Mittwoch, 28. Dezember 2022

Söldnerführer, Diplomat, Scheusal - Ein "Heldenleben" im Dienste der Jesuiten (Teil 2)

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) 
- Vorarbeiten zu seiner Biographie - Teil 2: 1620 bis 1626
Zugleich ein Beitrag zur Geheimgeschichte des Dreißigjährigen Krieges

Georg Wolmar von Fahrensbach (1586-1633) (Wiki) stammte aus einem angesehenen deutschen, protestantischen Adelsgeschlecht in Livland. Er diente unter Wallenstein ebenso wie unter dem Schwedenkönig Gustav Adolf. Sein Leben ist war ein beständiges Wechseln der Chamäleonsfarbe:

  • 1602 bis 1616 - Auf Seiten Polens - Wüten gegen das protestantische Riga und Kurland
  • 1617 - Vorgetäuschter kurzzeitiger Landesverrat zugunsten von Gustav Adolf
  • 1617 bis 1620 - Auf Seiten Polens - Krieg gegen die mit Protestanten verbündeten Osmanen
  • 1620 bis 1622 - In türkischer Gefangenschaft (in Konstantinopel)
  • 1621 bis 1623 - Freilassung aufgrund protestantischer Fürsprache: Elisabeth Stuart, König Jakob von England, Thomas Roe, Graf Thurn, Bethlen Gabor, Venedig ...
  • 1623 - Als Anwalt Bethlen Gabor's in Konstantinopel, steht in Verbindung mit dessen Agenten Henrik Matthias von Thurn
  • 1623 - In Mähren Söldnerführer auf Seiten der Kaiserlichen - Kampf gegen Bethlen Gabor (bei Tyrnau) - Gefangennahme - Kampf für Bethlen Gabor (bei Preßburg) - In Siebenbürgen bei Bethlen Gabor
  • 1624 - Heiratsvermittlung für Bethlen Gabor über seine Schwester in Berlin und Den Haag - Abreise von Siebenbürgen nach Venedig
  • 1625 - Protestantische Heirat seiner Schwester nach Pommern - Kriegszug gegen die Walachei
  • 1626 - Als Oberst unter Wallenstein beim Kurfürsten in Berlin - nach Abreise gefangen genommen durch Mansfeld, in dänischer Gefangenschaft, weiter gegeben in schwedische Gefangenschaft, auf Schloß Gripsholm - Oktober 1626 Rückkehr in kaiserliche Dienste
  • 1627 - Auf Seiten Wallensteins - Wüten in Schlesien, gegen die Kurmark Brandenburg - Verhandlungen in Hamburg
  • 1628 - Wüten in der Prignitz, gegen Stralsund - Flucht nach Hamburg - Wird als Kronzeuge aufgeführt in einer wichtigen protestantischen Propagandaschrift
  • 1629 bis 1630 - Auf Seiten der Protestanten - Gesandter Gustav Adolfs in Den Haag, Paris, Mantua, Veltlin, Venedig und Siebenbürgen - Wüten gegen Paul Strassburg, den schwedischen Vertrauensmann Bethlen Gabors in Siebenbürgen
  • 1630 bis 1631 - Auf Seiten der Kaiserlichen - Verräter/Lockvogel in Frankfurt/Oder - Wüten gegen Magdeburg - Drohungen gegen Götheburg in Dünkirchen 
  • 1632 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt / In kaiserlicher Gefangenschaft in Ingolstadt 
  • 1633 - Verräter/Lockvogel in Ingolstadt aus der Gefangenschaft heraus - Hinrichtung in Regensburg

König Jakob I. von England hatte es nicht befürwortet, daß sein Schwiegersohn, der Pfalzgraf, sich von den Ständen in Böhmen 1618 zum König hat wählen lassen. Jakob fürchtete, daß das eine zu starke Provokation der katholischen Seite darstellen würde. Und tatsächlich ging die ganze Sache nach hinten los.

In der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges - von 1618 bis 1629 - sieht man außerordentlich unkoordinierte Aktionen auf protestantischer Seite, von denen man von vornherein anzunehmen gezwungen ist, daß sie auf Dauer nicht erfolgreich sein konnten, womöglich auch gar nicht auf nachhaltigen Erfolg angelegt waren. Dazu haben wir schon einen eigenen Beitrag veröffentlicht, nämlich bei Betrachtung des Geschehens rund um den Grafen Mansfeld, der als Katholik aufgewachsen und gestorben ist, aber sein ganzes Leben lang so getan hat, als würde er der protestantischen Sache dienen, was er aber - der Sache nach - in keiner Weise getan hat. Auch bei ihm ging - merkwürdigerweise - alles nach hinten los (Prbl2022).

Graf Mansfeld - Ein Geheimkatholik?

Hätten sich die Protestanten mit der Königswahl in Böhmen und mit ihren unkoordinierten Kriegszügen nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, hätte es keine Vorwände für die Gegenseite gegeben, so rabiat gegen die Protestanten vorgehen zu können in Kriegen, die fast, fast die Rekatholisierung ganz Norddeutschlands mit sich gebracht hätten haben können.

War also die Annahme der Wahl zum böhmischen König womöglich sogar im Interesse der katholischen Partei, die einen Krieg "brauchte", da friedliche Zeiten nur dem weiteren, schleichenden Fortschritt des Protestantismus auch in den Habsburgischen Ländern zuträglich waren? Und waren in diesem Sinne womöglich sogar auf protestantischer Seite Personen tätig, die nach außen reichlich unkoordiniert und planlos - aber in letzter Instanz für die katholische Sache - arbeiteten, der ein provozierendes Verhalten der Protestanten in letzter Instanz sinnvoll und dienlich erscheinen mußte? 

Abb. 1: Bethlen Gabor, Christ und Held - Bildnis auf einem 1629, kurz vor seinem Tod geprägten Golddukaten

Immerhin: Der Zug von Bethlen Gabor nach Wien war real. Und der Privatkrieg der polnischen Magnaten gegen das Osmanische Reich in Podolien und Moldawien, der Gustav Adolf erst die Eroberung des protestantischen Riga und die Vertreibung der dortigen Jesuiten ermöglichte, hatte aus diesem Grund sicherlich auch seine authentische Notwendigkeit.

Bethlen Gabor - Fürst und Held

Auch in Ungarn bemühte sich die katholische Partei, einen katholischen König an die Macht zu bringen oder zu halten. Dem stellte sich ein calvinistischer Reitergeneral aus Siebenbürgen, der Ungar Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki), entgegen. Er mußte zwar zunächst zu den Türken fliehen, kam aber 1613 mit einem türkischen Heer zurück und ließ sich zum Fürsten von Siebenbürgen wählen. Zur Unterstützung der protestantischen Sache in Böhmen griff er 1619 das Reich der Habsburger an. Und viele Hoffnungen der protestantischen Welt - in Prag, in London, in Den Haag, in Kopenhagen, in Stockholm und in Berlin - ebenso wie in der antihabsburgischen Welt - in Konstantinopel, in Venedig, in Paris - richteten sich ab jenem Zeitpunkt immer wieder erneut auch auf ihn (Wiki):

In der Folge konnte er fast die gesamte heutige Slowakei (...) einschließlich Preßburg erobern, d. h. das Hauptgebiet des damaligen Königreiches Ungarn. In Ungarn schlossen sich viele Bürger als Söldner dem Heer von Bethlen an und am 20. August konnte er einen Bündnisvertrag mit Heinrich Matthias von Thurn, dem militärischen Führer des Ständeaufstands der Protestanten in Böhmen, abschließen. 
Am 26. August 1619 wurde in Prag Kurfürst Friedrich von der Pfalz mit 100 gegen 46 Stimmen zum neuen König von Böhmen gewählt. Zwei Tage später wurde in Frankfurt der in Prag abgewählte König von Böhmen als Ferdinand II. zum Kaiser gewählt. Zur gleichen Zeit brachen im Süden von Österreich in der Steiermark Aufstände der Protestanten aus. Im Norden von Österreich eroberte Gabriel Bethlen am 14. Oktober Preßburg, trieb unbezahlte kaiserliche Söldner über die Donau und rückte das Land verwüstend auf Wien vor, wo Hungersnot und Pest herrschte.

In der katholischen Welt rafften nun die Jesuiten alles an Widerstandsmöglichkeiten zusammen. Da von dem mehrheitlich protstantisch, zumindest aber antihabsburgisch gesonnenen polnischen Kleinadel, der "Schlachta" keine Zustimmung zu bekommen war für einen antihabsburgischen Religionskrieg, haben sich mehrere große polnische Magnaten zusammen geschlossen, um mit Zustimmung des polnischen Königs eine Art "Privatkrieg" gegen das Osmanische Reich unter Sultan Osman II. zu führen (Wiki):

Der polnische König Sigismund III. Wasa schickte Truppen (s. g. „Lisowski-Kosaken“, polnisch „Lisowczycy“) zur Unterstützung des katholischen Lagers. Diese besiegten die Siebenbürger unter Georg I. Rákóczi 1619 bei Humenné im damaligen Oberungarn und zwangen Bethlen so seine Belagerung der Reichshauptstadt Wien aufzugeben. Der wiederum wandte sich an seinen Suzerän, den osmanischen Sultan, und bat um militärischen Beistand gegen die Polen.
In dieser Lage verbündete sich Gaspar Gratiani, Herrscher über die Moldau, mit Polen und stellte sich damit offen gegen seinen osmanischen Lehnsherren. Daraufhin sandte der junge Sultan Osman II. eine 22.000-Mann starke Armee an die Donau. Da es dem polnischen König nicht gelang, den Sejm dazu zu bewegen, Gelder für eine Interventionstruppe zu genehmigen (die Szlachta sah in diesem Konflikt Interessen der Adelsrepublik nicht berührt und war zugleich gegen eine einseitige Unterstützung des katholischen Lagers), wurde eine Privatarmee unter dem betagten Żółkiewski (8.000 Mann) aufgestellt. Diese wurde von am Konflikt interessierten Magnaten finanziert. 

Die Schlachta hatte noch zu jenem Zeitpunkt auffallend viele Sympathien für den Protestantismus in Europa oder lehnte auch die jesuitische Brester Union, die Unterstellung der orthodoxen Kirche unter den Papst ab. An dieser Stelle versteht man dann auch, warum der Jesuitenpater Peter Zarga sich so sehr für eine Stärkung der Macht des Königs gegen die Schlachta einsetzte. Die Schlachta stand mehrheitlich für Religionsfreiheit in Polen, der damalige König nicht. In Kurland setzten sich die Jesuiten - wie wir in Teil 1 gesehen hatten - im Gegensatz dazu gegen die protestantischen Herzöge für das Prinzip des Adelsrepublik ein. 

Tomasz Zamoyski (1594-1638) (Wiki), seit 1618 Woiwode von Podolien (Wiki), verhielt sich als treuer Sohn der Kirche. Podolien gehörte seit 1366 zum Königreich Polen-Litauen und lag zugleich an der Grenze zum Osmanischen Reich. Es lag im Süden Wolhyniens und im Osten der Karpaten. Der südliche Teil Podoliens bildet heute den nördlichen Teil der Republik Moldau. Zamoyski war ab 1619 auch Woiwode von Kiew gewesen. In seinen Dienst nun stellten sich auch viele Truppenführer aus Kurland und Livland, unter ihnen Wilhelm de la Barre, Georg Wolmar von Fahrensbach, sowie sein Bruder Johannes von Fahrensbach. 

Als aber nun zu gleicher Zeit Gustaf Adolf II. von Schweden die Gelegenheit nutzte, um Riga zu belagern, wurde eine bis dahin von Zamoyski bezahlte Reitertruppe unter der Führung von Wilhelm de la Barre nach Riga gesandt. Den  Georg Wolmar von Fahrensbach hätte man gewiß nicht nach Riga schicken können, so verhaßt wie er sich in Riga gemacht hatte. Und auch dem Wilhelm de la Barre, der zuvor in den Diensten des verhaßten Fahrensbach gestanden hatte, wird die Bürgerschaft von Riga anfangs mit sehr viel Skepsis begegnet sein.

In der von der Stadt Riga 1622 veröffentlichten Schrift zu den Vorgängen rund um die Belagerung und die Einnahme der Stadt durch die Schweden, die an Radziwill gerichtet war, werden aber fast am meisten die Verteidigungsbemühungen des Wilhelm de la Barre hervorgehoben. Das hatten wir ebenfalls schon in einem eigenen Beitrag angeführt (Prbl2022). Er habe sich unermüdlich für die Verteidigung der Stadt gegen Gustav Adolf eingesetzt.

A. In Konstantinopel (1621 bis 1622)

Oktober 1620 - "Unser Freund Fahrensbach" in der Niederlage von Cecora gegen die Türken und Tataren

Noch ein Jahr bevor das Schicksal sich für die Stadt Riga so sehr im schwedisch-protestantischen Sinne änderte, war das Schicksal über Georg Wolmar von Fahrensbach herein gebrochen. Über den polnischen Kriegszug in Podolien und Fahrensbachs Schicksal in diesem lesen wir (Seraphim, S. 139):

Anfang September war Farensbach aus Warschau fortgezogen, schon einen Monat später war er kein freier Mann mehr. Das polnische Heer war in der Nacht vom 6. zum 7. Oktober eine Beute der Feinde geworden. 

Der Riga'sche Gesandte berichtet am 10. November 1620 aus Warschau über diesen Feldzug (zit. n. Seraphim, S. 139):

"... drüber der Kern und die Blume der Ritterschaft und des Krieges, nemlich die veteranes milites alle uno citu aufgerieben und die losen Tattern so große beutte erlanget und bekommen haben. Unser freundt Fahrensbach ist in solcher niederlage mit wenigen in des feindes hende und gefengnüs geraten. Ohn Zweifel, das ers leichter geachtet gefangen, denn erschagen sein. Wenn der Feldherr und die andern Helden dieser meinung mit ihm einig gewesen, hatte ihrer noch ein großer Teil zu leben und in der schendlichen Captivitet sein mögen."

"Unser Freund Fahrensbach," schreibt der Gesandte. Ihren Humor haben sich die Menschen damals oft noch bewahrt. Und dessen bedurften sie wohl gerade in solchen Zeitläuften auch. Wir erfahren weiter (Seraphim, S. 139):

Seine Schwester Magdalene tat alles, um ihren Bruder aus seiner schlimmen Lage zu befreien. Sie ließ sofort ihr in Thorn befindliches Geld herbei holen und fertigte einen Kosaken nach der Grenze ab. "Aber," fügt Koyen hinzu, "es steht alles in der Handt des Herrn, der mehr ein gütiger Gott und beschirmer der gutten, als der bösen ist."

Oh, noch viel mehr Humor. Oh, glorreiche Menschen damals. Er mußte es nicht sagen, was alle dachten: Möge er, der Böse, da bleiben, wo der Pfeffer wächst, bei Türken und Tataren, in der "schendlichen Captivitet". Der gütige Gott möge alle Guten vor ihm beschirmen. Das waren so die Meinungen, um derentwillen sich Magdalena von Fahrensbach nicht mehr auf die Straße traute, wenn dort von ihrem Bruder die Rede war. Auf dem polnischen Wikipedia lesen wir über diesen Feldzug (Wiki):

Der offizielle Grund für den Krieg war "die Entlastung Wiens", als Söldner unter Lisowczycy, die nach dem Moskauer Feldzug keine Arbeit hatten und ihre eigenen Landsleute plünderten, nach Siebenbürgen geschickt wurden, um Bethlen Gábor zu zwingen, die Belagerung von Wien aufzuheben.

Gábor hatte die Belagerung zwar aufgehoben, hat aber nun den Sultan um Unterstützung gebeten, der eine Armee an die Donau sandte. Dieser mußten sich Polen entgegenstellen.

Georg Wolmar Fahrensbach ist bei den chaotischen Rückzugskämpfen mit weiteren Offizieren in Gefangenschaft geraten (E. Schütz: An Armeno-Kipchak Chronicle on the Polish-Turkish Wars in 1620-1621. Bibliotheca orientalis Hungarica, Band 11, Akadémiai Kiadó, 1968, S. 86) (GB):

Die Stärke des polnischen Heeres wird durch Naima einmal mit 53.000 angegeben, an anderer Stelle mit 60.000. Nach Sir Thomas Roe, dem englischen Botschafter bei der Pforte, waren es 30.000. Nach einem zeitgenössischen polnischen Bericht waren es zusammen 8.400 Mann. (...) Die Adligen, die in Gefangenschaft gerieten, waren: Samuel Korecki, Włodzimierz Fahrensbach, Michał Struś, Starost von Halicz, Jan Żółkiewski ...
The strength of the Polish army is given by Naima once as 53.000, another time as 60.000. According to Sir Thomas Roe, the English ambassador to the Turkish Porte, it was 30.000. According to a contemporary Polish account it was 8.400 men altogether. (...) The noblemen who were taken captives were: Samuel Korecki, Włodzimierz Fahrensbach, Michał Struś, Staroste of Halicz, Jan Żółkiewski ...

An anderer Stelle lesen wir (1970, S. 3) (GB): 

Neben den Gegnern waren aber auch Mitstreiter im Lager, tapfere Offiziere wie Stanisław Koniecpolski, Feldhetmann der Krone, Denhoff, Kommandant der Reiter, Włodzimierz Fahrensbach, Kommandeur der Infanterie, Marcin Kasanowski  ...

In der polnischen Literatur wird in der Regel der Name "Włodzimierz Farensbach" benutzt. Unter diesem Suchwort findet man polnische Literatur spätestens seit dem 18. Jahrhundert, die über diese adligen Gefangenen berichtet.

7. Oktober 1620 - Der jesuitische Beichtvater blieb an seiner Seite bis zum Tod

Im folgenden sollen die Schicksale einiger der während dieser Niederlage gegen die Türken in Gefangenschaft geratenen Adligen behandelt werden, um anhand derselben ein umfassenderes Bild der Vorgänge in Konstantinopel zu gewinnen, die zu ihrer Befreiung führten. Der Vater des erwähnten Jan Żółkiewski, nämlich Stanisław Żółkiewski (1547-1620), war bis 1618 Woiwode von Kiew. Er war der greise Anführer dieses Feldzuges von 1620. Sein Beichtvater war - sie sollte es anders sein - ein Jesuit. Dieser begleitete ihn in die Schlacht, bzw. während des Rückzugs. Auf diesem ist der Feldherr dann kämpfend gefallen. Und dieser Tod Żółkiewski's an der Seite seines jesuitischen Beichtvaters ist in einem Gemälde aus der Zeit um 1900 herum (Wiki) verherrlicht worden (Wiki):

Vor seinem Tod wurde ihm die Absolution durch seinen Beichtvater, den Jesuitenpater Szymon Wybierski erteilt, der an seiner Seite stand (7. Oktober). Żółkiewski's Kopf wurde auf eine Pike gespießt und an den Sultan gesandt; der Herzog Korecki, der sich oft in den moldawischen Herrschaftsbereich eingemischt hatte, wurde in Konstantinopel im Gefängnis hingerichtet.
Before his death he received the blessing of his confessor, Father Szymon Wybierski (Wybierek) of the Society of Jesus, who stood by his side (7 October).[8] Żółkiewski's head was mounted on a pike and sent to the sultan; Duke Korecki, having often meddled in Moldavian territories, was executed in the Constantinople prison.

Deutlich genug ist mit diesem jesuitichen Beichtvater gekennzeichnet, daß dieser Feldzug ein Feldzug im Dienste der katholischen Sache gewesen ist. Und offensichtlich war den Jesuiten zu jenem Zeitpunkt der Schutz Wien's gegenüber Bethlen Gabor wichtiger als die Behauptung Riga's als polnische Stadt gegenüber dem Angriff Gustav Adolfs II.. Wir lesen weiter (Wiki):

Am 7. Oktober 1620 fiel Stanisław Żółkiewski während des polnischen Rückzugs nach der Schlacht bei Cecora nahe dem Fluß Pruth im Kampf gegen die Türken. Sein Körper wurde geschändet, sein Kopf abgeschlagen und dem Sultan als Kriegstrophäe nach Konstantinopel geschickt. Den Leichnam kaufte später seine Witwe frei, wie auch den Sohn, der nach der Schlacht in die türkische Gefangenschaft geraten war. 

Ein solches Freikaufen von Seiten der Verwandtschaft im Königreich Polen-Litauen wäre sicherlich auch der übliche Weg gewesen für Georg Wolmar von Fahrensbach. Aber schon 1617 und noch vor Beginn des Feldzuges stand ja die Überlegung im Raum, ob Fahrensbach nicht in kaiserliche Dienste treten könnte. Diese Überlegungen werden der Ausgangspunkt dafür gewesen sein, daß zur Befreiung von Fahrensbach noch ganz andere Schritte unternommen wurden als zur Befreiung aller anderen Gefangenen in Konstantinopel. 

Die glückliche Ehe des Pfalzgrafen-Paares

Um diese Schritte in ihrem Zusammenhang zu verstehen, sind nun zunächst viele Einzelheiten aus ganz anderen geographischen Regionen zur Kenntnis zu nehmen, bevor man die Zusammenhänge überblickt, aus denen heraus Georg Wolmar von Fahrensbach in Konstantinopel aus der Gefangenschaft befreit wurde. Es handelt sich um jene personellen Netzwerke, innerhalb deren es 1618/19 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges selbst gekommen war.

Friedrich von der Pfalz (1596-1632) (Wiki), der nachmalige "Winterkönig" von Böhmen, war seit 1613 mit der ältesten Tochter des Königs von England, mit Elisabeth Stuart (1596-1662) (Wiki), verheiratet. Wir hören - nebenbei! - daß es sich um eine Liebesheirat gehandelt hat, obwohl die Ehe - wie so oft - um politischer Interessen willen "arrangiert" worden war. Vor dem persönlichen Kennenlernen und der Hochzeit hatten beide nachmaligen Ehepartner schon vier Jahre Briefe gewechselt. Dieser Umstand mag mit zu dieser glücklichen Ehe beigetragen haben.

Elisabeth war eine Enkelin von Maria Stuart. Ihr Leben ist in Werken zeitgenössischer Künstler sehr reichhaltig dokumentiert. Sie galt nämlich als ein Schönheitsideal ihrer Zeit und setzte die Verehrung, die sie von Seiten vieler Männer auf protestantischer Seite genoß, offen um für die politischen Ziele der Wiedergewinnung der Pfalz, bzw. der Krone in Böhmen.

Abb. 2: Friedrich von der Pfalz und Elisabeth Stuart um 1627 - Ausschnitt aus einem Gemälde von       Adriaen van de Venne (1589-1662), Rijksmuseum Amsterdam (Wiki)

Mit prächtigen Schiffen war das Pfalzgrafenpaar am 29. April 1613 in Vlissingen angekommen. Noch in einem Gemälde von 1623 von Hendrick Cornelisz Vroom (1562/1563-1640) wurde an dieses Ereignis erinnert und es verherrlicht (Wiki, a), zu einer Zeit als das Pfalzengrafenpaar längst in den Niederlanden im Exil lebte. Womöglich war auch dieses Gemälde Teil der antikatholischen Propaganda und sollte der Stützung der aufrecht erhaltenen Ansprüche auf die böhmische Krone dienen. Aus der glücklichen Ehe des Pfalzgrafenpaares sind 13 Kinder hervor gegangen. Zunächst hatte das Paar ein herrliches und verschwenderisches Leben im Grafenschloß zu Heidelberg (Wiki) geführt. 

Erst die Wahl des Pfalzgrafen zum König von Böhmen war dann "Weltgeschichte" geworden. Denn sie war von der katholischen Partei zum Anlaß genommen worden, jenen Missionskrieg vom Zaun zu brechen, der dann dreißig Jahre lang in Deutschland wüten sollte. Zur höheren Ehre Gottes. Friedrich hatte in diesem - mit der Schlacht am Weißen Berg - seine Krone schnell wieder verloren. Mit seiner Gemahlin hatte er in Den Haag eine Exilregierung gebildet, finanziell und diplomatisch von vielen protestantischen Mächten untestützt, vor allem aber von Elisabeths Vater in England. Zahlreiche Porträts gibt es von Elisabeth (Wiki), mit denen diese unter ihren Verehrern Werbung machte für die durch sie personifizierte, bedrohte protestantische Sache in Europa. Es gibt auch Familienbilder (Wiki, a), es gibt Gemälde von ihren Ausritten (Wiki), von Festen und Tanz an ihrem Hof. Viele Verehrer waren um ihretwillen bereit, Leib und Leben dafür einzusetzen, daß die protestantische Sache siege und sie Land und Krone zurückerhalten würde. 

Wer nun aber wurde Hofdame bei dieser wichtigen, einflußreichen protestantischen "Politikerin" der Anfangsjahre des Dreißigjährigen Krieges? Keine geringere als Margarethe von Fahrensbach, die Schwester Georg Wolmar von Fahrensbachs. Und es ist mehr als naheliegend anzunehmen, daß Margarethe Elisabeth Stuart dazu veranlassen konnte, sich bei ihrem Vater für die Freilassung ihres Bruders Georg Wolmar von Fahrensbach in Konstantinopel einzusetzen und ihn überhaupt als einen Vertreter protestantischer Interessen darzustellen.

Elisabeths Vater König Jakob I. (1566-1625) (Wiki), englisch James, war seit 1567 König von Schottland und seit 1603 auch König von England und Irland. Er war Sohn Maria Stuart's. Er hatte die Wahl seines Schwiegersohnes zum König von Böhmen als unnötige Provokation der katholischen Partei verurteilt. Und während man davon erfährt, geht einem sogleich durch den Kopf, daß diese Wahl auf jesuitische Geheimaktivitäten hin zustande gekommen sein könnte (ähnlich wie man ja zu gleicher Zeit versucht hatte, den Herzog Wilhelm von Kurland zu derartigen Fehltaten zu verleiten). Aber dem gehen wir an dieser Stelle nicht weiter nach. Der englische König unterstütze seinen Schwiegersohn in der Folgezeit dennoch begrenzt - und erfolglos - dabei, die Pfalz und gegebenenfalls die Krone von Böhmen wiederzugewinnen. Nachhaltiges allerdings wurde vor 1630 nicht gegen die Erfolge Habsburgs unternommen. Daß Schweden eine europäische Großmacht werden könnte, damit ist vor 1629 von niemandem gerechnet worden. England stand außerdem über Danzig und Elbing in einem sehr guten Handelsverhältnis mit Polen. Dieser Umstand mag mit dazu beigetragen haben, daß König Jakob sich auch des Schicksals der polnischen Gefangenen in Konstantinopel angenommen hat.

Georg Wolmar von Fahrensbach scheint nun in türkischer Gefangenschaft in einer sehr auffallenden Wendung auf die protestantische "Seite" gesetzt zu haben, auf schon bestehende oder sich aus diesem Anlaß weiter entwickelnde persönliche Netzwerke seiner selbst und seiner Schwester Magdalena von Fahrensbach, aufgewachsen am Hof der protestantischen Schwester des polnischen Königs Sigismunds, Anna von Schweden in Strasburg in Westpreußen. Wir treffen Magdalena von Fahrensbach in diesen Jahren überraschenderweise - offenbar vor allem um den Interessen ihres Bruders zu dienen - in Berlin am Hof des Kurfürsten von Brandenburg, wo zeitweise auch Elisabeth Stuart, die aus Böhmen vertriebene protestantische Königin weilte, als deren Hofdame Magdalena von Fahrensbach Elisabeth Stuart zeitweise dann nach Den Haag an den dortigen Hof der Exilregierung ihres Mannes begleitete.

Abb. 3: Thomas Roe, der englische Botschafter in Konstantinopel

Elisabeth Stuart war 1613 von Thomas Roe nach Deutschland geleitet worden. Und dieser Thomas Roe wurde 1621 Botschafter an der Pforte in Konstantinopel. Und dieser Thomas Roe war es nun, der sich in Konstantinopel insbesondere um die Freilassung von Georg Wolmar von Fahrenbach einsetzte. Und damit sehen wir Fahrensbach und seine Schwester Magdalena plötzlich inmitten des damaligen Zentrums der Netzwerke der protestantischen Interessenpolitik in Europa sich bewegen, in einem Netzwerk, das sich von England und Den Haag über Siebenbürgen bis in das osmanische Reich erstreckte.

1621 - Magdalena von Fahrensbach hilft ihrem Bruder von Strasburg in Westpreußen aus

In Konstantinopel und in Siebenbürgen wird man von den "Heldentaten" des Georg Wolmar von Fahrensbach in Kurland nicht allzu viel mitbekommen haben, so daß er womöglich unbelasteter zu Werke schreiten konnte. Auch umgekehrt wird man auf katholischer Seite von seinen Heldentaten auf Seiten der Protestanten wenig mitbekommen haben, so daß er später beim erneuten Wechseln auf die anderen Seite wiederum womöglich einigermaßen unbelastet zu Werke gehen konnte.

Bethlen Gábor jedenfalls stellte weiterhin keine unbedeutende Gefahr dar für die Erfolge der geplanten Rekatholisierungskriege des Hauses Habsburg und des polnischen Königs gegen die protestantischen Fürsten Norddeutschlands. Bis 1626 hat er die Protestanten in Böhmen immer wieder erneut militärisch unterstützt und die protestantischen Fürsten Nordeuropas suchten diese Unterstützung auch immer wieder. 

Gründe genug also dafür, daß die Jesuiten einen ihrer vielen im Einsatz befindlichen Doppelagenten auf die Person Bethlen Gabor ansetzten. Fahrensbachs Rolle erinnert nicht zuletzt auch an die zeitgleiche des offen katholisch agierenden Grafen Adam von Schwarzenberg (1583-1641) (Wiki) in Berlin, der als Minister des protestantischen Kurfürsten von Brandenburg sehr offen katholische Interessenpolitik trieb, und zwar ziemlich klar zum Schaden des Kurfürsten von Brandenbug und seines Landes. Vielleicht sollte Fahrensbach - so weit möglich - eine irgendwie ähnliche Rolle bei Bethlen Gábor spielen.

1621 - König Jakob von England - Seine Anweisung an den englischen Botschafter in Konstantinopel

Die Anweisungen für seinen Botschafter Thomas Roe, den er 1621 nach Konstantinopel sandte von Seiten König Jakobs I. von England lauteten unter anderem ("Instructions for our trusty and welbeloved servant Sir Thomas Roe") (1770, S. 3) (GB): 

Weiterhin legen wir Ihnen im Speziellen den Fall gewisser Adliger und anderer Leute aus Polen ans Herz, die jüngsthin von den Türken in der Walachei gefangen genommen worden sind und nun in Konstantiopel gefangen gehalten werden. Für ihre Freiheit und ihren Bewegungsspielraum sollen Sie in unserem Namen alles Ihnen mögliche tun. Und wenn Sie keine Vergrößerung ihres Bewegungsspielraumes erreichen können, so wenigstens bis auf weiteres Hilfe und bessere Behandlung erwirken. Unter diesen legen wir Ihnen im besonderen einen Adligen aus Polen ans Herz, der Wollmar Farensbecke heißt, der derzeitig zusammen mit den anderen gefangen gehalten wird; ebenso einen William Fourbes, der Sohn eines Schotten.
Furthermore, wee must recommend unto you uns spetiall, the case of certaine noblemen and others of Poland, lately taken by the Turkes in Valachia, and now prisoners in Constantinople; for whose liberty and present enlargement you shall mediate in our name by all means possible, and if you cannot obtaine a present enlargement, yet some better usage and treatment in the mean time; amongst wohme wee must recommend unto you in particular, a noble-man of Poland called Wollmar Farensbecke, now held captive with the rest; as likewise one William Fourbes, a Scottish man's sonne.

Entsprechend liest man dazu an anderer Stelle (1973, S. 150) (GB):

Für die Freilassung des Fahrensbach - "Wollmar Farensbecke" - wird König Jakob I. von England ebenso eingreifen (The Negotiations of sir Thomas Roe in his Embassy to the Ottoman Porte, from the year 1621 to 1628 inclusive, London 1740, S. 3, 15).

November 1621 - Der polnische Botschafter - Sein "Einzug hatte kriegerischen Anstand und Glanz"

Schon im November 1621 trifft der polnische Botschafter Christoph Fürst von Zbaraw, in Konstantinopel ein (S. 576):

Endlich traf die Botschaft anfangs November zu Konstantinopel ein. Der Einzug hatte kriegerischen Anstand und Glanz. Voraus ungarische Soldaten zu Fuß dann das Gepäck und die Wagen mit dem Zbarawskischen Wappen, leichte Reiter, Pagen in goldgestickten Kleidern, vierzig der edelsten polnischen Jünglinge, der Botschafter selbst zwischen Ahmed und Mustafa, den für die Erfüllung des Chocimer-Vertrages gegebenen Geißeln (...), in allem über dreihundert Personen. (...) Gurdschibabaschi setzte dem Friedensabschlusse stets neue Hindernisse entgegen. Erst nach dem Sturze Gurdschi's, als Mere Husein Großwesir ward, kam auch der Friede, hauptsächlich durch des englischen Botschafters, Sir Thomas Roe, Vermittlung, in neunzeh Artikeln (...) zu Stande. Man versprach (...), die Gefangenen los zu geben.  (...)
Drei Monate nach S. Mustafa's Thronbesteigung war Gabriel Bethlen's Botschafter mit dem Grafen von Thurn zu Konstantinopel angekommen (...), um die Pforte zu versichern, daß er den Krieg wieder beginnen bereit, sobald er von der Pforte die nötige Unterstützung erhalte. (...) Der englische Botschafter (...) erklärte dem Botschafter Bethlen's und dem Grafen Thurn (...), daß weder der König von England noch der König von Böhmen (der Pfalzgraf Friedrich) irgend einem Schritte beitreten werden, welcher die Türken ins Herz von Deutschland führen könnte. Sir Thomas Roe verhandelte auch des Pfalzgrafen Geschäfte als Königs von Böhmen und hatte zwei Schreiben des Sultans an selben erwirkt.

Sultan Osman II. (Wiki) war am 20. Mai 1620 erdrosselt worden. Der Graf Thurn (1567-1640) (Wiki), einer der Führer des Ständeaufstandes in Böhmen, war nach der Niederlage am Weißen Berg 1620 von Kaiser Ferdinand II. enteignet und geächtet worden und war zu Bethlen Gabor nach Siebenbürgen geflüchtet. Nun trat er gemeinsam mit dem Botschafter Bethlen Gabor's in Konstantinopel auf. Schon für 1622 sehen wir Fahrensbach im Zusammenwirken mit dem Grafen Thurn genannt als Vertreter Bethlen Gabor's in Konstantinopel. So schnell hat sich für ihn das Schicksal dort gewandt.

Der englische Botschafter Thomas Roe setzt sich für Fahrensbach ein

Im Januar 1622 kam der Sultan in die Hauptstadt Konstantinopel zurück (Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall: Geschichte des osmanischen Reiches. Vom Regierungsantritte ... 1829, S. 532) (GB):

Wenige Tage vor des Sultans Ankunft zu Konstantinopel war ein Staatsbote Bethlen Gabor's mit Schreiben an den Großherrn und an den holländischen Botschafter (welcher nebst dem Chodscha, der große Beschützer Bethlen's an der Pforte) eingetroffen. (...) Nach des Sultans Einzug zu Konstantinopel kam der englische Botschafter Sir Thomas Roe mit dem Auftrage, die Kapitulationen zu erneuern und den polnischen Frieden zu vermitteln (in dem die im Lager vor Chocim unterzeichneten Artikel bis jetzt keineswegs in Erfüllung gebracht waren, und der Krieg wieder in vollen Flammen auzubrechen drohte), die Befreiung der polnischen Gefangenen, namentlich Korecky's. (...) Der Großwesir Dilawer, welcher Sir Thomas als einen ernsten, gemäßigten, weisen Mann schildert, gestand in seiner Antwort die Erneuerung der Kapitulation (...), wollte aber weder vom polnischen Frieden, noch von der Befreiung der polnischen Gefangenen, wovon erst nach abgeschlossenem Frieden die Rede sein könne (...) etwas hören.

Juni 1622 - Der verhaßte Herzog - In Gefangenschaft erdrosselt

Ausführlicher erfahren wir über den eben schon oben kurz erwähnten Herzog Samuel Korecki (c. 1586-27. Juni 1622) (Wiki):

In der Schlacht von Cecora kommandierte der Herzog Samuel den linken Flügel des polnischen Heeres und während des Rückzuges geriet er mit vielen anderen Truppenführern wie etwa Stanisław Koniecpolski in die Gefangenschaft der Tataren. Er wurde an die Türken überstellt und in der "Burg der sieben Türme" gefangen gehalten. Seine Gefangennahme und die nachherige türkische Weigerung, ihn zu entlassen erregte Aufsehen in ganz Europa - sogar König James VI. bemühten sich beim Sultan um seine Entlassung. Korecki wurde jedoch im Juni 1622 erdrosselt. Die Osmanen haben ihn in einer nicht kenntlich gemachten Stelle begraben. Sein Diener jedoch grub seinen Körper aus und schaffte ihn im Geheimen von Istanbul nach Polen, wo er auf seinem Gut in Korets bestattet wurde.
At the battle of Cecora duke Samuel commanded the left wing of the Commonwealth army, and during the retreat, together with many other Commonwealth commanders, such as Stanisław Koniecpolski, was taken prisoner by Tatars. Transferred to the Ottoman Turks he was imprisoned in the Castle of Seven Towers, and his capture and subsequent Turkish refusal to release him became well known throughout Europe - even King James VI and I asked the sultan for his release. Korecki was eventually strangled in Istanbul in June 1622. The Ottomans buried him in an unmarked grave, but his servant dug up his body and secretly smuggled it from Istanbul to Poland, where he was re-interred at his home of Korets. 

Die "Burg der sieben Türme" (Wiki, a), auf der die polnischen Adligen gefangen gehalten wurden, liegt noch heute direkt an der "Theodosianischen Landmauer" in Konstantinopel, bzw. Istanbul (Abb. 4). 

Abb. 4: Das Schloß der sieben Türme - in "Beschreibung des gantzen Welt-Kreisses" von Alain Manesson Mallet (1630-1706), 1683/1685

Hier war am 20. Mai 1620 auch der Sultan selbst schon von seinen unzufriedenen Janitscharen erdrosselt worden.

Freigekauft - Bogdan Chelmenitzky

Der nachmals noch so bedeutend werdende ukrainische Kosakenführer Bogdan Chelmenitzky war in der Schlacht von Cecora ebenfalls in türkische Gefangenschaft geraten und ist durch den polnischen Botschafter freigekauft worden. Wir erwähnen ihn, weil Bogdan Chelmeniztky für die ukrainische Geschichte eine bedeutende Rolle spielt, nämlich in den 1640er Jahren als Anführer der "nicht-unierten" orthodoxen Ukrainer, die sich weigerten, sich dem Papst in Rom zu unterstellen, und die auch die von den katholischen, polnischen Adligen als Steuereintreiber genutzten Juden als "Ausbeuter" wahrnahmen und in großer Zahl ermordeten (Wiki):

Während der Schlacht von Cecora am 17. September 1620 wurde sein Vater getötet und der junge Chelmenitzky geriet mit vielen anderen, einschließlich des künftigen Hetman's Stanisław Koniecpolski in die Gefangenschaft der Türken. Er verbrachte die nächsten zwei Jahre in Gefangenschaft in Konstantiopel als Gefangener des Ottomanen Kapudan Pascha. (...) Vermutlich ist er durch den polnischen Botschafter Zbaraski freigekauft worden, der 1622 30.000 Thaler für die Freilassung der Gefangenen bezahlte. 
During the battle of Cecora (Țuțora) on 17 September 1620, his father was killed, and young Khmelnytsky, among many others including future hetman Stanisław Koniecpolski, was captured by the Turks. He spent the next two years in captivity in Constantinople as a prisoner of an Ottoman Kapudan Pasha (presumably Parlak Mustafa Pasha).[18] Other sources claim that he spent his slavery in Ottoman Navy on galleys as an oarsman, where he picked up a knowledge of Turkic languages.[19]  While there is no concrete evidence as to his return to Ukraine, most historians believe Khmelnytsky either escaped or was ransomed. Sources vary as to his benefactor – his mother, friends, the Polish king – but perhaps by Krzysztof Zbaraski, ambassador of the Commonwealth to the Ottomans. In 1622 he paid 30,000 thalers in ransom for all prisoners of war captured at the Battle of Cecora.

Wie gesagt sollte Bogdan Chelmenitzky dann später - 1640 - zum militärischen Führer der antipäpstlich, antipolnisch und antijüdisch gesonnenen "Nicht-Unierten" in der Ukraine werden.

Abb. 5: Empfangshalle des Sultans im Topkapi-Palast in Konstantinopel (Wiki Commons)

August 1622 - Graf Thurn kommt nach Konstantinopel

Nach den oben getroffenen Aussagen wäre der Graf Thurn etwa im August 1622 nach Konstantinopel gekommen, drei Monate nach Thronbesteigung von Sultan Mustafa I. (Wiki). Womöglich fällt in die Folgezeit die Freilassung Fahrensbachs.

1622/23 - Der polnische Botschafter Zbaraski - Er kauft die Gefangenen für 30.000 Taler frei

Der Heerführer Stanisław Koniecpolski (1591-1646) ist 1623 schließlich aus der Gefangenschaft entlassen worden und sollte noch bis 1629 viel zum Widerstand gegen Gustav Adolf von Schweden in Preußen und Pommern beitragen. Für die Jahre 1620 bis 1623 lesen wir über ihn (Wiki):

In diesem Jahr führten Koniecpolski und Żólkiewski einen Heereszug nach Moldawien. (...) Das Heer zählte mehr als 7000 und schloß private Regimenter der Magnaten Korecki, Zasławski, Kazanowski, Kalinowski und Potockimit ein. Während der Schlacht von Cecora kommandierte Koniecpolski den rechten Flügel des Heeres. (...) Koniecpolski und viele andere Magnaten einschließlich Samuel Korecki, Mikołaj Struś, Mikołaj Potocki und Jan and Łukasz Żółkiewski gerieten in Gefangenschaft. Die Gefangenen wurden nach Bilhorod-Dnistrowskyj geschafft und kamen dann in die Burg der Sieben Türme nach Konstantinopel, wo sie im Schwarzen Turm festgehalten wurden. (...) Im Frühling 1623 wurden die Gefangenen durch eine diplomatische Mission von Krzysztof Zbaraski für 30.000 Taler frei gekauft und kamen zurück nach Polen.
That year Koniecpolski and Żólkiewski led an army to Moldova to protect Gaspar Graziani, an ally of the Commonwealth.[18] The army numbered over 7,000 and included the private regiments of the Korecki, Zasławski, Kazanowski, Kalinowski and Potocki magnates.[19] During the Battle of Cecora (Ţuţora) Koniecpolski commanded the right flank of the Commonwealth forces,[20] which were defeated on 19 September by a combined force belonging to Iskender Pasha and Kantymir (Khan Temir). After retreating in good order, the army's morale fell and while Koniecpolski prevented the army's disintegration on 20–21 September, during the later stages of the retreat its resolve collapsed and the men ran for the river. In the ensuing battle, Żólkiewski was killed and Koniecpolski and many magnates including Samuel Korecki, Mikołaj Struś, Mikołaj Potocki, and Jan and Łukasz Żółkiewski were taken captive.[21] The prisoners were transported to Białograd (Bilhorod), to Iskender Pasha, then to the Castle of Seven Towers at Constantinople, where they were held in the Black Tower. Polish-Ottoman relations stabilized in the wake of the Ottoman defeat at Khotyn in 1621, and in the spring of 1623 the prisoners returned to Poland after a diplomatic mission by Krzysztof Zbaraski purchased their freedom for 30,000 thalers.

Zu dem calvinistischen, ungarischen Fürsten Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki, ung) in Siebenbürgen sollte Fahrensbach also von Konstantinopel aus - und offenbar durch Vermittlung von Thomas Roe, dem Grafen Thurn und dem Botschafter Bethlen Gabors in Konstantinopel hin - in Verbindung treten.

1622 - Als Vertreter Bethlen Gabor's in Konstantinopel

Fahrensbach wurde nun tätig als Anwalt des calvinistischen Königs von Ungarn Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki) in Konstantinopel. Darüber lesen wir (Schwed. Biogr.):

Er nahm am polnischen Feldzug gegen die Türkei teil, geriet 1620 in Gefangenschaft und wurde zwei Jahre im Blauen Turm bei Konstantinopel inhaftiert. Die umfangreichen Beziehungen von Fahrensbach leisteten ihm jedoch gute Dienste. Auf Bitten des englischen Botschafters in der Türkei, Thomas Roe, wurde er 1622 aus der Haft entlassen. Er blieb einige Zeit in der türkischen Hauptstadt, nun als Anwalt des Polenfeindes Bethlen Gabor in Siebenbürgen, mit dessen Agenten Henrik Matthias von Thurn Fahrensbach in Verbindung trat. Einige Jahre lang diente er den Interessen von Bethlen Gabor, darunter auch als Mitschöpfer des Eheschlußes von Gabor mit der Prinzessin Katharina von Brandenburg.

Hier ist von "einigen Jahren" die Rede, wobei nicht bekannt zu sein scheint, daß Fahrensbach während dieser "Jahre" zwischenzeitlich auch Dienst tat unter den Habsburgern als Regimentsführer gegen Bethlen Gabor. Davon scheint diese schwedische Darstellung gar nicht zu wissen, was wieder darauf aufmerksam macht, wie wenig gut diese Biographie bislang erforscht worden ist. 

Die besondere Fürsprache des Thomas Roe 1581-1644) (Wiki) auf Anweisung seines Königs legt mehr als nahe, daß Fahrensbach von diesem als vertrauensvoller Vertreter protestantischer Interessen wahrgenommen worden ist oder daß er ihm als ein solcher dargestellt worden ist. Der Verrat, den er noch in Kurland und Livland in Geheimverhandlungen mit Gustav Adolf angebahnt hatte, von dem er dann aber nach wenigen Monaten des Versuchs der Durchführung während der Sommermonaten 1617 in Abstimmung mit Gustav Adolf wieder zurück getreten war, wobei sein Untergebener Wilhelm de la Barre dieses Hin und Her wie einen wilden "Traum" erlebte, dieser Verrat hat ihm womöglich einen Vertrauensvorschuß bei Gustav Adolf gegeben, auf den Fahrensbach in den Folgejahren bis 1631 und 1632 bauen konnte.

In einer zusammenfassenden schwedischen Darstellung aus dem Jahr 1918 lesen wir (leider nur auszugsweise, sowie mit Google Übersetzer übersetzt) (Nils Ahnlund: Storhetstidens gryning. Gestalter och han̈delser [dt. Der Beginn des großen Zeitalters - Zahlen und Ereignisse], 1918, S. 100) (GB):

... die Versuche, die Farensbachs Schwester Magdalena, eine Hofdame von Prinzessin Anna, unternahm, um ihren Bruder auszutauschen, schienen vergeblich. Und die Jahre vergingen. Um die Jahreswende 1621/22 wurde Sir Thomas Roe, Englands neuer …  
Der alte Siebenburger Chronist Kraus weiß zu erzählen, daß 1623 Farensbach mit einer Abteilung deutscher Kavallerie einmarschierte ... Im Februar 1624 (falsch: 1625!) starb Prinzessin Anna in Polen, und im selben Frühjahr (1624) treffen wir Magdalena Farensbach am Hof ​​der Pfalzgräfin Elisabeth in Den Haag, ungewiß, wann sie dorthin gereist ist. ... Die Wahl fiel auf die junge Katharina von Brandenburg, die Schwester der schwedischen Königin. ... Es gehört nicht zu unserem Thema, diesen Versuchen zu folgen, die möglicherweise nicht ganz unabhängig von Farensbachs Ermutigung entstanden sind; schließlich besaß dieser hier ein … Farensbach selbst scheint mehrere Jahre später erklärt zu haben, daß er nach der türkischen Gefangenschaft Bethlen Gabor diente ...

Es wird deutlich, daß der Forschung vieles von den Vorgängen rund um Georg Wolmar von Fahrensbach in Konstantinopel nicht klar ist. Deshalb auch unsere vergleichsweise ausführliches Herantasten an diese Thematik in diesem Beitrag. 

Anna von Schweden (1568-26. Februar 1625) (Wiki), die Starostin von Strasburg, hatten wir schon behandelt, sie starb am 26. Februar 1625, nicht 1624. Hier wird nochmals deutlich gemacht, daß Magdalena von Fahrensbach viele Hebel in Bewegung setzte, um ihren Bruder in Konstantinopel frei zu bekommen, und daß ihr das schließlich über die Pfalzgräfin Elisabeth Stuart gelungen sein mag, die Thomas Roe von 1613 her gut kannte. 

B. In Mähren 1623

1623 - "Schwedischer Offizier"

Einige weitere Lebensstationen des Fahrensbach werden auf Wikipedia bislang nur sehr lückenhaft und ohne inneren Zusammenhang dargestellt. Es heißt da (Wiki):

1623, noch als schwedischer Offizier, übergab er die ihm von der (schwedischen) Krone verpfändeten Dörfer Sainall (Sainigal) und Karefer an Anton von Weymarn († 1629) für 2700 Thlr., die dieser ihm geliehen hatte.
Später ist er zu den Polen übergegangen und ist dafür von König Gustav Adolph für vogelfrei erklärt worden. Er begleitete eine polnische Expedition gegen die Türken an der Moldau, geriet in Gefangenschaft und wurde in der Nähe von Konstantinopel bis 1623 in Haft gehalten. Es schloß sich ein Aufenthalt in Siebenbürgen an, in dieser Zeit stand er auch in venezianischen und französischen Diensten. 

Die Formulierung "noch als schwedischer Offizier" macht einmal erneut auf die verwegene Doppelstellung aufmerksam, die sich Fahrensbach wieder und wieder anmaßte. Nun gut, auch ein anderer damaliger schwedischer Offizier, nämlich Armin, war unter der Fahne des Polenkönigs 1620 gegen die Osmanen gezogen. Insofern könnte auch Fahrensbach seine "Zugehörigkeit" weiter in der Schwebe gehalten haben, was ihm dann auch die Fürsprache des englischen Königs bei der Pforte erleichtert haben könnte. Womit hatte er sich aber bis 1623 zwei Güter beim Schwedenkönig "verdient"? Es kann das nur heißen, daß es ihm gelungen war, sich weiterhin als ein Offizier des Schwedenkönigs bei diesem darzustellen.

In Bezahlung seiner Dienste - also seines Verratsversuchs von 1617 - waren ihm also vom schwedischen König zwei Güter verpfändet worden, für die er sich nun - ausgerechnet von dem vormaligen Rentmeister des Kurfürsten von Kurland, den Fahrensbach 1617 unter schweren Drohungen aus Kurland vertrieben hatte (siehe erster Teil) - 2.700 Taler auszahlen läßt (Erik Thomson, ‎Georg Baron Manteuffel-Szoege: Schlösser und Herrensitze im Baltikum. Nach alten Stichen, 1959, S. 41) (GB):

Der schwedische Offizier Fahrensbach gab im Jahre 1623 die beiden Dörfer Sainall und Karefer als Unterpfand dem Anton Tönnis Weimar auf Wodja und Wieso. Im Jahre 1630 verpfändete König Gustaf Adolf beide Dörfer an einen ...

(Ähnlich 1993 - GB). Seinigal ist das heutige Müüsleri in Estland (Wiki), Karefer ist das heutige Koeri in Estland (Wiki) (s. Placenames). Hier drängt sich die Frage auf: War Fahrensbach 1623 nach seiner Freilassung in Schweden oder auch nur im Ostseeraum? Jedenfalls sehen wir ihn im Oktober 1623 in kaiserlichen Diensten stehen. Es ist schon merkwürdig, daß ein so rätselhaftes Leben nicht schon längst einmal gründlich forschende Historikeraugen auf sich gezogen hat. Die meisten Historiker haben sich begnügt, Teilaspekte dieses Lebens zu "verstehen". Soweit uns erkennbar, hat noch nie jemand versucht, das Leben dieses Georg Wolmar von Fahrensbach als Gesamterscheinung in den Blick zu nehmen.

Oktober 1623 - Bei Tyrnau und Preßburg im Kampf erst gegen, dann für Bethlen Gabor

Wir sehen nämlich gleich wieder etwas außerordentlich Ungewöhnliches im Leben von Georg Wolmar von Fahrensbach: König Jakob I. von England und Thomas Roe setzen sich besonders und namentlich für ihn ein - als einzigen unter allen polnischen Gefangenen in Konstantinopel. Er scheint dort auch als Vertreter Bethlen Gabor's tätig gewesen zu sein. Oder hat er das nur vorgegeben? Und dennoch sehen wir ihn im Herbst 1623 erst einmal wieder in Böhmen und Mähren als Truppenführer keineswegs von protestantischen Truppen, nein, als Truppenführer in kaiserlichen Diensten. 

Der einzige Bericht, den wir bislang über Fahensbach im Jahr 1623 finden konnten, stammt von einem Zeitgenossen, dem im oben angeführten Zitat schon erwähnten Siebenbürgener Georg Kraus (1607-1679) (ADB). Dieser war zum Zeitpunkt der Ereignisse 26 Jahre alt. Er scheint also doch aus selbst Erlebtem oder direkter Gehörtem heraus zu schreiben. Kraus sollte 1627 sogar mit demselben niederländischen Verbindungsmann Daniel Nys in Venedig zu tun haben, von dem dort Fahrensbach 1629 ebenfalls eingeführt worden ist (siehe weitere Teile), und den er womöglich auch schon 1624 aufgesucht hat (siehe gleich). Wir lesen nämlich über Georg Kraus (ADB):

Nach solcher Vorbereitung zog Kraus 1627 mit Gabriel Bethlens Geleits- und Empfehlungsbrief über Venedig, wo er in dem, mit dem Fürsten in vielfacher Handelsverbindung stehenden reichen holländischen Kaufherrn Daniel Nys einen freundlichen Förderer fand, nach Palma.

Ein wenig stutzig werden darf man, wenn man sieht, daß der Bericht von Georg Kraus mindestens einen eklatanteren Fehler enthält. Er nennt nämlich als den Feldherrn, unter dem Fahrensbach im Jahr 1623 gegen Bethlen Gabor zum Einsatz kommt, einen verdienten kaiserlichen Feldherrn französischer Herkunft, den Comte de Bucquoy (1571-1621) (Wiki). Dieser stand zwar 1619 bis 1621 jährlich im Kampf gegen Bethlen Gabor, und zwar auch in eben jenen Gegenden um Tyrnau und Preßburg, in denen 1623 ebenfalls die entscheidenden Kämpfe stattfinden. Buqoy war aber in diesen Kämpfen schon 1621 ums Leben gekommen. An seiner Stelle ist 1623 als Nachfolger Rudolf von Tiefenbach (1582-1653) (Wiki) im Einsatz.

Abb. 6: Tyrnau im 17. Jahrhundert

Merkwürdigerweise war man auf kaiserlicher Seite als Bethlen Gabor im Jahr 1623 - wie in mehreren Jahren zuvor - einmal erneut auf Wien vorrückte, wieder einmal militärisch sehr unvorbereitet. Und es wurden in aller Eile und Hast Truppen geworben und neue Regimenter aufgestellt (Broucek 1993). In Schlesien, Böhmen, Mähren und Österreich. Und es wurde darüber beraten, ob Kaiser Ferdinand II. und der kaiserliche Hof Wien verlassen und nach Westen gehen sollte. In diesem Zusammenhang werden mehrere Oberste namentlich genannt, die zuvor in Diensten von Polen gestanden hatten, und die nun neue Regimenter aufstellten, darunter erstmals auch Wallenstein. Nirgendwo aber in den herangezogenen Quellen wird offenbar der Name Fahrensbach genannt (Broucek 1993).

Wie dem auch sei, der Bericht von Georg Kraus in seiner historisch als sehr verdienstvoll geltenden "Siebenbürgischen Chronik" klingt ansonsten sehr authentisch, da er ja viele konkrete Einzelheiten nennt, insbesondere auch viele Einzelheiten, die wie maßgeschneidert auf alles passen, was man sonst so von der Art des Wirkens des Fahrensbach kennt. Georg Kraus berichtet, wie Bethlen Gabor 1623 Preßburg und Tyrnau belagerte, das von den Kaiserlichen gehalten wurde, und wie Georg Wolmar von Fahrensbach ihm mit 1.200 Mann Fußvolk - offenbar aus dem nördlichen Böhmen her kommend - entgegentrat (1862, S. 71f):

ess hatte aber Bonaventura Conte Buquoi (sic!) ihn seinem auffbruch auf Mähren zu entsatzung Tyrnawe, den Färenss Beck mit zwelff hundert teutschen Fuss völckern hinter sich gelassen, welche auss furcht des Sübenbürgische Volckes einen weiten aussweg nehmen müssen auf die seit der Schlesien zu, kammen doch ihrem befehl nach vundt naheten Tyrnawe zu, sich ihn eine alte kirchen einschantzendt; alss solches der Betthlen Gabor erfuhre, machte sich an selbige Soldaten, welche sich tapfer zur kegenwehr stelleten, vundt nicht ergeben wolten, der hofnung ess wurde ihnen hilf kommen, weil ihnen aber endtlig an Pulwer vndt bley mangelete, ergaben sie sich des Neinten tages, schwuren dem Betthlen Gabor vundt diennten ihm vumb die besoldung, vndt theten ihm in der Presspurgischen belagerung grossen beystandt, welche er sich hernacher Anno 1624 sampt ihren Obersten Farenss Beck mit ihn Sübenbürgen bracht, vndt zu Wintz die sitz gabe, so auch ietzunder alda beständig verharren, der Farenss Beck aber, auss was Vrsachen, kann man eigentlich nicht wissen, danckt seinen Soldaten ab vundt zoch auss Verwilligung des Betthlen Gabors ihn Türgkischer Kleidung durch die Türckey vndt entkam nach Venedig, alda er auch sein leben geendet soll haben. Nach abzuch dess Farenss Beck stelte der Fürst oben erzehlten 1200 Soldaten, Joannem Kukloffsky zu einen Kapitany für.

Im Oktober 1623 steht Fahrensbach also, wenn man diesen Text richtig versteht, in kaiserlichen Diensten. Er kämpft gegen Bethlen Gabor. Wobei er diesem Kampf zunächst auszuweichen versucht. Und er muß dann nach elftägiger Belagerung an Bethlen Gabor ergeben und tritt in dessen Dienste über. Wenn er als Vertreter Bethlen Gabor's schon ein Jahr zuvor in Konstantinopel tätig war, zusammen mit dem Grafen Thurn, konnte er Bethlen Gabor ja nicht gänzlich unbekannt sein. Bethlen Gabor muß schließlich den Sturm auf Wien abbrechen, weil er seine Truppen nicht bezahlen kann. Er geht mit dem Regiment Fahrensbach zurück nach Siebenbürgen. Über die Anstrengungen von Tiefenbach im Jahr 1623 hören wir (ADB):

Noch im Herbst desselben Jahres mußte Tiefenbach wieder ins Feld. Bethlen Gabor war mit 50.000 Mann abermals in Oberungarn eingebrochen, eroberte eine der „Bergstädte“ nach der anderen und erschien am 5. October bereits vor Tyrnau. Die Bürger, auf Entsatz vertrauend, leisteten [98] Widerstand. Der Entsatz traf ein, geführt von Tiefenbach. Mit wenig mehr als 2000 Mann hatte Tiefenbach die Tollkühnheit, sich einem mehr als zwanzigfach überlegenen Feinde entgegenzuwerfen. Er wurde, wie nicht anders zu erwarten, überwältigt. Im Kirchhofe von Bogdanoc, einem Dorfe nächst Tyrnau, fiel nach herzhaftem Kampfe der größte Theil seiner Leute, der Rest wurde gefangen genommen. Mit Noth entrann Tiefenbach einem gleichen Schicksal. Während eine kleine, eilig zusammengeraffte Truppenmacht unter dem Befehle des unfähigen Hieronymus Caraffa de Montenegro und des kurz zuvor zum Fürsten von Friedland erhobenen Generalwachtmeisters Albrecht von Wallenstein in Göding an der ungarischen Grenze Bethlen Gabor die Stirne bot, war Tiefenbach in Mähren mit neuen Werbungen beschäftigt, die jedoch, da die Feindseligkeiten schon im November eingestellt wurden, keinen größeren Erfolg hatten. Im Jahr 1624 (19. August) verlieh ihm der Kaiser in zwei gesonderten Diplomen das Prädicat „Hoch- und Wohlgeboren“ und den Titel eines kaiserlichen Pfalz- und Hofgrafen

Da hier auch von einem Kirchhof in der Nähe von Tyrnau die Rede ist, möchte man meinen, daß das Regiment Fahrensbach eben ein Teil jener Truppen bildete, die Tiefenbach führte. Während Tiefenbach also fliehen konnte, ging Fahrensbach - einmal erneut - in Gefangenschaft. 

1624 - Hofdame bei Elisabeth Stuart in Berlin

Um die Jahreswende 1623/24 sehen wir Georg Wolmar von Fahrensbach also ebenso wie seine Schwester in den Diensten wichtiger protestantischer Politiker stehen. Er erst in den Diensten des Grafen Thurn (1567-1640) (Wiki), des vormaligen Anführers des böhmischen Aufstandes, sodann in den Diensten von Bethlen Gabor selbst. Sie in den Diensten von Elisabeth Stuart (1596-1662) (Wiki), der Gemahlin des gestürzten und im Exil in den Niederlanden lebenenden Winterkönigs. Beide umtriebig an neuen antikatholischen Allianzen innerhalb von Europa schmiedend.

Als das allgemeine Anliegen von Bethlen Gabor damals finden wir auf dem ungarischen Wikipedia genannt (Wiki):

Er versuchte, eine breite internationale Anti-Habsburg-Koalition zwischen den westeuropäischen Ländern und den osteuropäischen Völkern zu schaffen. Um seine Beziehungen zu den protestantischen Mächten zu festigen, heiratete er am 1. März 1626 Katharina von Brandenburg, die Schwester von Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg, und trat im selben Jahr 1626 dem Westminsterbund der protestantischen Mächte bei.

Zu dieser Hochzeit nun scheint das Geschwisterpaar Fahrensbach sogar eine der ersten Anregungen gegeben zu haben.

Mai 1624 - Heiratsvermittlung für Bethlen Gabor

Wir lesen (In: Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte, Bände 24-25, 2004, S. 156) (GB):

Die Affäre wurde inoffiziell über das Frauenzimmer angeschoben, vgl. Magdalena von Fahrensbach an Kurfürstin Elisabeth Charlotte, Strasburg, 23. April/3. Mai 1624; Elisabeth Charlotte an Magdalena von Farensbach, Cölln 7./17. Mai 1624

Sie wurde also angeschoben durch einen Brief der Magdalena von Fahrensbach an die Kurfürstin von Brandenburg, an die Schwester der für Bethlen Gabor vorgesehenen Heiratskandidatin. Und all das scheint hinwiederum durch Elisabeth Stuart angeregt worden zu sein (Krüner 1887) (GB):

Bereits im Mai 1624 hatte im Auftrage der Pfalzgräfin Elisabeth eine Hofdame derselben durch ihren in Grafen Thurn Diensten stehenden Bruder Vollmar v. Farensbach den Fürsten Bethlen auf die beiderseitigen günstigen Chancen dieser Vermählung hinweisen lassen. Zwar berichtet die auch sonst in politischen wie in Familienangelegenheiten gleich eifrige und intriguante Magdalene v. Farensbach schon im Juni desselben Jahres an ihre Gebieterin, sie glaube, der Fürst von Siebenbürgen werde der von ihr ausgegangenen Anregung die brandenburgische Vermählung betreffend, Folge geben.

Margarethe von Fahrensbach wird hier also wie schon erwähnt als Hofdame von Elisabeth Stuart angesprochen. Elisabeth Stuart lebte in jenen Jahren in Den Haag, weilte aber auch am Kurfürsten-Hof in Berlin, wo Magdalena von Fahrensbach für kürzere Zeit in ihre Dienste getreten sein könnte.

(Etwa) Juni 1624 - In türkischer Kleidung nach Venedig

1624 war kommt Fahrensbach also mit Bethlen Gabor nach Siebenbürgen gekommen, hatte im Mai erste Schritte zur Anbahnung einer ehelichen Verbindung mit der Schwester der Kurfürstin von Brandenburg unternommen, gab dann aber sein Kommando auf und reiste - wie wir hörten - in türkischer Kleidung nach Venedig. Der Chronist Georg Kraus kann sich dieses Verhalten nicht erklären und erklärt ihn auch in Venedig schon für tot. Vielleicht ist das auch bewußt als Gerücht ausgestreut worden. Jedenfalls macht auch dieser Umstand darauf aufmerksam, daß lokal agierende Menschen wie Kraus die überregionale Fäden ziehenden Schicksale von Menschen wie Fahrensbach schnell aus den Augen verlieren konnten.

Dezember 1624 - Einladung zur Hochzeit der Magdalena von Fahrensbach in Strasburg/Westpreußen

Am 9. Dezember 1624 richtete Anna von Schweden (1568-26. Februar 1625) (Wiki) aus Strasburg in Westpreußen an drei preußische Städte, darunter an Königsberg, die Einladung zur Hochzeit ihrer Ziehtochter, der Woiwodin von Wenden, Magdalena von Fahrensbach (1595-1642). Das Einladungsschreiben hat sich erhalten (zit. n. Triebel 1897, S. 127) (GB, bzw. GB):

 "Anna von Gottes Gnaden u. s. w. 
Unseren gnädigsten Gruss und geneigten Willen. Ehrenfeste, Wohlweise, Liebe, Besondere! Wir mögen Euch nicht bergen, wasmassen vermittels göttlicher Vorsehung Wir die Wohlgeborene Unsere liebe getreue Magdalena Farensbachin Wojewodzianka zu Wenden dem auch Wohlgeborenen Unserm besondern lieben Ludwig Christoph Grafen von Eberstein, Herrn zu Neugarth und Maszar ehelichen versprochen und zugesaget, auch nunmehr zur hochzeitlichen Solennität den 2. Februar Stylo novo christkünftigen Jahres bestimmt und angesetzt. ...

Magdalena von Fahrensbach heiratete also am 2. Februar 1625. Ihr gleichaltriger Ehemann Graf Ludwig Christoph von Eberstein (1595-1563) war der älteste Sohn von zehn Geschwistern (s. Berghaus 1872, S. 1472) (GB). Die jüngste Schwester unter diesen Geschwistern war Agnes. Sie sollte spätestens 1629 mit Georg Wolmar von Fahrensbach verheiratet sein. Aus der Ehe von Magdalena sollte nur eine überlebende Tochter hervor gehen. Magdalena von Fahrensbach sollte ihren 1633 hingerichteten Bruder um elf Jahre überleben und 1642 sterben. Ihr Ehemann sollte 1663 sterben, offenbar in Quackenburg in Pommern (Wiki). 

Februar 1625 - Hochzeit und Todesfall in Strasburg/Westpreußen

1624 war der Bräutigam, der genannte Graf Ludwig Christoph von Eberstein wegen "grober Exzesse" angeklagt gewesen als da sind "mehreren Ungehorsam, Tätlichkeit und andere Inkonvenienzen" (s. Berghaus 1872, S. 1606) (GB), und zwar gegen den Herzog von Pommern. Man könnte vermuten, daß hier wieder einmal ein "Muster" vorliegt, zum Georg Wolmar von Fahrensbach ja auch viel mit der Adelsopposition gegen den Herzog von Kurland beschäftigt war. Dieser Frage kann auch noch einmal genauer nachgegangen werden. Jedenfalls war eine solchartige Opposition nichts, was eine Magdalena von Fahrensbach schrecken brauchte - das kannte sie alles von ihren Brüdern. Der Graf wurde vom Herzog von Pommern verfolgt, sah aber einen Ausweg (Berghaus 1872, S. 1608):

Graf Ludwig Christoph, voll Schrecken, flüchtete sich ins - Ehebett! Er zeigte an, "daß er entschlossen sei, durch Gottes des Allerhöchsten Vorsehung und vorgeben reiflichen Rath und Beliebung legitimorrite ac juste getroffenes Ehegelübte, Gott gebe mit Glück und Gedeihen, schiersten vermittest ehelicher Copulation und Beilager draußen in der Krone Polen zu vollenziehen." Auf solche geschickte Weise dem Hausarrest entronnen, vollzog er am Lichtmeßtage 1625 zu Strasburg (...) auf dem dortigen, dem König Sigismund von Polen gehörigen Schlosse seine Vermählung mit Magdalena von Farensbach, die er schon vor einigen Jahren am Hofe zu Warschau kennen gelernt hatte, (...) (so) daß (er) bald nach seiner Hochzeit das kleine Gut Pagdanzig (...) kaufen konnte.

Anna von Schweden galt in Strasburg als Schutzherrin des protestantischen Geisteslebens und der protestantischen Theologen. Als solche scheint sie auch noch während der Hochzeit von Magdalena von Fahrensbach tätig gewesen zu sein, den wir lesen (vorerst leider nur bruchstückhaft) (Triebel 1897, S. 132) (GB, bzw. GB):

... haft bringen, verwahren und hernach tyrannischer Weise mit strengen Schlägen despectiren und verjagen lassen; der deutsche Pfarrherr Magister Johannes Borawski ist durch den Grafen von Eberstein, so damals mit der gnädigen Jungfrau Fahrensbachin im Schlosse Hochzeitt gehalten ...

In zwei polnischsprachigen Biographien zu Anna Wasa aus dem Jahr 1995 (von Grażyna Kurkowska und von Alicja Saar-Kozłowska) findet sich Magdalena von Farensbach als "Wojewodzianka", also als Wojwodin von Wenden ausführlicher erwähnt und erörtert (GB).

Abb. 7: Anna-Wasa-Palast in Strasburg in Westpreußen

Anna von Schweden sollte dann nur drei Wochen nach der Hochzeit, am 26. Februar 1625, in Strasburg sterben. Das frisch verheiratete Ehepaar scheint zu diesem Zeitpunkt ebenfalls (noch) in Strasburg geweilt zu haben, zumindest wird der Ehemann genannt (Julius Triebel: Die Finanzverwaltung des Herzogtums Preussen von 1640-1646 [= Materialien und Forschungen zur Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte von Ost- und Westpreußen, 1] Leipzig 1897, S. 127) (GB, bzw. GB):

Bei ihrem Tode waren um sie die Freiherren Johannes und Kasimir von Güldenstern, Ernst von Sacken, genannt. v. d. Osten, Michael Jatzkow, Graf Eberstein und Henning Kleist. Im Jahre 1625, kurz vor ihrem Tode richtete sie dem Fräulein Magdalene Farensbach, das mit dem Grafen Christof von Eberstein ...

1625 - In Berlin und Dänemark

Im Verlauf des Jahres 1625 treffen wir Magdalena von Fahrensbach zumindest zeitweise in Rostock an. Aus diesem Jahr 1625 hat sich nämlich ein Kassenbuch der Herzogin Elisabeth Magdalena von Kurland (1580-1649) erhalten. Sie war Tochter der Herzogs Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast und Ehefrau des im Lande verbliebenen und in Mitau regierenden Herzogs Friedrich von Kurland (Wiki). Sie galt als eine tatkräftige und umsichtige Politikerin, die viel zur Stabilität der Herrschaft ihres Ehemannes beigetragen habe. Mit dieser nun stand auch Magdalena von Fahrensbach 1625 in Verbindung. Denn als Kassenbuch-Eintrag der Herzogin hat sich erhalten (L. Arbusow 1894, S. 65) (GB):

"1 Rthlr. Botenlohn von Loytz nach Rostock der Grauin von Eberstein gesandt".

Loitz in Mecklenburg war seit 1592 der Witwensitz der Mutter von Elisabeth Magdalena, der Herzogin Sophie Hedwig von Pommern-Wolgast (Wiki), die sich mit dem oppositionellen Verhalten des Grafen Eberstein hatte auseinander setzen müssen. Und dort in Loitz war deshalb auch Elisabeht Magdalena aufgewachsen und weilte dort offenbar auch gerne zu Besuch. Loitz liegt 70 Kilometer östlich von Rostock, 10 Kilometer von Demmin entfernt. In der Erläuterung zu diesem Eintrag wird dann  festgehalten (L. Arbusow 1894, S. 65) (GB):

Wahrscheinlich Magdalena Farensbach, Woywodzanka zu Wenden, Hoffräulein der Prinzessin Anna von Schweden, der Schwester König Sigismunds III. von Polen; Tochter von Georg Farensbach (gef. 1602 vor Fellin). Sie heiratet 1625 Febr. 2. den Grafen Ludwig Christian von Eberstein, Herrn zu Newgarth und Maspar (cf. Einladung zur Hochzeit von Seiten der Prinzessin Anna, d. d. Strasburg (Preußen) 1624 Dec. 9. an die drei Städte Königsberg. [...]). Ihr Bruder Wolmar Farensbach soll mit einer Gräfin von Eberstein vermählt gewesen sein.

Worum es in dem Schreiben an Magdalena Gräfin Eberstein, geborene von Fahrensbach ging, muß vorerst offen bleiben. 

Ihr Bruder Georg Wolmar von Fahrensbach weilt jedenfalls 1625 beim Kurfürsten von Brandenburg in Berlin. Und bei seiner Abreise von dort fällt er - "zufällig" - den Dänen in die Hände.

August 1625 - Hilfe für die Tataren, im Dienste Bethlen Gabors

Als letztes hatten wir von Georg Wolmar von Fahrensbach gehört, daß er sich 1624 in türkischer Kleidung nach Venedig begeben hatte. Im August 1625 sehen wir ihn nun - weiterhin? - im Dienste Bethlen Gabor's stehen (Radu Constantinescu: Lupta pentru unitate națională a Țărilor Române (="Kampf um die Einheit Rumäniens)", 1590-1630. 1981, S. 166) (GB)

Transilvanie, 15 Mars 1625
Monseigneur
... In dieser Zeit (um den 25. August 1625) entsandte Seine Hoheit M. de Farensbach mit 400 deutschen Soldaten in die Walachei, um den Tataren zu helfen ... 

Die Wallachei lag im Süden des heutigen Rumänien. Fürst der Walachei war damals Radu Mihnea (1586-1626), der im Januar 1626 in Bukarest starb und dessen Nachfolger sein Sohn Alexandru Coconul wurde (gest. 1632), zu deutsch "Alexander der Versponnene" genannt (Wiki). Über den Vater lesen wir (Wiki):

Vor allem von 1623 bis 1626 war die ständige Annäherung zwischen den Fürstentümern Walachei und Moldau immer augenscheinlicher. 

Fahrensbach kannte die Tataren als Kriegsgegner und als ihr Gefangener schon aus dem Jahr 1620. Sie waren Verbündete des osmanischen Reiches und damit auch der Ungarn. Worum es in diesem Kriegszug ging, können wir einstweilen nicht vollständig klären. Wenn man es recht versteht, haben die Fürsten der Walachei damals immer noch versucht, sich ihre Selbständigkeit zu bewahren gegenüber dem osmanischen Reich ebenso wie gegenüber den mit diesem Reich verbündeten Ungarn (Wiki). Womöglich sollte die Wallachei ihre Selbständigkeitsbestrebungen aufgeben.

März 1626 - Hochzeit Bethlen Gabor's in Siebenbürgen

Auf dem ungarischen Wikipedia lesen wir dann über die Heirat Bethlen Gabor's mit Katharina von Brandenburg (Wiki):

Die Heirat war vor allem politisch motiviert: Neben Katharinas Bruder, dem brandenburgischen Kurfürsten calvinistischen Glaubens, trat Bethlen durch die Heirat in Verwandtschaft mit dem schwedischen König Gustav Adolf, dem Pflazgrafen Friedrich aber auch mit dem dänischen Königshaus. Sie stärkte das protestantische Bündnis. Es gab auch einen politischen Grund für Ferdinand II. und seinen Schwager III. König Sigismund von Polen zu versuchen, die Heirat zu verhindern, allerdings ohne Erfolg. Vor allem aufgrund der Überredung ihrer Schwägerin Elisabeth Stuart willigte Katharina ein, dem zwanzig Jahre älteren und ihr unbekannten Fürsten Ja zu sagen.
Katharina's Bruder, Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg, war mit einer Schwester des Pfalzgrafen Friedrich V. verheiratet. Elisabeth Stuart war also keine direkte Schwägerin (Wiki):

Am 2. März 1626 wurde die feierliche Hochzeit mit großem Pomp in Kassa abgehalten. Die Braut reiste mit 340 Pferden und 39 Kutschen aus Berlin an, ihr Gefolge bestand aus 255 Personen.

Da der Graf Mansfeld damals schon von Brandenburg aus drohend seine Blicke Richtung Schlesien richtetete, war nicht ganz klar, ob nicht schon die Reise der Braut durch Schlesien zu einer Eroberung Schlesiens durch die Protestanten benutzt werden würde. Ihre Reise durch Schlesien verlief aber noch ganz friedlich und ehrenvoll und mit Zustimmung des Kaisers in Wien.

Bis Oktober 1626 - Gefangennahme durch Mansfeld, Schloß Gripsholm

Fahrensbach nun hatten wir auf seinem Kriegszug in die Walachei im August 1625 verlassen und treffen ihn im Jahr 1626 einmal erneut wieder als kaiserlichen Oberst in Wallensteins Armee (Bertil Broomé, 1956 in Schwed Biogr Lex): 

Als Oberst in Wallensteins Armee (...) wurde er 1626 vom protestantischen Feldherrn Ernst von Mansfeld gefangen genommen und von ihm dem dänischen König Christian IV. übergeben, der ihn seinerseits Gustav Adolf anvertraute. Fahrensbach wurde nach Schweden gebracht und auf Schloß Gripsholm inhaftiert.

Da Mansfeld am 10. Juli 1626 von Havelberg aus zu seinem Zug nach Schlesien aufbrach, wobei er Berlin nördlich umging, könnte sich die Gefangennahme in dieser Zeit abgespielt haben. Wir werden noch sehen, daß Fahrensbach die Schuld für seine Gefangennahme dem Kurfürsten und der Kurfürstin von Brandenburg selbst gab, wofür er sich ein Jahr später bösartig "rächen" sollte. Welche Zusammenhänge hier nun wirklich vorliegen und wie man dieses ganze Geschehen einordnen soll, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Wir müssen all das erst einaml so stehen lassen. Wir lesen anderwärts über das Jahr 1626 (Haas 1951, S. 85) (GB):

... Gustav hoffen mochte. Allein, dem war nicht so. Farensbach versank in den Verliesen des düstern Mälarschlosses Gripsholm. "Das ist ein gefährlicher Kerl, der nicht entschlüpfen darf", warnte Ludvig Camerarius, der schwedische Resident im Haag. Aber Fortuna hatte es anders vor: Kein Geringerer als Bethlen Gabor legte sich alsbald für ihn bei Gustaf Adolf ins Mittel, worauf das Unglaubliche geschah, daß der Glücksritter auf nichtige Versprechen hin, sich künftig wohl zu verhalten freigelassen wurde. ..

Und anderorts lesen wir (Bertil Broomé 1917 in Schwed Biogr Lex):

Kam aufgrund des unerklärlichen Eingreifens von Bethlen Gabor in den Zusammenhang bald wieder frei und konnte im Oktober 1626 nach Deutschland zurück kehren. Dort trat er erneut in Wallensteins Dienste ein.

Die Zeit der Gefangenschaft kann also nicht gar zu lange gedauert haben.

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  1. Seraphim, Ernst: Der Kurländer Wolmar Farensbach. Ein Parteigänger und Verräter des 17. Jahrhunderts. Nach archivalischen Quellen. In: Seraphim, Ernst und August: Aus der Kurländischen Vergangenheit. Bilder und Gestalten des siebzehnten Jahrhunderts. Stuttgart 1893, S. 9-152 (GB)
  2. Ahnlund, Nils:  Volmar Fahrensbach - Krieger, Diplomat und Staatsgefangener. In:  Personhistorisk Tidskrift XIX 1917 (Ausgabe 1918), S. 77-113 (GB)
  3. Kuhn, Hanns (Lehrer): Obrist Graf von Fahrensbach. Ein Abenteurerschicksal aus dem 30jährigen Krieg. Als Beitrag zur Geschichte der Festung Ingolstadt (1632) aus Wiener und Münchner archivalischen Quellen, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 50, 1931, S. 37-68 (Dig. Samml.)
  4. Haas, Leonhard: Schwedens Politik gegenüber der Eidgenossenschaft während des Dreißigjährigen Krieges. In: Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 9, 1951, S. 68-160 (GB)
  5. Broomé, Bertil: Wolmar Farensbach. In: Svenskt biografiskt lexikon (SBL), Band 15, 1956, S. 363, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15147
  6. Warlich, Dr. Bernd (Volkach): Farensbach [Fahrensbach, Fahrensbeck, Pharensbach, Pharensberg, Farnsbech, Wahrensbeck], Graf Georg Volmar [Woldemar, Waldemar] von. 2012, http://www.30jaehrigerkrieg.de/farensbach-fahrensbach-pharensberg-graf-georg-volmar-woldemar-waldemar-von-2/
  7. Stramburg, Christian von: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. welcher die (...) Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms (...) darstellt. 1. Band der 2. Abtlg. Koblenz 1845 (GB)
  8. Klopp, Onno: Tilly im dreißigjährigen Kriege. Bis zur Zeit des Friedensschlusses von 1629, Stuttgart 1861 (GB
  9. Siebenbürgische Chronik des Schässburger Stadtschreibers Georg Kraus. 1608 - 1665. 1. Teil, Wien 1862 (GB) (Dig), 2. Teil, Wien 1864 (GB)
  10. Droysen, Johann Gustav: Gustav Adolf. 1. Band , Leipzig 1869 (GB)
  11. Berghaus, Heinrich: Landbuch des Herzogtums Pommern. Band 5, Teil 2, Berlin 1872 (GB)
  12. Teutsch, G. D., "Kraus, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 70-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130633712.html#adbcontent 
  13. Bühring, Johannes: Venedig, Gustav Adolf und Rohan. Ein Beitrag zur allgemeinen politischen Geschichte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Aus venezianischen Quellen. [Hallesche Abhandlungen zur Neueren Geschichte] Max Niemeyer, Halle 1885 (GB)
  14. Krüner, Friedrich: Bethlen Gábor, Fürst von Siebenbürgen. In: Historische Zeitschrift, 58. Bd., 1887, S. 1-37 (GB)
  15. Gebauer, Johannes Heinrich: Kurbrandenburg in der Krisis des Jahres 1627. Max Niemeier, Halle 1896, 144) (Archive)
  16. Seraphim, Ernst: Geschichte Liv-, Est- und Kurlands. Von der "Aufsegelung" des Landes bis zur Einverleibung in das russische Reich. Eine populäre Darstellung. Verlag von Franz Kluge, Reval 1896 (GB)
  17. Hallwich, Hermann: Fünf Bücher Geschichte Wallensteins. Band 4. Duncker & Humblot, 1910
  18. Broucek, Peter: Der Feldzug Gabriel Bethlens gegen Österreich 1623. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 59, Jg 1993. [Festschrift für Otto Friedrich Winter zum 75. Geburtstag](pdf)
  19. Heyde, Jürgen: Zwischen Kooperation und Konfrontation: Die Adelspolitik Polen-Litauens und Schwedens in der Provinz Livland 1561-1650. 1998 (pdf)
  20. Koniarek, Dr. Klaus: Sigismund III. Wasa. Wer war wer im Dreißigjährigen Krieg [o. D., 1998, 2008/2009], http://www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/sigi-frames.htm [15.11.2022]   
  21. Wolke, Lars Ericson: Gustavus Adolphus, Sweden and the Thirty Years War, 1630–1632. 2022 (GB)

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