Samstag, 17. Dezember 2022

"Überall triumphierten die Jesuiten und fanden keine Hindernisse mehr"

"Minen hört man und Geschütz / täglich dumpf erdröhnen" - Im Kampf für die evangelische Freiheit 
- Einige Einblicke in das Leben der Deutschen des baltischen Adels und der Bürgerschaft des 17. Jahrhunderts in Livland und Kurland 
 
Teil 4: Polen im Würgegriff der Jesuiten (1570-1640)

Polen, im Staatenbund mit Litauen stehend, war in der Frühen Neuzeit eine Wahlmonarchie. Wer als König gewählt werden wollte, mußte beim Adel des Landes beliebt sein. Wenn er allerdings gewählt war, war es nicht mehr so leicht, ihn abzuwählen. 

"Polen in Verfall" nennt 1846 der freiheitlich gesonnene, polnische Historiker Joachim Lelewel (1786-1861) (Wiki) in seiner "Geschichte Polens" die zweihundert Jahre ab 1587 (Lelewel 1846, S. 142ff). Als Untertitel wählte er: "Die Adels-Demokratie durch die Aristokratie zerrüttet". Er hätte es auch deutlicher sagen können: "Die Adels-Demokratie durch die Jesuiten zerrüttet". Denn der Sache nach sagt er auch selbst nichts anderes. Die Gegenreformation hat in Polen alle religiös freiheitlichen Bestrebungen erstickt und damit auch alle kulturell, wirtschaftlich und politisch fortschrittlichen Kräfte. Darin liegen die erschütternden, tieferen Gründe für die drei polnischen Teilungen ab 1772. (Lelewel ist übrigens der polonisierte Familienname der deutschen Familie Lölhöffel, aus der dieser Historiker stammte.)

Der Adel des Landes, so schildert Lelewel, hat sich Jahrzehnte lang mehrheitlich gegen eine zu enge Verbindung des polnischen Königshauses mit dem Haus Habsburg in Wien gestellt. Dieses war damals bekanntlich der Motor der Gegenreformation in Europa - unter Anfeuerung durch jesuitische Beichtväter. Als Sigismund III. 1605 bei seiner zweiten Vermählung erneut eine Habsburgerin heiratete, nämlich die Schwester seiner ersten Ehefrau, kam es zur entscheidenden Auseinandersetzung mit allen Gegnern der Jesuiten in Polen und Litauen. In die Geschichte ging diese Auseinandersetzung als "Zebrzydowski-Aufstand" ein. Zunächst unterzeichneten 60.000 Polen eine Beschwerde-Akte gegen den König. In der Folge kam es zu einem Bürgerkrieg. Mit geringeren Streitkräften siegte in diesem die Partei des Königs. Die oppositionelle Kräfte waren, so heißt es, schlecht geführt worden. Unglaublich schwerwiegende Folgen sollte diese Niederlage haben (Lelewel 1846, S. 156-159):

Dieses traurige Ereignis hatte für den Staat die schrecklichsten Folgen. Der überwundene Adel änderte sein Benehmen. Ein großer Teil der nachgeborenen Brüder ging auf Abenteuer aus, folgte den Fahnen des Königs oder denen der Magnaten und suchte Ruhm oder Beute; ein anderer Teil war aller Händel überdrüssig, blieb daheim, widmete sich dem Ackerbau, klagte, murrte und gab seine Entmutigung auf Provinzial- und Reichstagen kund, ohne sich weiter um Verbesserungen und um die Reform der Republik zu bekümmern. Verwirrung und Anarchie griffen mit raschen Schritten um sich; überall triumphierten die Jesuiten und fanden keine Hindernisse mehr.

Was für furchtbare Geschicke. Wir werden weiter unten noch nähere Einzelheiten zu diesem Bürgerkrieg nennen. Allerdings haben wir noch keine uns genügende Darstellung des Ringens der Gegner der Jesuiten in Polen mit diesen gefunden. Zu diesem Geschehen wären in der folgenden Darstellung, die nur einen ersten Überblick geben kann, noch viele Einzelheiten nachzutragen. Eher verharmlosend charakterisierte Lelewel die Zeit der Jesuiten-Herrschaft in Polen als Zeit der "Mißverständnisse". Für die Zeit zehn Jahre später, um 1619 herum schreibt er (1846, S. 164):

Gerade damals erreichte der religiöse Haß gegen die Schismatiker und alle Dissidenten den höchsten Grad. In ganz Europa wurden in den Kriegen zwischen den Katholiken und Dissidenten Ströme von Blut vergossen. In dem lange Zeit vor ähnlichem Unglück bewahrten Polen mehrten sich die Mißverständnisse von der Regierung Siegmunds III. an. Das Haus Österreich suchte ihn in den denkwürdigen dreißigjährigen Krieg hinein zu ziehen, den es gegen die Protestanten in Deutschland führte. Siegmund III. und seine österreichische Gemahlin meinten, sie könnten mit Hilfe des Kaisers und des Königs von Spanien die schwedische Krone wieder gewinnen. In dieser Hoffnung erlaubten sie dem Kaiser, Freiwillige in Polen anzuwerben und leisteten ihm selbst tätigen Beistand, indem sie ihm sogenannte lissovische Kosaken-Regimenter (Lissovcziki) schickten. (...) Die lissovischen Kosaken leisteten dem Kaiser große Dienste in Siebenbürgen, Ungarn, Deutschland und Böhnen. (...) Aber die mit den Protestanten gegen den Kaiser verbündete Türkei rächte sich an Polen durch die Verheerungen, die sie in der Moldau anrichtete. (....)
Aus allen diesen Ereignissen sehet ihr, meine Freunde, wie nachteilig die Regierung Siegmunds III. für Polen war, und sie war um so nachteiliger, weil sie den so langen Zeitraum von 45 Jahren hindurch währte.

Der Krieg Polens mit der Türkei ermöglichte Gustaf Adolf II. von Schweden im Jahr 1621 die Eroberung Riga's, um dessen Katholisierung sich der Kurländer Georg Wolmar von Fahrensbach in den Jahren zuvor - im Auftrag der Warschauer Jesuiten - mit haarsträubenden Mitteln bemüht hatte (Seraphim). Gustaf Adolf verwies die Jesuiten der Stadt. Eine schwere Unheilszeit war damit für Riga beendet. Diese Eroberung Riga's durch Schweden war ermöglicht worden durch das Widerstreben des polnischen Adels und Bürgertums, für die Jesuiten Kriegsdienste zu leisten. Sie scheinen damals in eine Art passiven Widerstand übergewechselt zu sein. Nur für einen Krieg gegen das russisch-orthodoxe Rußland konnten die Jesuiten auch noch die protestantischen Polen gewinnen.

Auch diese Kriege Polens gegen Rußland waren natürlich für die Jesuiten Religionskriege. Es ging darum, jene Teile der orthodoxen Kirche Rußlands dem Papst zu unterwerfen, die sich diesem noch nicht - wie die orthodoxe Kirche in Polen, Weißrußland und der Ukraine - unterworfen hatten. Nämlich in der Union von Brest 1596 (siehe unten). Die Saporoger Kosaken (Wiki) erhielten Ende der 1640er Jahre genau aus diesem Grund so viel Zulauf, nämlich von all jenen, die sich nicht zwangskatholisieren lassen wollten, und die "nicht-uniert" bleiben wollten wie man das damals nannte. 1648 sollte dann unter Bogdan Chelmenicki der Zorn der Nicht-Unierten losbrechen gegen den katholischen, polnischen Adel in der Ukraine, gegen die katholische Priester in der Ukraine und gegen die Juden der Ukraine, die sich in den Dienst des polnischen Adels gestellt hatten und für ihn die Steuern eingetrieben haben. Die Judenverfolgungen unter Bogdan Chelmenicki sind eine bleibende Erinnerung in der jüdischen Geschichte geblieben und haben Einfluß auf das ukrainisch-jüdische Verhältnis behalten bis heute.

Warum aber genauer hat Polen so sehr gezögert, sich am Dreißigjährigen Krieg gegen das protestantische Deutschland und Ungarn zu beteiligen? Dieser Umstand wird in der Darstellung von Lelewel nur ungenügend benannt. Er liegt darin, daß der mehrheitlich protestantisch gesonnene Sejim, das polnische Parlament und darin viele Magnaten ebenso wie die Mehrheit der Schlachta, des Kleinadels sich gegen eine solche Kriegsbeteiligung ausgesprochen haben. Am ehesten waren katholische, polnische Magnaten im Jahr 1620 noch zu gewinnen für einen "privaten" Kriegszug gegen das Osmanische Reich in Moldawien. Dieser fand dann auch statt und sollte eine indirekte Entlastung bringen für die durch den calvinistischen König Bethlen Gabor bedrohte katholische Stadt Wien. 

Die geschichtliche Bedeutung des Protestantismus in Polen

Die geschichtliche Bedeutung des Protestantismus in Polen ist heute nur noch den wenigsten Menschen bewußt. Sie scheint nur selten einmal in historischen Darstellungen ausreichend deutlich heraus gearbeitet worden zu sein. In den meisten Darstellungen zur Geschichte Polens werden die Bestrebungen der jesuitischen Gegenkräfte mit Hilfe der polnischen Könige viel stärker in den Vordergrund gestellt als die Bestrebungen der Feinde der Jesuiten. 

Mit dem aus Ungarn stammenden polnischen König Stephan Bathory (1533-1586) (Wiki) war 1576 schon einmal ein Fürst von Siebenbürgen zum polnischen König gewählt worden. Bathory war überzeugter Katholik und hatte Jesuiten als Beichtväter. Fünfzig Jahre später gab es den außerordentlich bedeutenden Fürsten von Siebenbürgen Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki). Der Deutsche Paul Straßburg, Gesandter des Schwedenkönigs am Hof von Bethlen Gabor, sprach mit großer Hochachtung über diesen Fürsten und über seine weitreichenden Pläne auf dem Gebiet der kulturellen Hebung seines Landes ebenso wie auf dem Gebiet der weitausschauenden Verteidigung der protestantischen Sache in ganz Europa. Vor dem Auftreten Gustaf Adolfs von Schweden im Dreißigjährigen Krieg war Bethlen Gabor die größte Hoffnung der deutschen Protestanten gewesen, da deren Führer sich so auffallend unfähig erwiesen zum Widerstand gegen die Rekatholisierungspläne, die von Rom, Wien und München aus verfolgt wurden.

Einer der Feldherren auf protestantischer Seite, der in den ersten zehn Jahren den Krieg "am Laufen" gehalten hat, war der merkwrüdige Graf Ernst von Mansfeld (1580-1626) (Wiki). Man erfährt außerordentlich merkwürdige Dinge über ihn. Er stammte aus einer katholischen Familie und war katholisch erzogen wurden. Er ist 1610 - wie der Kurländer Georg Wolmar von Fahrensbach - er zum Protestantismus übergetreten, hat sich aber - wie der Kurländer Georg Wolmar von Fahrensbach - vor seinem Tod die Beichte abnehmen lassen und ist katholisch gestorben. Es drängt sich viel eher der Eindruck auf, als ob dieser Graf Mansfeld ein Obergauner nach dem Buche gewesen ist (Wiki):

An der Schlacht am Weißen Berge nahm er nicht persönlich teil, wofür er 100.000 Gulden aus der gegnerischen Kasse erhielt. 

Es drängt sich der Eindruck auf, als ob dieser Graf Mansfeld als "Geheimkatholik" von protestantischer Seite aus den Krieg "wohl dosiert" am Laufen hielt, so daß er einerseits der katholischen Sache in Europa nicht gefährlich wurde, andererseits aber immer wieder Vorwände geschaffen wurden, um die Gegenreformation militärisch gen Norden tragen zu lassen, wobei der Graf Mansfeld noch genüßlich alle dortigen protestantischen durch seine Söldner ausplündern konnte. Feldherren jedenfalls wie dieser Graf Mansfeld waren Jahre lang die wichtigsten Verbündeten von Bethlen Gabor, weshalb dieser mit Recht zu Paul Straßburg sagen konnte, daß ihre protestantische Sache längst viel erfolgreicher hätte sein können, wenn die deutschen Protestanten sich besser mit ihm abgestimmt hätten. Furchtbare Schicksale wohin man blickt, wenn man einmal etwas genauer die Abläufe hinterfragt.

Die katholische Sache scheint in den letzten 400 Jahren ebenso häufig durch zersetzende "Scheinprotestanten", die aber Geheimkatholiken waren, vorangebracht worden zu sein als durch offen als Katholiken auftretende Menschen. Es wäre einmal zu fragen, ob das nicht ein wieder kehrendes Muster in der Geschichte ist.

1629 - Bethlen Gabor ist sich seiner Sache gewiß - und stirbt!

Wie auch immer. Im Dezember 1629 nun stand Bethlen Gabor mitten in den kraftvollsten Vorbereitungen dazu, nach der polnischen Königskrone zu greifen - ebenso wie das fünfzig Jahre zuvor Stephan Bathory getan hatte. Der polnische König Sigismund III. war sehr krank. Es war abzusehen, daß er in näherer Zukunft sterben würde. Die "Dissidenten" in Polen sahen in Bethlen Gabor eine große Hoffnung. Er würde ihnen die Religionsfreiheit gegenüber den Jesuiten bewahren. Deshalb standen sind in geheimen Unterhandlungen mit ihm.

"Ganz überraschend" starb Bethlen Gabor dann in Siebenbürgen mit 39 Jahren, ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, als er die wohlüberlegtesten und kühnsten Unternehmungen gegen die Vormachtstellung der Jesuiten in Europa vorbereitete, die er jemals in seinem Leben vorbereitet hatte. Als überzeugter Calvinist hatte Bethlen Gabor dabei auf die Unterstützung des mehrheitlich protestantischen Adels in Polen rechnen können, mit dessen Vertretern er in Unterhandlungen stand. Er stand auch in Unterhandlung mit jenem Teil der orthodoxen Priesterschaft in Polen, Weißrußland und der Ukraine, die sich nicht den Jesuiten und dem Papst in Rom unterwerfen wollten - so wie es in der propagandistisch von den Jesuiten vorbereiteten - "Union von Brest" (1596) beschlossen worden war. Diese "Nicht-Unierten" waren deshalb - zur Bewahrung ihrer religiösen Freiheit - zu einem Bündnis mit den Protestanten bereit.

Bethlen Gabor starb. Gustav Adolf II. von Schweden trat an seine Stelle. Als Beschützer der Religionsfreiheit in Europa. Und mit ihm scheint das Lager der Gegenreformation in Deutschland und Europa zum ersten mal in eine wirkliche Gefahr geraten zu sein. Gustav Adolf von Schweden nimmt in unserer geschichtlichen Erinnerung einen viel bedeutendere Platz ein als der Ungar Bethlen Gabor. Womöglich ist das nicht angemessen und Folge verzerrter Geschichtsdarstellung: Alles, was man über Bethlen Gabor als Mensch, Politiker und Militär hört, reißt zur Bewunderung hin. Man darf sich dabei nicht von gegnerischen Darstellungen beeinflussen lassen, die Bethlen Gabor seine wenig mit den deutschen Protestanten abgestimmte Kriegsführung vorwerfen. Das wird nicht an Bethlen Gabor selbst gelegen haben. 

Gustav Adolf hat sich dann - obwohl er bis dahin im Krieg gegen Polen gestanden hatte - direkt nach Deutschland gewandt. Dort lagen die größten Gefahren für den Protestantismus. Er ließ Polen und die polnische Krone deshalb zunächst "links liegen". Und so konnte das polnische Staatswesen nach und nach immer mehr der Vorherrschaft der Jesuiten verfallen.

Das 500-jährige Ringen um Religionsfreiheit in Polen (Wiki, pol) ist sehr aufwühlend. Allzu leicht ist man geneigt, Polen-Litauen über die Gesamtdauer seiner Geschichte hinweg als ein religiös monolithisches Staatengebilde anzusehen. Das war es aber im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts nicht. Damals gab es noch viele Abzweigungen im historischen Verlauf, die an anderen Endpunkten der Geschichte hätten enden können als in der immer schlimmer werdenden religiösen Verfolgung Andersdenkender in Polen, die dann schließlich im Blutgericht von Thorn vom Jahr 1724 (Wiki) gipfeln sollte, in dem 14 angesehene deutsche Bürger der Stadt Thorn zum Tode verurteilt worden sind, weil sie sich gegen die Jesuiten gestellt hatten.

Abb. 1: Die Verbreitung der religiösen Bekenntnisse in Polen-Litauen um 1573 (Wiki) (nur als grobe Orienteriung verwendbar!) - Hell-beige: mehrheitlich katholisch; grün: mehrheitlich orthodox; blau: mehrheitlich Lutheraner; lila: Zentren des Calvinismus

Erst die drei polnischen Teilungen ab 1772 machten dieser Religionsverfolgung in Polen - für mehr als hundert Jahre - ein Ende. Die Wiedererrichtung Polens im Jahr 1918 ließ aber auch diese Religionsverfolgung erneut aufleben, nun unter dem Deckmantel des sozialdarwinistischen Nationalismus eines Roman Dmowski. Zwischen 1918 und 1939 wurden eine Million Deutsche, die zu großen Teilen Protestanten waren, aus den polnisch gewordenen Teilen Westpreußens, Posens und Oberschlesiens vertrieben. Aber das war nicht genug. Diese Zahl sollte sich von 1945 bis 1947 noch einmal furchtbarerweise um das Zehnfache steigern: 10 Millionen Deutsche, größtenteils Protestanten aus den Gebieten östlich der Oder und Neiße wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Einstige Kernländer des Protestantismus - Preußen, Pommern und Schlesien - sind seither katholisch. Die katholische Kirche hat sich in Verhandlungen während des Zweiten Weltkrieges auffallend wenig aufgelehnt dagegen, daß "ihr" Augapfel, das katholische Polen unter kommunistische Vorherrschaft kam und seine östlichen Gebiete verlor. Das wurde deutlich in den Verhandlungen des Kardinal's Spellman in den USA mit Roosevelt. Die katholische Kirche denkt nicht in Jahren und Jahrzehnten. Sie denkt in Jahrhunderten. Sie hat die Ziele, die sie schon seit dem 16. Jahrhundert verfolgt hatte, schließlich doch erreicht. Und fraglich ist, ob ihr selbst das genug ist. Noch immer gibt es für sie zu viele Ketzer in der Welt. 

Die Verteilung der Religionen in Polen und Litauen um 1573

Nach diesem Ausblick zurück ins 16. Jahrhundert. Eine Übersichtskarte zur groben geographischen Verteilung der Religionen in Polen um 1573 (Abb. 1) macht bewußt, daß es in Polen viele Zentren des Calvinismus gab. An vielen Stellen verfälscht sie allerdings dennoch den Eindruck. Mehrheitlich Lutheraner lebten auch in den gestrichelt markierten Ländern Kurland und Preußen. Die Strichelung markiert nur den Umstand, daß diese Gebiete zeitweise unter der Lehnshoheit des polnischen Königs standen. Sie waren ebenso protestantisch wie Livland, Riga und Westpreußen. In der Strichelung wird aber den gegenreformatorischen Bestrebungen und Hoffnungen der Jesuiten deutlich genug Ausdruck verliehen.

Die Karte macht außerdem darauf aufmerksam, daß "Polnisch-Livland" ("Inflanty Polskie"), also Lettgallen, der östliche Teil des heutigen Lettland katholisch geblieben war und es seither auch geblieben ist. Die katholische Kirche, die in dem früher mehrheitlich protestantischen Lettland nur eine Minderheit dargestellt hatte, hat im Verlauf der "Singenden Revolution" ab 1989 so viel Zulauf erhalten, daß sie in Lettland heute mehr Anhänger besitzt als die evangelische Kirche. Aus der evangelischen Kirche sind nämlich viele Menschen - wie sonst in Europa - ausgetreten (Wiki).

Für das übrige Polen und teilweise auch für die Ukraine des 17. Jahrhunderts gilt: Das Bürgertum der tonangebenden Städte und der Adel waren zu jener Zeit meist weniger eindeutig katholisch oder orthodox ausgerichtet als die hier die Mehrheiten bildende und damit kartierte Landbevölkerung. Eine genauere Karte zur Verbreitung des Calvinismus in Polen findet sich in einer ganz neuen Veröffentlichung (s. Bem 2020) (Brill). Als wesentlichste Erkenntnis derselben wird im Klappentext benannt (Brill):

Auf der Grundlage umfangreicher Erforschung von Primärquellen stellt Bem die vorherrschende Sichtweise von einem Niedergang des Protetantismus in Polen nach 1570 infrage, sondern stellt vielmehr ein fortdauerndes Gedeihen des Calvinismus innerhalb des Königreiches und der Republik Polen bis in den 1630er Jahre hinein fest.
Drawing on extensive research in primary sources, Bem challenges the dominant narrative of Protestant decline after 1570 and argues for a continued flourishing of Calvinism in the Commonwealth until the 1630s.

Anders kann es auch nicht sein, wenn Bethlen Gabor noch im Jahr 1629 hoffen konnte, mit Hilfe der protestantischen Polen die polnische Königskrone für sich erringen zu können. 

Für die Zeit der Mitte des 16. Jahrhunderts hören wir aber doch noch einmal das am meisten Überraschende (Wiki):

Die protestantischen Adligen erreichten eine Mehrheit im Sejm, was sich in den Gesetzen zur Druck- und Konfessionsfreiheit, der Aufhebung der kirchlichen Zensur und der kirchlichen Gerichte zeigte. Es gelang ihnen jedoch nicht, den König zum Übertritt zum evangelischen Glauben zu bewegen. Dessen liberale Haltung führte jedoch dazu, daß es in Polen-Litauen im 16. Jahrhundert anders als in anderen europäischen Ländern zu keinen gewaltsamen konfessionellen Auseinandersetzungen kam.
Die Konföderation von Warschau beschloß 1573 ein Toleranzedikt, das allen Personen in Polen-Litauen freie Religionsausübung und gleiche Rechte zusicherte. Dieses gilt heute als herausragendes Zeugnis religiöser Toleranzpolitik. 
Die Könige Stephan Báthory und Sigismund III. förderten zwischen 1575 und 1632 die Gegenreformation. Sie wurde maßgeblich von den Jesuiten getragen.

Die Gegenreformation ging also in Polen keineswegs vom Adel an sich aus, noch weniger vom Bürgertum, sondern vom Königshaus. Umgekehrt war der Protestantismus mit einem breiten kulturellen Aufbruch verbunden, den wir in allen Ländern sehen, in denen er auftrat, so auch in Ungarn unter Bethlen Gabor. Für Polen lesen wir (Wiki):

Eine weitere Wirkung der Reformation war die Wiederbelebung und Bereicherung der katholischen, gegenreformatorischen Literatur, die erfolgreich mit der protestantischen Literatur konkurieren mußte. Erst nach dem vollständigen Sieg der Gegenreformation Mitte des 17. Jahrhunderts sank das Niveau der polnischen Literatur und Kultur deutlich, was bis zur Aufklärung anhielt.

Aber wie nur konnte es so schnell zu diesem Umschwung "von oben" kommen, ein Umschwung, an dem der Staat Polen schließlich Ende des 18. Jahrhunderts in den drei polnischen Teilungen völlig zugrunde gehen sollte, und der auch für den so außerordentlich kulturfeindlichen, von der katholischen Kirche angefeuerten Deutschen- und Protestantenhaß in Polen im 19. und 20. Jahrhundert verantwortlich sein sollte.

Im Grunde vollzog sich dieser Umschwung noch viel schneller als hier angegeben, denn schon im Jahr 1598 war es zu der "Union von Brest" (Wiki) gekommen. Schon hier zeigte sich, daß sich die Führungsschicht des polnischen Staates inzwischen offenbar fest in der Hand der Jesuiten befand, bzw. daß diese so schnell und entschlossen vorgingen, daß zumindest leicht dieser Eindruck entstehen könnte, bzw. daß die Gegenseite kaum dazu kam, sich dagegen zu formieren.

Allerdings hatten die Protestanten in Polen durchaus schon sehr früh auf diesen Umschwung durch die Jesuiten reagiert. Schon im Jahr 1570 hatten sie sich zum "Consensus von Sandomir" (Wiki) zusammen geschlossen, unter anderem um im Sejim, im polnischen Parlament ihre Religionsfreiheit gemeinsam gegen die gegenreformatorischen Bestrebungen zu verteidigen. 1595 gab es dann jedoch eine Generalsynode der Protestanten in Thorn, auf der sich die Lutheraner von dem Consensus von Sandomir wieder zurück zogen (Bem 2020) (Brill). 

Wie gesagt haben 1629 die Calvinisten unter den Magnaten in Polen den Plan verfolgt, den begabten ungarischen Feldherrn und Staatsmann Bethlen Gábor (1580-1629) (Wiki) zum polnischen König zu wählen. Dieser hatte das "Goldene Zeitalter Siebenbürgens" heraufgeführt und die Hoffnungen der Protestanten in ganz Europa ruhten viele Jahre auf ihm. Bethlen Gabor ist aber schon im November 1629 mit 49 Jahren überraschend gestorben. Nun setzten die calvinistischen Magnaten in Polen ihre Hoffnungen auf eine Hochzeit des polnischen Thronfolgers Władysławs mit einer protestantischen Prinzessin. Władysław hatten ihnen darauf auch - womöglich auf Rat der Jesuiten - Hoffnungen gemacht, denn für seine Wahl zum König war er auf die Stimmen der Protestanten angewiesen. Nachdem er aber einmal gewählt war, heiratete er 1637 eine Katholikin. Und 1640 ließ er, der sich vormals in religiösen Fragen als vorgeblich so "gemäßigt" gegeben hatte, darauf ein, daß die Katholiken in Unruhen um die calvinistische Kirche in den Stadtmauern von Wilna diese aus der Stadt verbannten. Damit war ein letztes, größeres religiöses Zentrum und ein Hauptort der Calvinisten in Litauen und Polen gefallen. Und damit waren die letzten Hoffnungen der Calvinisten und Protestanten in Polen auf ein gedeihliches Nebeneinander der Religionen zunichte gemacht worden. Dementsprechend hat es im Jahr 1641 auch den letzten Präsidenten des polnischen Parlaments gegeben, der Protestant war (Bem 2020) (Brill). Der Großfürst Radziwill, der sich so sehr für die Religionsfreiheit in Polen eingesetzt hatte, und als Schutzherr der Calvinisten galt, soll nach diesen Ereignissen außerordentlich resigniert gestorben sein.

Die "Union von Brest" (1596)

Die oben schon genannte "Union von Brest" wirkt bis heute weiter. In ihr unterstellte sich - nach energischer "Überzeugungsarbeit" durch die Jesuiten - die Mehrheit der ukrainisch-orthodoxen Kirche dem Papst in Rom. Und genau dies tut sie bis heute, während zugleich die russisch-orthodoxe Kirche mit dem Patriarchen von Moskau an der Spitze energisch diese Unterstellung verweigert und die Rechtmäßigkeit dieser Unterstellung von Seiten der ukrainisch-orthodoxen Kirche auch über Jahrhunderte hinweg immer infrage stellt hat. Damit sind seit Jahrhunderten heftige emotionale Auseinandersetzungen verbunden, die auch noch in unsere Zeit hinein ragen, auch wenn sie selten als Hauptmeldungen in der Tagespresse genannt werden. 

Aber ein nicht geringer Beweggrund für den Krieg zwischen Rußland und der Ukraine seit 2022, bzw. auch schon in den Jahren davor ist von diesem religiösen Gegensatz und den Missionierungsbestrebungen beider Kirchen gegeneinander geprägt. Der Patriarch von Moskau nämlich beansprucht weiterhin die Oberherrschaft über die Patriarchen von Kiew und Lemberg. Aber das alles bekommen nur Menschen mit, die sich für solche geschichtlich-religiösen Tiefendimensionen der heutigen Auseinandersetzungen interessieren und die einmal Nachrichtenmeldungen zum Thema "Patriarch Moskau" auf Deutsch googeln. Sie finden dann schnell, daß über diese Thematik fast nur auf katholischen Nachrichtenseiten berichtet wird - und immer in pro-ukrainischem Sinne.

Als Rußland vor einigen Jahren die Krim besetzte, wurden sofort alle dortigen Kirchen dem Patriarchen von Moskau unterstellt. Umgekehrt arbeitet der Jesuitenorden seit Jahrhunderten an der Unterstellung der russisch-orthodoxen Kirche unter den Papst in Rom. 2008 erst ist der führende Jesuit Rußlands - ein Rußlanddeutscher - brutal in Moskau ermordet worden. Man vermutete, daß das im Auftrag des Patriarchen von Moskau geschehen ist um der vielen Erfolge willen, die die Jesuiten mit ihrer Missionierung bis dahin in Rußland erzielt hatten. Diese waren möglich, weil die Russen nach 1989 - im Gegensatz zu den vormaligen DDR-Deutschen - in Scharen wieder in die Kirchen eingetreten sind. Und diese Erfolge erneuter "Gegenreformation" wurden - nebenbei bemerkt - von deutschen Kirchensteuergeldern finanziert. 

Die Jesuiten arbeiten heute - wie seit 500 Jahren - von Berlin und anderen Städten aus fanatisch an der Unterstellung der russisch-orthodoxen Kirche unter den Papst in Rom. Die Union von Brest aus dem Jahr 1596 hat also weitreichende Auswirkungen bis heute.

Konföderation von Wilna (1599)

Aber gegen die damaligen Bestrebungen der Jesuiten, die die Vorarbeit zu dieser Union von Brest geleistet hatten, und gegen die damit verbundene massive Bedrohung der Religionsfreiheit in Polen, in Weißrußland und in der Ukraine hat es - das sollte eben nicht vergessen werden - sowohl innerhalb Polens wie auch innerhalb von Weißruthenien (Weißrußland) und in Kiew Widerstand gegeben. Weißruthenien wurde damals der weißrussische und ukrainische Teil des Königsreiches, bzw. Republik Polen-Litauen genannt. Dieser Widerstand fand zunächst Ausdruck in einem Bündnis der nicht-Papst-treuen ukrainischen Orthodoxen mit den ebenfalls in Polen in diesen Jahren in die Defensive gedrängten Protestanten. Diese wurde in Wilna abgeschlossen, das damals ein Zentrum der Calvinisten in Polen war (Daugirdas/Aust 2016):

Die starke Präsenz des antirömisch gesinnten Adels (in Wilna) gab schließlich den Ausschlag dafür, daß Wilna 1599 zum Ort des Treffens ausgesucht wurde, auf dem Protestanten und Orthodoxe die Möglichkeiten einer Union ausloteten. 1596 hatte sich ein Teil der Orthodoxen infolge der Brester Union (1596) dem Papst als Oberhaupt unterworfen, wobei sie die althergebrachten Riten beibehalten konnten. Dadurch hatte sich die Kirche in „Unierte“ und sog. Disuniten gespalten. Diese suchten daraufhin den Schulterschluß mit den Protestanten, mit denen sie 1599 die Wilnaer Konföderation schlossen.

Sie wurde am 28. Mai 1599 abgeschlossen (Wiki) (n. Google Übersetzer):

Der Vergleich wurde unter der Schirmherrschaft des Kiewer Woiwoden Konstanty Wasyl Ostrogski und des litauischen Großhetmans Krzysztof Radziwiłł Piorun abgeschlossen. Ihr Ziel war es, sich für die Umsetzung der Bestimmungen des Warschauer Bundes von 1573 einzusetzen und sich gemeinsam gegen die Gewalt gegen evangelische und orthodoxe Kirchen zu wehren. Diese Vereinbarung war nur politischer Natur, da beide Seiten nur durch ihre Abneigung gegen den Katholizismus verbunden waren und es daher nicht gelungen war, eine religiöse Union zu schließen. Beide Seiten stellten Notbehelfe dar (Andrzej Rzeczycki von der protestantischen Seite).

Es wäre noch einmal der Frage nachzugehen, ob nicht nur die Calvinisten, sondern auch die Lutheraner - etwa der Stadt Riga - Anteil hatten an dieser Konförderation von Wilna.

Jan Szczęsny Herburt - Ein Gegner der Jesuiten

Einer der Anführer des Widerstandes gegen die Jesuiten und gegen die Union von Brest war der zeitweilige Sekretär des polnischen Königs Sigismund III., nämlich Jan Szczęsny Herburt (1567-1616) (Wiki/pol). Dieser Sekretär Herburt ist eine interessante geschichtliche Erscheinung. Seine Vorfahren - die vormals deutsche Familie Herburt (Wiki) - hatten 1374 - auf Wunsch des polnischen Prinzen Władysław Opolczyk - die Siedlung Dobromyl (Wiki) begründet. Sie liegt hundert Kilometer südwestlich von Lemberg (GMaps), sie liegt heute nur vier Kilometer östlich der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort lag sie im Mittelalter inmitten vieler anderer deutscher Städte und Dörfer (Wiki) der "Walddeutschen" (Wiki), die die nördlichen Karpaten und Galizien besiedelten. Galizien bildete auch einen Schwerpunkt des Protestantismus in Polen (Wiki).

Ihre Magdeburger Stadtrechte sind ihr 1566 durch den polnischen König bestätigt worden. 1584 hat hier Stanislaw Herburt eine Burg gegen die Tataren-Einfälle errichtet. Man wird vermuten dürfen, daß die Einwohner dieser Stadt ursprünglich Deutsche waren. Von dort nun also stammte dieser Sekretär des polnischen Königs.

Wir hatten schon davon gehört, daß Sigismund III. Wasa und seine einzige Schwester Anna von Schweden beide von ihrer Mutter streng katholisch erzogen worden waren, daß Anna von Schweden sich aber mit 17 Jahren aus freiem Entscheid für die protestantische Religion entschieden hatte und in dieser Wahl auch beständig bis an ihr Lebensende geblieben ist. Da die Geschwister ursprünglich in einem guten Verhältnis zueinander standen, mußte den Jesuiten der Einfluß von Anna auf ihren Bruder ein kräftiger Dorn im Auge sein. Sie fanden Gegenmittel. Der Sekretär des Königs, der genannte Jan Szczęsny Herburt, erlebte ihr Vorgehen aus nächster Nähe mit.

Ursula Meyerin - Eine fanatische deutsche Katholikin regiert Polen (ab 1592)

Sigismund III. Wasa war in erster Ehe ab 1592 mit der Erzherzogin Anna von Österreich (1573-1598) verheiratet, die viele Deutsche als Hofdamen und Ammen ihrer Kinder mit an den Königshof zu Warschau brachte. Das alles zum Unwillen der Dissidenten unter den polnischen Adligen und in der polnischen Bürgerschaft wie wir oben schon gehört hatten. Aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder hervor. Anna starb schon 1598 bei Geburt ihres fünften Kindes. Sie war die Tochter der Erzherzogin Maria Anna von Innerösterreich-Steiermark (1551-1608), die sich - unter dem Einfluß der Jesuiten stehend - sehr rührig um die Unterdrückung des Protestantismus in Graz und in der Steiermark "verdient" gemacht hatte. Ehre ihrem Angedenken. Und Ehre ihren Bemühungen um die Unterdrückung der Religionsfreiheit in Österreich (wo auch Vorfahren des Verfassers dieser Zeilen lebten). 

Seit 1590 war diese so außerordentlich schätzenswerte, fromme Frau verwitwet. Und wir lesen, daß ihr Schwiegersohn ihre Tochter als unattraktiv empfand. Deshalb - so lesen wir zumindest auf Wikipedia - suchte ihm seine Schwiegermutter offenbar schon im ersten Jahr der Ehe (?) die fromme Katholikin Ursula Meyerin (1570-1635) (Wiki) als Mätresse aus. Diese Meyerin stammte vermutlich aus einer verarmten bayrischen Adelsfamilie oder war die illegitime Tochter eines Habsburgers. Jedenfalls kam sie ab 1592 zunächst als Kammerfrau an den Königshof von Warschau, um die Aufsicht über die königlichen Ammen und Kinderfrauen zu übernehmen. Von diesen wurde sie nicht besonders hoch geschätzt. Insbesondere die protestantische, schottische Amme Mrs. Forbes, die sich um den 1595 geborenen Thronfolger Władysław kümmerte, verabscheute die Meyerin. Nachdem die erste Ehefrau von Sigismund III. Wasa aber 1598 gestorben war, hat die Meyerin das Land nicht wie die anderen deutschen Damen am Hof der Königin verlassen, nein (Wiki):

Als Grund dafür wurde ihre große Bindung an den König und an den jungen Prinz Władysław genannt. Ihre zärtlichen Briefe an den Prinzen sind manchmal dahingehend intepretiert worden, daß sie mehr enthalten hätten als die Gefühle einer Lehrerin.
The reason was her great attachment to the King and to young prince Władysław. Her tender letters to the prince are sometimes interpreted to contain more than a tutor's affection.

Sie war 25 Jahre älter als der Prinz. Und offensichlich war ihre Rolle außerdem, den Einfluß der einzigen Schwester von Sigismund Wasa, der protestantisch gesonnenen Anna von Schweden, auf diesen völlig zu beseitigen. Das sollte ihr auch recht zügig - und offenbar in vollem Umfang - gelingen. Wir hören (Wiki):

Sie bekam Einfluß auf die Staatsangelegenheiten, wodurch sie sehr unpopulär wurde. Meyerin nutzte ihren Einfluß auf den König, um ihren Favoriten Ämter zu verschaffen. Verächtlich wurde sie Mätresse des Königs genannt, "Ministerin im Damenkleid" und bigotte Jesuitin.[2] Der Sekretär des Königs, Jan Szczęsny Herburt, nannte sie die "obszöne Favoritin".
She became involved in the affairs of state which made her very unpopular. Meyerin used her influence on the King to appoint her favourites to state positions. As a result, she was contemptuously called King's mistress, minister in a skirt and Jesuit's bigotry.[2] The King's secretary Jan Szczęsny Herburt called her "obscene favourite".

Diese Vorgänge und andere Beobachtungen ließen den Sekretär Herburt in den Widerstand gegen den König gehen (Wiki):

Er stammte aus einer polonisierten deutsch-ruthenischen Familie. Obwohl er selbst römisch-katholisch war, widersetzte er sich der Union von Brest und versuchte, die Minderheit der Östlich-Orthodoxen vor der Polonisierung zu bewahren. Das von ihm veranlaßte Drucken der Annalen von Stanisław Orzechowski und der Chroniken von Jan Dlugosz ist von König Sigismund III. kritisiert worden, der die Verbreitung der Schriften verboten hat und die Besitzungen der Familie eingezogen hat.
Jan Szczęsny Herburt hailed from a Polonized German-Ruthenian family.[1] Himself a Roman Catholic, he opposed the Union of Brest and attempted to protect the Eastern Orthodox minority in the east from Polonization.[1] His initiative of printing the Stanisław Orzechowski annals and Jan Dlugosz chronicles was criticized by Sigismund III who suspended the publication and confiscated his Dobromyl estates.

Also auch als katholisch getaufter Mensch konnte man sich von den Intrigen der Jesuiten am Königshof in Warschau angeekelt abwenden.

Der Zebrzydowski-Aufstand (1607)

Auf dem polnischen Wikipedia werden wir noch ausführlicher informiert über diesen Sekretär des Königs (Wiki):

Ursprünglich war er ein Anhänger von König Sigismund III. Wasa. Er wurde dann sein Gegner und war einer der Anführer der sogenannten Zebrzydowski-Aufstandes von 1607 und ist dann von 1607 bis 1609 von Königstreuen (in Warschau) inhaftiert worden. Als Verleger hatte er während der Gegenreformation Probleme mit der königlichen Zensur.

"Probleme", das ist recht hübsch und höflich auf dem polnischen Wikipedia formuliert. Die Jesuiten haben seine Schriften schlicht verboten und einziehen lassen. Weiter lesen wir (Wiki) (lt. Google Übersetzer):

Er war Autor vieler politischer Schriften gegen Magnaten und Jesuiten[5]. In seinen politischen Überlegungen verteidigte er polemisch den orthodoxen Ritus gegen die Union und die Ruthenen und schrieb Lieder im ruthenischen Dialekt[6]. Er veröffentlichte unter anderem Privileg, ließ 1604 eine orthodoxe Kirche in Mościska bauen, die orthodoxe Kirche wurde 1611 gebaut. Er druckte unter anderem in Dobromil Schriften von Wincenty Kadłubek und 6 Bände der Chronik von Jan Długosz. Die in Dobromil erschienenen Bücher signierte er mit dem Herburt-Wappen und dem Slogan „Prawda a Praca“. (...) Jan Szczęsny starb 1616 und hinterließ die Stadt Dobromil in völligem Ruin. Er wurde später von Geschichtsschreibern als gelehrter Raufbold beschrieben.

Na klar, wer die Jesuiten bekämpft, war ein "Raufbold", immerhin ein "gelehrter", na klar. 1606/07 hatte er eine Satire gegen den Jesuiten Peter Skarga veröffentlicht unter dem Titel "Steh auf, Jesuit" (Wiki):

Im Laufe der Zeit wechselte jener Zweig der Herburt-Familie, die in der Stadt wohnen blieb, ihren Namen zu Dobromilski.
In the course of time, the branch of the Herburt family which resided in the town changed its name into Dobromilski. 

Sie hat sich also auch polonisiert, wogegen er selbst noch gekämpft hatte. 1606 jedenfalls vereinigten sich polnische Adlige unter Mitbeteiligung von Jan Szczęsny Herburt zum Zebrzydowski-Aufstand. Sie forderten die Entthronung König Sigismund III., weil er die "Articuli Henriciani" (Wiki) aus dem Jahr 1573 gebrochen hätte, nach denen der König durch den Hochadel gewählt werden müsse. Der vormalige Sekretär verfaßte darüber eine Aufklärungsschrift (Wiki):

Sie forderten die Vertreibung der Jesuiten aus Polen-Litauen. Sie forderen weiterhin, daß der Sejm staatliche Beamte anstelle des Königs ernennen sollte; daß örtliche Beamte gewählt und nicht ernannt werden sollten und daß die Rechte der Protestanten ausgeweitet und geschützt werden sollten.
They demanded (...) the expulsion of the Jesuits from the Polish–Lithuanian Commonwealth. They further demanded that the Sejm appoint state officials instead of the king; that local officials should be elected and not appointed and that Protestant's rights should be expanded and protected.

Wie es genauer zu dieser so schmählichen Niederwerfung des Zebrzydowski-Aufstands gekommen ist, wäre an dieser Stelle noch einmal bei Gelegenheit nachzutragen. 

Es sollte aber noch einmal als bemerkenswert festgehalten werden, daß sich der polnische Sejim im Jahr 1620 dem König verweigerte, mit seinem Land Partei zu nehmen in dem Religionskrieg, den damals die Habsburger in Deutschland vom Zaun gebrochen hatten. Die katholisch gesinnten Magnaten Polens mußten deshalb eine Art "Privatkrieg" beschließen, um Kriegszüge gegen den Calvinisten Bethlen Gabor in Ungarn, der das Wien der Habsburger bedrohte, und gegen das mit diesem verbündete Osmanische Reich in Podolien zu führen, das den Calvinisten Bethlen Gabor in Ungarn unterstützte, der hinwiederum das Wien der Habsburger bedrohte.

Rafaeł Leszczyński (1579-1636) - Ein Beschützer der Calvinisten

Einer der große Beschützer der Calvinisten in Polen war Rafaeł Leszczyński (1579-1636) (Wiki):

Rafaeł begann seine politische Karriere im Sejmik (lokales Parlament) der Woiwodschaft Sandomierz. Er war zwar ein Gegner von König Sigismund III. Wasa, erhob sich aber nie in offener Rebellion wie die Teilnehmer des Zebrzydowski-Aufstandes. Er war Protestant und ein Verteidiger der protestantischen Rechte und der religiösen Toleranz im polnisch-litauischen Königreich, wobei er den größten Teil seines politischen Einflusses religiösen Angelegenheiten widmete. Während des Dreißigjährigen Krieges gewährte er den Böhmischen Brüdern und Flüchtlingen aus Schlesien Zuflucht. Er ließ viele neue protestantische Kirchen und Schulen erbauen und baute bestehende weiter aus so wie die Schule in Leszno unter dem tschechischen Pädagogen Jan Amos Komeński. Er wurde der „Papst der Calvinisten in Polen“ genannt. In der Außenpolitik unterstützte er die Zusammenarbeit sowohl mit dem katholischen Frankreich als auch mit protestantischen Ländern wie Schweden.
Er korrespondierte mit Gabor Bethlen aus Siebenbürgen und mit dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg. Von Georg Wilhelm von Brandenburg erhielt er als Gegenleistung für seine Unterstützung der protestantischen Sache eine Summe von 3.000 Zloty. Nach 1629 korrespondierte er auch mit Axel Oxenstierna, dem schwedischen Kanzler. Er war ein starker Befürworter der Ehe zwischen Władysław IV Waza und einer protestantischen (calvinistischen) Prinzessin. Er nahm 1635 an den Verhandlungen mit Schweden teil, wo er mit dem französischen Botschafter Graf Claude d'Avaux zusammenarbeitete. Er riet dem König von Feindseligkeiten mit Schweden ab und wollte nach dem Frieden von 1635 die polnische Außenpolitik auf Schlesien ausrichten.
Im Laufe seines Lebens sammelte er beträchtlichen Reichtum: 17 Städte und über 100 Dörfer in Wielkopolska, Baranów und nahe gelegenen Ländern.
Rafał started his political career in the Sejmik of the Sandomierz Voivodeship. He was an opponent of king Sigismund III Vasa, but he never rose up in open rebellion like the participants in the Zebrzydowski Rebellion. He was Protestant, and was a defender of Protestant rights and religious tolerance in the Polish–Lithuanian Commonwealth, dedicating most of his political influence to matters of religion. He provided shelter for Czech Brethren and refugees from Silesia during the Thirty Years' War. He sponsored many new Protestant churches and schools, and developed existing ones, like the school in Leszno, under Czech pedagogue Jan Amos Komeński. He was called the "Pope of Calvinists in Poland." In foreign politics, he supported cooperation with both Catholic France and Protestant countries like Sweden.  He corresponded with Gabor Bethlen of Transylvania and George William, Elector of Brandenburg. George William of Brandenburg gave him a yearly donation of 3,000 zlotys, in exchange for his support for Protestant cause. After 1629 he also corresponded with Axel Oxenstierna, the Swedish chancellor. He was a strong supporter of the marriage between Władysław IV Waza and a Protestant (Calvinist) princess. He took part in the 1635 negotiations with Sweden, where he worked with the French ambassador, count Claude d'Avaux. He advised the king against hostilities with Sweden, and after the peace of 1635, he wanted to direct Polish foreign policy towards Silesia.  During his life he gathered substantial wealth: 17 towns and over 100 villages in Wielkopolska, Baranów and nearby lands. 

Die litauische Stadt Birzen (Wiki) unter der Familie Radziwill war ein weiteres Zentrum des Calvinismus, diesmal in Litauen. Bis heute hat sich in ihr eine kleine - aber immer noch die "größte" - Evanglisch-reformierte Gemeinde in Litauen erhalten, nachdem die noch größere calvinistische Gemeinde in der Hauptstadt Wilna in mehreren inszenierten Unruhen aus den Mauern der Stadt Wilna verbannt worden war.

Christoph Radziwiłł („der Jüngere“) (1585-1640) - Ein Beschützer der Calvinisten

In Birzen wurde auch der litauische Feldherr, Magnat und Großfürst Christoph Radziwiłł („der Jüngere“) (1585-1640) (Wiki, pol) geboren worden. Dieser als Feldherr ebenbürtige Gegner des Schwedenkönigs Gustav Adolfs II. war zugleich ein Hort des Calvinismus. Er führte die polnisch-litauischen Truppen und auch den Adel Kurlands und Livlands im Krieg gegen die Schweden und im Krieg gegen die Russen. Auf dem polnischen Wikipedia lesen wir über ihn (Wiki): 

Obwohl seine Mutter und seine Schwester katholisch waren, wuchs er selbst im Calvinismus, der Religion seines Vaters, auf. Er erhielt eine gründliche Ausbildung an den protestantischen Universitäten im Westen: Heidelberg und Leipzig, und unternahm auch eine Reise, auf der er andere protestantische Universitäten in Basel, den Niederlanden und Frankreich besuchte.

Radziwill galt bis 1621 als Schutzherr der Stadt Riga, mit der gemeinsam er bis 1620 gegen Georg Wolmar von Fahrensbach vorging (Seraphim). Und weiter (Wiki):

Während des Krieges mit Schweden 1621-1626 verfügte er nur über wenige hundert Mann, mit denen es ihm 1621 nicht gelang, Riga zu verteidigen[2]. 1622 schlug er in Mitawa den Angriff der überwältigenden schwedischen Streitkräfte ab, die von Gustav Adolf selbst kommandiert wurden. Obwohl er Kurland zurückeroberte, unterzeichnete er einen Waffenstillstand mit Schweden, und von diesem Augenblick an begann sein Konflikt mit König Sigismund III. Wasa[2]. Als Anführer der antiköniglichen Opposition in Litauen während der Regierungszeit von Sigismund Wasa wurde er bei der Vergabe von Stellen übersehen.

Die Pläne von Bethlen Gabor (1629)

Wir lesen (Szilágyi 1882, S. 472):

Bethlen hat auch in Polen viele Freunde: den Starost von Sandomir, der an der Grenze Ungarns haust, den Palatin Lecznoszky, den Krakauer Kastellan Sbarasky, den Landesmarschall, Radzivil, Saphieha und viele andere.

Bethlen wolle sich gegebenenfalls zum König von Polen wählen lassen. Gerade an diesen Verbindungen zwischen Bethlen Gabor und den polnischen Calvinisten könnte noch einmal die damalige Machtstellung der Calvinisten in Polen heraus gearbeitet werden.

1632 - Der Tod von Sigismund Wasa

1632 starb Sigismund III. Wasa. Sein Sohn Władysław IV. Wasa (1595-1648) (Wiki) benötigte, um zum König von Polen gewählt zu werden, die Stimmen der Protestanten (Fedorowicz 1980). Er hatte wohl nicht zuletzt auch deshalb Freunde unter den Protestanten und schien ihnen eine Zeit lang sogar Hoffnung gemacht zu haben, daß er sich mit einer protestantischen Prinzessin, nämlich einer Schwester von Elisabeth Stuart, verheiraten könne, einer Tochter des englischen Königs (Fedorowicz 1980). Überhaupt gab er sich zumindest anfangs in religiösen Fragen als gemäßiger als sein Vater und - wichtiger noch - als dessen Mätresse Ursula Meyerin. Deshalb standen sich auch die Magnaten und Schutzherren des polnischen Calvinismus, Rafaeł Leszczyński und der Fürst Radziwill anfangs sehr gut mit Władysław. Vermutlich auch daher der plötzlich erkennbare Eifer und Ehrgeiz des Fürsten Radziwill im Krieg gegen Rußland (Wiki) (n. Google Übersetzer):

Er zeichnete sich im Smolensker Krieg von 1632-1634 mit Rußland aus. Mehrere Monate lang operierte er an der Spitze der schwachen Armee des Großherzogtums Litauen um das belagerte Smolensk herum und brachte mehrmals Verstärkung und Nachschub zur Festung. Mit mutigen Aktionen verschaffte er Zeit für die Ankunft der polnischen Hauptarmee von König Władysław IV. Nachdem die Ablösung kam, beteiligte er sich daran, die russische Armee in die Enge zu treiben und sie zur Kapitulation zu führen. Dann führte er eine waghalsige Fahrrallye tief in russisches Gebiet hinein. Mit einem großen litauischen Streitkolben in Händen näherte er sich dem Herrenhaus. Mit Vorbehalt unterstützte er die Kriegspläne von Władysław IV..

Offensichtlich wollte Radziwill noch auf anderen Gebieten dem neuen König seinen guten Willen zeigen und hat aus diesen Zusammenhängen heraus 1633 in einem Brief an Hermann Samson in Riga diesen zur Übergabe Riga's an Polen bewegen wollen. Auf dem deutschen Wikipedia lesen wir (Wiki):

Gleichzeitig war er Anhänger dessen toleranteren Sohnes Władysław IV. Wasa. Er setzte sich ein für die Ehe Władysławs mit einer protestantischen Prinzessin, was jedoch scheiterte. Ebenfalls suchte er zur Durchsetzung der Glaubensfreiheit gegen den katholischen Klerus das Bündnis mit Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg.

Von diesem wurde zumindest Leszczyński ja auch bezahlt. Auf dem englischen Wikipedia erfahren wir die weitere Entwicklung (Wiki):

Nachdem Władysław seinen Vorschlag, eine protestantische Prinzessin zu heiraten, verwarf, ging Radziwill auf Abstand zum König. Er stellte sich gegen ein Bündnis Polens mit Habsburg.
An advocate of Władysław's marriage to a Protestant princess, he distanced himself from the king after Władysław declined this marriage proposal. He opposed an alliance between the Commonwealth and the Habsburgs.

1637 - Władysław heiratet katholisch

1637 hat Władysław dann in erster Ehe Cäcilia Renata, die jüngste Tochter Kaiser Ferdinands II. geheiratet, des furchtbaren deutschen Rekatholisierungs-Kaisers. Sie war in Graz von den Jesuiten streng katholisch erzogen worden. Radzwill hatte also die katholische Einstellung von Władysław unterschätzt, bzw. hatte er dessen Nachgiebigkei gegenüber katholischen Einflüssen unterschätzt oder er und anderen Dissidenten hatten sich von Władysław täuschen lassen. Denn schon über Władysław's Kronprinzen-Zeit lesen wir (Wiki):

Durch die Tagebuchaufzeichnungen dreier ihn begleitenden polnischen Adligen ist seine 1624/1625 unternommene Kavalierstour gut dokumentiert. Weihnachten 1624 verlieh ihm Papst Urban VIII. Schwert und Hut. 

Wie Leszczyński war Radziwill ein großzügiger Förderer und Schutzherr der Calvinisten.

1640 - Christoph Radziwiłł stirbt "am Boden zerstört"

Damit in Zusammenhang stehend hat er sich sehr für die Universität Wilna eingesetzt und für die calvinistische Gemeinde in Wilna (Wiki) (n. Google Übersetzer):

Im Gegensatz zu vielen Magnaten nahm er an kalvinistischen Synoden teil - er war Synodendirektor in den Jahren 1614 und 1627.[14] Ebenfalls versuchte er, calvinistische Kirchen in der Krone zu schützen.  Er nahm sich der Gehälter der calvinistischen Pastoren auf seinen Gütern an und dem Bau neuer calvinistischer Kirchen. 1631 gründete er in Kiejdany zusammen mit seiner Frau Anna, geb. Kiszków, eine neue monumentale reformierte Backsteinkirche, ein Presbyterium, eine Turnhalle, eine Lehrerwohnung und ein Krankenhaus (Armenhaus) und stiftete sie mit 2.000 Zloty.[15]  
Er hatte es im Jahr 1640 sehr schwer in dem Prozeß gegen die Kirche von Wilna. Władysław IV. bestrafte die Täter eines Angriffs auf die Kirche nicht nur nicht mit einem königlichen Urteil, sondern ordnete auch an, sie außerhalb der Stadtmauern zu verlegen. Er verbot Pfarrern die pastorale Tätigkeit in der Stadt. Er (Radziwill) nahm als Zeuge im Namen seiner Glaubensgenossen am Hinrichtungsdekret teil. Nach Angaben seiner Zeitgenossen starb er am Boden zerstört durch die Wendung dieser Ereignisse.
Seine Verbundenheit mit dem Calvinismus war der Grund dafür, daß Sigismund III. Wasa jahrelang seine Nominierung für den Senat blockierte. Zu letzterem wurde er nur von Władysław IV. Wasa befördert.
Trotz seines tiefen Calvinismus war er ein toleranter Mensch, der zum Beispiel mit Bischof Eustachy Wołłowicz befreundet war. Während der Sejms 1611 und 1632 verzichtete er darauf, die Forderungen seiner Anhänger durchzusetzen, als die Katholiken drohten, die Sejms aufzulösen.

Wie in den weiteren Jahrzehnten mit den Folgen der Union von Brest umgegangen wurde, ist unter anderem an dem Wirken des Petro Symeonowytsch Mohyla (1596-1647) (Wiki) abzulesen.

Auf dem Eroberungszug der Jesuiten für den Papst in Rom gegen die Selbstständigkeit der orthodoxe Kirche in Osteuropa folgten auf die Union von Brest im Jahr 1596 unter anderem die Union von Marča im Jahr 1611 bezüglich der kroatischen Kirche und die griechisch-katholische Kirchenunion in Weißenburg (Alba Iulia) in Siebenbürgen in den Jahren 1697 bis 1701. Auf alle diese Ereignisse gibt es je nach religionspolitischer Verortung heute - ob papsttreu oder antipäpstlich - unterschiedliche Sichtweisen.

Der Siegeszug der Jesuiten in Polen und Litauen ist erschütternd.

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  1. Lelewel, Joachim: Geschichte Polens. Leipzig1846 (GB
  2. Szilágyi, Alexander (Sándor): Gabriel Bethlen und die schwedische Diplomatie. In: Ungarische Revue 2, 1882, S. 457-488 (GB)
  3. Seraphim, Ernst: Der Kurländer Wolmar Farensbach. Ein Parteigänger und Verräter des 17. Jahrhunderts. Nach archivalischen Quellen. In: Seraphim, Ernst und August: Aus der Kurländischen Vergangenheit. Bilder und Gestalten des siebzehnten Jahrhunderts. Stuttgart 1893, S. 9-152 (GB)
  4. J. K. Fedorowicz: England's Baltic Trade in the Early Seventeenth Century Trade. A Study in Anglo-Polish commercial diplomacy. Cambridge University Press 1980 (GB)
  5. Tomasz Kempa: Die Warschauer Konföderation von 1573. In: Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Akademie Verlag 2013, https://doi.org/10.1524/9783050093437.883
  6. Christoph Augustynowicz: Die Union von Brest. In. Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Akademie Verlag 2013, https://doi.org/10.1524/9783050093437.897
  7. Bojan Aleksov und Zlatko Kudelić: Die Union von Marča. In: Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Akademie Verlag 2013, https://doi.org/10.1524/9783050093437.905
  8. Albert Weber: Die griechisch-katholische Kirchenunion in Alba Iulia Aus dem Buch Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. https://Akademie Verlag 2013, doi.org/10.1524/9783050093437.939
  9. Kęstutis Daugirdas und Cornelia Aust, Wilna / Vilnius, in: Ortstermine. Umgang mit Differenz in Europa, hg. für das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) v. Joachim Berger, Irene Dingel und Johannes Paulmann, Mainz 2016. URL: http://www.ieg-differences.eu/ortstermine/kestutis-daugirdas-cornelia-aust-vilnius
  10. Kazimierz Bem: Calvinism in the Polish Lithuanian Commonwealth 1548-1648. The Churches and the Faithful [St Andrews Studies in Reformation History]. Brill, Leiden 2020 (GB)

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