Sonntag, 15. Mai 2022

Eine Lehrerfamilie aus Stolp in Pommern

Auf Entdeckungsreise im Land und Leben der Vorfahren in Pommern
Ermöglicht durch das unerwartete und großzügige Zur-Verfügung-Stellen von Familiendokumenten aus dem Kreis der Stolper Familienforscher

Eine Anfrage beim Kreis der ehrenamtlich arbeitenden Familienforscher der Stadt Stolp in Pommern brachte so überraschend viele und unerwartete Familiendokumente zutage, daß mit ihrer Hilfe - und geradezu "mit einem Schlag" - das volle Leben einer ganzen Lehrerfamilie in Pommern über drei Generationen hinweg zumindest in Grundzügen vor Augen gestellt werden kann.

Abb. 1: Köslin - Marktplatz mit Marienkirche - Die Kleine Baustraße ging rechts vom Bild vom Marktplatz ab 

Ein Leben, das für die Nachfahren lange im Dunkeln lag und darum als um so bewegender erlebt wird. 

A. 

Paul Nemitz - Lehrer und Leutnant der Landwehr

Die Familie Nemitz stammt aus dem Dorf Manow (Wiki), zwölf Kilometer südlich von Köslin (Wiki). Köslin hinwiederum liegt etwa siebzig Kilometer südwestlich von Stolp. Seit 1898 gab es eine Bahnverbindung zwischen Manow und Köslin. (Überhaupt nützlich für die Ausführungen dieses Beitrages, die Bahnlinien jener Zeit in Hinterpommern zu kennen, siehe Abb. 4a: Wiki, Maps)

1836 wurde Franz Nemitz (1836-1899) in Manow geboren. Drei Jahrzehnte später war er als Schneidermeister in Köslin ansässig. 

Abb.: Die Stolper Sonderschullehrerin Charlotte Blum (1905-1987), geborene Nemitz. Mit ihrem Sohn Klaus und ihrer ältesten Enkeltochter im Jahr 1972. Ihr Vater war der Lehrer Paul Nemitz, der aus Köslin stammte und mit dem sie in der Goethestraße 2 in Stolp aufwuchs. Ihr Vater ist aber schon im Januar 1919 in einem Lazarett in Kowel (Ukraine) gestorben. Sie heiratete 1937 in der Marienkirche in Stolp und lebte dann bis 1945 mit Ehemann und zwei Söhnen in einem Einfamilienhaus in der Pionkestraße 11.

Dort ist er dann 1899 mit 63 Jahren im Beisein seines Sohnes gestorben. Und zwar in der "Kleinen Baustraße 6" in Köslin. Das ist eine Straße, die vom Marktplatz abzweigte, denn wir lesen im Köslin-Kurier von 2019 über das Jahr 1945:

Von allen um den Marktplatz stehenden Häusern blieb nur jenes der Kreissparkasse an der Ecke Kleine Baustraße stehen.

Auf dem Stadtplan von 1925 sehen wir, daß diese Straße von der nördlichen Ecke des Marktplatzes aus nach Nordosten abzweigte, und zwar links vom Restaurant "Zum Klausner". Rechts von diesem Restaurant gab es das Tuchgeschäft Damm und rechts von diesem das Textilien-Geschäft Stebner.

Abb. 2: Köslin, Nordostecke des Marktplatzes - Von rechts: Tuch-Geschäft Damm, Restaurant "Zum Klausner", links davon zweigt die Kleine Baustraße ab

Franz Nemitz heiratete Emilie Faerck*). Ihr gemeinsamer Sohn war Paul Nemitz (1874-1919). Dieser wurde 1874 in Köslin geboren. In Köslin gab es ein Lehrerseminar (Stolp). Sicherlich wurde Paul Nemitz an diesem zum Lehrer ausgebildet.  

Abb. 3: Köslin, Blick vom Kirchturm über den Markt nach Norden - Im Hintergrund Hügel und Wälder

Bevor er geheiratet hat und zwischen 1900 und 1914 als Lehrer an der 3. Gemeindeschule in Stolp tätig wurde, mußte er noch seinen Militärdienst ableisten.

1897 - Militärdienst in Danzig

Dem für ihn erhaltenen "Kriegsrang-Listenauszug" ist zu entnehmen, daß man dafür die Lehrerschaft gar nicht so streng herannahm. Nach zwei Monaten Grundausbildung in einer "Lehrerkompagnie" wurde er schon wieder "zur Reserve" entlassen. In den beiden Folgejahren folgten im Sommer, bzw. Herbst noch mehrwöchige Wehrübungen:

  • 26.8.97 als Volksschullehrer zur Lehrerkomp. I.R. 128
  • 3.11.97 z. Res. entlassen
  • 22.9. - 2.11.98 sechswöchige Übung Volksschullehrer Komp. Gr. K. 5
  • 1. - 28.7.99 vierwöchige Übung 8. Komp. Gr. K. 5

Das Infantrie-Regiment 128 (Wiki) war in Danzig stationiert, die Einheiten waren in Kasernen in Danzig, Langfuhr und Neufahrwasser untergebracht. Es wird sich sicherlich um keine vollwertige militärische Ausbildung gehandelt haben. 

1899 - Heirat mit Gastwirtstochter

Im Mai 1899 starb - wie gesagt - der Schneidermeister Franz Nemitz in der Kleinen Baustrauße 6 in Köslin.

Noch im selben Jahr heiratete der vaterverwaiste Sohn mit 25 Jahren auf dem Dorf Charbrow (Wiki), zehn Kilometer südlich vom Ostseebad Leba die Gastwirtstochter Minna Siegler (1880-1939) aus dem Dorf Mickrow (Wiki), 40 Kilometer südöstlich von Stolp.

Abb. 4: In der praktischen Lehramts-Ausbildung wurde man als Lehrer in Pommern auf verschiedenen Dorfschullehrer-Stellen eingesetzt. Die Familie Nemitz kam aus dem Dorf Manow in Pommern in die Stadt Köslin, von dort kam der Sohn als Lehrer in die Dörfer Mickrow und Charbrow (GMaps), seine Tochter als Lehrerin in das Dorf Tauenzin

Man darf annehmen, daß Paul Nemitz in diesen Jahren in mindestens einem der beiden Dörfer Dorfschullehrer war, wobei er seine Braut kennen gelernt haben könnte. Auf unserer Karte sind einige Lebensorte der Familie in einer Art Zusammenfassung zu sehen (GMaps). Vom Dorf Manow führt der Weg der Familie über die Städte Köslin und Stolp, sowie über die Dörfer Mickrow und Charbrow nach Tauenzin. Wie wir noch sehen werden, sollte es schon zu dieser Zeit oder nur wenig später auch Verwandtschaft in Alt Kolziglow (nicht eingetragen), dreißig Kilometer südlich von Stolp geben. 

Charbrow

Auf alten Bildern sieht man, daß die Dorfschule in Charbrow idyllisch zwischen Kirche und Gasthof an einem Dorfteich lag (MBaar). 

Zu der Hochzeit in Charbrow 1899 könnnten sich allerhand Verwandte versammelt haben, zum Beispiel die Eltern und zumindest einige der vielen Geschwister der Braut (siehe gleich), sowie etwaige Angeheiratete, mögen sie damals noch in Mickrow gelebt haben oder schon anderwärts.

Abb. 4a: Bahnverbindungen rund um Stolp im Jahr 1928 entsprechend einer Übersichtskarte der Reichsbahndirektion Stettin aus diesem Jahr (Ausschnitt) (WikiMaps)

Mickrow

Mickrow, das Heimatdorf von Minna Siegler, lag im "Blauen Ländchen" zwischen Lauenburg und Bütow, gehörte aber noch zum Landkreis Stolp. Es hatte 1910 knapp 600 Einwohner. Im Jahr 1932 gab es dort eine dreistufige Volksschule, an der zwei Lehrer in drei Klassen 90 Schulkinder unterrichteten (Wiki). Dreißig oder fünfzig Jahre früher wird es dort so anders auch nicht gewesen sein. Das Gastwirts-Ehepaar Albert Siegler und Caroline Siegler, geborene Bohl hatte - nach der Personendatenbank des "Pommerschen Greifen" (PG) - viele Kinder:

  1. Emma Bertha Auguste Siegler, geb. 1875
  2. Anna Albertine Caroline Siegler, geb. 1876 (PG)
  3. Max August Friedrich Siegler, geb. 1878 (s.a. MBaar)
  4. Paul Carl Albert Siegler, geb. 1879
  5. Minna Johanna Emilie Siegler, geb. 1880
  6. Carl Julius Siegler, geb. 1882 (s.a. MBaar)
  7. Auguste Martha Ottilie Siegler, geb. 1886
  8. Amanda (?) (n. MBaar)

Auguste heiratete ebenfalls einen Lehrer und lebte mit ihm in Alt Kolziglow (siehe unten). Vorgegriffen sei, daß etwaig in Mickrow verbliebenen Teile der Familie Siegler, sowie (etwaige vormalige) Schüler von Paul Nemitz 1945 das Schicksal aller Pommern teilen sollten: Erst am 8. März 1945 erfolgte der Räumungsbefehl für Mickrow. Der zusammengestellte Treck wurde in Lauenburg von der Roten Armee überrollt, die Dorfbewohner kehrten in ihr Dorf zurück. Dort war es östlich vom Dorf vereinzelt zu Panzergefechten gekommen. In der Folgezeit wurden die Bewohner von den polnischen Behörden ausgewiesen. In Westdeutschland strandeten 220 Dorfbewohner, in der sowjetischen Besatzungszone 100.  

Abb. 5: Stolp in Pommern (1903) - Blick von Norden, vom Lohmühlenberg aus auf die Stadt - Man erkennt links die Marienkirche, in der Mitte den Rathausturm und weiter rechts den viereckigen Turm des Klosters - Am linken Bildrand erstreckte sich das südöstliche Neubaugebiet von Stolp, hinter der Marienkirche der Stadtteil "Am Aucker". Hinter der Stadt rechts muß man sich den Bahnhof denken und das dortige westliche Neubaugebiet

Paul Nemitz wurde 1901 als Lehrer an der 3. Gemeindeschule in Stolp angestellt. So findet es sich in den Magistratsakten der Stadt (pdf). 

1901 - Lehrer in Stolp

Seit 1901 lebt die junge Familie in Stolp.

Abb. 6: Die 1901 neu errichtete 3. Gemeindeschule in der Friedrichstraße 32 bis 34 in Stolp (das später gegenüberliegende Gebäude des Finanzamtes - heute eine Polizeistation - ist noch nicht errichtet)

Das Ehepaar Paul und Minna Nemitz bekam in der Folgezeit drei Kinder, darunter Charlotte. Charlotte Nemitz (1905-1987) wurde 1905 in Stolp geboren. Die Familie wurde zu "Stolpern". 

Im selben Jahr wie Charlotte geboren wurde, bezog die 3. Gemeindeschule ihr neues Schulgebäude in der Friedrichstraße 32 bis 34 (Pagel, 1977, S. 137) (s. Abb. 6). Es handelte sich um ein damaliges "Neubau-Viertel" im nordwestlichen Teil der Stadt, westlich der Stolpe und westlich der Altstadt. Dieser Teil gehörte seither zum bürgerlichen Bahnhofsviertel zwischen Altstadt und Bahnhof.

In der Goethestraße in Stolp

Die Familie Nemitz wohnte nur wenige Häuser "um die Ecke" von der Schule entfernt, nämlich in der "Goethestraße 2" (Adressb.1914, S. 257) (Abb. 6). Diese Schule, an der ihr Vater unterrichtt hat, wird auch Charlotte mit ihren Geschwistern besucht haben. Ab 1915 könnte Charlotte auf das Lessinggymnasium am anderen Ufer der Stolpe gegangen sein. Dorthin gelangte sie - vermutlich - durch die Altstadt.

Abb. 6: Haus Goethestraße 2 in Stolp

Im gleichen Jahr 1901 wie die 3. Gemeindeschule wurde auch das noch heute stolze und eindrucksvolle Rathaus der Stadt Stolp (Wiki) errichtet (Abb. 7).

Abb. 7: Rathaus der Stadt Stolp, errichtet 1901, davor das 1910 errichtete Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.

1910 wurde davor ein Reiterdenkmal des Kaisers Wilhelm aufgestellt, das zugleich Ehrenmal für die Gefallenen des Landkreises Stolp von 1864, 1866 und 1870/71 war (Stolp). 

Wie "reckte und streckte" sich die Stadt Stolp in den Jahren um die Jahrhundertwende.

Alt Kolziglow

Eine der Geschwister von Minna Nemitz, geb. Siegler war Auguste Siegler. Auch diese hatte einen Lehrer geheiratet, nämlich den Lehrer Karl Silbersdorf. (Zur Familie Silbersdorff allgemein: Ü). Das Paar lebte im Dorf Alt Kolziglow (Wiki), dreißig Kilometer südlich von Stolp. Dort wurde ihnen am 20. Oktober 1911 eine Tochter geboren, die am 21. November 1911 getauft wurde, und zwar auf den Namen Gerda Martha Helene. Als erste beide von vier Taufpaten sind - laut erhaltenem Kirchenbucheintrag - angegeben:

  1. Fr. Caroline Siegler, geb. Bohl, Vietzig 
  2. Minna Nemitz, geb. Siegler, Stolp

Vietzig steht für Mickrow. Beide Orte liegen nahe beieinander. Caroline Siegler war die Mutter von Minna und Auguste, also die Großmutter des getauften Kindes. Minna Nemitz aus Stolp war seine Tante. 

1914

Als Charlotte neun Jahre alt war, brach der Erste Weltkrieg aus. 

Abb. 8: Der Marktplatz von Stolp 1917 - Hier oder vor dem Rathaus werden die ausziehenden Freiwilligen-Regimenter 1914 und 1915 feierlich vereidigt worden sein - (Der einstige schöne Marktplatz ist - wie die gesamte Altstadt - seit 1945 zerstört und außerordentlich verunstaltet wieder aufgebaut worden. Es stehen nur noch wenige Häuser aus der Zeit vor 1945)

Noch Anfang August meldete sich ihr Vater freiwillig zur Landwehr in Stolp. In dem schon erwähnten erhaltenen "Kriegsrang-Listenauszug" von Paul Nemitz kann sein militärisches Schicksal während des Ersten Weltkrieges im Rahmen von Landwehr-Einheiten im Groben nachvollzogen werden. Die Landwehr war für die älteren Jahrgänge vorgesehen und wurde meist an ruhigeren Frontabschnitten eingesetzt oder für ruhigere militärische Dienste im Hinterland, etwa beim Betreiben von Lazaretten und bei der Bewirtschaftung von Lagern aller Art. So auch Paul Nemitz: 

  • 11.8.14 freiwillig z. Landwehr Infantrie Bataillon Stolp I 
  • 19.8.14 zum Gefreiten ernannt
  • 27.11.14 zum Unteroffizier befördert
  • 29.1.15 zum ... (?) befördert
  • 10.6.15 zum Feldwebel befördert 
  • 10.6.15 - 30.6.16 Festungslazarett Kulm -  mit der Wahrnehmung der Stelle ... Lazarett Insp. stellv. beim Fest. Laz. Kulm beauftragt.

Nach einer Auffrischung seiner nur spärlichen militärischen Grundausbildung und nach seiner Beförderung zum Unteroffizier der Landwehr ist er offenbar zwischen Juni 1915 und Juni 1916 mit Aufgaben in der Verwaltung des Festungslazaretts von Kulm in Westpreußen beauftragt gewesen. Auch noch nach der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen Ende August 1914 und der Schlacht an den Masurischen Seen in Ostpreußen im Herbst 1914, durch die Ostpreußen von der militärischen Besetzung durch Rußland befreit wurde, gab es weiterhin schwere und schwerste Kämpfe mit der russischen Armee, unter anderem im sogenannten "Kongreßpolen". Bei diesen mußten viele Verwundete versorgt werden. 

Dann ist Paul Nemitz für ein dreiviertel Jahr aus dem Militärdienst entlassen worden:

30.6.16 zur Wiederaufnahme der Lehrertätigkeit entlassen

Vielleicht haben in jener Zeit Lehrer gefehlt, da ja alle jüngeren Jahrgänge im Kriegsdienst standen oder sogar schon gefallen waren. 

In diesem Dreiviertel Jahr haben ihn seine Tochter Charlotte und ihre beiden Geschwister das letzte mal für einen längeren Zeitraum erlebt.

1917 - Stellungskämpfe vor Dünaburg

Im März 1917 kam er wieder zur Landwehr. Nun kam er in den Monate langen Stellungskämpfen bei Dünaburg (Wiki) im heutigen Lettland zum Einsatz. Dünaburg ist die zweitgrößte Stadt Lettlands. Nördlich von Dünaburg unternahm Deutschland - trotz der militärisch hoch angespannten Lage im Westen - eine Offensive zur Eroberung von Riga. Zu dieser schüttelten der Deutsche Kronprinz und einzelne ruhig denkende Chefs den Kopf, schreibt der Oberbefehlshaber Ludendorff. Ihren Sinn erläuterte er aber in seinen "Kriegserinnerungen" folgendermaßen (1919, S. 379):

Im Osten mußten wir weiter auf Rußland herumhämmern und ihm neue Schläge versetzen, um diesen Koloß zum Zusammenbruch zu bringen. (...) Ich hatte mittels Fernsprecher Oberst Hoffmann angefragt, wie er sich zu einem Dünaübergang oberhalb Rigas stelle. (...) Der Oberst war sogleich Feuer und Flamme. (...) Am 1. September fand der Übergang über die Düna bei Üxküll südöstllich von Riga angesichts einer starken feindlichen Stellung statt. (...) Der Übergang gelang. Der Russe (...) zeigte auch hier (...) nur geringe Widerstandskraft. (...) Die 8. Armee wurde sehr bald angehalten. Zwei Divisionen gingen unverzüglich nach dem Westen, um dort andere für Italien freizumachen.

In Rußland rumorte zu dieser Zeit schon die Revolution, deshalb suchte Ludendorff militärisch so gut er konnte aber dann auch wieder mit der notwendige Begrenzung, weiter Druck zu machen. Ansonsten werden die Stellungskämpfe vor Dünaburg in dieser Zeit nicht mehr die allerschwersten gewesen sein. Vor Dünaburg war unter anderem die 23. Landwehr-Division (Wiki) eingesetzt. Im erhaltenen "Kriegsrang-Listenauszug" heißt es

  • 19.3.17 5. Kompagnie ...
  • 16.6.17 - 7.12.17 Stellungskämpfe vor Dünaburg
  • 4.10.17  - 28.11.17 Offz. assistent (?) ... bei Feld Rekr. Depot u. a. G. 
  • 14.12.17 z. Offizier assistenten (?) ernannt
  • 7.12.17 - 17.12.17 Waffenruhe
  • 17.12.17 - 17.2.18 Waffenstillstand
  • 17.2.18 - 3.3.18 Stellungskampf v. Dünaburg 

Gerade in der Zeit der Waffenruhe kam es auch zu Verbrüderungsszenen russischer und deutscher Soldaten an der Front vor Dünaburg (LeMODDB).

Abb. 9: Die Ostfront im Frühjahr 1918 (Wiki)

In Deutschland hungerten die Menschen infolge der britischen Hungerblockade seit 1916. Es gab "Steckrübenwinter" und Hungerstreiks. Im März 1918 nutzte Deutschland deshalb die Wirren der Russischen Revolution, um das Getreideland Ukraine zu besetzen.  

Von Dünaburg und von Kowel aus rückten die deutschen Landwehr-Divisionen langsam und größtenteils ohne Kämpfe gen Osten vor (s. Abb. 9).

1918 - Besetzung der Ukraine

Die Landwehr-Einheiten, denen Paul Nemitz angehörte, kamen hierbei ebenfalls zum Einsatz: 

  • 4.3. - 1.4.18 Okkupation .....  Friedens mit der Ukraine v. 1.4.18 bis 21.6.18 bisherigen Kriegsgebiet aufgefallen.
  • 13.4.18 zum Leutnant der Landwehr II befördert
  • 1.4. - 21.6.18 Kämpfe zur Unterstützung der Ukraine.
  • 22.6.18 - 26.12.18 Besetzung der Ukraine. 

Ab September 1918 war Paul Nemitz wieder mit der Führung eines Lagers beauftragt, kam aber ab Dezember 1918 mit "Lungenkatarrh" ins Feldlazarett. Ein Rücktransport nach Deutschland scheint nicht mehr möglich gewesen zu sein:

  • 15.9. - 10.10.18 vertretungsweise mit der Führung der Geschäfte des Lagers in Darnigu beauftragt.  
  • 19.12.18 - 21.12.18 Feld Laz. 130 d. 93 IR Piens - Lungenkatarrh
  • 21.12.18 - 5.1.19 Württb ... Feld Laz. 33 - Lungenkatarrh
  • Am 5.1.19 12.15 nachts an Lungenkatarrh verstorben
  • 7.1.19 3 Uhr nachts auf dem Friedhof Kowel Leukerstr. begraben

Es wird nicht ausgeschlossen werden können, daß es sich bei diesem "Lungenkatarrh" um die damals grassierende Spanische Grippe gehandelt hat.

Januar 1919 - Der Vater stirbt im Lazarett in der Ukraine

Charlotte war vierzehn Jahre alt als ihr Vater am 5. Januar 1919 mit 45 Jahren in Kowel gestorben ist. Er erlebte am 9. November 1918 noch die Ausrufung der Republik in Berlin und den Rücktritt des deutschen Kaisers. Eine Welt brach zusammen. Dieser Zusammenbruch war vorbereitet worden durch die Revolution in Rußland, von der die deutschen Soldaten an den Fronten im Osten vieles hautnäher miterlebten als anderswo in Deutschland. 

Und was erlebte Paul Nemitz in Kowel in den letzten Tagen und Wochen seines Lebens? 

Die Stadt Kowel hat bis 1919 zu Rußland gehört. Von 1919 bis 1939 gehörte sie zu Polen. Seit 1945 gehört sie zur Ukraine. 

Das deutsche Heer hatte die Ukraine im Jahr 1918 besetzt. Ältere Jahrgänge waren als Besatzungssoldaten eingesetzt worden. Paul Nemitz gehörte zu den Besatzungssoldaten. Nach der Revolution in Deutschland am 9. November 1918 und nach dem Abschluß des Waffenstillstandsvertrages auch im Westen mußte die Ukraine sehr überstürzt von deutschen Truppen und dem Verwaltungspersonal geräumt werden.

Zur gleichen Zeit rückten polnischen Aufständische bis Ende 1918 in gegenläufiger Richtung bis Kiew vor. Dabei besetzten sie auch die Stadt Kowel (Wiki).

B.

Charlotte blieb mit ihrer Mutter Minna Nemitz und ihren beiden Geschwistern weiterhin in Stolp in der Goethestraße 2 wohnen. Sie werden auch oft auf dem Dorf Mickrow bei der Großmutter oder auf dem Dorf Alt Kolziglow bei Tante Auguste und Onkel Karl zu Besuch gewesen sein. Auch werden sie von dort während der Kriegszeit - und auch noch während der Nachkriegszeit - mit Lebensmitteln versorgt worden sein. Diese waren in den Städten knapper als auf dem Land. 

Es konnte wohl nicht ausbleiben, daß Charlotte so wie ihr Vater und ihr Onkel den Lehrer-Beruf ergreifen wollte. Dazu wird sie das Lehrerinnenseminar in Stolp besucht haben. Da ihre praktische Lehramtsausbildung erst zehn Jahre später erfolgte, könnte sie zwischenzeitlich auch in anderern beruflichen Bereichen tätig geworden sei, etwa als Kinder- und Hausmädchen. Aber das ist nur eine Vermutung.

Auch noch 1932 ist sie im Adressbuch Stolp zusammen mit ihrer Mutter in der Goethstraße 2 verzeichnet (Adressb.1932). Andere Familienmitglieder sind dort nicht verzeichnet.

1935 - Eine Lehrerin in Stolp und in Pommern-Dörfern

In einer Volksschullehrerkartei findet sich noch eine "Personalkarte für Lehrerinnen", ausgestellt für die "Schulamtsbewerberin" Charlotte Nemitz. 

Abb. 10: Freilichtmuseum in Klucken heute

Nach dieser hat sie am 1. November 1935 mit der Arbeit an einer Volksschule in Stolp begonnen. Damals war sie schon dreißig Jahre alt.

Klucken am Lebasee

Am 1. Januar 1936 wechselte sie auf die Dorfschule des Fischerdorfes Klucken (Wiki) am Leba-See. Das Dorf war mit der Bahn zu erreichen. Es war der letzte Ort, an dem die - heute ausgestorbene - Slowinzische Sprache von den Fischern - "Lebakaschuben" - gesprochen wurde. 

Hier gab es eine vierstufige Volksschule, in der 145 Schulkinder in vier Klassen von drei Lehrern unterrichtet wurden (Wiki). 

Das Dorf liegt inmitten landschaftlicher Schönheiten am Ufer des Leba-Sees. Im Norden liegen die berühmten Wanderdünen, die Lontzke-Dünen. Die Ostseeküste zwischen den Fischerdörfern Rowe ("Rowy") (Wiki) am Garder See (Wiki) im Westen und Leba (Wiki) am Lebasee (Wiki) im Osten (auf Abb. rechts außerhalb des Bildrandes), dreißig Kilometer nördlich von Stolp, war von den Malern in Pommern und Stolp schon vor dem Ersten Weltkrieg entdeckt worden. 

Abb. 11: Garder See, Leba-See und Wanderdüne - dazwischen: Klucken ("Kluki") - das Ostseebad Leba liegt ganz im Osten des Lebasees 

Die genannten Seen sind nur durch eine schmale Landzunge vom Meer getrennt. Auf der Landzunge, die den Lebasee vom Meer trennt, liegt das Dörfchen Rumbke ("Rabka") (Erin.) und dahinter die Lontzke-Düne (Wiki), die größte Wanderdüne der Ostseeküste. 

Der Maler Max Pechstein entdeckt Pommern

Nachdem im Januar 1920 die Kurische Nehrung in Ostpreußen und die dortige Künstlerkolonie Nidden (Wiki) für seine Künstler - Corinth, Pechstein und viele andere - nicht mehr erreichbar war, suchten sie nach neuen, vergleichbaren Orten an der Ostseeküste. Der Maler Max Pechstein (1881-1955) (Wiki) berichtet in seinen Erinnerungen (Seebad Leba) (Pechstein, 1960, S. 107):

Zu Fuß streifte ich die Ostseeküste, nach Westen marschierend, ab. Ich entschloß mich zuletzt, in Leba mein Standquartier zu errichten. Wenngleich dort andere Menschen, andere Fischertypen, lebten, so wiesen doch die große Lontzker Wanderdüne und das weit ausgebreitete Dünengelände eine gewisse Ähnlichkeit mit der Kurischen Nehrung auf, die mich bewog, hier zu arbeiten.

Zwischen 1927 und 1945 lebte Max Pechstein wechselweise in Leba oder in Rowe. Das Ostseebad Leba wirbt heute mit den Worten (Seebad Leba):

In farbgewaltigen Landschaftsgemälden verewigte Pechtstein die Schönheit der Gegend. 

Und wir lesen (Ketterer):

Der Künstler lernt diese Küstenlandschaften schätzen und lieben. "Sei es nun, daß ich auf meinen Streifzügen weiter ins Land hinein, ins 'blaue Ländchen' kam, in herrliche Wälder, zwischen denen verborgene Seen aufblitzten und sprudelnde Flüsse und Bäche sich durch die Landschaft schlängelten. Außerdem bargen die Wasser hier herrliche Fische, und es gab für mich nichts Besseres zur Beruhigung der Nerven, als ihnen nachzustellen (...). Dabei ruhte der Stift nicht. Alles, was ich sah und um mich erlebte, wurde unerbittlich festgehalten (...). Ich erhielt dadurch eine Sicherheit, die mich nicht versinken ließ in dem Zusammenbruch nach dem Kriege." (zit. aus: Jürgen Schilling, Max Pechstein, Unna 1989, S. 139).

In dieser malerischen Landschaft hat Charlotte Nemitz als Lehrerin aber nur drei Monate lang gewirkt.

Am 1. April 1936 wechselte sie wieder an eine Schule in Mittau (?) bei Stolp. 

Am 1. Juli 1936 wechselte sie in die Volksschule in Lanz (Wiki) im Landkreis Lauenburg. Das liegt 60 Kilometer östlich von Stolp. 

Abb. 12: Die Kleine Auckerstraße in Stolp, 1912

Spätestens in dieser Zeit wird sie in Stolp den Katastertechniker Paul Heinrich Karl Blum (1909-1946) kennen gelernt haben. Seiner Berufsbezeichnung nach zu schließen, arbeitete er im Katasteramt in Stolp. Das lag in der Zielkestraße, ganz in der Nähe der Lessingschule - nördlich der Altstadt auf der Ostseite der Stolpe. Das lag auch gar nicht so weit von der Goethstraße 2 entfernt (auf der Westseite der Stolpe, Richtung Bahnhof), wo Charlotte aufgewachsen ist und vielleicht auch zu jener Zeit noch bei ihrer Mutter wohnte, wenn sie in Stolp war. Überhaupt waren die Wege in der Stadt damals alle sehr kurz und überschaubar.

Eine Maurerfamilie in Stolp

Der Vater von Paul Blum war der Maurer Willi Blum. Seine Mutter war Minna, geborene Domke. Sie lebten spätestens seit 1914 in der "Großen Auckerstraße 38" (Adressb). Und so auch noch 1932 (Adressb) und 1936. Willi Blum könnte von auswärts zugezogen sein. Denn im Adressbuch von Stolp aus dem Jahr 1882 gibt es noch gar keine Blums (Adressb) (nur solche, die mit h geschrieben werden). Domkes gab es sowohl 1914 wie 1882 viele in Stolpe, darunter 1914 einen Fabrikbesitzer, die meisten aber waren 1882 wie 1914 Arbeiter oder Handwerker.

Die ganze Gegend südlich der Altstadt wurde "Der Aucker" genannt. Die Kleine Auckerstraße (s. Abb.) führte vom Stephansplatz mit dem noch heute eindrucksvollen Rathaus vor den Toren der Altstadt bis zum Arbeitsamt, das in einem sehr modernen Stil der 1920er Jahre erbaut war und dessen Gebäude ebenfalls heute noch erhalten ist.

Vor dem Arbeitsamt zweigte links die Große Auckerstraße ab. Pauls Vater wird im Adressbuch von Stolp aus dem Jahr 1932 "Pensionsempfänger" und im Jahr 1936 als "Invalide" bezeichnet. Da im Adressbuch oft nur die männlichen Haushaltsvorstände genannt sind, ist nicht klar, ob die Mutter von Paul Blum ebenfalls noch lebte.

Der heutigen Großen Auckerstraße ist anzusehen, daß dort auch schon vor 1945 eher Handwerker und Arbeiter zu Hause waren. Sie führt an ihrem Ende direkt ins Grüne der Flußaue der Stolpe. Falls die Hausnummer aus der Zeit vor 1945 beibehalten worden sein sollten, befindet sich in der "Großen Auckerstraße 38" heute im Erdgeschoß ein Friseurgeschäft.

Abb. 13: Die Pionkestraße in Stolp heute - "Pogodna" genannt

Laut Magistratsakten kaufte der Katastertechniker Paul Blum der Stadt Stolp 1935/36 ein Baugrundstück in der Pionkestraße in Stolp ab.

1936 - Bau eines Einfamilienhauses

Zur gleichen Zeit sind auch zehn andere Bauplätze in der Pionkestraße verkauft w0rden (pdf), sowohl an Arbeiter wie an Angestellte. Die Stadt Stolp wuchs, der Wohlstand ihrer Bewohner mehrte sich.

Womöglich hat Paul Blum Einfamilienhaus in der Pionkestraße gemeinsam mit seinem Vater, dem pensionierten Maurer, errichtet? Das ganze Neubauviertel dieses Stadtteiles ist davon geprägt, daß wohl die Mehrheit der Häuser Flachdächer aufweisen und damit geradezu wie "im Bauhaus-Stil" errichtet anmuten. Solchartige Stadtviertel sind einem aus dem heutigen Deutschland westlich der Oder gar nicht besonders gut erinnerlich. Die Architektur mutet auffallend modern an und man ist verwundert, daß Häuser solcher Art auch noch 1936 errichtet worden sind.

Nach einem Jahr Bauzeit, 1937 konnte das zweistöckige Haus in der noch heute ruhigen und schön gelegenen Pionkestraße 11 bezogen werden (Abb. 12). Die Hausnummern von heute sind nicht die Hausnummern des Stadtplanes von 1940. - Am 11.6.2022 besuchte der Verfasser dieser Zeilen diese Straße. Er klingelte auch in der heutigen Hausnummer 3. Ein sehr alter Mann öffnete, der nur Polnisch sprechen konnte. Deshalb konnte kein Gespräch zustande kommen. Man könnte sich denken, daß er in diesem Haus schon seit 1945 gelebt hat. Und man bedauert es, nicht mit ihm sprechen zu können.

Heute fühlt man sich weder in der Goethestraße, noch in der Großen Auckerstraße so wohl in Stolp wie hier in dieser Pionkestraße. Die Stadt Stolp ist heute in vielen Teilen - zumal auch in der Altstadt - eine sehr unruhige, anstrengende Stadt, auch wenn es einige sehr schön hergerichtete alte historische Gebäude gibt.

Wenn Paul Blum in den früheren Jahren die Große Auckerstraße nach Osten gegangen war, war er in Fortsetzung derselben an die Stolpe und an die dortige Lachsschleuse gekommen. Auf historischen Fotografien ist zu sehen, daß es über die Schleuse einen Fahrweg gab, über den man jenes Neubaugebiet erreichen konnte, wo er nun ein Eigenheim mit Garten errichten konnte. (Siehe auch die drei wichtigsten Lebensorte dieses Beitrages in Stolp - Goethestraße 2, Große Auckerstraße 38 und Pionkestraße 11 - auf ---> G-Maps.)

1937 - Trauung in der Marienkirche in Stolp

Wie viel wohl der Bau des Eigenheimes damit in Zusammenhang stand, daß Paul Blum noch im selben Jahr heiratete? Charlotte Nemitz jedenfalls wechselte am 1. April 1937 zunächst noch auf eine Schule in Tauenzin im Landkreis Lauenburg, siebzig Kilometer östlich von Stolp. 

Am 30. August 1937 ist in Stolp dann das Aufgebot verkündigt worden, nämlich daß Charlotte - als 32-jährige Lehrerin - den 28-jährigen Katastertechniker Paul Blum, wohnhaft in der Pionkestraße 11 in Stolp, heiraten wolle.

Abb. 14: Der festliche Innenraum der Marienkirche in Stolp (1928) - Er ist noch heute ebenso schön erhalten und es finden hier immer noch Hochzeiten statt

Am 13. Oktober 1937 fand die Trauung beider in der Marienkirche in Stolp statt, in der schmucken Hauptkirche der Stadt (s. Abb. 14).

Charlotte's Mutter Minna, geborene Siegler, wird anwesend gewesen sein, und voller Stolz auf die Braut geblickt haben. Sie wird ihres schon 1919 gestorbenen Mannes gedacht haben, der die Hochzeit seiner Tochter nicht mehr hat miterleben können. Der in Rente gegangene Maurer Willi Blum könnte seinen Sohn der Braut zugeführt haben.

Die beiden Geschwister von Charlotte werden anwesend gewesen sein, ebenso die Verwandtschaft aus Mickrow und gegebenenfalls auch Verwandtschaft von der väterlichen Seite her aus Köslin. Nicht unwahrscheinlich ja auch, daß Tante Auguste aus Alt Kolziglow anwesend war, gegebenenfalls mit Kindern.

Abb. 15: Die Marienkirche in Stolp

Die "Witwe" Minna Nemitz ist im Adressbuch von Stolp aus dem Jahr 1938 übrigens unter "Am Kälberborn 7" verzeichnet. Das ist ein kleines Häuschen in einem Neubaugebiet, das von der Stadt aus gesehen noch hinter dem Bahnhof und nördlich davon liegt. Es liegt von der Goethestraße nicht gar zu weit entfernt. Ob sie dort vielleicht bei einem anderen ihrer Kinder gewohnt hat? Es ist auffällig, daß gerade 1937 und 1938 die Familien in noch weiter entfernte Vorstädte, Neubaugebiete ziehen.

Im "Stolper Kirchblatt" vom November 1937 erscheint unter "Kirchliche Nachrichten aus St. Marien" unter der Zwischenüberschrift "Getraut" die spröde Angabe:

13.10. Katastertechniker Paul Blum und Charlotte Nemitz.

Schauen wir uns noch ein wenig um in der Gegend, in dem das Paar nach seiner Hochzeitsreise heimisch wurde. Die "Blücher-Husaren" waren ein Stolz der Stolp. 1909 hatten sie eine neue Kaserne am südöstlichen Stadtrand bezogen, die "Blücher-Kaserne" (s. Abb 16.).  

Abb. 16: Die Kaserne der Blücher-Husaren in Stolp (Wiki), in der damaligen Blücher-Straße

Noch heute steht das stolz wirkende Hauptgebäude dieser Kaserne quer zur Talaue der Stolpe und mit Front nach Süden. Sie beherbergt Teile der Stolper Universität ("Pommersche Akademie Stolp") (Abb.). In der Talaue vor der Kaserne befindet sich der Regiments-Sportplatz. Und in der Nähe dieser Sportplatzes sind nun die beiden Söhne von Charlotte und Paul zwischen 1939 und 1945 aufgewachsen. 

Die Pionkestraße 11 in Stolp liegt hinter dem Regimentssportplatz, auf dem sich heute moderne Studentenwohnheime befinden. Sie liegt auch hinter dem zugehörigen "Reiterweg", drei Kilometer südöstlich von der Stadtmitte entfernt, sechs Kilomter entfernt vom Bahnhof Stolp, sowie von der Goethestraße 2, in der Charlotte aufgewachsen ist, bzw. vom Katasteramt entfernt, in dem Paul tätig war (GMaps). Die Lage der Pionkestraße ist gut auf dem Stadtplan von 1940 zu erkennen (s. Abb. Bildmitte)..

Abb. 17: Die Pionkestraße 11 in Stolp (Stadtplan von 1940) - Eine Einfamilienhaus-Siedlung

Heute heißt die Pionkestraße "Pogodna". Und diese führt heute nicht mehr hindurch bis zur Kattenborn-Straße im Norden, sondern in einem Bogen nach Westen zum vormaligen Reiterweg. Der Bebauung nach zu schließen, könnte diese Straßenführung aber noch während des Zweiten Weltkrieges entstanden sein.

Über Streetview ist zu sehen, daß sie sich seit der Vorkriegszeit bis heute in der Pionkestraße nur wenig verändert hat: Moderne, unterkellerte, einstöckige und zweistöckige Häuser mit Flachdach aus der Mitte der 1930er Jahre. Auch das einstige Kopfsteinplaster war - nach dem Foto aus Streetview - noch vor wenigen Jahren erhalten, über das die beiden Söhne an der Hand ihrer Mutter Charlotte getrippelt sind (Abb.). Heute ist die Straße sehr schön erneuert worden.

Auch die Häuser sehen heute in Wirklichkeit angenehmer aus als man es gemäß Streetview hat erahnen können.

Blücherkaserne

Im Internet kann man übrigens noch viele alte und neuere Fotografien und Postkarten der genannten Blücherkaserne finden.**)

Abb. 18: Husaren vor einer Kaserne in Stolp

Vor 1914 war in der Blücherkaserne das berühmte stolze Stolper Husaren-Regiment beheimatet wie auf alten Postkarten zu sehen ist. 

Die Reiter-Regimenter aller europäischen Länder mußten aber noch gleich in den Anfangsmonaten des Ersten Weltkrieges von ihren Pferden absteigen. Als reine Reiter-Regimenter waren sie im Zeitalter der Technik nicht mehr zu gebrauchen. 

Die hier eingestellte Postkarte mit berittenen Husaren in ihren schmucken Uniformen vor der Kaserne (s. Abb.) war also im Jahr 1937 schon "Geschichte". 

Allerdings gab es noch den bekannten Feldmarschall Mackensen, der in den 1930er Jahren auch Stolp besuchte und von dem die alte Husaren-Uniform in Ehren gehalten wurde. 

Abb. 19: Offenbar das Offizierskasino der Blücherkaserne in Stolp, mit Straßenbahn

Vor dem damaligen Regiments-Sportplatz lag jedenfalls die Endstation der Straßenbahn.

Eine Fahrt mit der Straßenbahn durch Stolp

Wenn die Familie mit dieser Straßenbahn in die Stadt fahren wollte, lief sie die Pionkestraße nach Norden bis zu ihrem Ende, bog links ab und gelangte so innerhalb von zehn Minuten zur Endstation der Straßenbahn (6). Diesen Weg wird der Katastertechniker Paul Blum jeden Tag morgens zur Arbeit gegangen sein und abends von der Arbeit nach Hause kommend ebenfalls. Und Charlotte als Lehrerin an der Hilfsschule im Kloster in Stolp ebenfalls, zumindest bis zur Geburt ihres ersten Sohnes.

Die Straßenbahn fuhr von der Endstation aus die Mackensenstraße aufwärts. Und in dem Stadthaus an der nächsten Haltestation wohnte - zumindest im letzten Jahr ihres Lebens - die Mutter von Charlotte, die Witwe Minna Nemitz, nämlich in der Hausnummer 25. Sie wohnte so also dicht bei ihrer Tochter, sicherlich damit sie sich gegenseitig leicht besuchen konnten.

Die Lachsschleuse bei Stolp

Eine Station weiter bog links die Straße "An der Lachsschleuse" ab. Hier ist im Fluß Stolpe eine "Lachsschleuse" verzeichnet. Diese Lachsschleuse galt als Sehenswürdigkeit und war "uralt" wie es heißt. Es mag durchaus bemerkenswert sein, daß man sich in Stolp darum bemühte, den in Kontinentaleuropa schon ab dem 19. Jahrhundert aussterbenden Lachs in den Binnengewässern Pommerns durch eine solche Schleuse zu erhalten.

Abb. 20: Die Lachsschleuse bei Stolp (Foto von Dietrich Schröder aus dem Jahr 2009)

In einer Heimatkarte des Stolper Lehrers Rudolf Hardow aus dem Jahr 1932 ist diese "seit Urzeiten bestehende Stolper Lachsschleuse" als Besonderheit der Heimat eingezeichnet (Stolp). Ein Exemplar dieser Karte hängt heute auch in der Stolper Heimatstube in Bonn. Und dort ist dazu ausgeführt (Ostd): 

Sie war für den Heimatkunde-Unterricht gedacht. Man erkennt z.B. die Malerkolonie in Rowe am Garder See; rechts über der Bahnlinie den Brauch der Hochzeitbitter; auf einem Pferd den Danziger Kupferstecher Daniel Chodowiecki, der 1773 eine Reise von Berlin nach Danzig unternahm (illustriertes Tagebuch); bei Stolp die seit Urzeiten bestehende Lachsschleuse.

Es ist ja keineswegs unwahrscheinlich, daß auch Charlotte mit dieser Heimatkarte ihre Kinder unterrichtet hat, ja, daß sie sogar den Lehrer Rudolf Hardow persönlich kannte. Denn er war am Lessinggymnasium in Stolp von 1907 bis 1937 Zeichenlehrer (Stolp). Die Lachsschleuse hat sich bis heute erhalten. Vermutlich wird es auch heute noch Lachse in der Stolpe geben. In der Persante jedenfalls, die bei Kolberg in die Ostsee mündet, gibt es sie noch (Pomm2017)

Abb. 21: Blick auf die Altstadt von Stolp von Osten über die Petrikirche (im Vordergrund) hinweg (1928) - Hinter dem Betrachter liegt das Städtische Krankenhaus

Die Straßenbahn selbst fuhr aber durch die Husaren- und Blücher-Straße in die Straße Am Sandberg. 

Dort, wo die Straßenbahn dann weiter nördlich in dieprächtige Wilhelmstraße einbog, konnten Paul und Charlotte rechts die Petrikirche sehen, in der ihr Sohn 1939 getauft wurde. Ein Stück weiter hinter der Petrikirche lag das Städtische Krankenhaus, in dem Charlottes Mutter Minna Nemitz 1939 gestorben ist und in dem - vielleicht - auch ihre beiden Söhne geboren wurden.

Paul Blum fuhr mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle Wilhelmsstraße vor dem noch heute erhaltenen und eindrucksvollen Kreishaus, das wiederum vor den Toren der Altstadt lag. Er stieg dort um in die Straßenbahnlinie, die von dort nach Norden am Schraderplatz vorbei zur Haltestation Behördenhaus führte. Morgens wird sie mit Schülern des Lessinggymnasiums gefüllt gewesen sein. (Unter ihnen vielleicht auch die Schülerin Isabel von Treuenfels, spätere verheiratete Sellheim, die deutsche Heimatforscherin in Stolp [8].) Von der Haltestation Behördenhaus aus hatte er dann nur noch wenige Minuten Fußweg zum Katasteramt. Vielleicht wiederum zwischen munteren Schulkindern

Charlotte's Mutter sollte allerdings schon 1939 mit 59 Jahren in Stolp sterben, im gleichern Jahr, in dem ihr Enkelsohn Klaus Blum (1939-2015) geboren wurde. 

Abb. 22: Das Städtische Krankenhaus in Stolp (1940)

Vermutlich bis zur Geburt ihres ersten Kindes wird Charlotte eine Anstellung als Lehrerin in der Hilfsschule in Stolp bekommen haben, so hieß damals die Sonderschule. Diese Schule war, so berichtet die Heimatforscherin Isabell Sellheim (8), im Kloster in Stolp in der Altstadt untergebracht und in ihre Räumlichkeiten wurden 1944 die Schüler des Lessinggymnasiums umquartiert.

Abb. 23: Das Kloster in Stolp (1898) - Hier war die Hilfsschule untergebracht

Charlotte wird von ihrer Enkeltochter, die sie in den 1970er und 1980er Jahren in Oldenburg noch erlebt hat, als eine sehr fröhliche, offenherzige Frau beschrieben. Sie konnte allein für sich still etwas lesen und dabei fröhlich lachen. Gerne hörte sie abends Schallplatten mit klassischer Musik.

Aber was hatte sie in ihrem Leben alles erlebt. Mit 14 war ihr Vater gestorben. Im Zweiten Weltkrieg verlor sie den Vater ihrer Kinder und ihre Heimat Pommern.

1939

Im Stolper Kirchblatt vom August 1939 ("Kirchliche Nachrichten aus St. Petri") steht, daß Charlottes Mutter, "Lehrerwitwe Minna Nemitz, geb. Siegler", am 29. Juni 1939 in Stolp gestorben ist.  Die Sterbeurkunde hat sich im Staatsarchiv erhalten:

Stolp, 26. Juni 1939
Die Witwe Minna Johanna Emilie Nemitz, geborene Siegler, evangelisch, wohnhaft in Stolpe, Mackensenstraße 25, ist am 26. Juni 1939 (...) in Stolp im städtischen Krankenhause verstorben. (...) Todesursache: Lungenentzündung bei Arteriosklerose, Kreislaufschwäche.

Im Stolper Kirchblatt vom Januar 1940 ("Kirchliche Nachrichten aus St. Petri") steht, daß Charlotte's Sohn am 24. Dezember 1939 getauft worden ist. 

1943 - "Im Kampf gegen den Bolschewismus"

Indem wir "Pionkestraße Stolp" googeln, finden wir eine Todesanzeige der Nachbarn von Charlotte und Paul in einer Zeitung vom 26. März 1943 (Grenz-Zeitung). 

Abb. 24: Todesanzeige für den 30-jährigen Nachbarn der Blums, ein oder zwei Häuser weiter in der Pionkestraße 9, 1943

Der Obergefreite Willi Roß war mit 30 Jahren gefallen im "Kampf gegen den Bolschewismus". Er hinterließ seinen Sohn Jürgen. Dieser war vermutlich in ähnlichem Alter wie die beiden Söhne von Charlotte und Paul. Sie werden miteinander gespielt haben. Die Kollegen dieses Willi Roß schrieben:

Wir gedenken in stolzer Trauer unseres Arbeitskameraden, der für unsere völkische Freiheit sein Leben gab.

Paul Blum, der Ehemann von Charlotte, riß sich beim Fußballspielen (wohl doch sicherlich in militärischen Zusammenhängen?) einen Leberfleck auf. Aus der Verletzung entstand ein Hautkrebs, an dem er 1946 - offenbar nach der Flucht aus Pommern - sterben sollte. In der Heiratsurkunde seines Sohnes findet sich jedenfalls als Angabe zu seinem Vater "zuletzt Rostock", allerdings ohne Geburts- und Todesjahr. 

1945 - Auf offenem Waggon nach Westen

Die Stolper Heimatforscherin Isabel von Treufenfeld, verheiratete Sellheim (geb. 1929 in Stolp, gest. am 30. Juli 2018 in Stolp)(WikiGeneanet) berichtet in einem Gespräch (8), daß sie in den 1940er Jahren Schülerin des Lessinggymnasiums in Stolp gewesen ist. Ihre Klasse wurde 1944 in die vormalige Hilfsschule in das Kloster in Stolp verlegt. Nach Weihnachten 1944 gab es gar keinen Schulunterricht mehr. 

Sie selbst wurde bei Schlawe in Pommern zum Ausbau der Pommern-Festung eingesetzt. Auch mußte sie am Bahnsteig bei der Versorgung der Flüchtlinge helfen und in den unbeheizten, langsam fahrenden Zügen erfrorene Baby-Leichen einsammeln.

Als Heimatforscherin hat sie auch nach dem Schicksal der Hilfsschule in Stolp und ihrer Schüler und Lehrer gefragt. Zum Zeitpunkt des Gespräches, das zu ihrem Lebensende aufgezeichnet worden ist (8), hatte sie dazu aber noch keine Antwort erhalten. 

Charlotte Blum floh 1945 mit ihren beiden Söhnen (und ihrem kranken Ehemann? und anderen Angehörigen?) in offenen Eisenbahn-Waggons, in denen sonst Kartoffeln transportiert wurden, nach Westen. Der Eisenbahn-Waggon erhielt Gewehrbeschuß. 

Die Familie strandete zunächst in Rostock. Dort lebte sie unter widrigsten Umständen. Die Hungerzeiten der Jahre 1945 und 1946 waren gerade für die Flüchtlinge - etwa in Cottbus oder Rostock - verheerend. Die beiden Söhne von Charlotte haben diese Hungerzeit ihr Leben lang nicht vergessen. Ihre Altersjahre verbrachte Charlotte in Oldenburg. Um 1982 oder 1983 herum, also vier oder fünf Jahre vor ihrem Tod sind ihr Sohn und ihre Schwiegertochter mit ihr noch einmal nach Stolp gefahren. Ein zweites mal besuchten Sohn und Schwiegertochter Stolp nach der Wende.

Der Familienname Blum kommt heute über tausend mal in der Schweiz vor. Er wird also ursprünglich dort einheimisch gewesen sein. Seine größte Häufigkeit liegt in Deutschland in Süd- und Westdeutschland. (Natürlich er in den heutigen USA noch viel häufiger heute.) Im heutigen Polen kommt er aber immerhin auch noch 67 mal vor. Und davon am häufigsten in der Woiwodschaft Pommern (Namespedia). Der Familienname Nemitz kommt in Polen heute nur noch acht mal vor, am häufigsten aber ebenfalls in der Woiwodschaft Pommern. Das könnte darauf hindeuten, daß er dort ein sozusagen einheimischer Name ist. In Deutschland kommt er heute am häufigsten in Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg vor (insgesamt über 300 mal) (Namespedia).


/ Mit Dank für das unerwartete Zur-Verfügungstellen 
wertvollster Familiendokumente 
aus dem Kreis der Stolper Familienforscher. /

/ Dieser Beitrag soll nach und nach 
ergänzt und vervollständigt werden. /
 
/ 12.6.22: Einige Angaben wurden korrigiert und ergänzt, 
nachdem der Verfasser am 11.6. vor Ort war, 
siehe dazu hier ---> Prbl2022.  /
 
__________
*) Zu den Familiennamen: Ein Familienname Faerck findet sich im Internet kein zweites mal. Vielleicht handelt es sich um den in Pommern häufigeren Namen Falck (?). Der für Pommern nicht untypische Orts- und Familienname Nemitz belehrt einen in seinen Ursprüngen übrigens vielfältig über die Begegnung von Germanen und Deutschen einerseits und Slawen andererseits in der Geschichte. Er ist entstanden aus der slawischen Bezeichnung für die "Deutschen" (10). Bei der Schilderung eines Feldzuges des deutschen Kaisers Heinrich II. gegen Herzog Boleslaw Chrobry von Polen im Jahr 1017 erwähnt der Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg die Stadt Nemzi (Nimtsch) in Schlesien und erklärt, sie sei so benannt worden, weil sie vor langen Zeiten von Deutschen gegründet worden sei. Auf Wikipedia erfährt man darüber sogar noch viel mehr (Wiki):
"Erste Besiedlungsfunde der Lausitzer Kultur stammen aus der Bronzezeit. Etwa 1000 v. Chr. wurde auf dem Stadtberg oberhalb der Lohe eine erste Burganlage errichtet, die um 500 v. Chr. zerstört wurde. Im 4. Jahrhundert entstand auf dem Berg eine befestigte Ansiedlung als Gauort der Silinger, die als einzige bekannte im ostdeutschen Raum gilt. Sowohl durch Grabungen von 1935 bis 1936 als auch 1960 bis 1965 wurde bestätigt, daß sich Sippen der Silinger nicht der Völkerwanderung angeschlossen hatten, sondern in einem Siedlungsraum zwischen dem Zobtenberg (mons Silencii) und der Lohe (Selenza) verblieben waren. Zur Zeit der slawischen Besiedlung im 6. Jahrhundert entstand der Name der Siedlung aus dem Wort Nemzi („Stumme“, „Fremde“) für die hier lebenden Germanen. Um 700 hat sich diese Kultur mit der slawischen vermischt, wie Funde einer slawischen Burganlage bestätigen. Nemzi wurde zum Hauptort des Gaues der Slensanen."
Damit würde der Volksname Nemzi sehr alten Ursprungs sein. Etwas sehr Ähnliches findet man seit der hochmittelalterlichen deutschen Ostsiedlung östlich der Karpaten rund um den bis heute von den Rumänen "Deutschen Kreis" genannten Landkreis "Neamț", zusammen mit "Târgu Neamț" (dem "Deutschen Markt") am Fluß "Neamț" (dem Deutschen Fluß) und dem "Piatra Neamt" (dem "Deutschen Berg" oder "Deutschstein") (Stgen2021). In Böhmen und Mähren gibt es viele Dörfer mit den Namen Niemtschitz, bei Guben gibt es das Dorf Niemitzsch, in Sachsen gibt es die Dörfer Nimbschen, Nehmitz und Nimitz und auch in Pommern gibt es mindestens drei Dörfer mit dem Namen Nemitz.
Es fällt übrigens auf, daß die Mehrheit der Familiennamen in Pommern vor 1945 - "ansonsten" - vorwiegend deutscher Herkunft ist. Auch in dieser Familie: Blum, Siegler, Bohl. Der Familienname Domke (Wiki) könnte slawischer oder norddeutscher Herkunft sein (Gen). Die Thematik ist sehr spannend (Stolp) (12). Für Mecklenburg wurde in aufwändigen Untersuchungen schon 1905 im Groben ein Anteil slawischer Familien- und Ortsnamen Anfang des 14. Jahrhunderts von einem Fünftel herausgearbeitet (13, S. 114f). Das paßt zu der Angabe, daß sich die Bevölkerungszahl Schlesiens durch die Zuwanderung der Deutschen innerhalb eines Jahrhunderts verfünffacht habe.
**) 1938 hat es am südöstlichen Stadtrand von Stolp sogar insgesamt fünf Kasernen gegeben (Stolp.de). Die Jägerkaserne, die ab 1937 Mackensenkaserne hieß. Sie war 1879 bis 1883 erbaut worden, die Hindenburgkaserne im Schliepgrund wurde 1901 bezogen und die Blücherkaserne 1909. Der Bau der Leibhusaren- und der Bellingkaserne ist dann zwischen den Jahren 1934 bis 1937 erfolgt.

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  1. Detlef Schwenkler: Am Markt von Köslin. Köslin-Kurier, Juli 2019, https://koeslin.org/18_Literatur_ueber_Koeslin.php
  2. Stadtplan von Köslin 1925, https://zbc.ksiaznica.szczecin.pl/dlibra/publication/10544/edition/9650/content
  3. Baar, Mariusz: Charbrow (Degendorf), https://reiseleiter-leba.eu/de,2,6,CHARBROW_DEGENDORF_.html
  4. Baar, Mariusz: Lanz in Pommern, https://reiseleiter-leba.eu/de,2,38,lanz_kr_lauenburg_pom.html
  5. Adreßbuch Stolp 1938, Seite 14 (digitale Seite 34), https://bibliotekacyfrowa.eu/Content/3276/download?format_id=2
  6. Stadtplan von Stolp, 1940 http://bibliotekacyfrowa.eu/dlibra/show-content/publication/3518/edition/3261/ 
  7. Die Grenz-Zeitung. Parteiamtliche Zeitung der NSDAP, Gau Pommern, 26.3.1943, https://bibliotekacyfrowa.eu/Content/8340/13095-0001.pdf 
  8. Michael Majerski: Gespräch mit Frau Sellheim, geb. von Treuenfeld über Stolp in Pommern, 11.2.2022, https://youtu.be/OZSjeLk8Xts
  9. Adressbücher von Stolp, https://www.heimat-der-vorfahren.de/index.php/Thread/9209-Adressb%C3%BCcher-Stolp-1864-1938/
  10. Platner, Dr.: Über die mittelalterlichen Bevölkerungsverhältnisse im deutschen Nord-Osten (jenseits der Elbe und Saale), Vortrag in Göttingen, 28.10.1892. In: Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 24. Jg., Nr. 3, März 1893, S. 22f (GB
  11. Bading, I.: In Stolp in Pommern, 4.6.22, https://youtu.be/W55gGnPyY88.
  12. Bahlow, Hans: Pommersche Familiennamen. Ihr Geschichts- und Heimatwert. Degener, 1982
  13. Witte, Hans: Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg. J. Engelhorn, Stuttgart 1905 (Archive)

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