Teil 2: Gustav Adolf von Schweden schützt die Protestanten in den baltischen Ländern - Der polnisch-schwedische Krieg (1600 bis 1628)
Wer die Geschicke der baltischen Länder in den Zeiten der Gegenreformation des 16. und 17. Jahrhunderts genauer verstehen will, muß viele parallele Themen gleichzeitig in den Blick nehmen: Was geschah in Schweden? Was geschah in Kurland? Was geschah in Litauen? Was geschah in Polen? Überall ein sehr buntes geschichtliches Leben. Im folgenden werfen wir zunächst a) einen Blick auf die eigentümliche Stellung Litauens, werfen dann b) einen groben Blick auf den schwedisch-polnischen Krieg von 1600 bis 1629 und behandeln als drittes c) das nicht weniger aufwühlende Geschehen rund um die Herzöge von Kurland. Zum Schluß behandeln wir noch d) die viel zu wenig beachtete protestantische Schwester des Jesuitenzöglings Sigismund III. Wasa, die seit der Niederlage des protestanitischen polnischen Adels gegenüber dem polnischen König im Jahr 1606 nicht mehr in Warschau leben sollte und der deshalb ein Wohnsitz in Strasburg in Westpreußen angewiesen worden war, wo sie eine rege Tätigkeit entfaltete.
Abb. 1: Anna von Schweden (1568-1625), Starostin von Strasburg an der Drewenz (Wiki), standhafte Protestantin in Zeiten der Gegenreformation - Gemälde der italienischen Malerin Sofonisba Anguissola (1532–1625) (Wiki) |
Keineswegs
unbedeutend für das Verständnis der Geschichte der baltischen Länder
ist der Umstand, daß das Großfürstentum Litauen (Wiki)
mit seiner Hauptstadt Wilna eine ganz andere geschichtliche Entwicklung
durchlaufen hat als Preußen, das südlich von ihm lag, und als Kurland
und Livland, die nördlich von ihm lagen.
Die Selbstständigkeit bewahrt - Das Großfürstentum Litauen und die Radziwiłłs
Litauen war geschichtlich nie besonders stark zur Ostsee hin orientiert. Der westliche Teil von Litauen war das dünner besiedelte Herzogtum Samogitien (Wiki, a). Der dortige kleine Seehafen war Jahrhunderte lang Palanga (Wiki), bzw. Sventoi (Wiki). Erst 1923 kam mit der Annektion der deutschen Stadt Memel ein größerer Seehafen hinzu.
Litauen konnte seine kulturelle und politische Selbstständigkeit gegenüber den Bestrebungen des Deutschen Ritterordens - von Preußen im Süden - und des deutschen Schwertritterordens - von Kurland, Riga und Livland im Norden - in tapferen Abwehrkämpfen bewahren. Die Litauer wurden angeführt von ursprünglich heidnischen Fürsten. Diese Fürsten traten schließlich - sozusagen "selbstständig" - zum Christentum über. Dadurch bewahrten sie ihre eigene kulturelle Tradition. Der Staat Litauen gewann während des Spätmittelalters sogar eine dominiertende Stellung in Ostmitteleuropa und ab 1362 zogen litauische Fürsten in Kiew ein, Litauen wurde Großmacht. Seine Herrschaft erstreckte sich zeitweilig über Weißrußland und die Ukraine bis an das Schwarze Meer. Die Schriftsprache und die Hofsprache in diesem Land war allerding Jahrhunderte lang das Weißrussische ("Ruthenische").
Im
15. bis 18. Jahrhundert kam es dann zur Staatenunion zwischen Litauen und Polen. Dadurch wurde Polnisch zur Sprache am Hof des Großfürsten von
Litauen. In der Frühen Neuzeit wurde dadurch Polen zu einer sehr bedeutenden
Großmacht in Ostmitteleuropa.
Wegen der engen Bindung Litauens an Polen hatte die Reformation in Litauen nie besonders große Erfolge. Es gab allerdings Ausnahmen. Ein Hort des Calvinismus in Polen-Litauen war die polnisch-litauische Magnaten-Familie der Radziwiłł (Wiki). Bei ihr handelte es sich um eine ursprünglich heidnische, litauische Familie. Frühe heidnische Vertreter dieser Familie hießen mit Vornamen Ostik oder Radvila. Sie ließen sich taufen. 1413 wurden sie in den polnischen Adel aufgenommen. Ab 1477 nutzten sie statt der litauischen Namensform Radvila, die auf den genannten Vorfahren zurück ging, den polonisierten Namen Radziwiłł.
Verschiedene Vertreter dieser Familie wurden seit dem Spätmittelalter und über die Jahrhunderte hinweg von den polnischen Königen zu Wojewoden von Wilna und Smolensk ernannt, zu Großfürsten von Litauen ("Großhetman") und in viele andere führende Stellungen innerhalb des polnisch-litauischen Reiches. Eine Angehörige dieser Familie war auch Ehefrau des polnischen Königs.
Welche Bedeutung die Calvinisten innerhalb von Polen gewinnen konnten (s.a. Prbl2022), kam in den Anfangsjahren des Dreißigjährigen Krieges sehr deutlich zum Ausdruck. Damals spielte der calvinistische, ungarische König Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki) eine Rolle, die im deutschen Geschichtsbewußtsein viel zu wenig bekannt und verankert ist. Er bedrohte mehrmals Wien und damit die Rekatholisierungsbestrebungen des Jesuitenordens in ganz Europa. Sein Wirken, so lesen wir an einer Stelle, ... (Seraphim 1893, S. 142)
... erhielt dadurch noch einen gefährlicheren Charakter, als eine starke Partei in Polen, so die Magnatenfamilien der Radziwill und Saphieha, der Starost von Sandomir u. a. sich mit dem Plane trug, Bethlen Gabor die Krone ihres Reichs zu übertragen.
Zu all dem mehr noch in weiteren Beiträgen (s.a. Prbl2022). Denn das waren in der Tat weitausschauende Projekte. Immerhin war fünfzig Jahre zuvor mit Stephan Bathory schon einmal ein ungarischer Fürst König von Polen geworden. Das Handeln der Radziwiłł innerhalb des polnischen Staates in Zeiten der Gegenreformation wäre noch einmal ganz gesondert in seinen unterschiedlichen Wendungen und Differenzierungen zu verfolgen. War der Krieg Polens gegen Schweden über viele Jahre hinweg deshalb nicht erfolgreich, weil die vielen Protestanten in Polen - unter anderem Radziwiłł - ihn nur mit halbem Herzen führten? Radziwiłł hat im Jahr 1621 auch auffallend wenig Bemühung gezeigt, die Stadt Riga gegen den Schwedenkönig Gustav Adolf für Polen zu erhalten.
Im Januar 1622 schrieb der bedeutende litauische Feldherr, Magnat und Großfürst Christoph Radziwiłł („der Jüngere“, polnisch Krzysztof „Młodszy“ Radziwiłł, litauisch Kristupas „Jaunasis“ Radvila) (1585-1640) (Wiki) im Interesse des polnischen Königs an den Superintendenten Hermann Samson in Riga einen langen Brief (Bienemann 1896, S. 295):
Hier bot er alle Künste der Überredung auf, um Samson zu veranlassen, der Führer eines Unternehmens zu werden, das durch plötzlichen Handstreich Riga wieder in polnische Hände bringen sollte, um sich selbst als den besten Freund der Stadt zu empfehlen.
Die feste Haltung der Riga'er Bürgerschaft gegenüber solchen unüberlegt anmutenden Bestrebungen ließ Radziwill völlig scheitern. Aber dieser Versuch mag auch wieder etwas von der Halbherzigkeit aufzeigen, mit der Radziwill sich einerseits für die polnische Sache einsetzte, andererseits aber auf Wegen, auf denen er doch kaum glauben konnte, zum Ziel kommen zu können. Die damalige Rolle der calvinistische Zweig der Radziwiłł's und die Protetanten insgesamt in Polen wäre deshalb noch einmal sehr genau aufzuarbeiten. Das ist - soweit übersehbar - in der Geschichtswissenschaft selten sehr umfangreich und differenziert getan worden. Es ist dazu jedenfalls nur schwer ein guter Überblick zu gewinnen (weiteres siehe: Prbl2022).
Ab 1770 traten dann Vertreter einer katholischen Linie der Familie Radziwiłł in preußische Dienste. Sie vertraten die polnische Minderheit innerhalb des Deutschen Reiches als Abgeordnete im Deutschen Reichstag in Berlin.
Birzen als Zentrum des Calvinismus
Der calvinistische Zweig der Familie übte die Herrschaft über die litauische Stadt Birzen (Wiki) aus. Unter dieser Familie wurde die Stadt zu einem Zentrum des Calvinismus in Litauen. In ihr hat sich bis heute die größte Evanglisch-reformierte Gemeinde in Litauen erhalten (die allerdings auch nur noch einige hundert Köpfe zählt!).
Hier jedenfalls wurde der schon eben gentannte litauische Feldherr, Magnat und Großfürst
Christoph Radziwiłł (1585-1640) geboren. Dieser als Feldherr ebenbürtige Gegner des Schwedenkönigs
Gustav Adolfs II. war zugleich ein wichtiger Hort des Calvinismus in Polen. Er führte
die
polnisch-litauischen Truppen und auch den Adel Kurlands und Livlands im
Krieg gegen die Schweden und im Krieg
gegen
die Russen. Zeitweise diente bis 1621 unter ihm auch der Vorfahre des
Verfassers
dieser Zeilen, der oben schon genannte Rittmeister Wilhelm de la Barre,
zeitweise zusammen mit dessen damaligem Freund, dem jesuitischen Geheimagenten Georg
Wolmar von Fahrensbach, eine Person, der wir in späteren Beiträgen viel
Augenmerk widmen werden. Denn er scheint Zeit seines Lebens von den
Jesuiten als Geheimagent jeweils in den Zentren der politischen und
militärischen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges
eingesetzt worden zu sein.
Die Stadt Birzen ist dann 1625 vom Schwedenkönig Gustaf Adolf II. erobert worden. Zu jenem Zeitpunkt war der genannte Wilhelm de la Barre schon in die Dienste Gustav Adolfs II. übergetreten. Und während der Belagerung dieser Stadt hat der schwedische Köng ihn - um seiner Verdienste willen und sicher auch, um ihn enger an sich zu binden - mit dem oben schon erwähnten livländischen Schloß Ermes (im damaligen mittleren Livland, heute im Norden von Lettland an der Grenze zu Estland gelegen) beschenkt samt den zu dieser Schloßherrschaft gehörenden umliegenden Dörfern und Gusthöfen (Prbl12-2022). So viel zunächst zu den Deutschen und Protestanten in den baltischen Ländern.
Im Krieg gegen Polen - Gustav Adolf von Schweden (1600 bis 1629)
Die Rolle, die Bethlen Gabor bis 1629 im Dreißigjährig Krieg gespielt hatte, nämlich die des ernsthaftesten und überlegtesten Gegners der Gegenreformation, ist ab dem Jahr 1630, nachdem Gabor so "überraschend" gestorben war, von dem Schwedenkönig Gustav Adolf II. (Wiki), dem "Löwe aus dem Norden", übernommen worden. Er hatte sich aber nicht erst im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges für die protestantische Sache in der Welt eingesetzt, sondern schon während seines Krieges gegen den katholischen König Polens, der zugleich Ansprüche auf die schwedische Krone erhob, womit die Gefahr der Rekatholisierung Schwedens verbunden war.
Dieser Abwehrkampf geschah im Polnisch-Schwedischen Krieg von 1600 bis 1629 (Wiki), der sich im Laufe der Jahre von den baltischen Ländern hinüber nach Preußen und Pommern verlagerte, nämlich um so mehr die Schweden militärisch erfolgreich dabei werden sollten und militärisch an Ansehen in Europa gewinnen sollten dadurch. Noch bis 1629 hatte Bethlen Gabor die militärischen Fähigkeiten der Schweden nicht sehr hoch eingeschätzt, ließ sich aber gerade in jenem Jahr von dem schwedischen Gesandten Paul Strassburg eines anderen überzeugen.
In diesem Krieg eroberte Gustav Adolf 1621 jedenfalls in einer günstigen weltpolitischen Lage zunächst Riga und Teile Livlands für Schweden und sicherte dadurch dort die Weiterexistenz des Protestantismus bis heute. Die größeren politischen und religionspolitischen Zusammenhänge, in denen sein Krieg gegen Polen geführt wurde, werden recht gut in dem bewährten wissenschaftlichen Werk "Allgemeine Deutsche Biographie" von 1879 dargestellt (ADB1879):
Bereits ein halbes Jahrhundert zuvor war den hier genannten Mächten der Zerfall von Livland der Anlaß zum Wettkampf um dessen Besitz geworden. (...) Gerade Gustaf Adolf II. war inmitten so vieler Gefahren ganz erfüllt von dem Anspruch auf die Oberhoheit, auf das Dominium über die Ostsee. Nach der entscheidenden Niederlage Rußlands war es sein Bestreben, nun auch die feindliche polnische Herrschaft von der Ostsee zu verdrängen - ein Bestreben, an das sich das weitergehende Bemühen, die Festsetzung der Verderben drohenden Habsburger an den Küsten dieses Meeres zu verhindern, mit Notwendigkeit anschloß. Gewiß würde auch abgesehen von seinen Thronstreitigkeiten mit (dem katholischen) Sigismund der Kampf mit Polen um Livland und die Ostsee ihm stets als ernste Aufgabe gegolten haben. Daß aber hinter Sigismund dessen mächtige Verbündete als gleichzeitig zu bekämpfende Feinde standen, gibt diesem Kriege eine weitere Bedeutung. (...) In seinen eigenen Augen war auch schon der Krieg gegen Polen ein Krieg zur Beeinträchtigung des Kaisers und der katholischen Liga; und es war sein dringender Wunsch, dem natürlichen Zusammenhange zwischen beiden Kriegen entsprechend ein planmäßiges strategisches Zusammenwirken mit den evangelischen Kämpfern Deutschlands herzustellen. Während er mit Kummer und Verdruß die durch ihre Fehler herbeigeführten Niederlagen bemerkte, trug er im September 1621 durch die Eroberung Rigas einen höchst gewinnreichen Erfolg über die Polen in Livland davon. Zwei Jahre später, als er mit dem Süden auch schon den Norden Deutschlands in Gefahr sah und dazu polnische Intriguen in Pommern witterte, faßte er den Plan, den Kriegsschauplatz von Livland unmittelbar nach Polen zu verlegen, um die polnische Politik von Pommern abzulenken und durch Bedrohung der benachbarten kaiserlichen Erbländer den Kaiser und die Liga selbst soviel als möglich von Deutschland zu divertiren.
Man sieht wie eng hier das Schicksal aller protestantischen Länder, auch der Länder Pommern, Preußen und Brandenburg miteinander verzahnt war. Nebenbei sei erwähnt, daß nach der Eroberung Rigas 1621 das Rigaer Jesuitenkollegium durch Gustav Adolf aufgehoben worden ist und seine Bibliothek nach Uppsala geschafft worden ist, wo sie bis heute scheint geblieben zu sein (1936, S. 96):
Der jetzige Aufbewahrungsort der einst den Rigaer Jesuiten gehörenden Schriften erklärt sich dadurch, daß die Bibliothek des 1621 von Gustav Adolf aufgehobenen Rigaer Jesuitenkollegs im November 1622 der Akademie zu Uppsala überwiesen worden ist.
Die Verzahnung der protestantischen Interessen in Nordeuropa hat der Schwedenkönig als verantwortungsbewußter Protestant oft noch deutlicher gesehen als viele damalige deutsche protestantische Landesfürsten (ADB1879):
Noch fand Gustav Adolf II. in Deutschland selbst am wenigsten Entgegenkommen und Verständnis. Deshalb vielleicht um so mehr vertiefte er sich noch einmal gerade 1625 völlig in seinen livländischen Krieg. Livland wurde vom Feinde im ganzen befreit, und so gewann Gustav Adolf zum mindesten eine bessere Grundlage für unmittelbare Angriffe auf Polen. Im Frühjahr 1626 wurde in der Tat der Krieg von der Düna an die Weichsel versetzt - unter den maßgebenden Gründen finden wir wiederholt auch den angeführt, daß der König Deutschland näher kommen und bessere Gelegenheit zur Correspondenz mit den benachbarten Potentaten erlangen wollte. Freilich bedauerte er, hier keine Rücksicht auf seinen Schwager, den Kurfürsten von Brandenburg als Herzog von Preußen nehmen zu können, das auf seinem Wege zunächst gelegene herzogliche Preußen wegen seiner Abhängigkeit von der Krone Polen nicht schonen und umgehen zu können. Er landete im Juni bei Pillau, okkupierte es und nannte es „ein Loch, durch das er weiter vorwärts müsse“. Dann wandte er sich gegen die preußisch-polnischen Besitzungen und eroberte im Fluge eine Reihe der wichtigsten Städte. Er verjagte die Jesuiten aus Braunsberg, sorgte aller Orten für die notleidende evangelische Kirche und erschien bereits im Lichte des Glaubenshortes. Die Unzufriedenheit der großentheils evangelisch gesinnten Preußen über den Religionsdruck der Papisten bezeichnete er als den wahren Grund der schnellen Fortschritte seines Heeres. Im folgenden Sommer (1627) gesichert und erweitert, standen dieselben gleichwohl in keinem Verhältnis zu den großartigen Erfolgen, welche zur nämlichen Zeit die Waffen Tilly's und Wallenstein's über Christian IV. und dessen Mitkämpfer im nördlichen Deutschland, wie in den Erblanden des Kaisers gewannen.
Es scheint doch allerhand Hinweise zu geben dafür, daß das planlose und unkoordinierte Handeln der protestantischen Mächte in Norddeutschland und Nordeuropa, und zwar auch unkoordiniert was ihr Zusammenwirken mit Bethlen Gabor in Ungarn betrifft, durch jesuitische Umtrieben in ihren eigenen Reihen insbesondere hervor gerufen worden ist. Unter diesem Blickwinkel wird insbesondere das Handeln des katholischen "Militärunternehmers" auf protestantischer Seite, des Grafen Mansfeld, seiner äußeren, offensichtlichen, inneren Widersprüche entkleidet und entzaubert. Deutet nicht alles darauf hin, daß dieser Graf Mansfeld wie ein typischer Geheimkatholik auf protestantischer Seite gehandelt hat, nämlich um der protestantischen Sache zu schaden (s. GA-j2022)?
Jedenfalls sollten die so sonderbaren militärischen Mißerfolge der Protestanten in Deutschland dann schließlich das direkte Eingreifen Gustav Adolfs in den Krieg in Deutschland
notwendig machen. Dieses Eingreifen war schon früh geplant gewesen, ist aber immer noch
einmal wieder um ein Jahr verschoben worden. Woran wiederum unser
livländischer jesuitischer Geheimagent Georg Wolmar von Fahrensbach
einen Anteil gehabt haben mag. Denn er diente mehrmals als eine der
Verbindungspersonen Gustav Adolfs gegenüber dem calvinistischen
"Verbündeten" in Ungarn, Bethlen Gabor. Und er hat dort - offensichtlich
- im Geheimen nichts zum Guten der protestantischen Sache bewirkt.
Bethlen Gabor starb am 15. November 1629 in Weißenburg in Siebenbürgen
mit 49 Jahren, ausgerechnet zu jener Zeit als unser jesutisicher
Geheimagent dort im Auftrag Gustav Adolfs weilte und dort schon zuvor
üble Verleumdungen gegenüber einem anderen Verbindungsmann
des Schwedenkönigs am Hof von Bethlen Gabor ausgestreut hatte, nämlich gegenüber Paul Strassburg. Der Tod
Bethlen Gabors hat viel dazu beigetragen, daß die katholische Sache sich
in Europa weiter gegenüber den Zugriffen der Protestanten behaupten
konnte.
Zurück in die frühen 1620er Jahre. Die militärischen Ereignisse in Livland waren im eben gegebenen Zitat nur sehr grob angedeutet worden. Da an diesen mindestens ein Vorfahre des Verfassers dieser Zeilen teil hatte, nämlich der Führer des ersten jemals im schwedischen Heer bestehenden Dragoner-Regiments, der schon genannte Rittmeister Wilhelm de la Barre, soll noch zitiert werden, was man darüber auf dem schwedischen Wikipedia ausgeführt findet in Zusammenhang mit der entscheidenden Schlacht von Wallhof (Wiki):
1621 hatten die Schweden Riga belagert und erobert, was Aufmerksamkeit erregte, da es das erste Mal war, daß ein protestantischer Führer eine katholische Macht besiegte. Die schwedische Armee war jedoch erschöpft und die Polen konnten durch einen Angriff von Dorpat aus die Initiative zurückgewinnen. Ein Waffenstillstand wurde im November 1622 geschlossen und bis März 1625 verlängert. Es konnten keine akzeptablen Bedingungen für einen Frieden mit Polen erreicht werden, also plante Gustav II. Adolf einen neuen Feldzug gegen Polen, der im Juni 1625 begann. Kokenhusen, Birze und Mitau wurden erobert und Dorpat wurde nach sechstägiger Belagerung eingenommen.Im Herbst 1625 erschienen zwei polnische Armeen gegen die schwedischen Streitkräfte und Gustav II. Adolf beschloß, einen Zusammenstoß herbeizuführen, bevor die polnischen Streitkräfte Zeit hatten, sich zu vereinen. Ziel war das polnische Lager bei dem Dorf Wallhof, und die schwedischen Truppen überquerten Anfang Januar 1626 die Düna.Die schwedischen Truppen starteten einen Blitzangriff auf das Lager der polnischen Armee. Eine polnische Patrouille entdeckte die Schweden, was bedeutete, daß die polnischen Truppen Zeit hatten, sich zum Kampf aufzustellen und am Morgen, als die Schweden eintrafen, das Dorf in Brand zu setzen. Ein schwedischer Kavallerieangriff eröffnete die Schlacht vom rechten Flügel. Die Polen wehrten sich, aber die schwedischen Musketiere unterstützten die Kavallerie intensiv und zwangen die Polen zur Flucht, verfolgt von der finnischen Kavallerie. Die Polen waren überrascht von der perfekt praktizierten Kombination von Feuer und Bewegung, die die neue Taktik von Gustav II. Adolf ausmachte und die in dieser Schlacht zum ersten Mal erprobt wurde.Infolge der Schlacht änderte sich die Natur des Konflikts vollständig und die schwedische Beteiligung am Dreißigjährigen Krieg, der auf dem Kontinent andauerte, wurde verstärkt. Die polnischen Truppen verließen das Schlachtfeld und der schwedische König gewann durch den Erfolg seines Plans an Mut. Schweden erlangte die Kontrolle über das gesamte Gebiet im Baltikum nördlich der Düna und hatte eine Entschädigung für die Niederlage bei Kirkholm im Jahr 1605 erhalten. Der Krieg dauerte bis zum Abschluß eines Waffenstillstands in der Altmark im Jahr 1629, wodurch große Gebiete, die zuvor von Polen kontrolliert wurden, unter Schweden fielen. Als der König nach der Schlacht das Baltikum verließ, wurde Jakob De la Gardie zum Heerführer ernannt, mußte die militärische Führung jedoch Gustav Horn überlassen und wurde stattdessen 1628 Statthalter von Riga. Der Grund war, daß er als Feldherr als zu langsam galt.
So weit die groben Züge der militärischen Geschicke in der Geschichte Livlands in jenen Jahren.
Übel provoziert - Der Herzog Wilhelm von Kurland (1615)
Der Eroberung Livlands durch die Schweden waren aber auch Vorgänge im benachbarten Herzogtum Kurland voraus gegangen, mit denen der Jesuitenorden hoffte, die protestantischen Herzöge aus dem Land vertreiben zu können und damit die Rekatholisierung vorantreiben zu können. Diese Vorgänge sind heute gänzlich vergessen. Aber nicht nur war wiederum ein direkter Vorfahre des Verfassers dieser Zeilen in diese Vorgänge verwickelt. Viel mehr gewähren sie auch ein Licht auf die schon damals angewandten Methoden der Jesuiten, die in jenen Zeiten allerdings noch nicht so rundum zum Erfolg führen sollten wie später. Wiederum war in diese unser genannter jesuitischer Geheimagent führend verwickelt und kompromittierte sich in Livland und Kurland so sehr, daß er sich dort sein Leben lang nicht mehr blicken lassen konnte.
1633, nur zwanzig Jahre nach den Ereignissen schrieb der damalige, aus Mecklenburg stammende Professor für Geschichte an der von den Schweden gegründeten Universität Dorpat, Friedrich Menius, in einer Darstellung, die er unter anderem seinem Freund und Gönner Wilhelm de la Barre gewidmet hatte, über inneren Vorgänge der Vorgeschichte dieser Eroberung Livlands durch die Schweden in vielleicht recht kurzer und treffender Weise für die Jahre ab 1613 (Menius 1633, S. 52):
Um diese Zeit (wie auch folgend 1614 und 15) begab sich zwischem dem Fürsten im Kurland und dero untersessenem Adel ein großer Zwiespalt; welchem es wohl gefiel, daß in Preußen aus denen vom Adel etliche Regiments-Räte von dem König von Polen gesetzt waren, welche mehrenteils das Gouverno - der Herzog aber nur allein den Namen führte. Daß sie aber solches desto leichter von dem König erlangen möchten, klagten sie über ihre Fürsten allerlei Excessus: Es gaben sich deren auch etliche an dem königlichen Hof in Diensten. Die Fürsten, voraus der jüngere Bruder, Herzog Wilhelm, zohe sich solches zum hohen Schimpf, resistierte (widerstand) dem Wesen so viel ihm möglich; dagegen trieben die vom Adel ihre Sache je länger je heftiger, kamen auch so weit, daß sie die Fürsten nicht mehr für ihre Herren, sondern Nachbarn titulierten; immaßen dann ich in Wahrheit bezeugen kann, daß ich Copiam Libelli, des Adels an den König bei Handen habe mit diesem Ingress: praemissis preamittandis: Was unser Nachbar Wilhelm Ketler, der sich einen Herzogen zu Kurland nennet, sich je immer mehr und mehr wieder uns unterfängt, können wir E. K.M. klagende vorzubringe hiermit keinen Umgang haben etc.. Ja, sie kamen so weit, daß sie auch die hohen Ämter zum Teil unter die Prinzipal-Geschlechter schon austeilten. Unter anderen der Vornehmsten, so solches trieben, waren auch zwei Brüder von den Nolden, gelehrt und reichen Vermögens: Dies (wie sie beim König in Diensten und in der Sache wegen Köllers Acker zwischen der Stadt Riga und den Jesuiten zu Commissarien abgeschickt waren) verließen sich darauf, sie wären nun wohl eines Wortes mächtig, ließen sich also zu Mitau in transcursu vieler beschwerlicher Wort vernehmen: Der Fürst Wilhelm, der eben allda verhanden, nachdem ihm solches referiert worden, nahm es hoch zu Herzen (...), daß sie in der furia alle beide erschlagen wurden.
Mit
diesem Mord an den Nolde-Brüdern hat sich der Herzog Wilhelm von
Kurland so kompromittiert, daß er schließlich in Gefahr stand, vom König
von Polen als Mörder verurteilt zu werden und deshalb für den Rest
seines Lebens außer Landes gehen mußte. Das war alles nur im Sinne der
Jesuiten und man spürt hindurch, daß sie an der ganzen genannten
Widersätzlichkeit des Adels gegen den Herzog viel Anteil hatten,
insbesondere scheint uns die beleidigende Anrede als "Nachbar" ein
Hinweis darauf zu sein, daß sie hier die Hand im Spiel hatten. Menius
schreibt weiter über den landesflüchtigen Herzog Wilhelm (Menius 1633,
S. 52):
Unterdessen hat er einen Statthalter hinter sich gelassen, einen Vornehmen von Adel mit Namen Waldemar Farensbach, eines wunderlichen Ingenii, doch sonsten vieler Sprache kundigen und nicht unerfahrenen Mann; dieser führte ein so wunderbares Regiment, daß man schier selbst nicht recht sagen könnte, ob es wahrhaftig also geschehe oder ob es einem nur träumete. Keiner wußte recht, wes Herrn Diener er war, er beraubte alle, schonte keine, doch mit einer lächerlichen Umwechslung. Wessen Freund er heute gewesen war, dessen Feind war er morgen, bald war er Polnisch, bald Schwedisch, bald alles, bald gar nichts: der gemeine Mann nannte ihn den Curischen Busiemann (im Sinne von Schreckgespenst).Folgenden 1617. Jahr übergab er den Schweden die Festung Dünamünde. Es ordnete auch der König von Polen eine Commission ab nach Kurland mit aller Plenipotentz in der Sache zu handeln; deren vornehmster war N. Kozciebuzki, Kulmischer Bischof, ein tyrannischer Mann und Erzfeind der evangelischen Religion.
In der Geschichtswissenschaft wird angenommen, daß sich Menius bei diesen Ausführungen sehr stark auf den Zeitzeugen Wilhelm de la Barre stützte, dem er diese Schrift als Freund und Gönner gewidmet hatte, und der damals als enger Mitarbeiter des genannten Fahrensbach tätig gewesen ist. Dieser Umstand veranlaßte uns, daß wir uns nach und nach immer intensiver mit diesem offensichtlichen jesuitischen Geheimagenten beschäftigten, der damals in Kurland nur sein "Gesellenstück" ablieferte. Es folgten noch viele, viele andere abgefeimte Bösartigkeiten in seinem Leben wie wir in weiteren Beiträgen sehen werden.
Es könnte sicherlich noch aufschlußreich sein, über Google-Bücher-Suche zu "Magnus Nolde" (GB) den hier vorliegenden Zusammenhängen weiter nachzugehen. Hier zunächst nur noch einige äußere Umstände: Wilhelm Kettler, Herzog von Kurland (1574-1640) (Wiki, lit), der Sohn des oben genannten Gotthard Kettler, trat sein Herzogsamt im Jahr 1596 an. Er war als solcher dem König von Polen untertan. Nach der Teilung seines Herzogtums mit seinem Bruder regierte er den westlichen Teil von Kurland, seine Residenz lag in Goldingen (Wiki) (dem heutigen Kuldīga im heutigen westlichen Teil Lettlands), somit nicht weit von den Besitzungen des Georg Wolmar von Fahrensbach in Neuenburg entfernt. Eine streitbare Minderheit des Adels seines Landes forderte mehr Rechte vom Herzog als dieser ihr zugestehen wollte. Kurland sollte nach dem Vorbild der Adelsrepublik Polen umgestaltet werden. In zeitgenössischen Berichten wird immer wieder betont, daß diese Adelsopposition nur dazu gedient hätte, das lutherische Herzogtum päpstlichen Machenschaften im Umfeld des polnischen Königs auszuliefern.
Abb. 2: "Beide Gebr. der Nolden haben vors Vaterlandt Curlandt ihr Leben freiwillig sich nehmen lassen"
- Ermordet im Auftrag des heftig erregten, weil beleidigten Herzogs Wilhelm von Kurland in Mitau am 20.
August 1615 - Der Herzog wurde um dieses Mordes willen aus seinem Land vertrieben
(Bildarchiv des Herder-Instituts Marburg) (BK, bzw. Dig) |
Zu den Zusammenhängen rund um den Mord an Magnus Nolde findet sich eine gute Darstellung (Seraphim 1896, S. 489). Die Familie der Ermordeten und die Kurländische Ritterschaft wandten sich wegen des Mordes an den Nolde-Brüdern an den polnischen König (Seraphim, S. 490):
Die Folge war, daß schon am 13. November eine Kommission eingesetzt wurde, an deren Spitze Otto Schenking, derselbe, der als Renegat und katholischer Bischof von Wenden in der Geschichte Livlands eine verhängisvolle Rolle gespielt hat, gestellt wurde.
Die Gründung des Bistums Wenden hatte ausdrücklich die Rekatholisierung Livlands zum Ziel (Wiki). Alles Hinweise genug, daß dieser Zwist zwischen dem Herzog von Kurland mit einer Minderheit seines Adels bewußt provoziert worden war und dazu genutzt werden sollte, um Kurland zu reaktholisieren. Im Frühjahr entschieden der polnische König und der Senat über die Angelegenheit der beiden Herzöge (Seraphim, S. 494):
... Eine weitere Behauptung des Senats brachte Licht darüber, in welchem Sinne Polen seine Einmischung in die kurländische Fraeg zu benutzen gedenke. Plötzlich hieß es nämlich, der Angelpukt (Cardo) in der ganzen Angelegenheit sei die Unterdrückung der katholischen Religion und die Verhinderung ihrer freien Ausübung. Der Sinn dieses Satzes konnte kaum zweifelhaft sein, Duldung der katholischen Kirche hieß in diesem Falle kaum weniger als Vorberitung zu ihrer Alleinherrschaft und so mußte die Befürchtung entstehen, daß auch Kurland in die Kreise der Gegenreformation hineingezogen werden würde; das mochte doch auch manchem im Lande die Augen darüber öffnen, wohin die Hereinziehung Polens in die Verhältnisse des Herzogtums schließlich führen mußte.
Der Bruder Wilhelms, Herzog Friedrich, wurde schließlich "aus reiner Gnade" des Königs in seiner Stellung belassen (Seraphim, S. 494):
Vielleicht weil seine Kränklichkeit und Kinderlosigkeit einen gar zu langen Fortbestand der Dynastie nicht wahrscheinlich machten. (...) In diese Zeiten banger Spannung fallen die ersten Anknüpfungen der kurländischen Herzöge mit König Gustav Adolf von Schweden.
Auffallenderweise ergriff der ansonsten friedfertig wirkende Herzog Wilhelm ein drastisches Mittel (Wiki):
In Neuenburg wurden die Brüder Nolde von der adeligen Opposition auf Wilhelms Befehl getötet. Als Ergebnis dieses Konflikts mußte er im Auftrag des polnischen Königs im Jahr 1616 das Land verlassen, wo (sein Bruder) Friedrich Alleinherrscher wurde.
Wilhelm von Kurland hatte einen Sohn, der später auch seine Nachfolge antreten sollte. Über ihn wird berichtet (Wiki):
1615 wurde sein Vater nach einem mißglückten Staatsstreich gegen den regierenden Adel aus Kurland vertrieben und des Herzogtitels für verlustig erklärt. Er nahm Jakob mit sich ins Exil und ließ den Knaben bis 1621 am Berliner Hof erziehen.
Und über Wilhelms Bruder Friedrich von Kurland erfahren wir (Wiki):
Nach der Ermordung der Brüder Nolde, der beiden Wortführer der Ritterschaftsopposition, 1615 wurden beide Herzöge 1616 von der Oberlehnsherrschaft abgesetzt. Der schuldlose Friedrich erhielt sodann zunächst Semgallen und nach der Formula Regiminis von 1617 im Jahre 1618 auch Kurland zurück. Durch das neue Verfassungsgesetz von 1617 war das Herzogtum Kurland zu einer Adelsrepublik nach polnischem Vorbild geworden. Der Herzog war seitdem bei wichtigen Entscheidungen an die Zustimmung der Ritterschaft gebunden. Seine Leistungen bis zu seinem Tode erstreckten sich darauf, sich gegenüber der Ritterschaft zu behaupten, die Nachfolge seines seit 1616 von der Sukzession ausgeschlossen gewesenen Neffen Jakob durchzusetzen und seinem militärisch schwachen Land im Schwedisch-Polnischen Krieg die Neutralität zu bewahren.
Höchstwahrscheinlich konnte er sich Herzog Friedrich nur deshalb in Kurland so gut behaupten, weil inzwischen die militärischen Erfolge Gustav Adolfs II. von Schweden den protestantischen Fürsten im nördlichen Europa überhaupt eine ganz andere Stellung und Geltung verschafften und die Machenschaften des Jesuitenordens bis auf weiteres keineswegs mehr so erfolgsverheißend weiter betrieben konnten. Auch das üble Jesuitenkollegium Braunsberg im Ermland in Preußen hatte Gustav Adolf ja aufgehoben. Wilhelm von Kurland jedoch starb in Pommern in der Verbannung. Erst seine sterblichen Überreste wurden nach seinem Tod wieder zurück in seine Residenz Goldingen überführt.
Es soll hier am Ende noch auf einen anderen interessanten Umstand
hingewiesen werden, der für das Verständnis des Fortgangs des
Lebenslaufs des genannten livländischen, jesuitischen Geheimagenten Georg
Wolmar von Fahrensbach von Bedeutung ist: Die einzige Schwester des
polnischen Königs war Anna von Schweden, bzw. Anna Wasa (1568-1625) (Wiki) (Abb. 9).
Anna von Schweden - Beständig im evangelischen Glauben
Sie hat sich seit ihrer Jugend und im Widerstand gegen ihre eigene Mutter und ihre ganze Umgebung zum Protestantismus bekannt. Inmitten all der Jesuiten am Königshof von Warschau und nachdem sie von ihrer Mutter so treu katholisch erzogen worden war! Heute liegt sie in Thorn an der Weichsel begraben, weil man ihr als "Ketzerin" kein Grab in der Königslege der Königsfamilie in Warschau einräumen wollte (Wiki):
Anna wurde ständig beleidigt, verleumdet und zänkisch aufgefordert, endlich zum Katholizismus zurückzukehren. Sie war jedoch in ihrem Glauben beständig und blieb lutherisch.
Schließlich wurde es ihrem Bruder zu viel und er wies ihr 1606 - im Zusammenhang mit der erfolgreichen Niederschlagung des bedeutenden protestantischen Adelsaufstand gegen ihn (Prbl2022) - die Starostei Strasburg in Westpreußen zu und später auch noch Gollub (Wiki). In Strasburg ist ihr Palast noch heute Sehenswürdigkeit (Wiki):
Anna-Wasa-Palast, errichtet 1564, 1606 bis 1625 Wohnsitz der schwedischen Prinzessin Anna Wasa (1568-1625), der Schwester des polnischen Königs Sigismund III. Wasa, 1678 bis 1698 rekonstruiert, 1945 ausgebrannt, nach Rekonstruktion von 1960 bis 1970 dient das Gebäude heute als Bibliothek
Und (Wiki):
Anna bewährte durch geschickte Verwaltung als gütige Herrin. (...) Beide Kreise hatten ihren Sitz in alten Schlössern des ehemaligen Deutschen Ritterordens, die in den nächsten Jahren von Anna erneuert und ausgebaut wurden, was noch heute, besonders in Gollub, teilweise zu sehen ist. Besonders wichtig war das (...) Schloß in Gollub als Grenzschutz. (...) Da in Preußen die Bevölkerung hauptsächlich protestantisch war, hatte Anna, die sich um evangelische Gemeinden kümmerte, bald Beifall und Ansehen bei den Protestanten gefunden.
Bei ihr nun war die Schwester des livländischen, jesuitischen Geheimagenten Georg Wolmar von Fahrensbach seit ihrem siebten Lebensjahr aufgewachsen, nämlich Magdalena von Fahrensbach. Und über ihre Verbindungen ins protestantische Lager nach Berlin, Den Haag und London sollte ihr Bruder von seiner türkischen Gefangenschaft in Konstantinopel (1620 bis 1621) unglaublich leicht und geschmeidig ins protestantische Lager überwechseln und Unterhändler des protestantischen Lagers bei dem ungarischen König Bethlen Gabor, bei der Anti-Habsburg-Macht Venedig werden und in vielen ähnlichen Zusammenhängen bis 1630, insbesondere sollten diese beiden Geschwister auch die Heirat Bethlen Gabors mit einer Schwester des Kurfürsten von Brandenburg anregen und anbahnen, wodurch Bethlen Gabor zugleich Schwager des schwedischen Königs Gustav Adolf wurde.
Während dieser Fahrensbach also in solchen Zusammenhängen unterwegs war, konnte er nur wenig später in Kriegsdiensten als Regimentsführer unter Walleinstein 1627 bis 1629 stehen, bei denen er dem brandenburgischen Kurfürstenpaar in Berlin, das 1621 mitgeholfen hatte, ihn aus der Gefangenschaft in Konstantinopel zu befreien, das seine Schwester als Hofdame der entthronten Königin von Böhmen, Elisabeth Stuart als Gast aufgenommen hatte, und dem beide als Heiratsvermittler dienlich gewesen waren, außerordentlich übel mitspielen sollte.
Wallenstein schimpfte in Briefen, daß er ihn um solches schändlichen Verhaltens willen einen Kopf
kürzer machen wollte, unterließ es dann aber wieder, weil er sich offenbar weitere Dienstleistungen durch Fahrensbach - so oder so - erhoffte. Zwei Jahre später ist Fahrensbach dann dennoch von seinem "Kameraden", dem General Altringer, die beide als Regimentskommandeure unter Wallenstein gedient hatten und viel miteinander erlebt hatten, hingerichtet worden. Völlig verrückte Zusammenhängen und völlig verrückte Lebensgeschichten. Mehr davon in Folgebeiträgen.
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- Die Geschichte von Windau, https://www.onlatvia.com/history-of-ventspils-598
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