt Ingolstadt wird im Wikipedia-Artikel "Kämpfe um Regensburg 1632-1634)" (Wiki) sehr schnell deutlich. Regensburg war sozusagen die letzte Sperrfestung des mit Bayern verbündeten Hauses Habsburg gegenüber den Schweden und gegenüber ihrem geplanten Einfall in die habsburgischen Kernlande (Wiki):

Nach einem erneuten Sieg im Folgejahr 1632 in der Schlacht bei Rain am Lech war das schwedische Heer unter Gustav Adolf donauabwärts zunächst bis Ingolstadt, dann aber nicht wie erwartet weiter donauabwärts nach Regensburg gezogen. Stattdessen drang er südlich der Donau über Landshut, das nach einer Lösegeldzahlung unbehelligt blieb, bis München vor, das im Mai 1632 kampflos gegen eine hohe Lösegeldzahlung besetzt wurde. Von München aus mußte das schwedische Heer zur von Wallenstein bedrohten Nachschubbasis Nürnberg zurückkehren, um dort Wallenstein in seinem Lager die Stirn zu bieten. 
Während durch den Feldzug der Schweden große Teile des ländlichen westlichen und südlichen Bayerns schwer verwüstet wurden, blieben Regensburg und die Donauregion nördlich und östlich von Ingolstadt verschont. Grund dafür war die vor Beginn des Krieges ausgebaute Landesfestung Ingolstadt, die vom schwedischen Heer im Frühjahr 1632 nicht eingenommen werden konnte. Sie blockierte die Donau-Nachschublinie für die Schweden, so daß das ursprüngliche Ziel des Feldzugs von Gustav Adolf, donauabwärts über die Reichsstadt Regensburg Wien zu erreichen, nicht zu verwirklichen war. Militärstrategisch aber war klar, daß die Schweden - unterstützt von ihren kursächsischen Verbündeten - Regensburg auch von Norden her, von Böhmen über die Oberpfalz erreichen könnten. Für die Schweden blieb die protestantische Reichsstadt Regensburg, die mit der Steinernen Brücke sogar einen festen Donauübergang zu bieten hatte, ein militärisch und logistisch attraktiver Ausgangspunkt für einen geplanten Angriff auf die Habsburgischen Erblande.

Die erste Belagerung von Ingolstadt durch die Schweden unter Gustav Adolf II. währte vom 29. April bis 3. Mai 1632 (Wiki). Sie blieb erfolglos. Der Tilly-Biograph Onno Klopp schilderte 1861 sehr genau die Vorgänge, die zum Verdacht gegenüber Fahrensbach führten (Klopp, Onno: Tilly, Bd. 2, 1861, S. 431f) (GB).

Abb. 2: Die Belagerung Ingolstadts durch die Schweden unter König Gustav II. Adolf mit Kanonaden über die Donau hinweg im April/Mai 1632, Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650) - Im Vordergrund das Lager der Schweden südlich der Donau

Peter Jaeckel führte nach einem Zeitungsbericht des Jahres 1973 in einem Vortrag darüber aus (Donaukurier 1973):

Der Aufenthalt der Schweden vor Ingolstadt, erläuterte er dann, zielte darauf, Kurfürst Maximilian mit seinen bayerischen Truppen von seinem Land südlich der Donau zu isolieren. Dafür wollte Gustav Adolf die drei Donauübergänge Donauwörth, Ingolstadt und Regensburg in seine Hand bekommen. In Donauwörth gelang dieser Plan, denn Tilly, der die Schweden am Lech abwehren und Donauwörth decken wollte, wurde bei Breitenfeld geschlagen und so schwer verwundet, daß er wenige Tage später in Ingolstadt starb.  Ingolstadt wollten die Schweden ebenfalls möglichst schnell in ihre Hand bekommen, um anschließend den Donauübergang in Regensburg sichern zu können. Sie stürmten daher bereits am ersten Tag, allerdings ohne Erfolg. Diese Eile dürfte nach Ansicht von Dr. Jaeckel der Grund für das Scheitern des gesamten strategischen Plans gewesen sein. Das Gelände sei wahrscheinlich noch nicht genug erkundet gewesen, und für die nächsten beiden Stürme hätten sich die Ingolstädter und die bayerischen Truppen, die in der Gegend des heutigen Nordbahnhofs lagen, entsprechend vorbereitet.

Und weiter:

Der durch das Standhalten des Brückenkopfs erzwungene Aufenthalt der Schweden gab den Bayern die Gelegenheit, das Blatt in Regensburg zu wenden. Obwohl die Freie Reichsstadt evangelisch war und sicher mit Gustav Adolf sympathisierte, konnte sie Maximilian so einschüchtern, daß sie eine bayerische Besatzung in ihre Mauern aufnahm. Damit war Gustav Adolfs strategischer Plan gescheitert, und nichts mehr konnte ihn an Ingolstadt fesseln, da er nicht an der Stadt an sich interessiert war, sondern an den drei Donauübergängen gemeinsam. Sein folgender Zug nach Landshut und München, wo er die Städte jeweils mit Kontributionen belegte, war demnach lediglich noch eine Machtdemonstration. Dasselbe Jahr 1632 brachte dann auch die Wende im Krieg und den Tod des Schwedenkönigs. 

Fahrensbach wurde unter Anklage gestellt und ins Gefängnis gesteckt. Wirklich handfeste Beweise hatte man nicht. Aber er konnte das Gegenteil ebenso wenig beweisen. Ingolstadt blieb weiterhin eine Schlüsselfestung, zu dessen Belagerung das schwedische Heer zu locken auch künftig noch sinnvoll bleiben konnte. Warum also das Verfahren gegen ihn nicht einfach in die Länge ziehen, Fahrensbach in Ingolstadt in Haft behalten und ihn - aus der Haft heraus - Lockbotschaften an die Schweden schreiben lassen? Die Haft selbst war ja schon die beste Tarnung für ihn gegenüber den Schweden.

Es war durchaus im Sinne der katholischen Kriegsführung, Gustaf Adolf mit etwaigen Versprechungen Fahrensbachs auf leichte Einnahme der Stadt zur Belagerung von Ingolstadt zu verleiten, bzw. zu "verlocken" und ihn nach Westen zu locken, statt gleich zur Kernregion um Regensburg durchzubrechen. Dadurch wurde Zeit gewonnen, um Regensburg zu sichern.

Mai 1632 - In Gefangenschaft in Ingolstadt

Die Gefängnishaft von Fahrensbach in Ingolstadt war dann nicht besonders schwer wie es scheint. Fahrensbachs Frau Agnes war ebenfalls in Ingolstadt und konnte ihn mit anderen seiner Mitarbeiter und seinem Gesinde im Gefängnis besuchen und versorgen. Er hielt dort also quasi "Hof". Deshalb hat auch der Kommandant von Ingolstadt weiter in Sorgen vor dem Treiben des Fahrensbach gelebt. Agnes von Fahrensbach sandte gleich schon im Mai ein Gnadengesuch an den Kaiser und an Wallenstein (Hallwich 1910, S. 252):

Am selben Tage schreibt Fahrensbachs Gattin Agnes, geb. Gräfin Eberstein, aus Ingolstadt an Wallenstein und dankt für ein Schreiben desselben vom 16. Mai, des Inhalts, er habe ihres Gatten Sache "an Herrn Grauen von Altringe ... zu schleinigster expedition der ..."

Sehr auffällig, daß man sich mit diesem Gnadengesuch, das ja dann tatsächlich erst 1633 ankommen sollte, so lange Zeit gelassen hat.

Agnes von Fahrensbach reiste dann mit den schriftlichen Unterlagen des Fahrensbach-Verfahrens nach Wien, um dort unmittelbarer ein Gnadengesuch des Kaisers erwirken zu können. Man ließ sich Zeit, denn Fahrensbach konnte ja weiterhin wichtig bleiben für eine weitere "Lock-Aktion" innerhalb von Ingolstadt. Der Krieg ging ja weiter. Und im Jahr 1633 ergaben sich diesselben strategischen Notwendigkeiten wie im Jahr zuvor, wenn nun auch Gustav Adolf nicht mehr unter den Lebenden weilte. 

Gustav Adolf starb im November 1632 in der Schlacht bei Lützen.

1633 - Ingolstadt

Und jetzt hören wir die Vorgänge für das Jahr 1633. Wieder rücken die schwedischen Heere glorreich und siegreich vor, noch siegreicher als im Vorjahr. Wieder ist Regensburg das Ziel (Wiki):

Am 8. April vereinigte sich das Heer von Gustaf Horn, das vom bayerisch-katholischen Ligaheer unter Aldringen verfolgt wurde, mit dem Heer von Herzog Bernhard zwischen Donauwörth und Augsburg. Die vereinigten schwedischen Heere - zusammen etwa 26.000 Mann - waren eine große Bedrohung für das in der Nähe befindliche bayerische Ligaheer, das sich deshalb nach München zurückziehen wollte und dabei verfolgt wurde. Der Rückzug geriet zur Flucht, und der Nachhut unter Johann von Werth gingen die Wägen mit Kriegsgut und Kanonen beim Übergang über die Glonn verloren. Nur mühsam erreichten die restlichen Ligatruppen unter hohen Verlusten am 13. April München. Die nun ungeschützte Stadt Landsberg am Lech wurde am 20. April von einem schwedischen Teilheer unter Lennart Torstensson unter grausamen Begleitumständen blutig erobert und 4 Tage lang geplündert.[13]
Für das Heer von Herzog Bernhard war der Weg donauabwärts frei und am 23. April wurde die Stadt Neuburg an der Donau erreicht, die ohne bayerische Besatzung vorgefunden und besetzt wurde. Anfang Mai konnte Eichstätt besetzt werden. Nach kurzer Belagerung wurde anschließend auch die benachbarte Schloßfestung Willibaldsburg am 13. Mai 1633 mit Akkord erobert und besetzt. Dort fand man viele Vorräte und 21 Geschütze vor.
Nicht wie vorgesehen verlief die geplante Einnahme der für unbezwingbar eingeschätzten Landesfestung Ingolstadt. In geheimen Vorgesprächen war die Übergabe der Festung von den beiden bayerischen Kommandanten Johann Philipp Cratz von Scharffenstein und Georg Wolmar von Fahrensbach (falsch!, er saß im Gefängnis!) vorgeplant worden, weil beide zu den Schweden überlaufen wollten. Die Verschwörung wurde jedoch vor Ankunft des schwedischen Heeres entdeckt, von Fahrensbach wurde gefangen genommen und von Scharffenstein floh zu den Schweden. Nach diesem Mißerfolg entstand im schwedischen Heer eine Meuterei wegen ausbleibender Soldzahlungen und Nichteinhaltung von Versprechen, die Herzog Bernhard den Offizieren schon vor dem Feldzug gemacht hatte. Der Feldzug wurde abgebrochen und das Heer kehrte nach Donauwörth zurück. 

Die Angabe, daß Scharffenstein zu den Schweden floh, ist nicht richtig. Das tat er erst später. Er scheint ein zweiter Georg Wolmar von Fahrensbach gewesen zu sein. Er floh nämlich zum Kaiser nach Wien. Und er wußte warum. Dort waren jene, die ihm den Auftrag zu diesem vorgeschobenen Verrat gegeben hatten, der so glaubwürdig wie möglich wirken mußte, weshalb man gegenüber den eigenen Truppen und ihren Führern davon nichts verlauten oder durchblicken lassen durfte.

Man möchte annehmen, daß auch diese Aktion wieder notwendig war, damit die Schweden Ingolstadt nicht umgehen würden oder links liegen lassen würden.

Beichte beim Jesuitenpater Tissot

Schließlich sollte die Hinrichtung an Fahrensbach in Regensburg vollzogen werden. Die genaueste Darstellung dazu fußt auf Berichten der Ingolstädter Jesuiten (Kuhn 1931). 

Die Trommeln schlugen so laut, daß er kein Wort mehr an die versammelte Menge richten konnte, um seine Unschuld zu beteuern und um darzulegen, daß seine Ankläger zugleich auch seine Richter wären. Er hatte sich zuvor noch einmal die katholische Messe lesen lassen von den ihn begleitenden Jesuitenpatern aus Ingolstadt, er hatte mehrmals bei ihnen gebeichtet. Und nun bot er gottergeben seinen Hals dem Schlag des Henkers an. 

Beim Hieb des Henkers flog nur ein Stück Fleisch aus seinem Hals und er fiel leicht betäubt nach vorn über. Man gab ihm ein Tuch, damit er die blutende Wunde bedecken konnte. 

Abb. 3: Öffentliche Hinrichtung der böhmischen Rebellen auf dem Prager Altstädter Ring, zeitgenössischer Holzschnitt 1621 - Sehr ähnlich war die Szenerie auch zwölf Jahre später, 1633 in Regensburg

Ein anwesender Arzt meinte nun, diese mißglückte Hinrichtung sei Zeichen genug, daß diesem Mann die Todesstrafe erspart werden könne. Womit er nicht gerechnet hatte, war der Haß, den sich der Verurteilte allseits zugezogen hatte. Der Arzt wurde so sehr verprügelt, daß er gerade noch so mit dem Leben davon kam, halten die Jesuiten in ihrem detaillierten Bericht über diese Hinrichtung fest. Und nachdem der Verurteilte das Hinrichtungspodest schon verlassen hatte und sich unter die Menge gemischt hatte, war neuer Befehl (von Altringen) an die Henker gekommen. Nun fielen die Henker zu viert mit Henkersschwertern und Hellebarden über den Verurteilten her und zermetzelten ihn bis er tot war. Der zermetzelte Körper wurden in einen Sarg gelegt. Der begleitende Jesuitenpater sammelte noch Fleischreste zusammen, die überall herum lagen.

Den genauen Hergang der weiteren Ereignisse wissen wiederum die Jesuiten von Ingolstadt am besten. In ihrem Jahresbericht, den sie für das Jahr 1632 schrieben, haben sie diese Ereignisse festgehalten (Kuhn 1931, S. 39): 

Der Jahresbericht des Jesuitenkollegiums Ingolstadt von 1632 kennt das Vorkommnis bereits und schildert es mit folgenden Worten: "Es war auch an diesem Tag (1. Mai), daß Graf von Fahrensbach, dessen Soldaten neben anderen die Stadt zu verteidigen hatten, ins Gefängnis gesteckt und ein volles Jahr darin festgehalten wurde. Dann ließ ihn der Generalleutnant des kaiserlichen Heeres, der durchlauchtigte Herr Aldringer, nach Regensburg zitieren, nach Kriegsrecht aburteilen und auf offenem Platz enthaupten. Würde ihn sein Lebensende nicht so schwer belasten, so müßten wir diesen Mann wegen seiner Abstammung, seiner äußeren Erscheinung, seines Verstands und seiner Sitten- und Sprachkenntnis, sowie seiner in den verschiedenen Ländern vollbrachten Taten loben. Nachdem er zweimal christlich seine Sünden gebeichtet, fiel er unter mehreren Streichen von Henkershand."
Dieser Bericht des Ingolstädter Kollegiums an die Leitung der oberdeutschen Provinz, sowie die Erzählung von Fahrensbachs Beichtvater, dem Jesuitenpater Tissot (...), scheinen die Grundlage gebildet zu haben für die Darstellung des Falles (...) 1665. Ihr Verfasser war der Beichvater Maximilians I., Johann Verveaux.

Spürt man hindurch, mit wie viel Achtung und Respekt die Jesuiten hier von Fahrensbach sprechen? Sie wissen also sehr wohl von den "in den verschiedenen Ländern vollbrachten Taten" des Fahrensbach. Und sie wissen sie zu loben. Dabei sagt sein Beichtvater, der Jesuitenpater Tissot, daß jene ihm gebeichteten Schandtaten ihm viele male den Hals hätten kosten müssen. Die Jesuiten müssen sich ja wohlweislich von ihm distanzieren. Es hätte ja sonst Verdacht auch auf sie und ihre Methoden fallen können.

Der Stadthistoriker Christian Gottlieb Gumpelzhaimer (1766-1841) (Wiki) hat aus Anlaß der Hinrichtung von Fahrensbach in seiner "Geschichte Regensburgs" die vermutlich sehr treffenden Worte festgehalten (zit. n. Warlich):

"Varnspach war ein guter Soldat, aber boshafter Mensch, welcher jeden betrog; wenn er auch an diesem Verbrechen unschuldig war, wie man glaubte, so sagte sein Beichtvater, seye er nach seinen Geständnissen gegen ihn, doch ein so großer Missethäter gewesen, daß er eine viel härtere Strafe und hundert Hälse zu verlieren verdient hätte".

Ein kurzer Ausblick 

Regensburg wurde im November 1633 von schwedischen Truppen erobert, nachdem Fahrensbach tot war. Er, der bis dahin so viel zur Schonung und Verteidigung Regensburgs getan hatte.

Lassen wir noch das Schicksal von Johann Philipp von Scharffenstein auf uns wirken. Er war bis zu seinem Einsatz in Ingolstadt ein verdienter kaiserlicher Offizier (Wiki):

Er zeichnete sich durch herausragende militärische Leistungen aus. Am 8. November 1620, in der Schlacht am Weißen Berg führte er als Reiteroberst die Entscheidung zugunsten des Kaisers herbei. Den Schweden nahm er zudem Landsberg und Friedberg ab. Tilly hatte ihn als seinen Nachfolger vorgesehen. Schließlich wurde Johann Philipp zum Kaiserlichen General befördert und 1630 in den böhmischen Grafenstand gehoben. Mehrfach überwarf er sich jedoch mit Wallenstein, was ihn endlich in bayerische Dienste führte, wo er am 1. Januar 1632 den Rang eines Generals der Artillerie erhielt und zum Kommandanten der Oberpfalz ernannt wurde. Im April 1632 war er an der überfallartigen Besetzung der Reichsstadt Regensburg beteiligt, mit der die Kämpfe um Regensburg (1632-1634) begannen. 

Er war nach dem ihm unterstellten Verratsversuch in Ingolstadt nach Wien gegangen und dann in schwedische Dienste übergetreten. Wir hören weiter (Wiki):

Unter seinem Kommando entwickelte sich die vom schwedischen Feldmarschall Bernhard von Sachsen-Weimar am 20. Juni 1634 begonnene Belagerung von Forchheim zu einem totalen Mißerfolg und wurde am 14. August 1634 abgebrochen.[2] Im September 1634 während der Schlacht bei Nördlingen wurde er gefangen genommen und nach Wien verbracht. Johann Philipp Cratz von Scharffenstein wurde als Hochverräter zum Tode verurteilt. Am 26. März 1635, einen Tag vor seiner Hinrichtung, gelang ihm in Mönchskleidern die Flucht aus dem Gefängnis. Husaren des Grafen Stephan Pálffy nahmen ihn kurz vor der schlesischen Grenze wieder gefangen, wobei er vier Reiter eigenhändig niederhieb. Nach Wien zurückgebracht, wurde er am 6. Juli 1635 im Rathaus enthauptet. 

Fürchterliche Schicksale. Während des Dreißigjährigen Krieges sind viele verdiente Soldaten, die objektiv gesehen der katholischen Seite Vorteile verschafft hatten, obwohl sie äußerlich auf protestantischer Seite standen, dennoch früh gestorben. Beispiele sind Mansfeld, Fahrensbach, Scharffenstein. Hatte man sie so sehr im Verrat geübt, daß man fürchten mußte, daß sie nun auch einmal - und zwar umgekehrt die katholische Seite - würden verraten können? Hatte man sie mit Versprechungen zu dem Verrat verlockt, die man dann nicht einhalten konnte? Und aufgrund deren sie - wie der Administrator von Magdeburg - enttäuscht waren? Und aufgrund deren sie hätten Anlaß nehmen können, sich zu rächen? Über all das kann an dieser Stelle einstweilen nur gemutmaßt werden.

Jedenfalls gibt es hier viele Anknüpfungspunkte, um einer Geheimgeschichte des Dreißigjährigen Krieges weiter nachzugehen.

1636 - Erneute Heirat von Agnes von Eberstein

Nach dem Tod ihres Ehemannes diente Agnes von Fahrensbach, geborene von Everstein als Hoffräulein bei der Ehefrau von Kaiser Ferdinand III.. Sie erzog dort ihren eigenen Sohn - wie von ihrem Ehemann erbeten - in der katholischen Religion. Sie heiratete dann 1636 einen Werner VI. von Pallandt, dessen jüngerer Bruder Rudolf Ernst von Pallandt 1633 als Oberst der katholischen Liga gefallen war (Stramburg, S. 401f), der also selbst auch katholisch gewesen sein wird.

1664

Über den Sohn des Georg Wolmar von Fahrensbach ist noch zu lesen (L. Arbusow 1894, S. 65) (GB):

Graf Gustav Adolph von Varensbach (in Schlesien ansässig, katholisch), dem im Jahre 1664 der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg für 24.000 Thlr. Stadt und Herrschaft Schwedt verpfändete.

Diese Vorarbeiten zu einer Biographie von Georg Wolmar von Fahrensbach können nur erste Umrissen aufzeigen, erste Erkundungen darstellen. Deutlich jedoch wird, daß hier viele Fragestellungen aufgeworfen sind, die es verdient hätten, daß man ihnen noch gründlicher nachgeht. Abgesehen von den vielen Grausamkeiten und Verbrechen, die zu behandeln sind, ergibt sich doch als ein weiterer Aspekt einer solchen Untersuchung, daß man es mit einem farbenprächtigen historischen Gemälde zu tun hat, das man in eine Welt eintaucht, die lange schon vergangen ist, die aber doch auf die eine oder andere Weise Bezug zu uns heute hat.

Und sei es nur, daß der Jesuitenorden heute offensichtlich so mächtig ist wie er es nie zuvor gewesen ist. Denn sonst hätte er längst in den meisten Ländern der Erde ob seiner systematisch betriebenen Pädokriminalität in den letzten Jahrzehnten weltweit als verbrecherische Psychosekte verboten werden müssen.

______________

*) Wir erfahren da etwa (Warlich 2021) (30jKr):

Der Rothenburger Chronist Sebastian Dehner (1612-1679) hält über den Aufenthalt von Fahrensbach[17] in Rothenburg/Tauber fest: 
"Sobald das Volck (3 Regiment Fueßvolck: 1. daß Fahrensbachisch, 2. Savelli,[18] 3. …….[19]) in summa 2150 und 2 Compagn: Crabaten[20] und ein Freifahnen:[21] in summa 500) einquartiert geweßen, hat man angefangen, zu schantzen:[22] vorm Klingenthor, im Katzenbühel, auch vor dem Galgenthor eine hohe runde Schantz aufgeworfen; zu solcher Arbeit hat wachweiß auß jedem Hauß eines helfen müßen. Es hat der Obriste Fahrensbach, als General und Kommandant in der Statt, alle Baüm vor der Statt draußen in Gärten wollen laßen weghauen, wie man denn unten bei dem Schäfersthurm beym Galgenthor und waß weiter, aber weilen solche Gärten meißtentheils der reichen Leuth waren und umb Geld gelöst wurden, hat man ströher Band umb die Baüm gebunden, daß war den Soldaten ein Zeichen, daß man solche solte stehen laßen, die andern, alß der Armen, so sie mit Geld nit lösen konnten, sind weggehauen worden.
(Dieß Weghauen und Gärten Verwüstung hat dem Fahrensbach und der Statt nichts geholfen, sondern ist vielmehr deß Obrist: Vorbot geweßen, daß, wie er die fruchtbare Baüm ohne alle Noth, wider Gottes außdrücklichem Verbott, lassen umbhauen, er auch einmal solle umbgehauen werden, wie ihme denn nach etlichen Jaren, weil er dem Keyßer wollen untreü werden und sich wider zu den Schweden – (weil er ein geborner Schwed und der König in Schweden sein Gevatter war) – wollen fallen, aber darüber ergriffen worden, zu Regensburg[23] auf einem offentlichen theatro widerfahren, allda er, weil er nit wollen willig halten und ihme den Kopf laßen abschlagen, sondern die 5 Henker, so zugegen waren, mit einem ihrer Schwert, so er ihnen auß den Händen gerissen, von der Bühne gejagt, endlich von ihnen ist zu Stükhen gehauen worden.[24] 
Dießmal sind auch alle Zäun, Stikel,[25] Hecken und etliche schöne Gartenhäußlein hinweggerißen und verbrannt worden; die Schantz aber, so sie angefangen hatten, wurden nit gar außgemacht, da haben sie die Statt wider verlaßen müßen.

________________

  1. Seraphim, Ernst: Der Kurländer Wolmar Farensbach. Ein Parteigänger und Verräter des 17. Jahrhunderts. Nach archivalischen Quellen. In: Seraphim, Ernst und August: Aus der Kurländischen Vergangenheit. Bilder und Gestalten des siebzehnten Jahrhunderts. Stuttgart 1893, S. 9-152 (GB)
  2. Ahnlund, Nils:  Volmar Fahrensbach - Krigare, diplomat och statsfånge (Krieger, Diplomat und Staatsgefangener). In:  Personhistorisk Tidskrift XIX 1917 (Ausgabe 1918), S. 77-113 (GB)
  3. Kuhn, Hanns (Lehrer): Obrist Graf von Fahrensbach. Ein Abenteurerschicksal aus dem 30jährigen Krieg. Als Beitrag zur Geschichte der Festung Ingolstadt (1632) aus Wiener und Münchner archivalischen Quellen, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 50, 1931, S. 37-68 (Dig. Samml.)
  4. Haas, Leonhard: Schwedens Politik gegenüber der Eidgenossenschaft während des Dreißigjährigen Krieges. In: Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 9, 1951, S. 68-160 (GB)
  5. Broomé, Bertil: Wolmar Farensbach. In: Svenskt biografiskt lexikon (SBL), Band 15, 1956, S. 363, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15147
  6. Warlich, Dr. Bernd (Volkach): Farensbach [Fahrensbach, Fahrensbeck, Pharensbach, Pharensberg, Farnsbech, Wahrensbeck], Graf Georg Volmar [Woldemar, Waldemar] von. 2012, http://www.30jaehrigerkrieg.de/farensbach-fahrensbach-pharensberg-graf-georg-volmar-woldemar-waldemar-von-2/
  7. Hupel, August Wilhelm: Nordische Miscellaneen. Materialien zu einer liefländischen Adelsgeschichte. 1788 (GB)
  8. von Hagemeister, Heinrich: Materialien zu einer Geschichte der Landgüter Livlands. Band 11, 1836 (GB)
  9. Stramburg, Christian von: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. welcher die (...) Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms (...) darstellt. 1. Band der 2. Abtlg. Koblenz 1845 (GB)
  10. Klopp, Onno: Tilly im dreißigjährigen Kriege. Bis zur Zeit des Friedensschlusses von 1629, Stuttgart 1861 (GB)
  11. Bolanden, Conrad von (d.i. J.E.K. Bischoff): Gustav Adolf. Historischer Roman, Bd. 2, Main 1867 (GB
  12. Berghaus, Heinrich: Landbuch des Herzogtums Pommern. Band 5, Teil 2, Berlin 1872 (GB)
  13. Wittich, Karl, "Gustav II. Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10, 1879, S. 189-212 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118543733.html
  14. Bühring, Johannes: Venedig, Gustav Adolf und Rohan. Ein Beitrag zur allgemeinen politischen Geschichte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Aus venezianischen Quellen. [Hallesche Abhandlungen zur Neueren Geschichte] Max Niemeyer, Halle 1885 (GB)
  15. Stryk, L. von: Beiträge zur Geschichte der Rittergüter Livlands. Band 2, 1885 (GB)
  16. Krüner, Friedrich: Bethlen Gábor, Fürst von Siebenbürgen. In: Historische Zeitschrift, 58. Bd., 1887, S. 1-37 (GB)
  17. Gebauer, Johannes Heinrich: Kurbrandenburg in der Krisis des Jahres 1627. Max Niemeier, Halle 1896, 144) (Archive)
  18. Seraphim, Ernst: Geschichte Liv-, Est- und Kurlands. Von der "Aufsegelung" des Landes bis zur Einverleibung in das russische Reich. Eine populäre Darstellung. Verlag von Franz Kluge, Reval 1896 (GB)
  19. Bienemann jun., Dr. Fr.: Zur Geschichte der Kritik der hist.-polit. Schrift "Von der Eroberung der Stadt Riga 1621". In: Mitteilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands, Band 16, Riga 1896 (GB), S. 262-320
  20. Hallwich, Hermann: Fünf Bücher Geschichte Wallensteins. Band 4. Duncker & Humblot, 1910
  21. Strategie Gustav Adolfs scheiterte vor Ingolstadt. Vortrag von Dr. Peter Jaeckel, dem Direktor des Bayerischen Armeemuseums. In: Donaukurier 05.05.1973, https://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/scheuerer/ing/17jh-01.htm
  22. Heyde, Jürgen: Zwischen Kooperation und Konfrontation: Die Adelspolitik Polen-Litauens und Schwedens in der Provinz Livland 1561-1650. 1998 (pdf)
  23. Koniarek, Dr. Klaus: Sigismund III. Wasa. Wer war wer im Dreißigjährigen Krieg [o. D., 1998, 2008/2009], http://www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/sigi-frames.htm [15.11.2022] 
  24. Wolke, Lars Ericson: Gustavus Adolphus, Sweden and the Thirty Years War, 1630–1632. 2022 (GB)

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Söldnerführer, Diplomat, Scheusal - Ein "Heldenleben" im Dienste der Jesuiten (Teil 3)

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) 
- Vorarbeiten zu seiner Biographie - Teil 2: 1627 bis 1629
Zugleich ein Beitrag zur Geheimgeschichte des Dreißigjährigen Krieges

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) (Wiki) stammte aus einem angesehenen deutschen, protestantischen Adelsgeschlecht in Livland. Sein Leben war ein beständiges Wechseln der Chamäleonsfarbe:

  • 1602 bis 1616 - Auf Seiten Polens - Wüten gegen das protestantische Riga und Kurland
  • 1617 - Vorgetäuschter kurzzeitiger Landesverrat zugunsten von Gustav Adolf
  • 1617 bis 1620 - Auf Seiten Polens - Krieg gegen die mit Protestanten verbündeten Osmanen
  • 1620 bis 1622 - In türkischer Gefangenschaft (in Konstantinopel)
  • 1621 bis 1623 - Freilassung aufgrund protestantischer Fürsprache: Elisabeth Stuart, König Jakob von England, Thomas Roe, Graf Thurn, Bethlen Gabor, Venedig ...
  • 1623 - Als Anwalt Bethlen Gabor's in Konstantinopel, steht in Verbindung mit dessen Agenten Henrik Matthias von Thurn
  • 1623 - In Mähren Söldnerführer auf Seiten der Kaiserlichen - Kampf gegen Bethlen Gabor (bei Tyrnau) - Gefangennahme - Kampf für Bethlen Gabor (bei Preßburg) - In Siebenbürgen bei Bethlen Gabor
  • 1624 - Heiratsvermittlung für Bethlen Gabor über seine Schwester in Berlin und Den Haag - Abreise von Siebenbürgen nach Venedig
  • 1625 - Protestantische Heirat seiner Schwester nach Pommern - Kriegszug gegen die Walachei
  • 1626 - Als Oberst unter Wallenstein beim Kurfürsten in Berlin - nach Abreise gefangen genommen durch Mansfeld, in dänischer Gefangenschaft, weiter gegeben in schwedische Gefangenschaft, auf Schloß Gripsholm - Oktober 1626 Rückkehr in kaiserliche Dienste
  • 1627 - Auf Seiten Wallensteins - Wüten in Schlesien und der Kurmark Brandenburg - Versuch, Schweden mit Drohen und Lockungen zum Bündnis mit Wallenstein zu bewegen
  • 1628 - Wüten in der Prignitz, gegen Stralsund - Flucht nach Hamburg - Wird als Kronzeuge aufgeführt in einer einflußreichen protestantischen Propagandaschrift, schwört "Rache" gegen Wallenstein
  • 1629 bis 1630 - Auf Seiten der Protestanten - Gesandter Gustav Adolfs in Den Haag, Paris, Mantua, Veltlin, Venedig und Siebenbürgen - Wüten gegen Paul Strassburg, den schwedischen Vertrauensmann Bethlen Gabors in Siebenbürgen
  • 1630 bis 1631 - Auf Seiten der Kaiserlichen - Verräter/Lockvogel in Frankfurt/Oder - Wüten gegen Magdeburg - Drohungen gegen Götheburg in Dünkirchen 
  • 1632 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt / In kaiserlicher Gefangenschaft in Ingolstadt 
  • 1633 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt aus der Gefangenschaft heraus - Hinrichtung in Regensburg

A. Dienst unter Wallenstein

Graf Mansfeld's Feldzug durch Schlesien - Juli bis Dezember 1626

Im Juli 1626 zog Graf Ernst von Mansfeld (1580-1626) (Wiki) nach Schlesien. Er selbst und der andere Führer dieses Zuges, Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar (1594-1626) (Wiki) sollten beide nicht lebend aus diesem Zug zurück kehren. Wobei der angebliche Tod des Grafen Mansfeld in der Nähe von Sarajevo nicht wirklich gut bezeugt zu sein scheint. Es ranken sich vielmehr bloß Mythen um ihn.

Abb. 1: Kurfürstliches Rennaissance-Schloß in Berlin, 1690 (Wiki Commons)

Die dänischen Truppen, die von nun an Schlesien besetzt hielten, mußten sich nach und nach den Truppen Wallensteins ergeben und wurden auf ihrer Flucht durch Polen von ihren Verfolgern aufgerieben. Man fragt sich, wenn man das Geschehen rund um diesen Zug nach Schlesien liest: Was hatte dieser Zug nach Schlesien überhaupt für einen Sinn? Was sollte er bringen? Irgend etwas Entscheidendes hat man damit doch nicht erreichen können. Ging es einfach darum, eine noch nicht vom Krieg berührte protestantische Provinz in den Krieg zu ziehen?

Wenn man von diesem Zug gelesen hat, versteht man auch die vorwurfsvollen Worte Bethlen Gabors im Jahr 1629 an seine deutschen Verbündeten (gegenüber dem schwedischen Botschafter Paul Straßburg), daß diese sich niemals genügend in ihrer Kriegsführung mit ihm abgestimmt hätten, sonst hätte man längst schon viel erfolgreicher gewesen sein können. Aber warum geschah diese Abstimmung nicht? An Verbindungen zwischen Bethlen Gabor und den protestantischen Fürsten hat es doch wahrlich in all den Jahren nicht gefehlt. Freilich: "Erfolg" für Bethlen Gabor hätte zu jeder Zeit bedeutet: Stoß in das Herz Habsburgs, Einnahme von Wien, Ende des Dreißigjährigen Bekehrungskrieges gegen die Protestanten, Ausrottung der katholischen, jesuitischen Hydra. Die katholische Seite mußte alle Mittel aufbieten, wirklich alle, um das zu verhindern.

Abb. 2: Ladislaus Zirotin

Nach dem Tod des Grafen Mansfeld erhielt Oberst Wolf Heinrich von Baudissin (1579-1646) (Wiki) den Oberbefehl über die Truppen in Schlesien.

An der Seite von Mansfeld war auch der mährische Magnat Ladislaus Velen von Zirotin (1579-1638) (Wiki), s.a. Wiki-Sc) mit gezogen. Man muß ihn kennen, um die zeitgenössischen Quellen rund um dieses Geschehen zu verstehen. Er war eine wichtige Person innerhalb der damaligen protestantischen Welt. Es gibt auch das Gerücht, daß er in Siebenbürgen nach 1626 zeitweise der Liebhaber der jungen Gattin von Bethlen Gabor gewesen war, weshalb er vom dortigen Hof entfernt worden sei.

Bis 1620 war er einer der reichsten Magnaten Mährens, zugleich auch einer der gebildetsten unter ihnen. Er hatte an mehreren calvinistischen Universitäten studiert. 1616 hatte er eine Nichte des Grafen von Thurn geheiratet, die aber schon 1624 verstorben war. 

1618 war er dann einer der Führer des Ständeaufstandes in Böhmen. Beim Einzug des frisch gewählten böhmischen Königs Friedrich von der Pfalz in Prag führte er diesem das Pferd. Er arbeitete als sein Vertrauensmann, Kämmerer und Rat. Auch militärisch war er gegen die Habsburger sehr erfolgreich. 

Mit der Schlacht am Weißen Berg im November 1620 verlor er dann aber nicht nur sein gesamtes Vermögen, sondern auch seine Heimat. 

Er ist in der Folge dann in die Dienste von Bethlen Gábor in Siebenbürgen getreten, wo er Oberstallmeister wurde. 1626 soll er dann, wie gesagt, ein Liebesverhältnis mit der gerade erst frisch aus Berlin eingetroffenen und verheirateten zweiten Ehefrau Bethlen Gábors, der Schwester des Kurfürsten von Brandenburg, angeknüpft haben. Deshalb ist er vom Hof Bethlen Gábor's entfernt worden (Wiki-Sc). 

Über Den Haag und den dort im Exil lebenden Friedrich von der Pfalz war er dann Rat und Militärkommissar beim dänischen König geworden und kämpfte in dessen Namen an der Seite Mansfelds mit. Als solcher hat er nun auch an der Besetzung Schlesiens und der Region Oppau teilnenommen.

Januar 1627 - Beuthen

Auf katholischer Seite führte in Oberschlesien nun unser Georg Wolmar von Fahrensbach ein Regiment, und zwar in der Gegend von Beuthen. Wir lesen (Chronik Beuthen 1863, S. 140) (GB):

1627 von 10. bis 24. Januar hat Obrist Fahrensbach in dieser Herrschaft Quartier bekommen, und die Stadt Beuthen hat ihm 700 Thaler Kontribution zahlen müssen.

Februar 1627 - Pleß - "Aus Unachtsamkeit in Gefangenschaft geraten"

Am 1. Februar 1627 verteidigte Fahrensbach die Stadt und das Schloß Pleß und geriet dabei einmal erneut "aus Unachtsamkeit", wie auffällig, in Gefangenschaft. Schloß Pleß übrigens war 1915 der Sitz des Oberkommandos Ost unter Ludendorff und Hindenburg. Darüber lesen wir (Krebs/Schlesien 1626 und 1627, 1894, S. 150ff, hier S. 179) (GB):

Am 1. Februar erstürmten die Dänen Stadt und Schloß Pleß. (...) Der kaiserliche Oberst Fahrensbach wurde dabei von einem zum Feinde übergetretenen oberschlesischen Adligen, Christian von Warkotsch, gefangen genommen; der Oberst blieb drei Wochen im Arrest, zu seiner Auslösung mußte die Stadt Beuthen 875 Thaler erlegen. 

So hat es Wallenstein von Prag aus am 18. und 21. Februar 1627 an Collalto berichtet (Krebs 1894, S. 179) (GB):

Er vermeine, daß Fahrensbach mehr aus Unachtsamkeit in das Unglück geraten sei. - Fahrensbach ist beim Feinde hart gefangen, er "braziert" mit ihnen, sagt, er wüßte wohl, daß er ihr Gefangener sei, aber sie sollten auch wissen, daß sie alle des Kaisers Gefangene seien: die vom Feinde lamentiren sich sehr über sein Maul, daß er ihnen kein gutes Wort gibt.

Da selten etwas im Leben dieses Fahrensbach ohne tieferen Grund geschehen zu sein scheint, wird man auch dieses "Schimpfen" einordnen müssen. Stand er im heimlichen Einvernehmen mit jenen, die ihn gefangen genommen hatten und gab er ihnen gegenüber vor, so schimpfen zu müssen, damit genau dieser Umstand Wallenstein nicht bekannt wurde? Wie auch immer. Bei jemandem, der lebenslang "Doppelspiel" getrieben hat, kann so etwas jedenfalls nicht ausgeschlossen werden. - Gegen Anhänger Mansfelds ist 1630 in Troppau ein Prozeß geführt worden von katholischer Seite aus. 

Abb. 3: Fahrensbachs Regiment in Oberschlesien 1627: Beuthen (Bytom) - Pleß (Pszczyna) - Troppau und Teschen (Cieszyn)

In diesem wurde jenem Christian von Warkotsch, der Fahrensbach gefangen genommen hatte, vorgeworfen (Krebs 1885, S. 264) (GB):

... hat zur Webung 400 Rthl. empfangen und 300 Mann geworben, dem Könige von Dänemark bei der Musterung geschworen, den kaiserlichen Obersten Fahrensbeck arretiert und sich vom Lumpenburger zum Ambassador bei Bethlen Gabor bestellen lassen.

Mit "Lumpenburger" (GB 1889, S. 59) ist hier nun der aus Lundenburg gebürtige, eingangs schon behandelte mährische Magnat Ladislaus Velen von Zierotin (1579-1638) gemeint. Dieser schickte also den schlesischen Adligen Christian Warkotsch als Botschafter an Bethlen Gabor, nachdem jener Fahrensbach gefangen genommen hatte. Christian Warkotsch konnte also allerhand Briefschaften mit sich geführt haben, womöglich auch solche von Fahrensbach an Bethlen Gabor. Und womöglich versicherte er in diesen die protestantische Seite weiterhin seiner Loyalität. Bethlen Gabor hatte sich ja von Ungarn im Oktober 1626 erst für seine Freilassung aus schwedischer Gefangenschaft eingesetzt. Zierotin war wohl im April 1627 der Oberbefehl über die dänischen Truppen in Oberschlesien übertragen worden (Krebs, S. 198). Troppau ist dann sorgfältig zur Verteidigung hergerichtet worden.

März 1627 - Beuthen

Und Fahrensbach selbst ist schon nach drei Wochen wieder aus der Gefangenschaft ausgelöst worden. Wir hatten es schon oben gehört (Chronik Beuthen 1863, S. 140) (GB)

Zur Auslösung des Obrist Fahrensbach, welcher in Pleß 3 Wochen gefangen saß, hat Beuthen 857 Thaler zahlen müssen.

Wallensteins Vormarsch in Schlesien ab Juli 1627

Im Juni 1627 erfolgte dann der Vormarsch Wallensteins in Schlesien. 

Am 22. Juni 1627 ergab sich Leobschütz nach mehrtägiger, schwerer Belagerung, Jägerndorf ebenfalls nach sechstägiger schwerer Belagerung am 2. Juli (Krebs, S. 148). 

Abb. 4: Schlachtengemälde, 17. Jahrhundert, unbekannter Künstler

Die Haupttruppe der in Schlesien verbliebenen Dänen - etwa 7000 Mann - hatten sich sehr gut in Kosel verschanzt. Nach mehrtätiger Belagerung setzten sich in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1627 der größere Teil der berittenen Dänen nach Süden ab. Darunter Bubna, Baudissin, Kaltenhof und Holk, ebenso Zerotin. Die übrig gebliebenen Dänen unter Joachim von Carpezon ergaben sich schließlich Wallenstein.

Juli 1627 - Kommandant von Troppau

Am 14. Juli 1627 hat Wallenstein Troppau eingenommen und dort seine Truppen vereinigt. Am 18. Juli 1627 schreibt Wallenstein von seinem Feldlager vor Troppau an den Herzog von Liegnitz, daß er das geforderte Getreide noch immer nicht erhalten habe (Krebs 1885, S. 102). Ein Wundarzt aus Bielitz hat sich im Folgejahr 200 Thaler von den schlesischen Ständen auszahlen lassen für die Heilung von vier kaiserlichen Befehlhabern und Offizieren, sowie sechs Musketieren (Krebs 1885, S. 102) (GB), ...

... die er nach Einnehmung Troppaus 1627 auf Befehl des Obersten Fahrensbeck, der eine geraume Zeit wegen Richtung seines Regiments in Troppau kommandierte und dem Arzte im Weigerungsfalle mit Plünderung seines Hauses drohte, kurieren mußte. 

Bielitz liegt fast 100 Kilometer östlich von Troppau. Wie der Arzt von dem einen zum anderen Ort kam, bleibe hier dahin gestellt.

August 1627 - Beuthen

Im August 1627 kommt Fahrensbach wieder nach Beuthen (Chronik Beuthen, 1863, S. 140) (GB

Am 5. August 1627 hat sich dieser Obrist mit seinen Soldaten wieder eingefunden und die Stadt mußte an Kontribution zahlen: 941 Thaler 9 Sgr.

Im Sommer 1627 stehen sechs kaiserliche Regimenter Fußvolk in Schlesien, darunter das Fahrensbach'sche Regiment mit 3.000 Mann (Opel 1894, GB, S. 289). 

September 1627

Fahrensbach (Fahrensbeck) musterte in Schlesien neue Soldaten. Als seine ihm von Wallenstein genannten Aufträge werden angeführt (Krebs 1885, S. 218) (GB):

Fahrensbeck solle nach Meckelnburg lassen marschieren, wo sonsten keine Gefahr. (...) Wenn Fahrensbeck gemustert, solle er in das Teschensche geführt werden, doch dass das ganze Land kontributiere.   

Was mit "Meckelnburg" gemeint ist, stehe an dieser Stelle dahin. Auch in Freistadt im Kreis Teschen hat Fahrensbach Kontributionen eingezogen. In einer diesbezüglichen Aufstellung des Gutes Roy heißt es (Krebs 1885, S. 316) (GB):

... Item hat des Herrn Obristen Fahrensbeck vier Kompagnien zu Fuß, welche 12 Wochen zu Freistadt logieret, für die Verpflegung an barem Gelde und Viktualien abgegeben werden müssen 385 Thlr. 18 Gr. (...). Item, als das Regiment bei Aufbruch zu Ihr. Kais. Maj. Diensten durch mein Dorf Petrowitz marschiert, haben die Soldaten im Vorwerk und den armen Leuten 49 Stück Rindvieh weggenommen, welche wiederum mit großer Mühe ausgelöset und bar Geld dafür gegeben werden müssen 65 Thlr.

Oktober 1627 

Am 8. Oktober 1627 berichtet der bischöfliche Gesandte Scharf aus Breslau an seinen Administrator in Neisse über den zeitgleich abgehaltenen Fürstentag in Breslau (Krebs 1885, S. 218) (GB):

... so brachte Herzog Georg Rudolf doch vorher ein Klageschreiben seines Bruders, des Herzogs von Brieg, zur Kenntnis der Versammelten, wonach der Oberst Fahrensbeck sich im Fürstentum Brieg nicht allein allerlei Exorbitanzien unterfängt, "wie solche nach der Länge erzählt worden", sondern auch was wegen Herreichung von 120 Reichsthalern mit ihm geschlossen worden, ganz retractirt und hernach gefährlicher Reden wider I. F. Gn. Person und Land sich verlauten lassen. "Welches alles den benachbarten Fürstenthümern und Ständen, dahin der Fahrensbeck mit seinem Regiment gelangen möchte, ebenfalls zu besorgen".

Da Schlesien ein mehrheitlich protestantisches Land war, geschahen diese Ausplünderungen und die damit verbundenen Provokationen sicherlich einmal erneut in herzlichem Einvernehmen mit den Jesuiten und Fahrensbach ist ganz vorne mit dabei bei Ausführung dieser "herrlichen" Heldentaten. Man beschloß, Protest einzureichen. Am 10. Oktober 1627 schrieb der bischöfliche Gesandte Scharf aus Breslau an den Administrator des Bistums Breslau (Krebs 1885, S. 110) (GB) ...

... wegen des vom Obersten Fahrensbeck vorgenommenen Marsches und der in Aussicht stehenden weiteren Durchzüge anderer Regimenter,

daß auf dem Fürstentag ein Traktat ausgestellt worden wäre daüber,

wie das bisher verübte eigenmächtige Quartiernehmen, die Ausbreitungen von Kompagnien, übermäßige Abforderungen und Brandschatzungen und andere Übel vermieden werden möchten.

Die kaiserlichen Soldaten lachten über solche "papierenen" Proteste und Traktate vermutlich nur.

Abb. 5: Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640)

Herbst 1627 - Berlin, Brandenburg

Nachdem Fahrenbach ein Jahr zuvor bei seiner Abreise aus Berlin in die Gefangenschaft des Grafen Mansfeld geraten war, sollte er sich nun als hochgradig empört darüber ausgeben und die Kurfürstin von Brandenburg für diese Gefangennahme verantwortlich machen. Er wurde mehrmals von der Kurfürstin zu Tisch geladen, um ihn zu besänftigen. Dabei benahm er sich aber weiterhin völlig unmöglich und beleidigte alle, gab er dann gnädigst vor, von ihren "Entschuldigungen" in dieser Sache besänftigt worden zu sein. Was für irre Zeiten und was für ein irres Verhalten.

Der Kurfürst beschwerte sich dann über das Verhalten des Fahrensbach bei Wallenstein - und zwar nicht nur in dieser Sache. Und Wallenstein war schon aus diesem Anlaß gewillt, seinen Untergebenen einen Kopf kürzer zu machen (siehe gleich). Fahrensbach jedenfalls war mit seinem Regiment in die Mark Brandenburg gekommen (Warlich):

Eines Tages erschien auch der Oberst Fahrensbach mit mehreren Wagen, die voll Kasten und Schränken mit Beutegut beladen waren. Voran fuhr ein Wagen, auf dem lauter lebendige Hühner saßen.

Eine "herrliche" Szenerie, die da das heute wieder aufgebaute Berliner Schloß erleben durfte. Wir hören weiter über Fahrensbach (von Raumer: Wallensteins Auftreten in der Mark Brandenburg. Nach archivalischen Quellen. In: Berliner Kalender 1844, S. 261ff, hier S. 281) (GB):

Als er daher 1627 mit seinem in bösem Ruf stehenden Regimente in der Mark Brandenburg anlangte und viele Rachedrohungen fallen ließ, beeilte man sich in Berlin, ihn nach Hofe zu laden, wo er auf das Beste traktiert wurde; Markgraf Sigismund holte ihn dreimal in seinem Wagen auf das Schloß und die Kurfürstin selbst suchte ihm seinen Verdacht zu benehmen. (...) In Spandau äußerte er: "Er sei mit der Absicht in das Land gekommen zu hausen, daß es Kindeskind noch fühlen solle, denn er habe bis ihm jetzt die Kurfürstin selbst den Verdacht benommen geglaubt, daß er auf ihre Veranlassung vor zwei Jahren (sic! müßte doch wohl heißen: vor einem Jahr) von den Dänen gefangen worden." (...) Fahrensbach selbst erpreßte in der Prignitz in kurzer Zeit über 100.000 Thaler, niemand wagte über ihn zu klagen. (...) Der Kurfürst schrieb endlich selbst an Wallenstein über diesen bösen Menschen wie er ihn nennt folgendes: "Ew. Liebden, die selbst von Gott zum Fürstenstand erhoben, haben zu ermessen, wie nah es uns, die wir aus kurfürstlichem Stamm entsprossen, gehen muß, den, der uns so viel Tort und Affront, Schaden und Schande angetan, ferner in unserem Lande zu dulden und darin dominieren zu lassen." Wallenstein verlangte aber Beweise durch Notar und Zeugen und behielt den Fahrensbach in Dienst bis er später bei der Stralsunder Belagerung in Ungnade fiel.

Wir hören weiter über Fahrensbach (Gebauer 1896, S. 143):

Sein Zug durch die Mark darf als ein Muster der oben angedeuteten Zickzackmärsche gelten; er ging von Cottbus über Krossen, Frankfurt, Beeskow, Berlin, Treuenbriezen, Brandenburg, Nauen und Fehrbellin in die Prignitz und ward allerorten durch die furchtbarsten Ausschreitungen gekennzeichnet.

Wallenstein hat den Versuch gemacht, sich des Fahrensbach zu entledigen. Am 28. November 1627 schrieb er an Arnim, daß er das Fahrensbach'sche Regiment an Aldringen übertragen wolle (Gebauer 1896, S. 144). 

Und (zit. n. Hallwich, Hermann: Rez. von A. Gindely's "Waldstein während seines ersten Generalats im Lichte der Quellen". In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 25. Jg, 1886/87, S. 125)(GB):

"Er muß es mit dem Kopf bezahlen, er hat gar zu viele Exorbitanzen gemacht."

Wallenstein hat nur Sorge, daß ihm dann auch das Fahrensbach'sche Regiment weglaufen könne, wie er zwei Tage später in einem anderen Brief an Collalto schreibt (zit. n. Klopp, 1861, S. 405)(GB) (bzw. Hallwich 1886):

"Es kommen so viele Klagen ein über den Fahrensbach, daß er es nicht viel besser, wo nicht ärger gemacht hat, als der Görzenich. Nun bin ich resolviert, eine Demonstration gegen ihn vorzunehmen."

Wallenstein hatte den Görzenich zum Tode durch das Rad verurteilen und hinrichten lassen (Gebauer 1896, S. 144). Um eine wesentlich geringere "Demonstration" gegen Fahrensbach ging es also nicht. Und es wird deutlich, daß "Radikalisierungen" während des Dreißigjährigen Krieges wohl vor allem von Geheimkatholiken und Doppelagenten wie dem Grafen Mansfeld und Leuten wie Fahrensbach ausgingen, und zwar auch gegen "innerkatholische" Widerstände. Diese innerkatholischen Widerstände sollten schließlich tatsächlich den Tod von Fahrensbach bewirken im Jahr 1633. Für 1627 erfahren wir weiter (Klopp, 1861, S. 405)(GB):

Wallenstein will also eine Demonstration gegen ihn tun. (...) Collalto, der Präsident des Hofkriegsrates, soll im Namen des Kaisers ein Schreiben an Fahrensbach richten: (...) "Weiter muß in dem Schreiben stehen, daß Fahrensbach so unverantwortlich in Schlesien, der Lausitz, der Mark Brandenburg gehaust hat. Darauf will ich ihn lassen einziehen und ihm den Prozeß machen." Das Schreiben soll Collalto dem Wallenstein nach Friedland schicken.

Aber Wallenstein hat Fahrensbach für sich selbst immer wieder als zu nützlich erachtet, als daß er ihn so einfach hätte abservieren können.

November 1627 - Mit Drohen und Locken Schweden zu einem Bündnis mit Wallenstein bewegen

Wallenstein unternahm damals nämlich Bemühungen, den Schwedenkönig Gustav Adolf aus dem Krieg heraus zu halten. Und wiederum konnte Fahrensbach ihm bei diesen Bemühungen aufgrund seiner vorherigen Verbindungen zum Schwedenkönig behilflich sein. Ebenso der märkische Obrist Hans Georg von Arnim-Boitzenburg (1583-1641) (Wiki), der 1610 bis 1625 selbst in schwedischen Diensten gestanden hatte. 

Zunächst sei an dieser Stelle kurz der Lebensgang dieses Obersten von Arnim gekennzeichnet: 1620 bis 1622 hatte er mit 3000 deutschen Fußsoldaten und 400 Reitern am polnischen Feldzug gegen die Osmanen in Podolien teilgenommen (an dem ja auch Fahrensbach teilgenommen hatte - Arnim hatte sich aber ausbedungen, von Polen nicht gegen Schweden eingesetzt zu werden und war auch nicht in Gefangenschaft geraten, vielleicht ähnlich wie Wilhelm de la Barre, der danach ja in Riga gegen Schweden zum Einsatz kam). 

1626 hatte Arnim ein Übertritts-Angebot Wallensteins angenommen und war bald ein engerer Vertrauter desselben geworden. Im Juni 1629 sollte er Gustav Adolf, mit dem er zuvor gut befreundet war, bei Stuhm eine empfindliche Niederlage beibringen. 

Arnim wechselte dann aber wegen des Restitutionsediktes 1629 in sächsische Dienste, da sein Lebensmotiv weiterhin war, daß die Schweden so weit als möglich aus Deutschland heraus gehalten werden müßten und er dershalb nicht in schwedische Dienste zurück kehren wollte Im Juni 1633 führte er dann die Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen mit Wallenstein. Während Arnim aufgrund der nur vagen Ideen Wallensteins noch zögerte, auf diese einzugehen, ist Wallenstein am 25. Februar 1634 in Eger ermordet worden in der Zeit, in der er auf das Eintreffen von Arnim wartete. 

Auch weiterhin blieb das Leitmotiv des Arnim'schen Handelns, die Schweden aus Deutschland heraus zu halten. Arnim war also, wenn man so will, ein "typischer Deutscher". Wenn sich nun doch einmal im protestantischen Deutschland eine pro-schwedische Stimmung heraus gebildet hatte, weil anders dem Vordringen der katholischen Interessen in Deutschland ja offensichtlich nicht mehr zu wehren war, mußte es dennoch eine abweichende Stimme geben, die wieder einmal - - - "anderer Meinung" war. So sind sie eben, die Deutschen. Hätte sein eigener Kurfürst von Brandenburg ein eigenes Heer aufgestellt - welche guten Dienste hätte Arnim hier leisten können. Man schüttelt einmal erneut den Kopf über diese ungeheuer wirren Zeiten.

Abb. 6: Die alte Börse in Hamburg, Kupferstich von Jan Diercksen aus dem Jahr 1606 - Links Kran, rechts Eingang zum Rathaus

Fahresbach jedenfalls konnte im Herbst 1627 in Verhandlungen mit Gustav Adolf hilfreich sein. Wie sollte es da noch von Wichtigkeit sein, daß Wallenstein ihn eben noch hatte köpfen lassen wollen. Wir hören (Droysen 1869, S. 305) (GB):

Bereits 1626 hatte der Obrist Fahrensbach erklärt, Gustaf Adolf wünsche wegen einer Conföderation mit dem Kaiser zu tractiren. Aber damals war es nichts mit der Tractation geworden. Wallenstein griff das jetzt mit Eifer auf.

"Jetzt", das heißt ein Jahr später, im Herbst 1627. Ein ausführlicherer Bericht dazu lautet (Suvanto 1979, S. 21):

Arnim eignete sich gut zum Kontaktmann Wallensteins, denn dieser verfügte über keinen anderen maßgebenden Offizier, der in schwedischen Diensten gewesen war. Wallensteins Pläne sowie Arnims Wirken gründeten sich auf die Behauptungen Farensbachs, eines "Glückritters", der früher im schwedischen Heer gedient hatte und später auf die katholische Seite übergewechselt war. Er gehörte zum Typ des Abenteurers, der ungemein frei seine Meinung äußert und sie vor seinen Hörern übertreibt. Farensbach hatte nämlich bei seiner Rückkehr aus Schweden in das Deutsche Reich behauptet, daß Gustav Adolf bereit gewesen sei, sich mit dem Kaiser zu verbünden. Doch bieten die Quellen keine Stütze dafür, daß die Sache sich so verhalten hätte. Farensbach hat wohl jene allgemeien Freundschafts-Beteuerungen überbewertet, die die schwedischen Vertreter, den Höflichkeitsregeln der Zeit entsprechend, dem Kaiser gegenüber geäußert hatten. Wallenstein selbst bemerkte einmal, Farensbachs größter Feind wäre "sein Maul". 
Wallenstein bemühte die Farensbachsche Äußerung auszunutzen und nahm unter Hinweis auf sie im Herbst 1627 Verbindung zu den Schweden auf. Oxenstierna bekam einen Brief Arnims in Empfang zu nehmen, in dem ein Bündnis des Kaisers mit Schweden vorgeschlagen wurde. Der Kanzler antwortete, nachdem er zunächst die Sache mit Gustav Adolf besprochen hatte. In dem Brief wurde einleitend darauf hingedeutet, daß Wallenstein Hilfstruppen nach Polen geschickt hätte, und daß die kaiserlichen Agenten einen Brief des Schwedenkönigs abgefangen und veröffentlicht hätten. Ungeachtet dieser Vorwürfe betonte Oxenstierna die Bereitschaft seines Landes, die Freundschaft mit dem Kaiser zu stärken, vertagte jedoch die von Arnim vorgeschlagene mündliche Aussprache auf einen späteren Zeitpunkt.
Oxenstiernas diplomatischen Geschick entsprach es, den Vorschlag nicht direkt abzulehnen, ihn aber auch nicht zu fördern. So stand denn die Tür zu weiteren Kontakten noch offen. Im Hintergrund herrschte offenbar die Furcht, daß Wallensteins Vorschläge den schwedischen Interessen nicht entsprächen. Wallenstein wies Oxenstiernas Klagen zurück und behauptete, daß der König von Polen die eingetroffenen Hilfstruppen selbst bezahlt hätte. Im November 1627 traf Farensbach zu einer Besprechung mit dem in Hamburg weilenden schwedischen Vertreter zusammen und erzählte ihm, daß beim Zustandekommen des Bündnisses zwischen dem Kaiser und Schweden Gustaf Adolf auf Kosten Dänemarks entschädigt werden könnte. Falls Schweden jedoch den Krieg gegen den Kaiser begönne, würde dies zum Verlust seines Landes führen.

Wir sehen hier Fahrensbach einmal einfach nur als einen simplen Vertreter der katholischen Interessen verhandeln, soweit erkennbar ohne alle Doppelbödigkeit. Daß er dennoch parallel dazu Anzeichen dafür gegeben haben könnte, daß er weiterhin innerlich auf der protestantischen Seite stehen würde, muß dazu nicht im Widerspruch stehen. Hier jedenfalls lockt er einerseits - und droht zugleich. Wir lesen außerdem (Ahnlund, Nils: Gustaf Adolf inför tyska krige) (S. 32) (Arch):

Zur gleichen Zeit - es war im November (1627) - wurde Farensbach geschickt, um Anders Svensson mitzuteilen, daß der Kaiser das Bündnis mit Polen gerne opfern würde um ein neues mit Schweden zu gewinnen, und daß er bereit wäre, die an Schweden grenzenden Provinzen Dänemarks an dieses Königreich abzugeben. Sollte Gustaf Adolf erneut in den Krieg gegen den Kaiser verwickelt werden, droht ihm der Verlust von Land und Krone. Farensbach erwähnte, er habe bereits zweimal an den König geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Hierin liegt aller Wahrscheinlichkeit nach die Lösung; die Vorschläge, auf die sich Gustaf Adolf im Brief an Christian IV. bezog, müssen von Farensbach stammen und damit natürlich indirekt auch von Wallenstein, der in diesen Wochen oft den Namen seines Unterkommandanten in Reden im Zusammenhang mit dem schwedischen Allianzprojekt verwendete.

Und an anderer Stelle (Haas 1951, S. 87) (GB):

... Zu einer "desperierten Impresa" konnte nur Volmar vorgeschickt werden. Dieser stieß im Spätjahr 1627 denn auch zufällig in Kolding auf Svensson, den schwedischen Agenten in Hamburg, und alsogleich schwindelte er dem Schweden vor, in unmittelbarem Auftrag des Kaisers der Stockholmer Regierung einen "starken Bund" vorschlagen zu können zum Zwecke, den Sund gemeinsam zu beherrschen. Keck fügte er bei, darüber mit Gustaf Adolf persönlich verhandeln zu wollen. Er schilderte die formidablen Flottenrüstungen, welche geeignet seien, der Nord- und Ostsee im nächsten Sommer neue Herren zu geben  und unterließ in seiner unverfrorenen Weise nicht, Gustaf Adolf vor einer Einmischung in den gegenwärtigen Krieg zu warnen, "sofern nicht E.K. will Land und Reich verlieren". Svensson aber war gewitzigt, hörte sich das alles skeptisch an und fand den kaiserlichen Obersten "einen großen Aufschneider", der übrigens vom Seehandwerk einen Pfifferling verstünde.

Für diese Zeit lesen wir über die militärischen Unternehmungen Wallensteins im Ostseeraum dann dementsprechend auch (Ahnlund, Nils: Gustaf Adolf inför tyska krige, S. 27) (Arch):

... Der Versuch des Feldherrn, Volmar Farensbach dazu zu bringen, eine Landungsflottille bis zum Abschluß des Flottenprojekts improvisieren zu lassen, war kläglich gescheitert.

Diese Flotille sollte wohl ebenfalls der Einschüchterung der Schweden dienen.

Januar 1628 - Ruppin

Zur gleichen Zeit ging es mit der Ausplünderung der protestantischen Kurmark Brandenburg fröhlich weiter. Wir lesen über Fahrensbach (Opel 1894, GB, S. 440):

Er hatte endlich in der Prignitz und im Lande Ruppin Unterkommen gefunden und beiden Kreisen bereits im Januar 1628 über 80.000 und Ende Februar über 90.000 Thlr. abgepreßt. Auf seinen Befehl wurden brandenburgische Soldaten, welche auf dem Hause Ruppin als Schutzwehr gelegen hatte, geradezu entwaffnet. Und als sich der Statthalter bei dem Kurfürsten über ihn beschwerte, ließ er demselben durch einen brandenburgischen Rat die Drohung zugehen, ihm bei nächster Gelegenheit den Hals zu brechen. Auch über den Kurfürsten erging er sich ebenso wie Hebron in ganz ungebührlichen Reden.

So berichtete es der Kurfürst in Briefen vom 25. Februar, bzw. 6. März 1628 an Wallenstein. 

Im März 1628 ist das Regiment Fahrensbach dann in der Nähe von Warnemünde an der Ostsee (Opel 1894, GB, S. 537) und bereit zu weiteren "Heldentaten".

Juni 1628 - Wallenstein droht

Zeitgleich läßt Wallenstein offenbar sehr bewußt das Gerücht über sein Vorhaben, den Fahrensbach los werden zu wollen, weiter wabern. Am 28. Juni 1628 schrieb Wallenstein an Arnim (zit. n. Maximilian Karl Gustav Grünbaum: Über die Publicistik des Dreissigjaehrigen Krieges von 1626 bis 1629. Halle 1880, S. 90) (GB):

"Ich werde von unterschiedlichen Orten berichtet, daß jemand dem Obersten ein Schnick gemacht als wollte ich ihm nicht allein das Regiment nehmen, sondern ihn auch gefänglich einziehen lassen. Nun ist zwar wahr, dass viele Klagen über ihn gekommen sind, aber man procediret nicht so de facto mit den Obersten wie etliche vorgeben. Des Fahrensbach grösster Feind ist sein Maul, ich hab solches dem Herrn melden wollen, auf dass der Fahrensbach nachher aus Furcht nicht ein conjoneri beginge, denn man sagt mir, dass er sehr in Äengsten ist."

Daß Fahrensbach in der Tat bei all seiner Frechheit und all seiner Ungestümheit auch "in Ängsten" sein konnte, sollte sich 1633 in Ingolstadt und Regensburg nur allzu deutlich zeigen. Offenbar konnte also auch ein Fahrensbach eingeschüchtert werden. Dazu scheint es dann aber schon eines Wallenstein selbst bedurft zu haben. Das Vorgehen Wallensteins gegen Fahrensbach kam dann doch nicht zu Auführung. Wir lesen (Haas 1951, S. 87) (GB):

Unterdessen füllte sich aber die Klageschrift, "die Inquisition wider den Obersten Fahrensbach wegen seines üblen Hausens, Procedirens, Lästerns und geführten Bedrohungen", und der Schlaue suchte nach einem Ausweg, den Richtern zu entschlüpfen. Es gelang ihm vorerst, bei der Belagerung von Stralsund eingesetzt zu werden: Sein Regiment verlassend, das im Holsteinischen diente, reiste er im Juni 1628 vor diese Stadt, wo bereits ein Platz angewiesen war für "des Obersten Farensbach Lager". Er tat es auf dem Umwege über Hamburg, wo er heimlich ganz unverfroren mit dem schwedischen Legaten Rasche den Übertritt in den Dienst des Königs besprach. Jetzt galt es für ihn, vorsichtig zu sein, denn alle mißtrauten ihm irgendwie. Wallenstein hatte den Leiter der Belagerung der Hansestadt vor dem Blender gewarnt ...
... das Geld vom kaiserlichen Generalquartiermeister Aldringen ausbezahlt zu erhalten. Aber da erfüllte sich wieder einmal das Schicksal Farensbachs. Mitte Juli schrieb er Rasche nach Lübeck, er könnte dem König etwa 500 Knechte zuführen. Aber welch ein Pech! Der Brief an Rasche fiel auf seiner Fahrt ausgerechnet in die Hände Aldringens. Der Verrat war entdeckt, die 10.000 Reichstaler waren abzuschreiben. Hamburg wurde angwiesen,  Farensbach auszuliefern. Dieser selbst erhielt von von Aldringen eine freundliche Einladung, sich zur Entgegennahme der Geldsumme in sein Quartier zu verfügen, was der Herr Oberst alsogleich wegen "verordneter Kur der Ärzte" höflich ausschlug. Wie nun die Hamburger zur Verhaftung schreiten wollten, stunden sie vor seiner leeren Wohnung.

Dieser Aldringen war es dann 1633, der auf der endgültigen Ausführung der zunächst mißlungenen Hinrichtung Fahrensbachs bestand, bevor einen Tag nach Vollzug die Begnadigung Fahrensbachs durch den Kaiser eintraf.

Mai bis Juli 1628 - Stralsund

Mit dem Siegeszug Wallensteins nach Norden war vorläufig noch vieles andere in den Hintergrund getreten. 

Abb. 7: Die erfolglose Belagerung Stralsunds durch Wallenstein 1628, Kupferstich von 1630

Vom 23. Mai bis zum 28. Juli 1628 belagerte er die Stadt Stralsund. Fahrensbach gehörte neben Aldringen zu den Obersten, die an der Belagerung unter Wallensteins Oberbefehl teilnahmen (Onno Klopp 1895) (GB).

Oktober 1628 - Der "Hansische Wecker"

Wie war Fahrensbach, den wir gerade noch eifrig bei der Belagerung von Stralsund mitwirken sahen, so schnell und einfach hinüber ins protestantische Lager gewechselt? Dazu gibt es eine aufsehenerregende Schrift, die im September oder Anfang Oktober 1628 in Hamburg erschienen ist, und die den katholischen Feldherren Wallenstein und Tilly übel aufgestoßen ist. Nämlich die Druckschrift "Hansischer Wecker" (1628) (Digt). Sie gilt als eine der wichtigsten portestantischen Propagandaschriften aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Sie hat offenbar psychologisch viel Boden bereitet dafür, daß in der Folgezeit dem Schwedenkönig so viele deutsche Herzen zugeflogen sind.

In dieser weit verbreiteten Schrift werden die Hansestädte Norddeutschlands, die gerade von Wallenstein zu Bündnissen mit den Katholischen verführt werden sollten, zur Unterstützung des belagerten Stralsund aufgerufen. Als Anhang dieser Schrift werden Briefe des Fahrensbach gleichgestellten katholischen Obristen Johann Altringer an Fahrensbach veröffentlicht, die ersterer letzterem geschrieben hatte, um ihn vom Übertritt zu den Schwedischen zurück zu halten. Diesen Briefen wird als letzter Brief ein solcher vom 29. August 1628 vorangestellt, in dem ein Ungenannter angesprochen wird und ihm geschrieben wird (Hansischer Wecker, 1628) (Digt):

Ich hab (...) oft mit ihm drum gestritten, daß man den ligistisch-katholischen Zusagen und lieblichen Worten nicht trauen soll, wenn sie es nämlich mit uns als vermeinten Ketzern (...) zu tun haben. (...) Dessen dem Herren ein neues Muster zu geben, so laß er sich berichten, daß der Obrist. Fahrensbach beim Friedländer oder Wallsteiner abgedankt und sich nach Hamburg begeben hatte, willen von dannen, weil er dienstlos zum Könige in Schweden oder wo ihn das Glück hinführen würde, zu ziehen. Weil die Wallsteinschen das vermerket, haben sie alsbald ihme nachgetrachtet und gleichwol sich höchster Freundschaft gegen ihn angenommen, gegen die Seinigen das Vorhaben, zum Schweden zu reisen höchlich gelobt und dennoch mittels durch den Altringer ihm mit freundlichen Schreiben Fallen gelegt, ja noch denselben Tag wie Senatus Hamburgicus den Obrist. handfest machen sollen, hat Altringer über die Maßen freundlich an den Obristen geschrieben. 

In der Forschung geht man wohl größtenteils davon aus, daß Fahrensbach sich im Geheimen nach Hamburg abgesetzt hatte und diese Briefe dort vermutlich an den in schwedischen Diensten stehenden Diplomaten Christoph Ludwig Rasche (1584-1645) (ADB) weiter gegeben hat (Tschopp 1991)(pdf). Und es wird vermutet, daß dieser die Schrift "Hansicher Wecker" herausgegeben hat. Da Fahrensbach immer auch auf seinen finanziellen Vorteil bedacht war, hatte er zuvor für 15.400 Reichsthaler Getreide aus der von ihm ausgeplünderten Prignitz nach Hamburg verkauft (1976, GB). (Das war mehr Geld als ihm für eine Reise durch ganz Europa nach Siebenbürgen ein Jahr später von Gustav Adolf angewiesen werden sollte.) Dennoch hat er gegenüber Wallenstein und Altringer sein Absetzen mit ausstehenden Soldzahlungen begründet und diese waren eifrig damit beschäftigt, ihm wieder und wieder zu versichern, daß er die ausstehenden Zahlungen so bald als möglich erhalten würde.

Rasche selbst war im April 1628 von Gustav Adolf in die Hansestädte gesandt worden, um sie vor einem spanisch-kaiserlichen Handelsvertrag zu warnen und auf die schwedische Bündnisbereitschaft zu verweisen (Tschopp 1991)(pdf).

Abb. 8: Titelblatt des "Hansischer Wecker" von 1628

In dem im "Hansischen Wecker" veröffentlichen Schreiben von Johann Altringer an Fahrensbach vom 24. Juli 1628 entschuldigt sich Altringer quasi dafür, daß ausstehende Zahlungen noch nicht gezahlt worden waren und verspricht, diese Zahlungen alsbald nachzuholen. Als zweites wird ein Schreiben von Wallenstein selbst an 

"Wolmar Farensbach, Grafen zu Karkus, Herrn zu Ruien und Teridesten, Obristen" 

abgedruckt vom 7. August 1628, in dem er ebenfalls diese Zahlungen verspricht. Derselbe Inhalt findet sich in abgedruckten Schreiben von Altringer vom 8., 14. und 17. August 1628. Offensichtlich und bezeichnenderweise (!) wird Fahrensbach hier von dem Verfasser in dem oben zitierten einleitenden Brief unter die "Ketzer" gerechnet, mit denen die Katholischen nach ihrer typischen Weise "falsch" umgehen würden. So also hat sich Fahrensbach in Hamburg bei Rasche dargestellt.

Rasche übrigens hatte die Heirat von Gustaf Adolf mit der Schwester des Kurfürsten von Brandenburg zuvor sehr gefördert und war mit dieser Schwester von Berlin nach Schweden gekommen. Im November 1628 nach der Veröffentlichung des "Hansischen Wecker" forderten Wallenstein und Tilly die Ausweisung von Rasche aus Lübeck, der "Hansische Wecker" hatte also einen empfindlichen Nerv getroffen, er hatte die protestantische Sache kraftvoll gefördert und den Jesuiten manche Suppe versalzen. Rasche wird dann im Frühling 1630 diesselbe Reiseroute im Auftrag von Gustav Adolf verfolgen wie sie 1629 verfolgen sollte (siehe gleich).

B. Als Diplomat Gustav Adolfs

Heirat mit Gräfin Agnes von Eberstein

Bevor wir darauf zu sprechen kommen, sei noch erwähnt, daß Fahrensbach inzwischen ein zweites mal geheiratet hatte. Nämlich Agnes Gräfin von Everstein (1600-1655) (Wiki), die jüngste Schwester seines Pommer'schen Schwagers, der mit seiner eigenen Schwester Magdalene von Fahrensbach verheiratet war. Sie taucht ab jetzt jedenfalls in den Berichten zu Fahrensbach auf. Agnes stammte aus einem pommerschen Grafengeschlecht und war mithin Protestantin. Als solche wird sie doch wohl auch in der nachfolgenden Zeit in Schweden gelebt haben und dort auf die Rückkehr ihres Mannes aus Ungarn gewartet haben (siehe gleich).

Wann sie deshalb - wie zuvor schon ihr Mann - zum Katholizismus übergetreten ist, muß einstweilen dahin stehen. Sicher ist, daß Fahrensbach sie noch in den letzten Briefen vor seiner Hinrichtung darum bitten sollte, den gemeinsamen Sohn, der 1629 geboren wurde, nämlich Gustav Adolf von Fahrensbach (1629-1689) (Wiki), treu im katholischen Glauben zu erziehen. Zugleich aber (!) hatte er ihm - an sieht - die beiden Vornamen des Schwedenkönigs gegeben! Allein in diesem Umstand spiegelt sich die ganze chamäleonhafte Art seines ganzen Lebens wieder. Sicher ist: Ein Jahr nach der Geburt des Sohnes war Fahrensbach (wieder?) katholisch, ebenso dann seine Frau Agnes.

Gut denkbar, daß er Agnes in jenem Augenblick heiratete als er erneut ein protestantisches "Alibi" brauchte. Aber das kann nur als Hypothese formuliert werden.

Agnes tat ab 1633 zeitweise als Hofdame am Kaiserhof in Wien Dienst, bevor sie nach dem Tod von Fahrensbach ein zweites mal geheiratet hat. Schwedische Historiker halten übrigens als Eindruck fest (Schwed. Biogr.):

Ein reizvolles Merkmal von Fahrenbachs stürmischem Leben ist die schöne Beziehung zwischen ihm und seiner Frau Agnes von Eberstein.

Sie war bis 1630 mit ihm in Schweden und hat sich dann während seiner Gefängnishaft in Ingolstadt um ihn gekümmert. Sie reiste schließlich 1632 an den Kaiserhof nach Wien, um ihn - doch noch, wie so oft - aus Gefängnishaft frei zu bekommen. Fahrensbach selbst spricht in Briefen von großer Liebe zu ihr. Der schon oft zitierte Schweizer Historiker Haas schilderte die Flucht aus Hamburg folgendermaßen (Haas 1951, S. 88) (GB):

Farensbach war bei Nacht und Nebel ausgezogen und auf der Flucht nach Holland begriffen. Dort tauchte er Mitte August beim dänischen Agenten in Amsterdam auf, Rache gegen Wallenstein schwörend. Sein Wille war nun, Bethlen Gabor, den alten Freund, zum Krieg gegen den Kaiser zu bewegen. Eilig reiste er also über das sichere Dänemark nach Elbing .

August 1628 - Seitenwechsel: Hamburg

In dem Augenblick aber, in dem die Sache der Kaiserlichen mit dem erzwungenen Abbruch der Belagerung von Stralsund wieder schwankend wurde, und in dem sich Fahrensbach offenar nicht mehr nützlich machen konnte als kaiserlicher Unterhändler gegenüber Schweden, wechselte er sofort wieder die Seiten und suchte nach Möglichkeiten, dem Gegner von "hinten", also aus den eigenen Reihen (also aus den Reihen der Protestanten) heraus zu schaden. 

Denn auf der Gegenseite drohte sich ein gefährliches Bündnis zusammen zu schließen. Und wer bewegt sich inmitten all der Verhandlungen, die dieses Bündnis zusammen ketten sollten? Georg Wolmar von Fahrensbach. Denn auch die Gefahr von Bethlen Gabor in Ungarn war geblieben (Suvanto 1979, S. 21):

Wallenstein fürchtete, daß nach seinem Aufbruch zu einem Feldzug gegen die Türkei Schweden das Reich angreifen würde. Wallenstein an Arnim, Setgirs 20. 3. 1628

Was also gegen Bethlen Gabor tun? Fahrensbach wurde einmal erneut ins Spiel gebracht. In einer allgemeinen schwedischen biographischen Darstellung zu Fahrensbach lesen wir dazu zunächst ganz allgemein (Bertil Broomé, 1917, in Schwed Biogr Lex) (nach Google Übersetzer): 

... Um kurze Zeit später (1627) den Dänen in die Hände zu fallen, diesmal jedoch nur für kürzere Zeit. Es ist nicht verwunderlich, daß Fahrensbach mehr oder weniger in die doppelbödige Politik seines Herrn eingeweiht ist. Er war nicht nur ein Werkzeug für Wallensteins Flottenpläne, sondern auch an seinen Bemühungen beteiligt, die beiden nordischen Großmächte (Dänemark und Schweden) zu spalten. Fahrensbachs rücksichtslose Selbstbehauptung brachte ihn jedoch in Konflikt mit Wallenstein, der die von ihm willkürlich den Einwohnern Schlesiens auferlegten Dringlichkeitsabgaben nicht gutheißen konnte. In der nordischen Politik verfolgte Fahrensbach eine eigene Linie. Er nutzte seine alten Kontakte zu Gustav Adolf und bot ihm an, sich um Bethlen Gabor als Verbündeten im Krieg gegen Polen zu bemühen. Die Folge war, daß der schwedische König, der sich Ende 1628 persönlich mit Fahrensbach in Preußen traf, ihn als außerordentlichen Gesandten nach Siebenbürgen entsandte. Die Mission, die Fahrensbach auch in die Niederlande, nach Paris, in die Schweiz, nach Mantua und Venedig führte, blieb ohne Ergebnis; Bethlen Gabor verriet die Mission des Fahrensbach sogar an den Kaiser, die dadurch sogar den Polen bekannt wurde.

Geschah das nach der Verleumdung des Paul Straßburg durch Fahrensbach? Jedenfalls sollte dieser Umstand im Auge behalten werden. Weiterhin hören wir (Bertil Broomé, 1917, in Schwed Biogr Lex) (nach Google Übersetzer):

Mit unerledigten Geschäften muß Fahrensbach nach Schweden zurückkehren, wo seine Frau inzwischen große Gastfreundschaft genießt. Das Scheitern untergrub natürlich seine nie starke Position. Im Sommer 1630 verließ Fahrensbach das Land auf dem Weg nach Deutschland, assistierte zeitweise dem Schotten James Hamilton, der im Auftrag Schwedens Truppen rekrutierte, und kam in diesem Zusammenhang auch nach England. Er war seiner Mission jedoch bald überdrüssig, begann sich mit den Kaiserlichen gegen die Schweden zu verschwören und erhielt schließlich eine Anstellung in Tillys Armee als Oberst und Kommandeur eines Infanterieregiments.

So eine kurz gedrungene Zusammenfassung der weiteren Ereignisse.

Herbst 1628 - Paul Strassburg bei Bethlen Gabor

Geschichtsbewußten Skandinaviern, Deutschen und Protestanten ist König Gustav Adolf II. von Schweden ein Begriff, der "Löwe aus dem Norden" (Wiki):

Glaubensfreiheit in der Welt, 
rettete bei Breitenfeld, 
Gustav Adolf, Christ und Held.

So heißt es in einem sehr bekannten Spruch auf dem Gedenkstein für seinen Sieg in der Schlacht bei Breitenfeld bei Leipzig im Jahr 1631 heute immer noch. Viel weniger ist heutigen Menschen bewußt, daß König Gustav Adolf II. von Schweden ab 1630 nur die Rolle übernommen hat, die zuvor über die zehn Jahre hinweg der calvinistische, ungarische Feldherr Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki) innegehabt hatte. Bethlen Gabor hat für Siebenbürgen ein "Goldene Zeitalter" herbei geführt. Er war ein militärischer Führer. Aber er war zugleich gebildet und hat viele Gelehrte in seine Heimat Siebenbürgen gerufen, um dort eine Universität aufzubauen. Und er hat sich bemüht, aus Siebenbürgen ein modernes Gemeinwesen zu schaffen.

Seine fast jährlichen Kriegszüge nach Norden und vor die Mauern Wiens versetzten die Habsburger und die dortigen Jesuiten wieder und wieder erneut in Schrecken und Todesangst. Mehrmals hat es Überlegungen gegeben, daß der Kaiser samt seinem Hof von Wien aus nach Westen ausweichen müsse, um den Gefahren, die von Bethlen Gabor ausgingen, auszuweichen. Wie wir gleich hören werden, war Bethlen Gabor der Meinung, daß er mit seinen Feldzügen jedesmal direkt in die Herz-Gegend der katholischen Gegenreformation hinein nur deshalb nicht erfolgreich war, weil die deutschen Protestanten in Böhmen und in den übrigen Landesteilen zu unkoordiniert und unüberlegt gehandelt hatten. Bethlen Gabor war nicht ein "wilder", unüberlegter, ungarischer Feldherr. 

Nein, er war ein sehr kluger, überlegter Politiker und Gelehrter. Er ist ähnlich wie Gustav Adolf mit 49 Jahren mitten aus seinem Leben und aus weit gefaßten Plänen heraus - wie man hört an einer langwierigen Krankheit - im November 1629 gestorben. Und er hat deshalb - wie Gustav Adolf - ein unabgeschlossenes Lebenswerk hinterlassen. Er war ein Todfeind der Jesuiten - wie Gustav Adolf. Warum erinnern wir uns so wenig an - Bethlen Gabor?

Schauen wir uns an, wie im Herbst des Jahres 1629 die Welt aus der Sicht von Bethlen Gabor in Siebenbürgen aussah. Noch im Sommer 1628 traute er dem Schwedenkönig und seinem Heer nicht besonders viel zu. Aber Gustav Adolfs Gesandter bei Bethlen Gabor, der aus aus Nürnberg gebürtige Paul Strassburg (1595-1656) (DB), konnte - soviel wir erkennen können - einen Sinneswandel bei Bethlen Gabor bewirken. Paul Strassburg flößt noch dem Nachlebenden außerordentlich große Achtung, Ehrfurcht und Respekt ein für das weitausschauende, kluge und überlegte Handeln Bethlen Gabors sowohl innerhalb seines Gemeinwesens in Siebenbürgen selbst wie weit in die europäische Staatenwelt nach Westen wie nach Osten hinein. Tatsächlich auch mußten sich die Schweden damals erst einen Ruf erarbeiten als gefürchtete militärische Gegner. Den hatten sie - im Gegensatz zu den Polen - vor 1628 keineswegs. Vielmehr erhoffte sich auch Gustav Adolf von Schweden Hilfe von Bethlen Gabor. Darüber lesen wir die folgenden sehr interessanten Ausführungen (Szilágyi 1882, S. 468):

Der Kampf (der Polen) mit Schweden dauerte schon nahezu ein Jahrzehnt lang und während dieses Zeitraumes begann sich die öffentliche Meinung Europas in diesem Punkte allmählich umzugestalten. Nach der Schlacht von Riga (1621) nahmen es auch die Polen selbst schon wahr, daß sie von den Schweden im Festungskampfe überflügelt seien: aber sie behielten noch das Bewußtsein, daß sie in offener Schlacht die Obehand haben. Der Feldzug von 1626 und insbesondere die Schlacht von Mewe bewies indessen, daß die schwedische Infanterie der polnischen überlegen sei. 1627 brachten die Schlachten um Dirschau auch der schwedischen Kavallerie Lorbeeren und nunmehr behielten die Polen nur noch in einem einzigen Punkte die Oberhand über die Schweden: ihre leichte Reiterei verstand sich vortrefflich auf kleine Plänkeleien, unvermutete Überraschungen, Ermüdung des Gegners und Erschwerung der Truppenverpflegung. Koniepolski basierte seinen ganzen Feldzugsplan auf diesen Vorteil und verstand es mit großer Geschicklichkeit, den Entscheidungsschlachten aus dem Wege zu gehen. Für diese Weise der Kriegführung war Gustav Adolf in hohem Grade auf die Hilfeleistung seines Schwagers Gabriel Bethlen hingewiesen und deshalb verlangte er von ihm schon früher und wiederholt in dringender Weise ungarische Reiterei, und als er sich endlich entschloß, weiter nach unten vorzudringen, tat er auch die entsprechenden Schritte, um mit Bethlen und der Pforte in eine engere Verbindung zu treten.
Mit der Zuwegebringung derselben betraute er einen seiner intimsten Räte, Paul Strassburg, den er zu seinem ständigen Gesandten in Siebenbürgen ernannte, und dem der Kanzler auch eine volkswirtschaftliche Mission auftrug: von Bethlen zu erfahren, ob er nicht geneigt wäre, die Kupferausfuhr aus seinem Lande zu verbieten und aus derselben, im Einvernehmen mit Schweden, ein Monopol zu machen. Auf diese Weise würden diese beiden Länder für Europa den Preis des Kupfers bestimmen. Strassburg machte sich auch nach Entgegennahme seiner Instruktionen am 23. Juli 1628 von Dirschau auf den Weg.

Bethlen Gabor befragte Strassburg nun - nach dessen Berichten an Gustav Adolf - sehr kritisch über die militärischen Unternehmungen der Schweden und war von den Antworten offenbar doch überrascht und beeindruckt. Auch seinerseits hat er sich gegenüber Strassburg sehr offen ausgesprochen (Szilágyi 1882, S. 468):

Er zählte ohne jede Übertreibung auf, in welchen Hinsichten und in welchem Grade er seinen Verbündeten hätte nützlich werden können, wenn sie sich seiner Dienste hätten bedienen wollen, was sie indessen systematisch und konsequent abgelehnt hätten. Jetzt erübrige (sprich: bliebe nur noch) das einzige, daß Gustav Adolf offensiv auftrete und die Reparatur der an den Rand des Verderbens geführten Angelegenheit in die Hand nehme, wobei er ihn aus allen Kräften unterstützen würde.   

Schon aus diesen wenigen Worten hört man heraus, daß Bethlen Gabor Gustav Adolf ebenbürtig war, ebenbürtig an Klugheit, ebenbürtig an Edelsinn und Einsatzfreudigkeit für die protestantische Sache. Auf den selben Umstand, nämlich die calvinistische Partei innerhalb Polens macht auch der Historiker Seraphim aufmerksam. Das Gemeinwesen des Siebenbürgener Großfürsten Bethlen Gabor ... (Seraphim, S. 142)

... erhielt dadurch noch einen gefährlicheren Charakter, als eine starke Partei in Polen, so die Magnatenfamilien der Radziwill und Saphieha, der Starost von Sandomir u. a. sich mit dem Plane trug, Bethlen Gabor die Krone ihrers Reichs zu übertragen.

Das waren wahrlich weitausschauende Projekte. Nur eine Sache habe er Strassburg verheimlicht, so hören wir. Nämlich daß sein gerade an die Pforte abgehender Gesandter den Auftrag hatte (Szilágyi 1882, S. 472) ...

.... den Großvezier zu sondieren: ob in dem Falle, daß der vom Schlage gerührte Polenkönig von ungefähr mit Tode abginge und man ihn auf den polnischen Thron beriefe, die Pforte seiner Wahl Hindernisse in den Weg legen würde?

Auch Gustav Adolf hätte ja Ansprüche auf den polnischen Thron erheben können. Die Mehrheit der "Verbündeten" unter dem Adel und Hochadel in Polen, die man dafür hätte gewinnen können, waren aber Calvinisten. Und so dürfte es aus der Sicht von Bethlen Gabor realistischer gewesen sein, daß er - statt Gustav Adolf - nach der polnischen Königskrone griff. Allerdings war offenbar das Vertrauen beider Fürsten zueinander noch nicht so groß, daß darüber miteinander offen und in Verständigungsbereitschaft gesprochen hätte werden können. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sich Bethlen Gabor zurück gehalten hatte mit dem Absenden der von Gustav Adolf gewünschten leichten Reiterei aus Ungarn.

Inzwischen, so berichtet Paul Strassburg an Gustav Adolf, langten in Siebenbürgen Nachrichten ein, daß das von den Kaiserlichen belagerte Stralsund entsetzt worden wäre, daß Wallenstein also die Belagerung hatte abbrechen müssen und daß Gustav Adolf in Preußen weitere Erfolge erzielt habe. Strassburg schrieb an Gustav Adolf und ließ sein Schreiben durch einen ungarischen Boten überbringen, der dessen Inhalte auch mündlich bekräftigte. Der Inhalt der Botschaft war (Szilágyi 1882, S. 472):

Bethlen hat auch in Polen viele Freunde: den Starost von Sandomir, der an der Grenze Ungarns haust, den Palatin Lecznoszky, den Krakauer Kastellan Sbarasky, den Landesmarschall, Radzivil, Saphieha und viele andere.

Bethlen wolle sich gegebenenfalls zum König von Polen wählen lassen. Kanzler Oxenstjerna antwortete Strassburg darauf (Szilágyi 1882, S. 472):

Er gibt ihm zu wissen, daß Fahrensbach in schwedische Dienste getreten sei und in einer Mission nach Siebenbürgen gehe. 

Daß Oxenstjerna und Gustav Adolf in einer Lage mit solchen Aussichten ausgerechnet einen Fahrensbach als Gesandten zu Bethlen Gabor absandten, mutet irgendwie "irre" an. Auch daß es von jesuitischer Seite - unterstelltermaßen - so kunstreich gelang, ihn so schnell an so zentraler Position zu platzieren, mutet irre an. Wir werden gleich hören, daß sich Fahrensbach in Ungarn einmal erneut als Stinkstiefel im Sinne des Zerstörens vertrauensvoller Zusammenarbeit der Protestanten untereinander betätigen sollte.

Oktober 1628 - Elbing

Wir hören weiter über ihn (Seraphim, S. 141):

Als im Oktober 1628 der König (Gustav Adolf) in Elbing, also auf preußischem Boden, erwartet wurde, fand sich auch Wolmar mit seiner Gemahlin, einer Gräfin von Eberstein, hier ein. (...) Am 29. Oktober zog - wir folgen den zeitgenössischen Aufzeichnungen des Burggrafen jener Stadt, Israel Hoppe - der Kanzler Axel Oxenstierna mit viel vornehmen Herren dem Könige entgegen, unter denen sich "sonderlich Oberster Volmar Farensbach befand", am 1. November erfolgte der königliche Einmarsch, voraus reiten Gustav Adolf, die ersten Würdenträger und Generäle, der Reichskanzler, der Hofmarschall, dann Graf Peer von Brahe, Horn, ein Baron von Wallenstein - und in ihrer Mitte hoch zu Roß Wolmar Farensbach. 

Von dem Chronisten wird bemerkt, daß der Oberst Fahrensbach

"sich aufs Neue sehr wol bey ihm insinuiret hätte."

Das Wort "insinuieren" wird hier gebraucht im Sinne von "unterstellen" oder "einschmeicheln". In der Sprache unserer Zeit: Er hat sich ihm auf Neue sehr wohl angedient. Wir lesen (Haas 1951, S. 88) (GB):

Alsbald vermochte er Gustaf Adolf und Oxenstierna für seinen Plan einzunehmen. Zwar gedachte der König, den waghalsigen Mann zum Khan der Tartaren und zu den saporogischen Kosaken abzuordnen, um diese gegen Polen aufhetzen zu lassen. Man näherte sich dem deutschen Krieg, und es galt somit, Polen abzulenken. Von Siebenbürgen aus konnte das leicht geschehen, herrschte doch im benachbarten südlichen Teil des Königreiches arge Mißstimmung gegen den Hof in Łazienki. Zu dieser "Diversion" war Farensbach der geeignete Wühler. So erhielt denn der Livländer von Gustaf Adolf den Auftrag, zu Bethlen Gabor nach Siebenbürgen zu reisen. Doch sollte er unterwegs eine reiche Fracht von gleichgerichteten diplomatischen Geschäften tätigen, zuerst mal die polnischen Magnaten aufsuchen und mit ihnen zu einem Polen neutralisierenden Vergleich mit Stockholm über die ....

Es war zunächst also eine ganz andere Reiseroute vorgesehen worden für Fahrensbach als dann schlußendlich gewählt wurde. Wir erfahren (Seraphim, S. 141):

Zu nichts Geringerem als zu einer Mission nach Siebenbürgen an Gustav Adolfs Schwager Bethlen Gabor, in dessen Diensten er bereits früher gestanden, war er ausersehen und schon nach wenigen Tagen, am 6. November, erfolgte die Ausfertigung des Kreditivs und die Feststellung der Reiseroute, die ihn über Lübeck, Hamburg, Amsterdam nach Paris führen sollte. Nach Empfang eines Wechselbriefs auf 10.000 Reichsthaler mußte die Weiterreise über Venedig, durch Istrien, Dalmatien, die Walachei und Moldau nach dem Hoflager Gabors angetreten werden.
Am folgenden Tage schon schiffte er sich in Pillau ein, seine Gemahlin wollte ihn bis zum Haag begleiten und dort die Rückkehr abwarten.

Agnes war ja die Schwägerin der vormaligen Hofdame von Elisabeth Stuart und womöglich schon dadurch in Den Haag empfohlen. Von "Gustav Adolfs Schwager" ist hier deshalb die Rede: Am 2. März 1626 hatte sich Bethlen Gabor mit Katharina von Brandenburg vermählt - auf Vermittlung der Geschwister wie Fahrensbach wie wir sahen. Und am 25. November 1628 hatte Gustav Adolf deren Schwester Marie Eleonore geheiratet.

Dezember 1628 - Den Haag

Wir erfahren weiter (Seraphim, S. 143):

Unser "fahrender Diplomat" war wie bereits berichtet am 17. November in Pillau an Bord gegangen, hatte sich am 29. November in Calmar vom Könige beurlaubt und über Gothenburg seine Reise nach Holland angetreten.

In Den Haag traf er offenbar Thomas Roe. Dieser schrieb damals ein Memorandum für Friedrich Heinrich Prinz von Oranien (1584-1647) (Wiki), den damaligen Statthalter der Niederlande, der im Achzigjährigen Krieg mit den Spaniern stand und gerade damals den Beinamen "Städtebezwinger" erhielt. Über diesen Prinzen von Oranien lesen wir (Wiki):

Auf diplomatischer Ebene schloß er mit der Hilfe des niederländischen Gesandten François van Aerssen Bündnisse mit Dänemark, Schweden und Frankreich gegen Spanien. Dänemark trat maßgeblich auf sein Betreiben in den Dreißigjährigen Krieg ein, Gustav Adolfs Feldzüge unterstützte er ab 1631 finanziell.

Wir lesen (von Opel: Der niedersächsisch-dänische Krieg, Band 3, 1894, S. 712) (GB):

Zwei englische Gesandte, Charlisle und Thomas Roe, von denen der erstere aus Italien, der letztere aus Konstantinopel zurück gekehrt war, schmiedeten im Haag den Plan, Bethlen Gabor wieder in die Waffen zu bringen. Noch einmal sollte der dänische König Christian IV. an eine tatkräftige Mitwirkung des Fürsten von Siebenbürgen im Bunde mit England, Schweden und den Niederlanden glauben.
Roe brachte die ganze Angelegenheit vor die Generalstaaten und vor den Prinzen von Oranien. Seiner Meinung nach war Bethlen Gabor trotz des Friedens der Türkei mit dem Kaiser immer noch zum Kriege geneigt. Sowie man in Westeuropa Gustav Adolf zum Führer in diesem Kampfe annähme, und dieser in Schlesien einrückte, wollte er sich mit 25.000 Reitern an dem Kriege beteiligen und einen verheerenden Einfall nach Östreich unternehmen. Roe's Mitteilung zufolge forderte Bethlen Gabor nicht einmal eine neue vertragsmäßige Festsetzung der Bedingungen, sondern war geneigt, die früher unterzeichneten anzuerkennen (Memoir given by Sir Thomas Roe to the Prince of Orange Dec. 27./Jan. 6. 1628/9).
Der englische Gesandte stellte nur das Ansinnen an den Prinzen von Oranien, daß sich die Generalstaaten und England zur Zahlung der früher bestimmten monatlichen Kriegsunterstützung von 40.000 Thalern und zwar in Venedig verstehen möchten. Mit Sicherheit rechnete Roe zugleich auf einen Beitrag Christians IV. Roe versprach auch, nach seiner Ankunft in England sofort darauf hinzuwirken, daß Karl I. den König von Schweden von dem Vorhaben in Kenntnis setze. (...)
Ein ehemaliger Sekretär der Fürstin von Siebenbürgen, Hieronymus Beckmann, der sich in Roe's Gefolge befand, sollte nach Siebenbürgen gehen, um dem Fürsten den Vorschlag mitzuteilen und "eine qualifizierte Person auf der Post mit Wechselbriefen" nachgesendet werden. (...) ... Bethlen Gabor, den Gustav Adolf bald darauf durch einen Gesandten, den berüchtigten ehemaligen wallensteinischen Obersten Fahrensbach, ausforschen ließ, (...) während den Fürsten in diesen letzten Monaten seines Lebens in Wahrheit hauptsächlich polnische Pläne beschäftigten.

Die Inhalte des Memorandums an ihn könnten nun, so meint ein Biograph Roe's, zu Ohren von Gustav Adolf gekommen sein (Michael Strachan: Sir Thomas Roe, 1581-1644: A Life, 1989, S. 189) (GB):

... die Königin von Böhmen, es ist nicht gut belegt, daß sie dem Prinz von Oranien unterbreitet worden sind und es gibt nur einen indirekten Beleg, daß sie durch seinen Gesandten Wolmar von Fahrensbach, den Roe im Haag getroffen hatte, zu Ohren von Gustav Adolf gekommen sind. Die Ziele, die in Roe's Memorandum an den Prinzen von Oranien dargestellt worden waren, waren zunächst, die Ostsee von der Bedrohung durch die Kaiserlichen zu befreien, so daß der Ostseehandel mit England und den Vereinigten Niederlanden, der für beide so wesentlich war ...
.... Queen of Bohemia, there is documentary poor that they were laid before the Prince of Orange and there is circumstantial evidence that they came to the ears of Gustavus Adolphus through his emissary Wolmar von Farensbach, whom Roe met at The Hague. The objectives set out in Roe's memorandum to the Prince of Orange were first to free the Baltic from the threat of Imperial control so that Baltic trade with England and the United Provinces, essential to both for the materials of ...

Wiederum außerordentlich weitausschauende Pläne, die da auf protestantischer Seite verfolgt wurden, und von denen Fahrensbach in Den Haag von Thomas Roe quasi aus erster Hand erfuhr.

Januar 1629 - Paris

Und weiter ging es (Seraphim, S. 143) (s.a. G-Maps)

Folgen wir dem erhaltenen Reisebericht an Gustav Adolf: Über den Haag, Vliessingen, Boulogne führte ihn der Weg nach Paris: am 28. Januar 1629 traf er hier ein.

Hier unterhandelte er im Auftrag von Gustav Adolf mit Richelieu (1942/1949, S. 7) (GB, GB). (Gustave Fagniez: Le père Joseph et Richelieu. 1577-1638. 1894, S. 561 (GB):

Er wurde auch von zwei Agenten dieses Königs besucht, Lars Nielson (1628) und Wolmar Farensbach (1629). Letzterer wurde dem Herzog von Mantua, der Republik Venedig und Bethlen Gabor akkreditiert; er musste...

Sodann erfolgte eine Woche später die Weiterreise (Seraphim, S. 143):

Am 3. Februar verließ Wolmar die französische Hauptstadt und erreichte (...) am 7. Chalons, von wo er die Saone abwärts den Weg zu Wasser nahm und endlich am 17. Februar in Genua sein Quartier aufschlug.

In Genua fand er die Stadt bereit,

"was müglich E. K. M. zum besten gerne zu thuen". Doch weiter gings: durch die Schweiz, Graubünden, den Veltlin betrat er am 27. die Grenzen der Republik Venedig.  (...) Weiterreise, auf der er zuerst den Herzog von Mantua besuchte, ihm seines königlichen Herren Schreiben überreichte und von jenem "aller Submission und Freundschafft gegen E. K. Maj." versichert wurde. Am 10. März finden wir Farensbach schon in der St. Markusstadt, in Venedig. Am folgenden Tage hat er im Dogenpalast Audienz beim Dogen und überreicht diesem inmitten des Rats das königliche Kreditiv- und sonstige Schreiben.

(Johannes Paul: Gustaf Adolf, Band 2, 1930) (S. 123) (GB):

Dafür nahm Richelieu in der Mantuanischen Frage seine Habsburgfeindliche Politik wieder auf, indem er sich der Republik Venedig näherte. Gleichwohl richtete Farensbach in Oberitalien wenig aus. Er wurde zwar von dem neuen Herzog von Mantua und vor allem in Venedig glänzend empfangen. Man nahm gern davon Kenntnis, daß Gustaf Adolf durch einen Angriff auf den Kaiser dessen Haupt-...

Abb. 9: Fahrenbach's Reiseroute: Paris, Genua, Veltlin, Chur, Mantua, Venedig - März, April 1629 (G-Maps)

Daß es vor 1629 intensivere, direkte Verhandlungen zwischen Schweden und dem mit Frankreich und England verbündeten Venedig gegeben habe, um das beiderseitige Vorgehen gegen das Haus Habsburg und gegen Spanien in Europa miteinander abzustimmen und zu koordinieren, da ja Venedig gemeinsam mit Frankreich im schweizerischen Veltlin Interessen verfolgte (gemeinsam mit dem Herzog Rohan und Jürg Jenatsch), davon weiß eine historische Arbeit aus dem Jahr 1885 nichts (Bühring 1885, S. 34ff). 

März 1629 - Über Mantua, Venedig und Dalmatien zu Bethlen Gabor

Für sie beginnt diese konkretere Abstimmung mit einem Auftrag von Gustaf Adolf ausgerechnet an unseren Georg Wolmar von Fahrensbach (Bühring1885, S. 39) (GB):

So benutzte er die Reise des zu siebenbürgischen Verhandlungen bestimmten Obristen Farensbach, um die Verhältnisse in Italien zu sondieren, wo bereits der Kampf um Casale begonnen hatte, - und Venedig wiederum ließ durch seine Diplomaten im Haag und in London nach Kräften in das von Schweden her aufflammende Kriegsfeuer blasen. (....)
Wolmar Farensbach kam, nachdem er zuerst, wie es scheint, in England und den Niederlanden gewirkt hatte, Anfang März 1629 in Mantua an, zu einer Zeit, wo Richelieu bereits in der ersten Unternehmung gegen Savoyen begriffen, und die Verhandlungen zwischen Frankreich und Venedig über eine Liga zum Schutze Mantuas ihrem Abschlusse nah waren. Er bot dem bedrängten Herzog jegliche Hilfe von Seiten des Königs an.

Am 11. März 1629 ist er in Venedig (Bühring 1885, S. 40). Daniel Nys führt ihn ins Collegiun ein (Bühr. 1885, S. 260). Zwei Wochen später, ab 29. März 1629, werden Galeeren für Fahrensbach zur Überfahrt über die Adria vorbereitet (Bühring 1885, S. 41). Noch einmal zwei Wochen später, am 12. (oder 14.) April 1629 kommt Fahrensbach in Zadar im heutigen Kroatien (italienisch Zara) (Wiki) an, eine Hafenstadt, die sich damals im Besitz von Venedig befand. 

Der Weg ging weiter über Dalmatien. Als nächsten Ort nennt der Historiker Seraphim "Weißenburg an der Donau". Das muß aber falsch sein, da diese Stadt in Bayern liegt. Es dürfte sich um Stuhlweißenburg in Ungarn (oder auch um Weißenburg in Siebenbürgen) handeln. Da die nächste Station Budapest (damals "Ofen") als ein Umweg bezeichnet wird, wäre zu fragen, ob es sich um einen großen oder nur einen kleinen Umweg handelte. Wie auch immer: Am 15. Mai kam er am "siebenbürgischen Hoflager" an, was Weißenburg in Siebenbürgen sein wird (Seraphim, S. 145) (s. G-Maps). 

Zwischenzeitlich schilderte Strassburg an Gustav Adolf die Persönlichkeit Bethlen Gabors und die Gediegenheit der Aktivitäten, die er betrieb (Szilágyi 1882, S. 478):

... wie nahe die Einmischung in die polnischen Angelegenheiten bevorstehe und zwar mit Unterstützung seitens der Nachbarstaaten in einem Maße, welches sozusagen die Bürgschaft des Erfolges in sich trug und welchem zu Folge - wie wir aus einem Memoiristen wissen - Bethlen die zur Offensive notwendigen Anstalten bereits getroffen hatte und auch sein Heer organisierte. (...) Die Sache sollte so veranstaltet werden, daß der Angriff zu gleicher Zeit von allen Seiten her, durch die an Polen grenzenden Staaten erfolgen sollte, denen sich sofort die Kosaken anschließen sollten.

Auf der Seite von Bethlen Gabor arbeitete auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel Cyrillus Lucaris (1572-1638) (Wiki):

In seinen Schriften vertrat er teilweise protestantische oder als solche verdächtigte Ansichten. (...) 1596 nahm er als Exarch des Patriarchen an den Versammlungen des orthodoxen Klerus in Polen-Litauen teil, die die Union von Brest mit Rom ablehnten. 1597 ernannte ihn Patriarch Meletios zum provisorischen Nachfolger des Metropoliten von Kiew, der die Union mit dem römischen Papst angenommen hatte. Kyrill konnte dieses Amt allerdings nicht ausüben und mußte Polen-Litauen verlassen.  Er ging nach Wittenberg und Genf als den wichtigsten Zentren des Protestantismus und studierte dort. 1600 kehrte er auf Wunsch des polnischen Königs nach Polen-Litauen zurück, um zwischen der griechisch-katholischen und der orthodoxen Kirche zu vermitteln, allerdings ohne Erfolg. (...)
Zwischen 1622 und 1627 bereiste Loukaris Nord- und Westeuropa, unter anderem Bremen, Hamburg und Oxford. Er suchte die Unterstützung der Protestanten. Sein Gegner Kyrillos Kontares, der vom Jesuitenkolleg Galata stammte, sicherte sich hingegen die Unterstützung der katholischen Kirche, die durchaus bestrebt war, in Konstantinopel Fuß zu fassen.  Der Spionage für Rußland beschuldigt, ließ Sultan Murad IV. Loukaris 1638 auf einem Schiff im Bosporus von Janitscharen umbringen. Sein abermaliger Nachfolger, Kyrillos II. Kontares, ließ ihn am 24. September 1638 durch eine orthodoxe Synode in Konstantinopel zum Ketzer erklären, um so seinen Anhang und Einfluß zurückzudrängen.

Daß der Sultan von Konstantinopel als Moslem in Fragen der Christenheit offenbar wenig Durchblick hatte und hier Zuarbeit für die Jesuiten und den Papst in Rom leistete, darf man auch als auffallend feststellen. Über das Wirken von Fahrensbach in Siebenbürgen 1629 lesen wir auch (Haas 1951, S. 90):

Farensbachs weitere Lebensgeschichte verlief bis zum bittren Ende pausenlos voller Spannungen: Über Mantua und Venedig erreichte er auf einer Galeere Split, reiste nach Ofen hin und traf Mitte Mai im Hof Bethlens ein. Der Fürst von Siebenbürgen fand aber die Pläne Gustaf Adolfs nicht nach seinen augenblicklichen Landesinteressen, machte Ausflüchte und gab vor, für einen Angriff auf Südpolen sollte man der Mithilfe des Sultans in Konstantinopel sicher sein. Cornelis Haga, Hollands Vertreter bei der Pforte, riet aber seinem schwedischen Kollegen daselbst, P. Straßburg, energisch solch ein Unternehmen ab.

Mai bis September 1629 - Als Stinkstiefel am Hof Bethlen Gabors

Am Hof Bethlen Gabor's betätigt Fahrensbach dann einmal erneut seine größte Begabung. Nämlich die als Stinkstiefel. Er verleumdet seinen dort anwesenden Kollegen Paul Straßburg (1595-1654) (Wikitree), den schwedischen Diplomaten. Und anfangs glaubte ihm die Großfürstin von Siebenbürgen, die vormalige Katharina von Brandenburg (1602-1644) (Wiki) und griff diesen Botschafter in einem Brief an Gustav Adolf scharf an (Seraphim, S. 147):

Doch nur zu bald wurden Farensbachs Intrigen entlarvt, Straßburgs Unschuld trat glänzend zu Tage, ersterer verlor alles Terrain. Am 6. September 1629 richtete Katharina deshalb an ihren Schwager ein neues Schreiben und erklärte offen, sie habe "unbedachtsamer Weise ihm solches zugeschrieben -"wie sich aber mein sin," fuhr sie fort, "und meine meinung so weit regieren lassen und ich mich ergeben habe, dero residenten zu seiner Verantwortung zu lassen und dan in betrachtung was (für eine) Person Farenssbach sey und was er zeit seines lebens vor humor gehabt, zudem auch von viel redlichen leuten bin berichtet worden - also bitte ich E. K. M. wollen ihm mit meines vorigen unbedachtsamen schreiben entgelten lassen, sondern (e)in gnediger köning sein und bleiben".

"Was er Zeit seines Lebens für Humor gehabt" - das muß nicht weiter kommentiert werden, es ist sprechend genug, und zwar sowohl als Verharmlosung des wahren Sachverhalts als auch als treffende Charakterisierung der Person Fahrensbachs. Verharmlung ja deshalb: Man hält bei Fahrensbach imer nur wieder für persönliche Laune, für einen bloß persönlichen Charakterzug, was sich doch offenbar in größere Zusammenhänge einordnet. Letzteres sehen die wenigsten Zeitgenossen und sehen bislang auch nicht die Historiker. Nämlich daß er doch offenbar allezeit den katholischen Interessen gedient hat und dazu womöglich getrachtet hat, sich an die erste Stelle als schwedischer Botschafter bei Bethlen Gabor zu schieben. Wer weiß, welche Rolle er dann noch in Weißenburg in Siebenbürgen gespielt hat, etwa bei Bethlen Gabor's Tod, der am 15. November 1629 daselbst mit 49 Jahren gestorben ist.

1629 - Bethlen Gabor will die polnische Krone erwerben - Und stirbt

In einer Untersuchung aus dem Jahr 1885 scheint man noch nicht viele Details über Fahrensbachs Unterhandlungen in Siebenbürgen in Erfahrung gebracht zu haben. Es heißt darin nur ganz kurz (Bühring 1885, S. 42):

Kaum hatte Farensbach die Unterhandlungen mit Bethlen in ein gutes Geleis gebracht, so nötigte Arnims Zug nach Preußen den König, seine deutsche Unternehmung zu vertagen. Als dann die polnischen Verhältnisse geebnet waren, da brachte am 5./15. November 1629 Bethlens Tod wirklich um das Resultat aller Bemühungen.

Auf dem ungarischen Wikipedia lesen wir (Wiki):

Sein Tod am 15. November 1629 verhinderte die Umsetzung seiner weiteren Pläne, die darauf abzielten, die polnische Krone in einem schwedisch-russischen Bündnis zu erlangen.

Wir müssen bis auf weiteres davon ausgehen, daß an in diese Pläne auch führende calvinistische Magnaten in Polen mit einbezogen waren, die ja zum Teil auch von Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg bezahlt wurden. Auch unter ihnen gab es ja Pläne, König Sigismund III. Wasa durch einen calvinistischen König zu ersetzen. Daß Katharina von Brandenburg allerdings keine feste Protestantin war, zeigte sich in ihrem weiteren Lebenslauf nach dem Tod von Bethlen Gabor (Wiki) :

Sie folgte ihrem Mann als souveräne Fürstin und wurde von der Hohen Pforte im Amt bestätigt. Wegen ihrer Hinneigung zum Katholizismus, ihrem Liebesverhältnis zu Graf Istvan Csáky und ihrem Mangel an Durchsetzungskraft in den Thronstreitigkeiten, trat sie zurück, nachdem der Landtag in Mediasch sie heftig kritisiert hatte und die Stände in Klausenburg sie zum Rücktritt zwangen. Als Fürst von Siebenbürgen folgte ihr Schwager Istvan, der aber einige Wochen später ebenfalls zurücktrat. Der folgende Fürst Georg I. Rákóczi entzog Katharina Schloß und Herrschaft Făgăraș, die einzigen Besitzungen, die ihr laut Testament ihres Mannes geblieben waren. Rákóczi zwang sie außerdem, seinen Sohn Georg zu adoptieren. Katharina zog sich nach Stuhlweißenburg zurück und konvertierte 1633 auf ihrem Witwensitz Tokaj zum katholischen Glauben. Kaiser Ferdinand II. setzte sie daraufhin wieder in den Besitz ihrer testamentarisch versicherten Besitzungen. 

1639 heiratete sie nach Niedersachsen und verkaufte bei dieser Gelegenheit alle ihre ungarischen Besitzungen. Immerhin, Fahrensbachs Reisebericht gab die Voraussetzung für weitere schwedische Verhandlungen mit Venedig (Bühring 1885, S. 52):

Immerhin ist es trotz der Zurückhaltung Venedigs nach den Berichten, die Farensbach, Spens und Camerarius, die Roe und Charnacé dem Könige über die Stimmung der Republik gegeben haben müssen, und bei der allgemeinen politischen Konjektur nur natürlich, wenn Gustav Adolf am 11./21. Dezember 1629 dem Hofrat Rasch für seine Rundreise zu den bei der schwedischen Expedition interessierten Mächten auch Aufträge für Venedig mitgab. Farensbachs Bericht war eines der Motive zur Entsendung Raschs.

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  1. Seraphim, Ernst: Der Kurländer Wolmar Farensbach. Ein Parteigänger und Verräter des 17. Jahrhunderts. Nach archivalischen Quellen. In: Seraphim, Ernst und August: Aus der Kurländischen Vergangenheit. Bilder und Gestalten des siebzehnten Jahrhunderts. Stuttgart 1893, S. 9-152 (GB)
  2. Ahnlund, Nils:  Volmar Fahrensbach - Krieger, Diplomat und Staatsgefangener. In:  Personhistorisk Tidskrift XIX 1917 (Ausgabe 1918), S. 77-113 (GB)
  3. Kuhn, Hanns (Lehrer): Obrist Graf von Fahrensbach. Ein Abenteurerschicksal aus dem 30jährigen Krieg. Als Beitrag zur Geschichte der Festung Ingolstadt (1632) aus Wiener und Münchner archivalischen Quellen, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 50, 1931, S. 37-68 (Dig. Samml.)
  4. Haas, Leonhard: Schwedens Politik gegenüber der Eidgenossenschaft während des Dreißigjährigen Krieges. In: Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 9, 1951, S. 68-160 (GB) 
  5. Broomé, Bertil: Wolmar Farensbach. In: Svenskt biografiskt lexikon (SBL), Band 15, 1956, S. 363, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15147
  6. Warlich, Dr. Bernd (Volkach): Farensbach [Fahrensbach, Fahrensbeck, Pharensbach, Pharensberg, Farnsbech, Wahrensbeck], Graf Georg Volmar [Woldemar, Waldemar] von. 2012, http://www.30jaehrigerkrieg.de/farensbach-fahrensbach-pharensberg-graf-georg-volmar-woldemar-waldemar-von-2/
  7. Stramburg, Christian von: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. welcher die (...) Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms (...) darstellt. 1. Band der 2. Abtlg. Koblenz 1845 (GB)
  8. Klopp, Onno: Tilly im dreißigjährigen Kriege. Bis zur Zeit des Friedensschlusses von 1629, Stuttgart 1861 (GB
  9. Siebenbürgische Chronik des Schässburger Stadtschreibers Georg Kraus. 1608 - 1665. 1. Teil, Wien 1862 (GB) (Dig), 2. Teil, Wien 1864 (GB)
  10. Bolanden, Conrad von (d.i. J.E.K. Bischoff): Gustav Adolf. Historischer Roman, Bd. 2, Main 1867 (GB
  11. Droysen, Johann Gustav: Gustav Adolf. 1. Band , Leipzig 1869 (GB)
  12. Berghaus, Heinrich: Landbuch des Herzogtums Pommern. Band 5, Teil 2, Berlin 1872 (GB)
  13. Szilágyi, Alexander (Sándor): Gabriel Bethlen und die schwedische Diplomatie. In: Ungarische Revue 2, 1882, S. 457-488 (GB)
  14. Teutsch, G. D., "Kraus, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 70-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130633712.html#adbcontent 
  15. Krebs, Julius: Acta publica. Verhandlungen und Correspondenzen der schlesischen Fürsten und Stände. VI. Band: Die Jahre 1626-1627. Breslau 1885 (GB)
  16. Krebs, Julius: Schlesien in den Jahren 1626 und 1627. In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens. 1. Bis zu Manfeds Zug, Band 20, 1886, S. 1-32 (GB); 2. Manfeld's Zug durch Schlesien, Band 21, S. 116-148 (GB); 3. Der Einmarsch der Herzogs von Friedland, 4. Die Forschritte der Dänen und Mansfelder bis Ende 1626, Band 25, S. 124-184; 5. Die Winterquartiere der Kaiserlichen, 6. Vordringen des Feindes in Oberschlesien und Aufmarsch der kaiserl. Regimenter (Jan. - Juni 1627) Bd. 27, 1894, S. 150-203 (GB); 7. Wallensteins Feldzug in Oberschlesien, Bd. 28, S. 147-178 (GB)
  17. Bühring, Johannes: Venedig, Gustav Adolf und Rohan. Ein Beitrag zur allgemeinen politischen Geschichte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Aus venezianischen Quellen. [Hallesche Abhandlungen zur Neueren Geschichte] Max Niemeyer, Halle 1885 (GB)
  18. Krüner, Friedrich: Bethlen Gábor, Fürst von Siebenbürgen. In: Historische Zeitschrift, 58. Bd., 1887, S. 1-37 (GB
  19. Krebs, Julius: Schlesien in den Jahren 1626 und 1627. In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, 1894 (GB)
  20. Gebauer, Johannes Heinrich: Kurbrandenburg in der Krisis des Jahres 1627. Max Niemeier, Halle 1896, 144) (Archive)
  21. Seraphim, Ernst: Geschichte Liv-, Est- und Kurlands. Von der "Aufsegelung" des Landes bis zur Einverleibung in das russische Reich. Eine populäre Darstellung. Verlag von Franz Kluge, Reval 1896 (GB)
  22. Hallwich, Hermann: Fünf Bücher Geschichte Wallensteins. Band 4. Duncker & Humblot, 1910
  23. Pekka Suvanto: Die deutsche Politik Oxenstiernas und Wallenstein. Helsinki 1979 (freies pdf)
  24. Silvia Serena Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster in der Publizistik des Dreißigjährigen Krieges. Pro- und antischwedische Propaganda in Deutschland 1628 bis 1635. [Diss. Univ. Bern 1990] Peter Lang 1991 (pdf)
  25. Broucek, Peter: Der Feldzug Gabriel Bethlens gegen Österreich 1623. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 59, Jg 1993. [Festschrift für Otto Friedrich Winter zum 75. Geburtstag](pdf)
  26. Heyde, Jürgen: Zwischen Kooperation und Konfrontation: Die Adelspolitik Polen-Litauens und Schwedens in der Provinz Livland 1561-1650. 1998 (pdf)
  27. Koniarek, Dr. Klaus: Sigismund III. Wasa. Wer war wer im Dreißigjährigen Krieg [o. D., 1998, 2008/2009], http://www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/sigi-frames.htm [15.11.2022]   
  28. Gábor Kármán: Gábor Bethlen's Diplomats at the Protestant Courts of Europe. In: The Hungarian Historical Review Vol. 2, No. 4, Bethlen: The Prince of Transylvania, 2013, S. 790-823, https://www.jstor.org/stable/43264468 (Acad
  29. Wolke, Lars Ericson: Gustavus Adolphus, Sweden and the Thirty Years War, 1630–1632. 2022 (GB
  30. Gábor Kármán: The Thorny Path to an Uneasy Alliance: Transylvanian–Swedish Negotiations 1626–1643. In The Princes of Transylvania in the Thirty Years War. Brill, 2022, S. 154–198, DOI:     https://doi.org/10.30965/9783657795222_008
  31. Ernst Chr. Suttner: Die rumänische Orthodoxie des 16. und 17. Jahrhunderts in Auseinandersetzung mit der Reformation. Zentrum für das Studium der Ostkirchen, Fribourg/Schweiz (pdf/unifr)
  32. Anfänge einer zum Kalvinismus tendierenden Theologie in der Orthodoxie Siebenbürgens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. (pdf/unifr)
  33. I. Keul: The Rule Of Gábor Bethlen. In: Early Modern Religious Communities in East-Central Europe. 2009, S. 167-185, DOI: https://doi.org/10.1163/ej.9789004176522.i-318.75 (Brill)